•𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 38°
Durch das Gewicht eines Körpers wurde ich abrupt geweckt und erkannte am frühen Morgen Daniel, der auf mir ruhte. "Du machst es mir wirklich nicht leicht!" Keuchte ich und versuchte, den Brocken von mir zu befreien.
Langsam öffneten sich seine Augen, während ihm bewusst wurde, dass er das halbe Bett für sich beansprucht hatte. "Verzeih, bellezza," entwich seiner rauen Stimme, ähnlich wie am vorangegangenen Morgen. Er positionierte sich erneut neben mir und unsere Blicke wanderten zur Uhr, die auf seinem Smartphone erschien.
Plötzlich weiteten sich unsere Augen, als uns die Uhrzeit ins Bewusstsein trat. Ohne viele Worte warfen wir die Bettdecke ab und eilten halb entkleidet ins Badezimmer.
Rasch putzten wir unsere Zähne und schlüpften in unsere ausgewählten Kleidungsstücke. "Das ist meine Haarbürste, ich benötige mehr Zeit zum Frisieren," murrte ich, als wir gleichzeitig nach dem Utensil griffen. Er hob beschwichtigend die Hände und wartete, bis ich mit dem fertig war, was ich begonnen hatte.
Gelächter erfüllte das kleine Badezimmer, während wir uns beeilten, für den Tag bereit zu sein. Nachdem wir die Bürste geteilt hatten, warfen wir uns einen letzten prüfenden Blick im Spiegel zu, bevor wir die Tür öffneten und uns auf den Weg machten. "Wir sollten wirklich nicht vergessen den Wecker zu stellen," bemerkte Daniel mit einem Schmunzeln, indem wir das Schlafzimmer verließen.
"Warum habt ihr uns nicht geweckt?" Maulte ich die beiden an, die jedoch ebenfalls im Stress schienen. "Wir hatten eine lange Nacht und-." Daniel stoppte meinen Bruder, der in eile war. "Ich will nicht wissen, ob du mit meiner Schwester Sex hast." Alex hingegen lachte auf. "Denkst du, ihr pflückt Blümchen?" Das Gelächter begann, doch verschwand auch soeben schnell, als ich erneut auf die Wanduhr blickte und drängte.
Während ich mit Amira im Auto zur Universität fuhr, hallten noch die Lacher und die hektische Morgenroutine in meinen Gedanken nach. Die Sonnenstrahlen beleuchteten die Straßen, als wir uns über unsere Pläne für den Tag unterhielten. Die lockere Stimmung im Auto half, den Stress des frühen Morgens zu vergessen. Gemeinsam nahmen wir die Fahrt in Angriff, mit dem Bewusstsein, dass trotz des turbulenten Starts der Tag.
Als Amira am Steuer saß und ich nachdenklich über meine Traum nachdachte, kam ein Gefühl über mir, was Zufriedenheit bat. Der vorherige Konflikt mit mir und meinen Rachepläne verschwanden in der Flut mit ihnen.
Das Bedürfnis dazu, jemanden ebenfalls so verletzen, wie ich verletzt wurde, war der falsche Gedanke. Der Traum brachte Klarheit, was ich zuvor niemals gedacht hätte, dass so etwas funktionieren könnte.
Jemanden zu sein wie Valeria, würde meinen eigenen Charakter nur in den Dreck weiter ziehen.
Gemeinsam traten wir verspätet in unsere jeweiligen Lesungen ein, indem die Unangenehmlichkeit mir zur Ohren stieg. Mit kleinen Schritten, die leise wie eine Ameise waren, begab ich mich zu einen freien Platz und hörte bei den bekanntlichen Professor zu, der mir am Tag der offenen Tür in die Erinnerung stach.
Der Professor tauchte tief in die Welt der Ozeane ein, beginnend mit den wiederhlenden Grundlagen aus ersten Semester. Dort wurden Themen wie marine Ökosysteme, Artenvielfalt und ökologische Zusammenhänge grob präsentiert.
Darauffolgend wurde die Lesung in spezifischere Bereiche der Meeresbiologie vertieft. Fortgeschrittene Konzepte wie Meeresströmungen, biologische Anpassungen von Lebewesen an ihre Umgebung und ökologische Herausforderungen wurden lebhaft diskutiert. Der Professor teilte auch aktuelle Forschungsergebnisse und ihre Auswirkungen auf den Schutz der Meeresumwelt.
Die Zuhörer erlebten eine lebendige Präsentation, die nicht nur wissenschaftliche Fakten vermittelte, sondern auch die Leidenschaft für die Erforschung der Meere widerspiegelte.
In der abschließenden Fragerunde zeigte sich das Interesse der Zuhörer an konkreten Anwendungen der Meeresbiologie. Der Professor erklärte, wie Erkenntnisse aus diesem Bereich in den Schutz gefährdeter Arten, die nachhaltige Fischerei und den Umweltschutz einfließen. Diskussionen über die Auswirkungen auf die Meere und die drängende Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit rundeten die Lesung ab.
Trotz des zu spät kommend, nahm ich einiges an Wissen mit, auch wenn einiges in meiner vorherigen Lesungen soeben diskutiert wurde. Zudem war das Glück mit mir, indessen ich unbemerkt war und niemanden gestört habe.
Die Zuhörer verließen die Veranstaltung mit einem erweiterten Verständnis für die Herausforderungen und Chancen im Bereich der Meeresbiologie sowie einem gestärkten Bewusstsein für die Rolle, die sie selbst im Schutz der Ozeane spielen können.
Nach dem ganzen Stress, packte ich erneut meine Utensilien für die Universität ein und verstaute diese in meiner Tasche. "Grüßen Sie von mir Daniel." Stand der Professor gegenüber mir, als ich zu ihm aufsah, indes ich weiterhin einräumte.
"Ich werde die Nachricht ausrichten", lächelte ich Professor Gianni an. "Beim nächsten Mal sollten Sie den Nebeneingang nutzen, nicht den Haupteingang", deutete er auf die Tür in meiner Sitzreihe.
Die Röte stieg auf, als ich mich für das verspätete Erscheinen entschuldigte. "Zu spät kommen passiert, während ich neutral bleibe. Andere Professoren sind hingegen sehr wenig nachsichtig", erklärte er und ich nahm es zu Herzen.
"Woher kennen Sie die Fernandes-Familie?" Fragte ich direkt, mitten im Saal stehend. "Der Kontakt besteht schon länger. Ich kenne die Fernandes-Brüder, jedoch die ältere Generation. Zusammen besuchten wir oft Lesungen und waren auf Semesterfeiern. Sie unterstützten finanziell die Universität", erklärte er und ich erkannte ihre Gesichter von den Bildern im Strandhaus wieder.
Eine nicht nur wohlhabende Familie, sondern auch eine mit viel Einfluss.
"Interessant", teilte ich ihm mit und schwang meine Tasche auf die Schulter. "Weswegen fragen Sie?" Wurde er neugierig. "Weil es beim Tag der offenen Tür so aussah, als ob Sie der Familie nahestehen." Er nickte, versuchte mich jedoch zu durchschauen. Dabei erinnerte ich mich an Pablos Aussage: "Du bist ein verschlossenes Buch, doch jedes Buch ist zum Lesen geeignet." Die Frage blieb, ob ich mich lesen lassen würde.
Kurz verabschiedete ich mich und stieg verspätet in die Pause ein, den Gängen entlang. Der Geruch einiger Köstlichkeiten stieg mir in die Nase.
Diesem Geruch folgend tat ich etwas, wofür ich mich sonst nie getraut hätte. Ich stellte mich ans Ende der Schlange, die zu den Kleinigkeiten führte.
Leichte Nervosität stieg auf, als ich daran dachte, wie Ian und Valeria mich mit Muffins gedemütigt hatten. Ich zupfte leicht an meiner Haut, um meine Unruhe zu bändigen.
Ich betrachtete die Muffins und belegten Brötchen. Szenarien schossen in meine Gedanken und Panik breitete sich aus. "Hola! Was möchten Sie?" Mit geweiteten Augen sah ich die freundliche Dame an, die mich fragend und zugleich irritiert ansah.
"Zwei Schokomuffins, bitte." Dabei trat Amira unerwartet neben mich und half mir bei der Problematik. "Danke", flüsterte ich ihr zu, als sie die Muffins entgegennahm. "Ich bin nicht nur die Freundin deines Bruders, sondern du bist jetzt meine unbiologische Schwester, der ich helfen möchte." Ich grinste sie an, als sie mir den Muffin reichte und wir zum Tisch gingen, an dem Camila saß.
Zögernd betrachtete ich die Schokostücke auf dem Muffin, die äußerst lecker aussahen. "Ich habe Angst, den zu essen", gab ich zu und sah die beiden hilflos an.
Camila wusste nicht viel von meiner Vergangenheit. Schließlich möchte ich einiges für mich behalten und mich nicht direkt Menschen offenbaren, die ich noch nicht allzu gut kenne. "Wir beißen gleichzeitig ab", schlug Amira vor, obwohl die Hemmung groß war.
Es kam mir vor, als ob jegliche Blicke auf mir lägen. Schließlich traute ich mich nicht, in einen Muffin zu beißen und stellte mich gewiss unfähig an.
Camila zählte von drei hinab und wir bissen beide in den Muffin. Nach Jahren aß ich nach langer Zeit einen Muffin, der ein reines Schokoladenerlebnis war. Die Schokolade schmolz auf meiner Zunge und ein Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus.
"Wie habe ich das vermisst", genoss ich den Moment, in dem einige Szenen aus meiner Vergangenheit hervorstachen. Von Adipositas zu Magerkeit und die Bilder in meinem Kopf, beeinflussten mein Essverhalten stark.
Erfreut über das unerwartete Erfolgserlebnis mit dem Muffin lächelte ich. Der Geschmack weckte angenehme Erinnerungen und eine Welle der Zufriedenheit durchströmte mich.
"Das war wirklich lecker", gestand Amira. "Siehst du, es ist okay, sich etwas Gutes zu gönnen", ermutigte mich Camila. Es war ein kleiner, jedoch bedeutsamer Schritt, meine Ängste zu überwinden.
Die Blicke der anderen schienen plötzlich unwichtiger zu werden. Die selbst auferlegten Einschränkungen verblassten angesichts des Augenblicks, in dem ich bewusst das Vergnügen am Essen wiederentdeckte.
Mit jedem Bissen des Muffins schien auch eine Last von meinen Schultern zu fallen. Es war mehr als nur ein kulinarisches Erlebnis – es war ein Triumph über meine eigenen Ängste und Unsicherheiten.
In diesem Moment wurde mir klar, dass es nicht nur um den Muffin ging, sondern darum, mir selbst zu erlauben, Freude zu empfinden. Es war ein Schritt in Richtung Akzeptanz und Selbstliebe.
Vorerst fühlte sich dies wie ein Kampf der Dämonen an. Dennoch überwog mein Stolz, weshalb ich mich zufrieden in den Stuhl lehnte und mich an den Gesprächen beteiligte. Amira und ich beschlossen, den Mädels-Tag mit Camila zu verbringen. Der Plan stand fest, wir wollten einen schönen, erholsamen Tag am Strand verbringen.
°•°•°•°•
Hallöchen!🥀
Kommen wir zur Wahrheit:
Kleinigkeiten, worin Lucia zum Beispiel sich traut, wieder einen Muffin zu essen, können viele nicht nachvollziehen.
Wie auch, wenn die Person solche Ängste noch nie nachempfinden musste?
Ängste vor:
Essen
Essen gehen
Längere Fahrzeiten
Flugzeiten
Soziale Kontakte
Perfekt sein zu müssen
Versagen
Bauchschmerzen
Nicht auf die Toilette zu können
Hilflosigkeit, Verzweiflung
...
Die Liste könnte ich länger fortsetzen.
Es sind Kleinigkeiten, in denen ich einiges durch harte Arbeit mein Leben vereinfachen konnte. Dennoch ist es jedes Mal ein großer Schritt für mich, in ein Restaurant zu gehen, um dort zu essen. Die Angst vor Krämpfen ist vorhanden und begleitet mich immer.
Ich habe einen Reizdarm, der gerne seinen eigenen "Kopf" hat, dennoch musste ich erlernen, nicht direkt in die Hilflosigkeit zu geraten.
Ein Teufelskreis, in dem ich mich in der Vergangenheit oft befand:
1. Situation: worin ich z.B. im Restaurant sitze und etwas esse.
2. Gedanken: "Was wäre, wenn ich Bauchschmerzen bekomme, usw."
3. Ereignis: kleines Ziehen im Unterbauch.
4. Gedanken: Hineinsteigern der negativen Gedanken (die Macht den Selbstkritikern übergeben)
5. Gefühle, etc.: Angst (vor der Ungewissheit), Trauer (weil ich nichts genießen kann), Hilflosigkeit/Verzweiflung (ich schäme mich auf die Toilette zu gehen, ich weiß mir nicht zu helfen).
6. Resultat: Durch die negativen Gedanken steigere ich mich hinein und konzentriere mich derart darauf, keine Krämpfe zu bekommen. Durch die Gedankenspirale steuere ich dies unkontrolliert, wobei die Angst die Schmerzen verstärkt. Schlussendlich entsteht Panik, da die Krämpfe sich verschlimmern.
Ich hoffe, ich konnte euch einen besseren Einblick in viele Menschen vermitteln. Es ist schwierig als Außenstehende, jedoch würde es mich interessieren, ob ihr das Prinzip dahinter verstanden habt?
Schreibt gerne in die Kommentare.♡
Fragen:
Xoxo Hannah
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