Kapitel 39
Kapitel 39
Um nicht so leicht verfolgt zu werden, hüllte Seydon die Gruppe in einen Schild, der ihren Geruch nicht nach draußen dringen ließ. Amon unterstützte ihn. So geschützt machten sie sich auf den Weg in die Eiswüste.
Nur der Schild, der sie auch noch wärmte, machte das möglich.
Jetzt war es nur wichtig, sich nicht zu verlaufen. Luana hatte ein wenig Angst davor.
Die Sklaven waren voller Panik, als sie die Eiswüste betraten. Für sie musste es ein Gefängnis sein, aus dem sie nicht entkommen konnten. Was im Grunde irgendwie sogar stimmte.
Die Reise war beschwerlich und dauerte wesentlich länger. Was unter anderem auch daran lag, dass sie sich nicht mit den Zaubern abwechseln konnten und immer wieder kontrollierten, ob ihnen jemand folgte. Vorsicht war besser als Nachsicht.
Nur hatten sie Mühe mit den Menschen. Diese waren weit empfindlicher, als sie angenommen hatten und trotz des Wärmezaubers klagten sie über Kälte. Auch der Hunger plagte sie. Sie setzten den Proviant sparsam ein, denn durch die zusätzlichen Zauber hatten sie sich ein bisschen verschätzt.
Dennoch kam bald die Mauder von Yama in Sicht.
Wer nicht wusste, was das war, würde es für eine weitere Wand aus Schnee halten. Was es im Grunde auch war. So fügte sie sich perfekt in die Umgebung ein.
Kam man jedoch nahe genug heraus, erkannte man einige Dinge, die nicht hineinpassten. Die Vierecke in der Wand, die als Ausguck dienten und auch die Form der Zinnen war zu erkennen.
Luana atmete erleichtert auf, als sie endlich das Tor erreichten.
Die Menschen, die eng zusammengedrängt waren, um sich zu wärmen und gegenseitig Schutz zu bieten, staunten. Wahrscheinlich hatten sie so etwas noch nie gesehen.
Luana ging es da nicht anders. Vor diesem Projekt hatte sie so etwas auch noch nie gesehen.
Jemand öffnete ihnen das große Tor und ließ sie ein.
Es war Robin, die Freundin von Seydon. Sie wirkte angespannt, wartete aber, bis sie sicher innerhalb der Mauern waren.
"Es gibt ein Problem", sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
"Hat man sie immer noch nicht gefunden?", fragte Seydon, der klang, als hätte er alle Hoffnung verloren.
Robin schüttelte den Kopf.
"Was ist los. Jetzt kannst du es uns sagen", meinte Amon, der sich den Mantel auszog.
Luana blickte neugierig zu ihrem Bruder, machte sich aber auch große Sorgen.
Dieser atmete tief ein. "Sienna ist weg", sagte er kurz angebunden und mit ändernden Schultern.
"Wie weg", entfuhr es Luana überrascht. Was meinte er damit? Wie konnte Sienna weg sein?
Seydon biss sich leicht auf die Lippen. "Rebecca hat erzählt, dass sie mitten auf dem geplanten Markt einfach von einem Mann, der aus dem Nichts kam, gepackt wurde und dann mit ihm verschwunden ist. Als würde sie sich in Luft auflösen."
"Und das sagst du jetzt?", fragte Amon, der wütend klang. Luana bemerkte, dass die Menschen zusammenzuckten, doch Seydon blieb ruhig.
"Es hätte nur zu Fehlern geführt", sagte Seydon ernst, doch Luana konnte sehen, dass er Angst vor Ärger hatte. Amon war immerhin sehr mächtig und Sienna war ihm wichtig.
Der Vampir fuhr sich durch die Haare. "Habt ihr nach ihr gesucht?", fragte er und schien zu versuchen, nicht so wütend zu sein.
Rebecca nickte. "Wir haben schon überall gesucht", versicherte sie.
"Ihr kümmert euch um die Neuen", sagte Amon ernst an Ragnar und Luana gerichtet.
"Werden wir", versicherte Luana. Sie verstand Amons Drang nach Luana zu suchen. Sie würde am liebsten auch nach ihr suchen. Gleichzeitig wusste sie aber auch, dass es nichts bringen würde. Zudem musste sich jemand um die Menschen kümmern.
Luana sah zu, wie Amon mit Rebecca davonging.
"Ich werde das Gitter öffnen", erklärte Ragnar, der seine Hand nach den Gitterstäben ausstreckte. Dann nutzte er Magie. Luana konnte zusehen, wie sich die Stäbe langsam verbogen. So weit, dass die Gefangenen nach draußen konnten. Wahrscheinlich hätte es sogar einen Schlüssel gegeben, doch niemand hatte daran gedacht, danach zu suchen.
Ragnar reichte der jungen Frau mit Kind seine Hand, damit sie es leichter hatte, auszusteigen. "W-Wo sind wir hier?", fragte sie skeptisch und ängstlich.
"Das ist Yama", erklärte Luana mit einem Lächeln, die ihre Hände sanft an die Frau legte. Sie ließ Magie durch ihren Körper fließen, um zu sehen, wie es ihr ging. An sich schien sie gesund, nur brauchte sie wohl Kraft.
Bei dem Kind war es ähnlich, nur war es wesentlich erschöpfter.
"Yama?", fragte die Frau zögerlich, die scheinbar gar nicht mitbekam, dass Luana Magie benutzte.
Sie nickte leicht. "Das ist die Stadt Yama. Hier gibt es keine Sklaven", erklärte sie, bevor sie den anderen halfen, auszusteigen. "Hier könnt ihr in Ruhe leben."
Die Menschen sahen sie ungläubig aus und traten nur zögerlich hinaus. "Wir können ... hier leben?", fragte die Mutter skeptisch.
Luana nickte. "Kommt erst einmal mit", bat sie und deutete ihnen an, ihr zu folgen.
Sie würde die Gruppe Nora vorstellen, damit diese sie noch einmal genauer untersuchen konnte. Es wäre fatal, wenn sie Krankheiten einschleppten.
Luana führte sie vorbei an dem kleinen Wald, dann an den Feldern, dem Marktplatz und dem Badehaus, das noch immer im Bau war. Dann bogen sie von der Hauptstraße, die gepflastert war, rechts ab und liefen direkt auf das Heilerhaus zu.
Bisher war es so, dass die meisten Leute über ihrem Geschäft wohnten. Nur ein paar wenige hatten Häuser, die abseits lagen. Unter anderem, weil das Wohnen in der Gegend unschön war.
Luana bemerkte, dass sich die Menschen staunend umsahen.
Nur, weil sie eine Aufgabe hatte, konnte sich Luana ablenken. Ihre Gedanken gingen jedoch immer wieder zu Sienna. Hoffentlich ging es ihr gut. Was war nur passiert?
Luana führte die fünf Menschen zu Nora, welche sie noch einmal untersuchte. Danach brachte sie diese in das Haupthaus, wo Seydon sich bereits um Essen gekümmert hatte. Ragnar hingegen war die ganze Zeit bei ihr, schwieg jedoch.
"Kommt, setzt euch. Danach bekommt ihr euer Begrüßungsgeld", sagte Luana mit sanfter Stimme. Sie wollte sie nicht überfordern.
Zögerlich ließen sich alle nieder und langten zu. Das ließ Luana lächeln, dennoch wandte sie sich an Seydon und Ragnar. "Ich möchte noch einmal schnell zum Marktplatz", sagte sie und bat somit darum, dass die beiden Männer aufpassten.
Seydon nickte zustimmend. Ragnar musterte sie. "Ich möchte nicht, dass du allein gehst", sagte er leise.
Zuerst war Luana verwirrt, doch dann nickte sie zustimmend. Die Sache mit Sienna machte ihm wohl Angst. Was sie verstehen konnte. Es war nicht gut, wenn hier einfach Leute verschwanden. Hoffentlich ging es Sienna gut.
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