Kapitel 38
Kapitel 38
Zusammen mit Amon und Ragnar hockte Luana hinter einem Busch und starrte auf den Weg, der sich durch die viele Nutzung gebildet hatte. Sie war angespannt, obwohl sie wusste, dass Amons Schild sie schützen und auch tarnen würde. Zudem war auch Ragnar da, der auf sie aufpassen würde.
Beide trugen sie Schwerter bei sich, obwohl Amon andere Waffen bevorzugte. Im Moment war es jedoch schwierig an Waffen zu gelangen, da noch das Rohmaterial und die Schmiedekunst fehlte. Dennoch hoffte Luana, dass es reichen würde.
"Sie müssten jeden Moment hier vorbeikommen. Es ist der offizielle Weg in die Stadt", flüsterte Amon.
Luana hatte sich schon die ganze Zeit gefragt, warum dieser Weg nicht bewacht wurde. Allerdings sprachen sie hier von Sklavenhändlern. Sie waren im Kampf ausgebildet und brauchten wohl keine zusätzlichen Wachen.
Ragnar zog sich das Tuch über den Mund, damit man ihn nicht sofort erkannte.
Amon tat es ihm gleich. Er hatte sogar seine Haare extra unter einem Tuch versteckt. Luana hatte ihre mit Dreck gedunkelt, damit sie nicht zu sehr auffiel und auch nicht erkannt wurde. Allerdings bezweifelte sie, dass jemand sie oder Ragnar erkennen würde. Sie machte sich mehr Sorgen um Amon. Ohne ihn ging es allerdings nicht. Er war derjenige, der sich hier auskannte.
Ragnar machte ein Zeichen, das symbolisiert, dass er die Kutsche hörte. Kurz darauf kam ein Pferdekarren in Sicht. Dieser zog einen Karren, auf dem ein Metallgitterkäfig stand. Darin befanden sich nicht nur Frauen auch einige Männer. Insgesamt fünf Gefangene. Das reichte fürs erste.
Amon streckte seine Hand aus und lockerte den Boden auf der Straße. An den Stellen, wo die Räder mit Sicherheit darüber fahren würden.
Als das Pferd diesen Teil passierte, geschah nichts, doch als ein Rad den Kies überrollten wollte, sackte es in die Erde und blieb stecken.
Sofort wurden frustrierte und verärgert Stimmen laut, denn die Gruppe aus drei Sklavenhändlern war gezwungen, anzuhalten.
"Ist denn diese Straße noch immer nicht ausgebessert?", beschwerte sich einer von ihnen, der sofort auf die Seite des eingesunkenen Rades ging.
Das war ihre Gelegenheit.
Amon gab das Zeichen und Ragnar stürzte sich vor. Ohne zu zögern, griff er den Mann an. Mit Entsetzen stellte Luana fest, dass Ragnar ihn sogar enthauptete.
Das alarmierte die anderen beiden, die sich sofort auf Ragnar stürzten, jedoch an einer Art unsichtbaren Wand vor ihm abprallten.
Luana hielt die Luft an. War das nicht anders geplant? Warum griff Amon nicht ein und blieb versteckt? Wollten sie es so aussehen lassen, als gäbe es nur einen Angreifer? An sich keine schlechte Idee, doch sie sorgte sich um Ragnar.
Dieser ging mit dem Schwert um, als hätte er seit Kindertagen nichts anderes getan.
Mit schnellen Bewegungen und unglaublicher Kraft gelang es ihm, auch die beiden anderen auszuschalten.
Kaum war das geschehen, erhob sich Amon aus seiner Deckung. Er hob die Hand und der Boden verschluckte die Überreste und auch das Blut.
Luana ballte die Fäuste, damit sie nichts Dummes tat. Obwohl sie der Meinung war, dass die Männer es verdient hatten, wollte sie doch nicht, dass diese starben. Es war dumm und naiv, doch irgendetwas in ihr sträubte sich.
Amon beruhigte das Pferd, während Ragnar sich die eingesperrten Passagiere besah. Dann winkte er sie zu sich.
Nur langsam kam Luana aus ihrem Versteck.
"Und was jetzt?", fragte sie unsicher.
"Wir bringen sie weg", entschied Amon. "So wie geplant. Wir sind jetzt die Sklavenhändler. Falls jemand fragt. Am besten ihr lasst mich sprechen", wies er an und brachte die Pferde dazu, auf dem Weg zu drehen, damit sie zurückfahren konnten.
Luana und Ragnar schlossen sich ihm an. Sie trugen möglichst unauffällige Kleidung. So würde man sie auf den ersten Blick für Händler halten, die eine private Lieferung abgeben sollten. Das war nicht unüblich und niemand würde fragen.
Luana hoffte sehr, das man auch die drei anderen Händler nicht vermisste. Sie hatten sich extra Neulinge ausgesucht, denn da war die Todesrate bei einem Fang höher.
Die Sklaven schienen verwirrt, schwiegen aber. Das war gut, denn so würden sie nichts verraten.
"Was passiert mit uns?", traute sich eine Frau zu fragen, die ein kleines Kind im Arm hielt. Dieses weinte und wirkte kraftlos.
Luana erkannte, dass sie Menschen waren, denn ihre Aura war anders als alles, was sie kannte.
"Das wirst du sehen", antwortete Amon mit ruhiger Stimme.
Luana hätte gern alles erklärt, doch das ging nicht. Sie mussten Schweigen, bis sie in Sicherheit waren.
Es durfte nichts an die Ohren von Fremden dringen.
Gemeinsam liefen sie den Weg entlang und wurden nur ein einziges Mal angesprochen.
Amon erklärte ruhig und kurz angebunden, dass sie eine Privatlieferung abgeben wollten. Das reichte aus und sie wurden nicht weiter behelligt.
Im Grunde war es sogar ein ganz angenehmer Tag. Die Sonne schien und wärmte die Umgebung. Der Wind war sanft und sorgte für ein wenig Abkühlung. Allerdings wurde es immer kühler, da sie sich der Eiswüste näherte.
"Irgendwas stimmt nicht", bemerkte Amon plötzlich angespannt, denn an der Stelle, die besprochen wurde, wartete nicht Sienna. Stattdessen stand dort Seydon, was dafür sorgte, dass Luana das Herz kurz aussetzte.
"Was ist passiert?", fragte sie atemlos. Warum war Seydon hier und nicht Sienna?
"Das erkläre ich euch, wenn wir zurück sind", antwortete Seydon gedämpft.
Luana wollte weiter fragen, doch sie schwieg. Hier war nicht der richtige Ort, das verstand auch sie.
"Kannst du uns zurückbringen?", fragte Amon angespannt.
Seydon nickte. "Wir haben Punkte markiert, müssen aber unseren Geruch verwischen. Ich habe den Zauber gelernt", sagte er, wobei er sich ständig umsah, als würde er damit rechnen, dass man sie beobachtete.
Es war gut, dass er aufpassen, doch damit machte er sie nervös.
Auch Amon wirkte angespannt. "Wir sollten los, damit mir jemand erklären kann, warum du hier bist und nicht Sienna", sagte er, wobei Sorge in seiner Stimme mitklang.
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