Kapitel 37
Kapitel 37
Luana stellte den kleinen Korb mit Brötchen auf den Tisch, bevor die sich zu Sienna setzte. Amon war ebenfalls da, obwohl er keine feste Nahrung brauchte.
Ragnar, der gerade ein wenig frische Butter holen war, würde wohl gleich folgen.
"Bleibt es dabei, dass ihr heute los wollt?", fragte Wienna besorgt.
Luana blickte kurz zu Amon, dann nickte sie. "Wenn sich nichts anderes ergibt, dann ja", antwortete sie, während sie die dampfenden Brötchen aufschnitt.
Kaum war sie damit fertig, betrat Ragnar das Gemeinschaftshaus, das bis auf die vier mittlerweile leer war. Alle waren ausgezogen und hatten ihre eigenen Häuser. Eine wundervolle Entwicklung, wie Luana fand.
Ragnar stellte die kleine Schale mit Butter ab und setzte sich dann zu ihnen, bevor er sich ein Brötchen nahm und dieses in die Butter tauchte.
"Bitte passt gut auf euch auf", bat Sienna zögerlich.
Amon nickte. "Du hier auch. Und vergiss nicht, am Treffpunkt zu sein", erinnerte er sie, denn Sienna würde hierbleiben und erst später an einem ausgemachten Treffpunkt warten. Dorthin konnte die Gruppe auch ohne Sienna gelangen und ihre möglichen Angreifer abschütteln.
"Werde ich", versicherte Sienna, die trotzdem besorgt dreinblickte.
Amon nahm beruhigend ihre Hand in seine. "Es wird nichts passieren. Ich sperre die Händler in meinen Schild ein, Ragnar wird die Sklaven befreien und Luana versteckt sich, um später die Wunden zu heilen", erklärte er noch einmal. Luana gefiel ihre Rolle nicht unbedingt, denn sie wollte mehr tun, wusste aber, dass es sicherlich nicht so leicht sein würde. Sie sollte es Amon und Ragnar überlassen. Es war schon sehr nett, dass diese Luana überhaupt mitnahmen. Dabei war der erste Plan gewesen, dass Luana hierblieb. Etwas, was ihr gar nicht gefallen hatte.
Allerdings war es ihr gelungen, die Männer zu überreden. Ihr war aufgefallen, dass diese durchaus Interesse daran hatten, auf die Frauen zu hören oder ihnen wenigstens zuzuhören. Ragnar hatte verstanden, dass sie diese Freiheit und Gelegenheit brauchte.
Daher war sie nun dabei und auch Teil des Plans. Vielleicht kein aktiver Teil, doch wichtig, sollte es zu Problemen kommen. Sie wollte zwar zeigen, was sie konnte, doch sie wollte nicht, dass die Männer verletzt wurden. Daher hoffte sie, dass sie nicht in Aktion treten musste.
"Was wirst du tun, wenn wir weg sind?", fragte Amon.
Sienna lächelte schief. "Rebecca möchte mir das Brotbacken beibringen", sagte sie, wobei ihre Augen leicht funkelten.
Luana lachte leise. Sie hatte von der Küche bereits gehört, dass Sienna zwar gern kochte oder backte, aber kein Talent dafür aufwies. Es gin im Grunde immer etwas schief. Daher glaubte Luana auch, dass die Bäckerin es lediglich anbot, damit Sienna abgelenkt war.
"Bitte setze nichts un Flammen", bat Amon, wobei er neckend klang.
Der Vampir hatte noch immer diese mächtige, gefährliche Ausstrahlung, doch er wirkte nicht mehr so verbittert. Im Gegenteil. Seine Gegenwart hatte etwas Spielerisches. Was wohl an Siennas Gegenwart lag. Zumindest wenn Luana den anderen glaubte.
"Bitte, passt auf euch auf", bat Sienna, die sich wohl so viele Sorgen machte, dass sie sogar das Essen vergaß. Deshalb hielt ihr Amon das Brötchen sogar an die Lippen.
Das ließ Luana leise lachen, denn Siennas Gesicht war zu niedlich. Überrascht blickte sie auf das Gebäck und ihre Ohren zuckten. Dann biss sie hinein und kaute genüsslich.
Das ließ sie unglaublich jung wirken, obwohl sie wohl ein gutes Jahrhundert älter war als Luana. Gleichzeitig alterten Itaris aber anders als Werwölfe oder gar Lycaner.
Luana war zwar von den Jahren gesehen her jünger, doch Sienna war körperlich und geistig auf ihrem Stand. Itaris waren erst mit einhundert Jahren alt genug, um als erwachsen zu gelten. Ab diesem Punkt änderte sich ihr Körper zu dem eines Jungen Erwachsenen. Vorher waren sie Kinder.
Amon erhob sich, nachdem Sienna das Brötchen gegessen hatte. "Seid ihr so weit?", fragte er in die Runde.
Luana erhob sich zuerst. "Ich bin soweit", versicherte sie. Sie würde als Wolf laufen und Ragnar ebenfalls. Er würde allerdings Amon tragen. Ein überraschendes Angebot, aber Luana hatte das Gefühl, dass beide mittlerweile sehr gute Freunde waren, auch wenn sie sich ab und an neckten.
Ragnar erhob sich ebenfalls und streckte sich ausgiebig. "Glaubst du, du kannst den Zauber, der dich auf dem Schnee laufen lässt, so lange durchhalten?", fragte er an Luana gewandt. Diese nickte entschieden. Sie würde sich die größte Mühe geben, es zu schaffen. Sie war zuversichtlich und hatte hart genug dafür geübt.
Sienna trat auf Amon zu und küsste ihn sanft. "Viel Erfolg", sagte sie liebevoll.
Luana konnte die Beziehung der beiden richtig sehen. Es war so innig und tief, dass Luana fast neidisch wurde. So lange, bis Ragnar ihre Hand griff. Das jagte ihr einen kleinen Schauer über den Rücken und ließ sie lächeln. Noch waren sie nicht wirklich zusammen, doch Luana kam es so vor, als würden sie beide das gleiche wollen, doch nichts überstürzen. Sie fragte sich, ob er den ersten Schritt machen würde oder Darauf wartete, dass sie es tat. Luana war sich unsicher und noch zögerte sie.
"Gehen wir", sagte Ragnar, der sie leicht, aber vorsichtig, mit sich zog.
Sie verließen das Gemeinschaftshaus und liefen die Hauptstraße entlang. Diese ging genau auf das große Tor zu und war mittlerweile sogar gepflastert. Man hatte eigentlich nur irgendwo mit den ganzen Steine aus der Miene hin gewusst. Es hatte sie regelrecht angeboten.
"Was machen wir, wenn wir zu viele Leute befreien?", fragte Luana zögerlich.
"Das wird nicht passieren. Es sind meist Transporte mit maximal zehn Sklaven. Zur Sicherheit, falls sie aufbegehren", erklärte Amon, der den Wachen am Tor zunickte.
Diese erwiderte den Gruß, bevor sie ihnen das große Tor öffnete, das hinaus in die Schneewüste führte.
Wahrscheinlich hätten es viele als lächerlich erachtet ein Tor in dieses unwirkliche Gebiet zu haben, doch es bot Schutz.
In der Schneewüste gab es kein Leben, doch das hieß nicht, dass von dort nichts kommen konnte. Sicher war sicher, denn der Weg hierher war nicht ganz unmöglich.
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