Kapitel 14

Kapitel 14

Luana wurde hinter dem Pärchen hergezogen und konnte so die Möglichkeit nutzen, um die vermummte Frau zu betrachten. Sie wirkte in den Kleidern irgendwie unförmig. Als hätte sie einen Buckel, was Luana verwirrte. Würde ein Vampir mit einer solchen Frau verkehren?

Wohin gegen sie überhaupt? Luana sah sich um, doch es sah irgendwie alles gleich aus. Überall waren diese kleinen Podeste mit den Holzbalken, wo die Sklaven festgemacht waren.

Schließlich verließen sie das hektische Treiben des Marktes, bevor sie zu einer edel wirkenden Kutsche gezogen wurde.

Ein junger Mann, der bis gerade eben auf dem Kutschbock gesessen hatte, sprang herunter, verneigte sich und öffnete dann die Tür.

Der Vampir griff nach der Frau, die etwas vor ihm lief und schob sie förmlich die Treppen nach oben, bis sie im Inneren war. "Jetzt du", wies er Luana an, die nur kurz zögerte. In der Kutsche würde sie nicht fliehen können, doch jetzt war es auch nicht möglich.

Langsam bewegte sie sich auf die Kutsche zu und stieg ein. "Setz dich", wurde ihr befohlen, während sie spürte, wie der Vampir direkt hinter ihr eintrat.

Da die andere Frau auf der Bank saß, dachte sie, dass es wohl in Ordnung war, wenn sie sich ihr gegenüber setzte. Somit war sie in der Lage ihr direkt in die Augen zu sehen. Die Farbe von flüssigem Gold ließ sie fast keuchen. Konnte das möglich sein? War das Sienna?

Der Vampir schloss die Tür und dann setzte sich die Kutsche in Bewegung. Kaum waren sie einige Zeit gefahren, legte er den Arm um Sienna, die irgendwie gequält aussah. "Luana, richtig?", fragte der Weißhaarige an Luana gerichtet. Diese zuckte zusammen, da sie nicht damit gerechnet hatte, dass er sie ansprach.

Langsam nickte sie. Was würde jetzt passieren. Er streichelte Siennas Wange, bevor er ihr den Schleier vorsichtig entfernte. Luana sah, dass die junge Itari geknebelt war, was auch erklärte, warum sie bisher nicht gesprochen hatte.

Erneut streichelte er ihr die Wange. "Sie ist ein ganz böses Mädchen, deshalb bist du jetzt hier", sagte er und richtete ihre roten Augen direk auf Luana. Dieser rann ein Schauer über den Rücken. "Sie mag dich und weil dem so ist, wirst ab sofort du diejenige sein, die Ärger bekommt, wenn diese kleine Raubkatze hier Unfug macht, verstanden?", fragte er und küsste Siennas Schläfe.

Luana schluckte. Hatte sie das richtig verstanden? Sie würde Ärger bekommen, wenn Sienna Ärger machte? Das klang überhaupt nicht gut. Sie wollte nicht von anderen abhängig sein. Gleichzeitig sah sie jedoch auch in Siennas Blick die Trauer und Ergebenheit. Es schien wirklich so, als würde sie aufgeben.

"Verstanden?", fragte der Vampir erneut, was Luana nicken ließ. Sie hatte Gänsehaut und Angst, dass er sie bereits jetzt bestrafte. "Sehr gut." Mit diesen Worten lehnte er sich zurück, musterte Luana dabei aber.

Diese hatte die Hände in ihren Schoß gelegt und versuchte nicht aufzusehen. Dennoch bemerkte sie seinen Blick.

Er saß noch immer da, hatte Sienna an sich gezogen und den Blick direkt auf sie gerichtet. Es gefiel ihr überhaupt nicht. Er war gruselig. Zudem spürte sie, wie mächtig er war. Es war fast so, als wäre seine ganze Präsenz zu spüren. Etwas, was sie so bisher noch nie wahrgenommen hatte. Bei Ragnar war es nicht so schlimm gewesen, auch wenn sie diesen durchaus hatte spüren können.

"Beherrschst du Magie?", wollte der Vampir irgendwann wissen. Dass er sich nicht vorstellte, wunderte Luana nicht sonderlich. Sie war seine Sklavin und hatte wohl nicht einmal das Recht, seinen Namen zu erfahren.

"Nicht sonderlich gut", antwortete sie wahrheitsgemäß. Allerdings hoffte sie, dass er sie vielleicht unterschätzte. Immerhin war das bei ihrem Rudel schon immer so gewesen. Luana hatte gelernt es zu nutzen.

Der weißhaarige Vampir musterte sie nachdenklich, bevor er zu Sienna griff und ihr den Knebel aus dem Mund nahm. "Trink vin ihr", befahl er, was dafür sorgte, dass Sienna ein Geräusch machte, als würde sie sich sträuben wollen. Allerdings griff der Vampir ihr in den Nacken und zog sie dann in Luanas Richtung.

Obwohl Sienna fauchte und ihre Ohren unruhig zuckten, blieb ihr nichts anderes übrig, als seiner Bewegung zu folgen. So lange, bis sie förmlich an Luanas Hals gedrückt wurde. Diese versuchte sich so weit wie möglich zurückzulehen und ihre Finger krallte sie in die Bank.

Laut klopfte ihr Herz in ihrer Brust, während ihr Atem immer schneller ging. Was würde jetzt passieren?

Angstvoll kniff sie die Augen zusammen und stellte sich auf Schmerzen ein. Noch nie hatte ein Vampir oder Itari sie gebissen und sie wusste überhaupt nicht, was geschehen würde.

Luana spürte, wie Sienna ihren Mund öffnete und dann war da ein ganz leichter Stich. Es war für einen Moment unangnehm, doch nicht lange.

Ein überraschter Laut verließ Luanas Mund, ohne dass sie es verhindern konnte. Musste es sich so anfühlen? Es war, als würde plötzlich neue Kraft durch ihren Körper wandern.

Sienna sollte doch von ihr trinken und ihr damit Blut nehmen, warum also fühlte es sich eher an, als würde sie ihr etwas geben?

Langsam löste sich die Rothaarige von Luana wieder, da der Vampir seine Hand weggenommen hatte. Er hob ihr Kinn und wischte ihr ein bisschen Blut mit dem Finger ab, bevor er dieses aufleckte. Dabei machte er ein zufriedenes Geräusch. "Brav", sagte er und tätschelte Sienna, als wäre sie ein Tier, das gerade ein Kunststück vollführt hatte.

Luana war noch immer von dem Gefühl, das Siennas Biss bei ihr ausgelöst hatte, wie benebelt und bekam alles nur irgendwie am Rande mit.

"So und jetzt mach den Mund brav wieder auf", meinte der Vampir, der Sienna den Knebel wieder hinhielt. Diese gab Geräusche von sich, die deutlich zeigten, wie widerwillig sie war. Der Weißhaarige machte ein tadelndes Geräusch. "Du beißt mich sonst wieder", warnte er und hielt ihn ihr weiterhin hin. "Mund auf oder ich zwing dich", sagte er noch einmal.

Luana gefiel es nicht, wie er mit Sienna umging, doch sie wusste nicht, was sie tun sollte. Die Kraft des Vampirs schüchterte sie ein. Er war sicherlich in Magie viel besser als sie und körperlich auch viel stärker.

Zudem richtete er nun auch seine roten Augen wieder auf sie, bevor er lächelte. "Du solltest dich daran gewöhnen. Du wirst nicht nur ihr Essen, sondern dich auch in allen anderen Dingen um sie kümmern", sagte er in Luanas Richtung und klang dabei, als wäre es eine Ehre.

Wieso sollte sich eine Sklavin um eine andere kümmern? Luana verstand es wirklich nicht.

~*~*~

Besteht das Interesse daran, die Geschichte aus Siennas Perspektive zu erfahren? Also ihre Vorgeschichte?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top