Kapitel 12
Ihre Augen fingen langsam an sich an die äußerst helle Umgebung zu gewöhnen. Nach ein paar mal Blinzeln zeichneten sich nach und nach Umrisse ab. Nicht schon wieder... sie dachte wirklich, dass es aufhören würde wenn sie...Amy schluckte. Ihre Kehle war trockener als Sandpapier. Auf dem Nachtschränkchen stand, wie es der Zufall verlangte, ein kleines Glas Wasser. Reflexartig wollte sie ihren rechten Arm zum Tisch bewegen, doch Handschellen ließ es nicht zu. Sie waren zwar gepolstert, denoch verursachten sie an Amys Handgelenken Schnittwunden. Enttäuscht lässt die Frau die Arme fallen. Was war geschehen? Sie wurde ohnmächtig...Der Traum... danach Stille einfach nur endlose Stille. Das Letzte was sie sah war Light, der wie ein Verrückter versuchte Amy aus ihrer Traum zu holen...
Neben dem Glas befand sich außerdem ein bunter Blumenstrauß, eine Kleinigkeit zu Essen und zusammengeknülltes Zeitungspapier. Warum bemerkte sie es erst jetzt? Schon wieder streckte Amy ihren Arm aus um schon wieder entäuscht festzustellen, dass sie ja gefesselt war. Die Tür schlug auf. Mit schallenden Schritten tratt eine stämmige Schwester an ihr Bett heran.
"Na, wie jehts Ihnen den? Wad wolln Se mir denn heut so gegn Kopp werfen? Dat ick zu fett bin, dat ick nischt inne Birne hab? Wenn se weiter machn, komm se aufne andre Station, dat dat ma klar is...ick hör mir dit nich länga an...". Mit großen Rehaugen starrte sie die Schwester an. Was soll sie bitteschön gemacht haben? Es stimmt zwar, dass die Schwester... etwas mehr auf den Rippen hatte und nicht gerade geeignet für ihren Job schien, jedoch würde es Amy nie in den Sinn kommen ihr dies ins Gesicht zu sagen. Die Studentin holt tief Luft und hauchte mit ausgetrocknender Stimme:"Entschuldigung Sie, aber wenn ich zu Ihnen etwas Derartiges gesagt haben soll, könnte ich mich erinnern. Ich bin vor ungefähr fünf Minuten erst wieder wach geworden. An Alles was davor war...keine Ahnung.". Nun begab sich die Pflegerin in Richtung des Nachttisches, zaghaft hob sie das Glas und versuchte so behutsam wie möglich Amy das Wasser einzuflössen. So als ob sie jedweden Kontakt vermeiden wollte. Der Ärmel rutschte dabei einwenig hoch. Bissspuren waren deutlich zu erkennen. Menschliche Bisse. Nachdem Amy das kühle Nass runtergeschluckte, flüsterte sie: "Was haben Sie gemacht, das tut bestimmt schrecklich weh..", Amy zählte eins und eins zusammen, "War ICH das!?". Schwester Judy schniefte nur, in ihrem Beruf gibt es weitaus Schlimmeres als von einem Patienten gebissen zu werden. " Ick hatte die janze verdammte Nacht Dienst. Und da quakste so laut rum. Also komm ick rein, wollt anne Stirn Fieber messen... und gnabsch warste mitn Zähnen drin... Du weßt echt nischt mehr ?" Sie schüttelte im weitesten Sinne 'energisch' ihren Kopf. "Könnten Sie mir die Handfesseln abmachen? Jucken einwenig.". Amys bekanntes Halblächeln huschte ihr über das Gesicht. "Mal gucken wat der Chef sacht, bin gleich wieder da!". Und so stampfte Schwester Judy wieder aus dem Zimmer . Amy war wieder alleine.
An der gegenüberliegenden Wand bemerkte die schwache Frau ein Bild. Eines dieser 0815-Krankenhausbilder je länger man es ansah desto mehr taucht man in das Bild ab. Ein See, in der Mitte eine kleine Insel mit einem riesigen Baum. Amy stand am Ufer, Blick auf die Insel. Sie spürte den sumpfigen Untergrund unter ihren Füßen, die Luft roch nach einem Tag am Meer. Ihre Fingerspitzen wollten die holzige Rinde des Baumes berühren. Er hatte eine seltsame Anziehungskraft. Schritt für Schritt tanzte sie förmlich über den See. Nur noch ein Stückchen...
Die Türklingel wurde nach unten gedrückt. Erbarmungslos riss jemand Amy aus ihrem wunderschönen Traum. Sie schlug die Augen auf und ihr Atem stockte. Ein Fremder. Schwarze halblange Haare. Sah ungeplegt aus. Verwaschene Klamotten. Alte abgenutzte Sneakers. Blasse Haut. Tiefe Augenringe. Wer ist das?
Hinter ihm rannte auch schon die dicke Judy her. In ihren fleischigen Händen hielt sie einen Schlüssel. Ungewöhnlich leise schloss sie die Fesseln an den Händen auf und verschwand dann auch wieder. Doch der Mann blieb. Er rückte sich den Stuhl zurecht, sprang auf ihn und kniete sich förmlich vor Amys Bett.
Amy fragte: "Sind Sie so eine Art Seelsorger, der mit den Patienten unnötige Smalltalks hält, damit diese kein Gefühl der Einsamkeit bekommen?" Nervend mit den Augen rollend rieb sich Amy ihre glühenden Handgelenke. "Nein.", er lag eine minimale Pause ein, "Ich bin L."
Ein Starre durchdrang ihren schwachen Körper. Ihre Augenlider klappten weit auf. Es fühlte sich so an als ob Amys Kopf nur noch wie ein Ball auf ihrem Hals draufliegen würde. Sie versuchte ihn aufrecht zu halten, aber es fiel schwer. Wäre Light nur hier! Auf einmal fühlte sie sich hilfloser denn je. Eigentlich gab es keinen Grund zur Besorgnis, trotzdem war ihr speiübel. "Also ich ermittle im Fall der drei Puppenfrauen aus England. Sie trugen selbst genähte Kleider. Die Entwürfe stammen aus ihrer Feder. Wie können Sie sich das erklären?". Er gab ihr ein paar Dokumente.
Ein Schmunzeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. "L, ich will nicht unhöflich sein, aber das ist schon über ein Jahrzehnt her, als ich diese Kindergekritzeleien angefertigt habe. Sie waren für dieses alberne Preisausschreiben, wo man eh eine geringe Chance hatte zu gewinnnen. Und nur weil ich sie, ich sag mal 'entworfen' habe, soll ich gleich eine dreifache Mörderin sein?". "Nein, das ist nur ein Faktor.", meinte Ryuzaki nur,"Nächste Frage: In dem beigelegten Bericht schrieben Sie, Sie hätten Angst vor dem 'Stromraum'?"
Auf den nächsten Seiten erkannte die junge Frau sofort ihre krackelige Kleinkindschrift. Neben dem Aufsatz hatte auch rumgemalt. Ein Strichmännchen auf dem tausende Blitze einschlugen. Der Kopf der Figur war tiefrot gefärbt. Amy schluckte. Sachte strich sie mit ihren blassen Finger über das Papier. "Ich weiß es nicht. Irgendwas war da...Mein Vater...Nein, Nein, es ist mit entfallen. Ich denke ich war einfach nur klein und naiv.". "Wenn ich ein kleines naives Mädchen wäre würde ich nicht sowas verstörendes Schreiben.", L kratzte sich am Knie, " Ich komme später darauf zurück zusprechen...Sie sind zum ersten Mal hier?". Ohne zu fragen packte der Detektiv eine der sich auf dem Nachttisch befindenen Pralinen aus und verspeiste sie genüsslich. Amy wiederrum starrte nur Löcher in die Luft. Tausende Fragen schwirrten durch ihren Kopf: Warum zeigt sich L ihr? Ist dieser Mann vielleicht ein Schwindler? Wie kann sie verdächtigt werden ihre beiden Grundschulfreunde so zu entstellen und zu ermorden? Und wie steht das dritte Opfer damit im Zusammenhang? Hat Dad was damit zutun?
"Nein, ich bin nicht zum ersten Mal hier...". Anscheinend hatte der Typ sogar ihre Krankenakten studiert. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihr breit. Über ihre Anfälle mochte sie nie gerne reden. "Aber das hat doch rein garnichts mit Ihren Ermittlungen zu tun, oder?"
Langsam wurde L ungeduldig. Er wollte endlich das Geständnis hören. Es schien, die Verdächtige sei die Unschuld in Person jedoch kann das nicht möglich sein. Die Kleider. Die Tatsche, dass sie 2 der Opfer kannte. Diese merkwürdigen Ohnmachtsanfälle. Der Vater... Er musste Alles auf eine Karte setzen. Alle Fakten auf den Tisch legen...egal, sie würde eh sterben...
Hi
Mal wieder was zusammengesponnen;)
Ich find die Schwester irgendwie lustig:D
Ja..ich hoffe es hat gefallen und ich wünsch noch nen schönen Tag^^
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