Kapitel 50
Nervös strich ich das edle Samtkleid galt, das sich eng an meinen Körper schmiegte. Ich war seit gerade einmal zwei Tagen in den UK und war schon zu einem Abendessen bei Grace und James eingeladen.
Sie hatten mich zu sich nach Hause eingeladen, aber auch gesagt, das ein Teil des Rudels anwesend sein würde und sie einen schicken Empfang geplant hatten.
Eine Limousine hatte mich von Jacks und meinem Apartment abgeholt. Immer wieder rutschte ich in den bequemen Ledersitzen hin und her. Keine Position fühlte sich wirklich richtig an. Ich war so aufgeregt, das ich nicht einmal mitbekam, das wir anhielten. Erst als sich die Tür neben mir öffnete und der Fahrer mir seine Hand entgegenstreckte, wurde ich aus meiner panischen Trance gerissen.
Ein letztes Mal atmete ich tief ein und aus bevor ich die Stufen zur luxuriösen Wohnung hinaufstieg. Sobald sich die Türen für mich geöffnet hatten, wurde ich von diesem einmalig Rudelduft umweht, den ich von Ruby, Summer, River und vor allen Dingen Zander schon so genau kannte. Ich war noch nie auf einer so edlen Veranstaltung gewesen. Ein Orchester spielte irgendwo sanfte Musik, am Eingang bekam man zarte Sektphiolen überreicht und noch bevor ich die ganzen teueren Kunstwerke an den Wänden bewundern konnte, kam eine aufgeregte Riley auf mich zu gerannt.
"Faith!", rief sie aufgeregt, was aber in dieser ruhigen Gesellschaft, fast schon wie ein Brüllen wirkte. "Es ist so schön, das du da bist! Komm mit! Ich bring dich zu meinen Eltern."
Aufgeregt zog mich der Teenager, mit einer beachtlichen Kraft, zu ihren Eltern. Sehr viel Vorsichtiger gingen James und Grace mit mir um. Beide zogen mich in warme Umarmungen, die mir wirklich gefehlt hatten. Nur Eltern schafften es einem diese Gefühl von Geborgenheit zu vermitteln und das mit einer simplen Umarmung.
"Wir sind so froh, das du heute bei uns bist. Vielen Dank dafür!", erklärte James mir aufgeregt.
"Ich habe euch zu danken, nicht nur das ihr mich eingeladen habt, sondern auch, dass ich diese Jahr hier verbringen darf."
James winkte nur ab und schüttelte dabei lächelnd den Kopf. Ich wusste nicht genau, was er mir damit sagen wollte, aber noch bevor ich nachfragen konnte, wurde ich ein zweites Mal an diesem Abend weggezogen.
Grace zog mich mit sich mit und stellte mich jedem als den Ehrengast und eine enge Familienfreundin vor. Sie hatte wirklich Spaß daran "die Dame des Hauses" zu sein und sich mit allen zu unterhalten.
Beim Essen saß ich vorne am Tischende zusammen mit der Familie. Das ich mich sehr unwohl fühlte, so auf dem Präsentierteller war wohl jedem klar. Erst nach etwa einer halben Stunde konnte ich die Blicke der anderen Rudelmitglieder ignorieren und das, von Chefköchen kreierte, Menu genießen.
Nach stundenlangen Reden und Gefühlen hunderten Menüpunkten war der Abend endlich zu ende. Hoffnungsvoll blickte ich in Richtung der Tür. Vielleicht könnte ich jetzt nach Hause in mein Bett. Leider hatten James und Grace andere Pläne.
Höflich bat Grace ihre Gäste in den "Ballsaal" zu kommen, um gemeinsam den Abend tanzend zu beenden. Eigentlich wollte ich mich schnell aus dem Staub machen, aber James forderte mich schon für den ersten Tanz auf, während Grace mit seinem Stellvertreter tanzte.
Leichtfüßig tanzten wir einen langsamen Walzer zusammen, bevor er mich gehen ließ und zusammen mit seiner Frau einen weiteren Walzer tanzte. Um mich herum strömten mehr Pärchen auf das Parkett. Ich zog mich an den Rand zurück. In einer kleinen Sitzecke saß Riley und beobachtete mit leuchtenden Augen wie die Damen von ihren Tanzpartnern über die Tanzfläche geführt wurden.
"Irgendwann, wenn du alt genug bist, wird dich ein hübscher, netter Mann auch zum Tanz auffordernd", flüsterte ich ihr grinsend zu, nachdem sie einen kleinen, enttäuschend Seufzer ausgestoßen hatte.
Riley hatte sich gerade zu mir gedreht, um mir zu antworten, da wurden ihre Augen riesig und sie starrte nur noch hinter mich.
Noch bevor sich eine warme Hand auf meine Schulter legte, wusste ich, wer da hinter mir stand.
"Irgendwann", hörte ich ihn leise flüstern.
Grinsend drehte ich mich um. Stürmisch fiel ich meinem Gefährten um den Hals.
"Ich habe dich auch vermisst, Prinzessin", erklärte Zander mir lächelnd. Sanft strich er die Freudentränen von meinen Wangen, von denen ich nicht einmal gemerkt hatte, das sie angefangen hatte über meine Wangen zu laufen.
"Du bist hier!", brach es aus mir heraus.
"Ja, ich bin hier!", lächelte Zander.
"In England!", stieß ich da entsetzt aus, als mir klar wurde, was er getan hatte.
"Ganz genau. Als du mir geschrieben hast, das du bald in England wärst, konnte ich nicht anders. Ich musste die Chance nutzen und dich wieder sehen", erklärte der junge Mann mir die Lage.
"Aber was ist mit deinem Studium?", fragte ich immer noch beunruhigt.
"Ich habe es für ein Semester auf Eis gelegt. Das ist kein Problem. Ich werde mit dir hier sein. Nebenbei ein bisschen Arbeiten und im Sommer mein Studium wieder aufnehmen. Also nur wenn du das möchtest natürlich!", ruderte Zander wieder zurück, "Ich meine, wir haben ja erst vor drei Monaten angefangen wieder miteinander zu reden oder mehr zu schreiben. Ich will auch nicht bei dir einziehen oder so etwas. Ich habe eine eigene Wohnung hier in England und wenn du möchtest, das ich mitreise, dann werde ich auch in den anderen Ländern eigene Wohnungen haben."
Lächelnd unterbrach ich ihn. "Lass uns sehen wie es hier in England klappt und danach können wir weiter reden, meinst du nicht?"
"Das fände ich wirklich schön", antwortete Zander, "Aber jetzt schuldest du mir einen Tanz, meinst du nicht auch."
Lachend ließ ich mich von meinem Gefährten auf die Tanzfläche ziehen. Ganz vorsichtig zog er mich an sich ran und das erste Mal seit fast einem Jahr spürte ich das vertraute Kribbeln auf meiner Haut und die Schmetterlinge in meinem Bauch, die nur er bei mir auslösen konnte. Eng schmiegte ich mich an Zander und legte meinen Kopf an seiner Schulter ab. Mit geschlossenen Augen ließ ich mich von ihm über das Parkett führen.
Ich hatte nicht gedacht, das ich mich in Zanders Gegenwart jemals wieder so sicher und geborgen fühlen würde. Aber jetzt stand ich hier und wusste nicht mehr, wie ich jemals annehmen konnte ohne ihn leben zu wollen oder überhaupt zu können.
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