Kapitel 48

Lächelnd musste ich daran denken, wie ich Zander beim Schlafen gezeichnet hatte. Ich hatte es regelmäßig gemacht. Auch wenn er am Lernen war oder ähnliches. Ich hatte mich nie beherrschen können und so viele Zeichnungen von ihm angefertigt. Nicht ein einziges Mal hatte Zander sich darüber beschwert.

Er hatte mich immer bei allem unterstützt und ich hatte ihn von mir weggeschubst. Natürlich war mir das in diesem Moment richtig vorgekommen, aber jetzt wusste ich nicht mehr, ob es das wirklich gewesen war.

Erledigt schleppte ich mich in mein Bett. Trotz der Müdigkeit fand ich wieder einmal keinen Schlaf unruhig wälzte ich mich in meinem Bett hin und her. Erst nach Stunden fiel ich in einen unruhigen Schlaf.

Verschlafen öffnete ich meine Augen. Ich war nicht mehr in meinem Zimmer in Deutschland. Ich lag in meinem Bett in Amerika. In meiner kleinen Studentenwohnung.

"Morgen", nuschelte Zander hinter mir und drückte mir einen Kuss auf meine nackte Schulter.

"Guten Morgen", flüsterte ich grinsend zurück, während ich mich umdrehte. Zander strahlte mich an.

"Lass uns aufstehen. Wir können zu deinem Rudel fahren und einfach im Wald spazieren gehen", schlug mein Gefährte aufgeregt vor.

"Es ist sieben Uhr morgens und unser erster freier Samstag seit Wochen", versuchte ich ihn von seinem Plan abzubringen.

"Ich liebe dich, aber wir werden nicht den ganzen Tag in diesem Bett liegen!", antwortete der Mann bestimmerisch. Seufzend ließ ich mich von ihm aus unserem Bett ziehen.

Immer noch nicht komplett wach, fuhren wir gemeinsam in das immer noch eingeschneite Skigebiet, in dem meine Familie ihr Anwesen hatte. Aber bevor wir zu ihnen kamen, bog Zander ab und fuhr einen schmalen eingeschneiten Weg den Berg hoch. Ich war noch nie hier gewesen. Obwohl ich fragen wollte, was Zander für einen Plan hatte, konnte ich jetzt schon in seinen freudig glitzernden Augen lesen, das er mir keine Antwort geben würde.

Aufgeregt beobachtete ich den Weg, der sich immer weiter nach oben schlängelte. Nach einiger Zeit hielten wir auf einem kleinen Parkplatz an. immer noch erklärte Zander nichts, sondern nahm mich bei der Hand und stapfte mit mir den immer enger werdenden Weg nach oben. Erst nach einer Stunde des Wanderns und Schweigens waren wir ganz oben angekommen. Lächelnd sah ich ins Tal, das uns zu Füßen lag. Ich konnte das Dorf sehen und auch hinter einigen Baumwipfeln versteckt das Anwesen meiner Familie. Immer noch breit grinsend drehte ich mich zu Zander um.

Aber dieser stand nicht mehr hinter mir, sondern kniete. Erschrocken sah ich ihn an, als er mir eine kleine Samtbox entgegen hielt.

"Zander", stieß ich entsetzt aus. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, so schockiert war ich. Es war keine Freude, sondern Panik, die meinen Körper überschwemmte.

"Prinzessin, mach dir keine Gedanken. Ich will dich nicht fragen, ob du mich heiraten willst, aber ich will dir ein Versprechen machen. Irgendwann, wenn wir beide alt genug und erwachsen genug sind, werde ich dir einen Antrag machen. Wir werden heiraten und unsere eigene Familie gründen. Aber bis dahin möchte ich dir diesen Ring schenken. Es soll mein Versprechen an dich sein, das ich immer für dich da bin und dich in jeder Lebenslage unterstützen werden. Du bist nicht nur meine, von der Mondgöttin bestimmte, Gefährtin, sondern auch meine beste Freundin. Ich kann mir nicht vorstellen ein Leben ohne dich verbringen zu müssen, also würdest du dieses Versprechen annehmen und diesen Ring tragen bis irgendwann?"

Nervös sah Zander zu mir auf. Die Box hatte er mittlerweile aufgeklappt. Ein wunderschöner schlichter silberner Ring strahlte mir entgegen. Anstelle eines Diamanten hatte er einen Kreis, mit kleinen Steinen verziert, der in der Mitte leer war, um Platz für den späteren Verlobungsring zu haben.

Unglaubwürdig sah ich ihn an, aber dann schaffte ich es irgendwie mich wieder zusammen zu reißen.

"Bis irgendwann", flüsterte ich ihm zu. Ein breites Strahlen breitete sich auf Zanders gesamten Gesicht aus, das ich so bisher noch nie bei ihm gesehen hatte. Freudig steckte er mir vorsichtig den Ring an meine linke Hand.

Nach Luft schnappend erwachte ich aus meinem Traum. Oder mehr aus meiner Erinnerung. Wie aus einem Reflex fasste ich an meinen Ringfinger, nur um nichts mehr zu spüren. Ich hatte den Ring ausgezogen. Eigentlich hatte ich ihn in Amerika lassen wollen, aber ich konnte nicht anders. Seufzend drehte ich meinem Nachttisch zu und kramte das kleine Stoffbeutelchen hervor. Heraus fiel der Ring.

Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich das schlichte und doch zugleich elegante Schmuckstück. Ohne wirklich darüber nachzudenken, streifte ich es mir wieder über. Leicht lächelnd betrachtete ich den glänzenden Ring an meinem Finger. Das Metall war ganz kalt gegen meine aufgeheizte Haut. Es war ein beruhigendes Gefühl, das mich wieder in einen sanften Schlaf zog.

Ich hätte nicht gedacht, das nur so eine kleine Sache, wie ein Promisering mich zurück in einen Schlaf ziehen könnte. Vielleicht war es auch mehr die Einsicht, die mit dem Traum und dem Ring kam. Es würde ein irgendwann geben. Das hatten Zander und ich uns versprochen. Ich wollte dieses irgendwann und konnte durch die Erkenntnis dieser Tatsache seit Monaten das erste Mal wieder richtig schlafen.

*

Am nächsten Morgen saß ich unschlüssig an meinem Schreibtisch. Ich hatte mir ein Herz gefasst und wollte nicht nur meiner Familie, sondern auch Zander auf seinen Brief antworten.

Aber was sollte man am besten schreiben?

Hey, ich bins. Deine Gefährtin, die sogar nach Europa gereist ist, nur um dir zu entkommen?!

Das klang fürchterlich. Mehrer Versuche einen Brief zu schreiben, waren zerknüllt im Müll gelandet.

Irgendwann schaffte ich es dann doch einen Brief zu Ende zu schreiben.

Zander,

es hat mich sehr gefreut und gleichzeitig überrascht einen Brief von dir zu bekommen. Ich denke, ich habe dir nie wirklich gesagt, wie leid mir alles tut. Du warst immer für mich da und hast mich unterstützt. Ich hätte mich damals auf dich verlassen müssen, aber ich konnte es einfach nicht. Ich kann es vielleicht immer noch nicht ganz. Trotzdem weiß ich, das ich noch immer an dein Versprechen glaube. Damals haben wir irgendwann gesagt.

Diese Irgendwann könnte es auch für uns geben. Aber davor muss ich dieses Jahr durchziehen. Für mich selbst, um noch mehr an mir und meinen Problemen zu arbeiten. Ich will diese Probleme nicht mit in einen Neuanfang bringen.

Faith

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