Kapitel 39
Entschlossen drückte ich auf Enter an meinem Laptop und schickte das ausgefüllte Formular ab. Noch nicht ganz sicher, ob meine Entscheidung die richtige war starrte ich den Monitor weiterhin an. Als würde sich dann etwas ändern, was es nicht tat. Als würde ein Zeichen mir sagen, ob mein Entscheidung richtig oder falsch war.
Ein Schlüssel, der sich im Schloss drehte und die Eingangstür aufschloss ließ mich aus meiner intensiven Starre erwachen.
Ich hatte so viel daran gesetzt Zanders Geruch aus dieser Wohnung zu verbannen, das es beinahe schon schmerzlich war jetzt seinen Geruch wieder aufzunehmen. Ganz langsam kam ich aus der Küche heraus, an deren Esstisch ich eben noch gearbeitet hatte.
Zander stand mir mit vier Meter Abstand gegenüber. Sein trauriger Gesichtsausdruck spiegelte meinen exakt wieder. Aber dieser Geruch allein ließ mich erschaudern und das nicht im guten Sinne.
"Ich wollte meine Sachen abholen", murmelte Zander betroffen, als er den veränderten Ausdruck in meinem Gesicht sah.
Ich nickte nur. Hätte ich etwas gesagt, wäre mir wahrscheinlich die Stimme versagt. Schnell drehte ich mich um, damit Zander nicht meine aufkommenden Tränen sehen konnte.
Eine Tasche nach der anderen trug er nach draußen, wahrscheinlich in sein Auto. Nachdem auch die letzte Tasche verschwunden war kam er noch einmal zurück. Sanft schloss er die Haustür und kam auf mich zu.
"Lass uns noch einmal reden. Ich weiß, mein Geruch tut dir weh. Kayden hat es mir erzählt, aber ich kann so nicht einfach gehen. Ich sehe doch wie du leidest", flüsterte er beinahe schon.
Ganz vorsichtig legte er seine Hände auf meine Schultern und drehte mich zu ihm um. Gemeinsam gingen wir zur Couch und setzten uns hin.
"Wenn du willst, das wir uns trennen. Dann akzeptiere ich das, aber du musst es sagen. Du musst mir sagen, was du möchtest. Denn mit diesem halbherzigen kann ich nicht leben. Ich kann damit nicht umgehen, wenn ich nicht weiß, woran ich bin", erklärte Zander sachlich. Er versuchte so beherrscht wie möglich zu sein, obwohl ich ihm ansah, wie sehr er unter der Situation litt. Er wollte alles weinen, schreien, brüllen, aber sicher nicht ruhig und sachlich darüber reden.
"Ich weiß es nicht. So einfach ist es nicht. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich dich nicht mehr liebe und dass ich dich nicht vermisse. Trotzdem ändert das nichts daran, dass ich mich gerade beherrschen muss, damit ich dir nicht den Hals umdrehe, weil du genauso riechst wie sie. Wenn ich mit dir zusammen bleibe und weiterhin deine Gefährtin bin, bedeutet das für mich, dass ich nicht nur immer diesen Geruch ertragen muss, sondern irgendwann auch so riechen werde. Ich müsste Rivers Rudel betreten und das kann ich nicht. Ich kann nicht wie einer von Seans Mördern riechen", antwortete ich unter Tränen, "Ich will dir nicht weh tun, aber ich kann das einfach nicht."
Schluchzend stand ich auf und lief vor der Couch auf und ab.
"Das heißt es ist vorbei? Wir trennen uns bevor es wirklich angefangen hat? Bevor wir wirklich angefangen?", fragte Zander entsetzt nach. Erschüttert sah er mich an.
"Ich weiß, ich trete alles mit Füßen. Unseren Glauben, unsere Beziehung und unsere Liebe. ich weiß auch, dass wir beide dadurch leiden werden, aber ich denke wir würden beide viel mehr leiden, wenn ich bei dir bleiben würde. Ich bitte dich nicht darum meine Entscheidung zu verstehen, aber bitte akzeptiere sie", flüsterte ich. Immer mehr Tränen liefen über meine Augen. Der Schleier aus Tränen vernebelte mir die Sicht, was mir ersparte den verletzten Gesichtsausdruck von Zander noch einmal zu sehen.
"Dann kann ich wohl nichts mehr dazu sagen. Ich werde jetzt gehen. Man sieht sich, Faith", sprach Zander bitter. Er konnte mir nicht einmal mehr ins Gesicht sehen, als er die Wohnung verließ.
Mehrfach holte ich tief Luft, um mich wieder zu beruhigen. Ich hatte meine Entscheidung getroffen und jetzt musste ich sie auch umsetzten. Ich versuchte stark zu sein oder zumindest so zu wirken. Auch wenn mir nicht ganz klar war, wem ich hier versuchte etwas vor zu machen. Niemand war hier. River und Zander teilten sich wieder ihre ursprüngliche Wohnung und Ruby war mit Summer und Evie zusammengezogen. Ich hatte die Wohnung ganz alleine für mich. Ich konnte so viele weinen, schreien und mich selbst bemitleiden, für meine eigene Entscheidung wie ich wollte. Aber innerlich fühlte ich mich einfach nur leer.
Ausdruckslos öffnete ich eine Falsche Wein und holte eine Packung Eis aus dem Gefrierschrank. Mit beidem setze ich mich auf die Couch und schaltete irgendeine fürchterliche Show im Fernsehen ein, bei der ich nicht viel nachdenken musste.
Für den Rotwein hatte ich mir nicht einmal ein Glas aus dem Schrank genommen, sondern trank einfach direkt aus der Flasche.
So fühlte sich also ein gebrochenes Herz an, wenn man die einzige Person, die man über alles liebte und mit der man sich eine Zukunft vorgestellt hatte, verlassen hatte. Ich fühlte mich, als würde ich ersticken. Meine Brust zog sich zusammen und ich konnte an nichts anderes als an meine eigene Dummheit denken.
Und trotz der Schmerzen, die sich, von meiner Brust aus, in meinem ganzen Körper ausbreiteten, konnte ich den kleinen Funken an Erleichterung nicht vergessen, der sich ebenfalls in mir ausbreitete. Die Erleichterung darüber diesen Geruch nie wieder riechen zu müssen. Summer und Evie würden entweder gemeinsam nach England gehen und ich würde sie nur noch selten sehen oder sich gemeinsam Rubens Rudel anschließen, dann würde Summer den anderen Rudelgeruch ablegen und unseren annehmen.
So oder so ich war geschützt. Zumindest versuchte ich mir das jetzt einzureden. Mit einer halben Flasche Wein intus war das auch einfacher, aber es änderte nichts daran, dass ich gerade meinen Seelengefährten verlassen hatte. Den Mann, den die Mondgöttin für mich vorbestimmt hatte, meine Zukunft mit zu verbringen und das wegen eines Geruchs!
Betrunken tippte ich auf meinem Handy rum.
"Isch hab einen Fehler gemacht", flüsterte ich weinend in den Lautsprecher.
"Erbse? Bist du betrunken?", hörte ich Kayden antworten, "Wo bist du?"
"Zu- hause", nuschelte ich.
"Warte ich ruf dich gleich zurück. Ich rufe Connor an, damit er zu dir fährt, er ist näher und braucht nicht so lange wie ich. In Ordnung?"
"Ok."
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