Kapitel 37

"Go F*ck Yourself" von Two feet

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Ich hatte die Nacht über kein Auge zu getan. Zander hatte in einem der Gästezimmer geschlafen. Er hatte nicht mehr mit mir diskutiert nach meinem Ausbruch, sondern war wortlos aus meinem Zimmer gegangen.

Ich hatte ihm meine Gefühle nicht sagen wollen und wenn dann bestimmt nicht so harsch. Aber ich hatte mich nicht zurückhalten können und jetzt wusste er es. Jetzt wussten es alle. Wahrscheinlich war es besser so. Sean hatte mir immer nahe gelegt, dass ich nicht alles so in mich reinfressen sollte. Das ich meine Gedanken und Gefühle aussprechen sollte, auch wenn sie nicht immer allen gefielen.

Stumm saßen wir gemeinsam am Frühstückstisch. Keiner traute sich etwas zu sagen. Jeder hing seinen eigenen Gedankengängen nach. Aber die Stille war begleitet von einer bleiernen Trauer, die uns alle in ihrem eisigen Griff gefangen hielt.

"Ich werde heute wieder zurück zur Uni fahren", sagte ich leise.

"Du warst nicht einmal bei der Beerdigung dabei und jetzt willst du uns direkt wieder verlassen?", fragte Ruben beherrscht.

"Bitte lass mich einfach gehen. Ich kann nicht länger als eine weiter Nacht unter diesem Dach bleiben", antwortete ich ruhig.

"Du meinst mit uns unter einem Dach", flüsterte Summer betroffen. Ich konnte ihr nicht in die Augen sehen, als sie das sagte. Ich wollte sie nicht verletzten, deswegen wollte ich das alles auch gar nicht sagen, aber es waren meine Gefühle. Egal wie unmöglich sie waren. Natürlich war es nicht die Schuld von den Zwillingen oder Alpha James. Es war die Schuld von den Angreifern, die beschlossen hatten auf uns zu schießen. Das war meinem Kopf bewusst, aber mein Herz konnte und wollte diese Tatsache nicht akzeptieren.

"Ich wollte sowieso, dass ihr alle nächste Woche wieder zurück an die Uni kehrt. Vielleicht ist es ganz gut, wenn für dich der Alltag wieder etwas früher einsetzt", murmelte Ruben.

Ich hatte kaum etwas herunter würgen können vom Frühstück und trotzdem stand ich auf und verließ den Tisch. So schnell es mir möglich war lief ich nach oben und fing an meine Sachen zu packen. Ich würde eine ganze Weile nicht in dieses Haus zurückkehren. Das war allen bewusst.

"Warum lässt du ihn so leiden?", hörte ich Kayden hinter mir fragen.

"Wen meinst du?"

"Ich meine Zander, deinen Gefährten. Er hat jeden Tag und jede Nacht darauf gehofft, dass du endlich zurückkommst. Das er dir endlich mit der Schmerzverarbeitung helfen kann. Aber du lässt es nicht zu weist ihn ab und das aus einem Grund, an dem er überhaupt keine Schuld hat. Er und Ruby wurden doch nur her geschickt, um River und Summer zu beschützen. Es ist doch nicht ihre Schuld."

"Glaub mir mein Gehirn weiß das. Aber er riecht wie sie", flüsterte ich. Traurig ließ ich mich auf mein Bett fallen.

"Er riecht wie wer?", fragte mein älterer Bruder verwirrt und setzte sich dabei neben mich.

"Er riecht wie die Wölfe, die Sean getötet haben. Er riecht wie die, die ich die letzten Tage gejagt habe." Betroffen sah ich auf meine Hände. Ich konnte Kayden einfach nicht ins Gesicht sehen.

"Und deswegen willst du jetzt alle guten Zeiten, die du mit ihm hattest einfach wegschmeißen?", fragte Kayden nach.

"Ich weiß es nicht. Aber ich weiß dass ich momentan nicht einmal seinen Geruch ertrage. Der Geruch von ihnen allen", seufzte ich niedergeschlagen. Natürlich war Zander mein Seelengefährte, von der Mondgöttin für mich bestimmt, aber in diesem Moment konnte und wollte ich einfach nicht mit ihm zusammen sein. Weder physisch noch psychisch.

"Er wollte dir immer nur helfen und er hat dir nichts getan. Zander konnte nicht wissen, dass die Feinde von Alpha James hier auftauchen und gerade dann unsere Wagen angreifen. Also lass ihn doch bitte auch nicht dafür leiden", versuchte Kayden meine Meinung zu ändern. Prüfend sah er mich an, als würde er in meinen Augen ein Zeichen dafür suchen, dass ich ihn hörte. Dass ich seine Meinung annahm und sie umsetzen würde.

"Denkst du ich leide nicht? Ich leide jeden einzelnen Tag und noch mehr, wenn ich in der Nähe von einen von ihnen bin", stieß ich gereizt aus. Er würde in meinen Augen diesen Ausdruck der Einsicht nicht finden. Momentan jedenfalls nicht.

"Aber du bist eine von ihnen!", schnaubte Kayden, "Du bist mit Zander eine Verbindung eingegangen. Nach unserem Gesetz musst du mit ihm nach England zurückkehren, wenn er geht. Du bist dann ein Teil ihres Rudels. Ein Teil von "ihnen"!"

Ich schüttelte bloß den Kopf, denn ich wollte nicht antworten, was mir gerade auf der Zunge lag. Nämlich das ich niemals ein Teil von ihnen werden würde. Wütend darüber, dass mein Bruder mich nicht verstehen konnte oder wollte, stand ich wieder auf und packte weiter meine Sachen zusammen.

Seufzend gab Kayden sich geschlagen. Er trat an mich heran und drückte mir noch einen liebevollen Kuss auf die linke Schläfe.

"Ich hoffe du weißt, dass wir dich alle lieben", sagte er ganz leise, bevor er mein Zimmer verließ und die Tür hinter ihm ins Schloss zog.

Seine letzten Worte motivierten mich nur noch mehr meine Sachen so schnell wie nur möglich zu packen. Ich schmiss meinen Koffer regelrecht in den Kofferraum meines Wagens.

Nachdem alles verstaut war drehte ich mich noch einmal zum Haus meiner Familie um. Vor der Tür standen Ruben, Kayden und Connor.

"Ich finde es sehr schade, dass du uns jetzt schon verlassen willst. Ich hoffe wir sehen dich bald wieder", sprach Ruben aus, was alle dachten. Allerdings wussten auch alle, dass sie mich sehr lange nicht sehen würden. Wahrscheinlich dieses Mal sogar länger als beim letzten Mal. Dieses Mal würde mich aber auch eine große Rudelfeier nicht zurückbringen.

"Ich werde dich vermissen. Vielleicht kommst du noch mal vorbei und hilfst mir ein paar Möbelbestellungen zu verschönern", lächelte Kayden mir schief zu. Er versuchte gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Obwohl er lächelte, zeigten seine Augen die Trauer. Darüber das er mich wahrscheinlich für mindestens ein Jahr nicht hier "Zuhause" erwarten konnte. Wahrscheinlich hoffte er gerade bloß, dass es sich bei der Zeit wirklich nur um ein Jahr handeln würde.

"Ich hoffe, du weißt, dass Sean das so nicht gewollt hätte. Er wollte, das wir eng beieinander sind und nicht das du dich von uns zurückziehst", murmelte Connor bitter in mein Ohr, als er mich umarmte.

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