Kapitel 34
"Dog days are over" von Florence + The Machine
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Lewis Mannschaft hatte knapp gewonnen. Aber Sean hörte das gar nicht. Er nahm nur wahr, dass Lewis gewonnen hatte und feierte ausgelassen auf der Tribüne. Wir warteten gerade darauf, dass mein kleiner Bruder aus der Umkleide rauskam. Die meisten seiner Mannschaftskollegen waren schon raus gekommen und mit ihren Familien oder Freunden davon gefahren. Der Parkplatz war ziemlich verweist.
Ein junges Mädchen kam aus dem Flur. Sie war eine der Cheerleaderinnen. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Haare verwuschelt. Als kurz darauf Lewis mit einem zufriedenen Lächeln herauskam, war uns allen Bewusst was passiert war und warum er so lange gebraucht hatte.
"Wirklich Kleiner?", fragte Kayden grinsend, "Du bedienst wirklich das Klischee vom Footballspieler mit dem heißen Cheerleader?"
"Halt die Klappe, Fettsack", brummte Lewis, das Grinsen blieb aber auf seinen Lippen.
"Wenn ich mich recht erinnere hattest du auch was mit einem der Cheerleader, als du an der Schule gespielt hast", lachte Connor.
"Ihr Kinder solltet wirklich anfangen einfach auf eure Gefährten zu warten", murmelte Harvey Kopf schüttelnd. Ohne weiter auf uns zu warten, machte er sich schon auf den Weg zu unseren geparkten Autos.
"Das war ein tolles Spiel!", lenkte Sean begeistert vom Thema ab, "Ihr habt sie wirklich fertig gemacht. Ich bin so stolz auf dich, mein Junge!" Selbstbewusst grinsend ließ Lewis sich in eine feste Umarmung ziehen.
"Jetzt lasst uns aber los. Ich habe Hunger", sagte Ruben lächelnd. Auch er war mächtig stolz auf seinen jüngsten Sohn.
"Ich mach mich dann auch mal wieder zu mir nach Hause auf den Weg", meinte Kayden. Er zog jeden von uns noch einmal in eine herzliche Umarmung. "Ich liebe euch, Leute." Das waren die letzten Worte an uns, bevor er verschwand.
"Oh, bitte lasst mich mit den Kindern fahren", bettelte Sean förmlich. Niemand von uns konnte ihm diesen Wunsch abschlagen. Also quetschten wir uns zusammen in ein Auto. Connor und Lewis saßen vorne, während Evie und ich hinten saßen, mit Sean zwischen uns.
Harvey und Ruben teilten sich das eine Auto und fuhren vor. Hinter ihnen fuhren Summer, Ruby, River und Zander. Und wir bildeten das Schlusslicht.
Connor und Lewis redeten begeistert mit Sean über das Spiel. Evie und ich hörten zwar zu, aber uns beide hatte Football noch nie wirklich interessiert.
"Habt ihr gesehen, wie ich-", Lewis konnte den Satz nicht beenden. Plötzlich drangen die Geräusche von Schüssen an unsere Ohren.
"Was war das?", fragte Evie ängstlich.
Aber niemand antwortete. Ich konnte hören, wie die beiden Wagen vor uns aufs Gas traten. Auch Connor ließ unser Auto nach vorne schnellen.
Ich lehnte mich an Sean vorbei, um die beiden Wagen vor uns zu sehen und da wurde es mir klar. Das waren keine Jäger, die einem Reh auf der Spur waren. Die Schüsse galten uns. Von beiden Seiten prassleten die Schüsse, aus dem Wald, auf unsere drei Autos nieder. Connor fuhr so schnell es ging, aber es half nichts. Die Schüsse wurden nicht weniger. Als hätten unsere Feinde den gesamten Weg gesäumt. Die Scheiben zersprangen und Splitter regnete auf uns herab. Ich roch die süßen Geruch von Blut und sah an mir. herunter. Hatte ich mich irgendwo verletzt? Aber das Blut war nicht von mir. Es kam von Sean. Panisch sah ich meinen Onkel an. Röchelnd hielt er sich den oberen Bauch Bereich. Unaufhaltsam floss dickflüssiges Blut unter seinen Händen hervor.
"Nein!", brüllte ich entsetzt. Sean sah mich an. Er versuchte zu lächeln, aber schaffte es nicht ganz. Ein kleines bisschen Blut floss aus seinem Mund, als er ihn öffnete.
"Connor!", rief ich panisch, "Fahr schneller!"
"Auf die Idee wäre ich noch gar nicht gekommen", knurrte mein Bruder zurück. Ich wusste er fuhr schon so schnell, wie er nur konnte. Lewis neben ihm saß nach vorne gebeugt und machte sich genau wie Evie so klein wie möglich. Sie hatten kleinere Verletzungen, aber keiner von ihnen war schon von einer Kugel getroffen worden.
"Sean, halt durch", flüsterte ich unter Tränen dem Werwolf in meinen Armen zu, "Es wird alles gut. Bitte lass mich nicht alleine."
Schluchzend sah ich wie Sean röchelnd Luft holte. Seine Augen waren bereits geschlossen.
"Denk daran", flüsterte er gebrochen.
"Woran", weinte ich. Meine Hand lag über seinen. Hilflos versuchte ich die Blutung zu stoppen.
"Loyal ...", flüsterte er. Noch mehr Blut kam aus seinem Mund, als er husten musste. "Sei ... loyal." Seine Augen schlossen sich wieder. Ich sah, wie sein Herzschlag sich immer mehr verlangsamte.
"Nein, bitte", flehte ich weinend, "Das darfst du uns nicht antun."
"Loyal zu ... unserem Blut", flüsterte Sean. Weinend hielt ich ihn im Arm. Ich bekam nicht mehr mit, dass die Schüsse abklangen und wir vor unserem Haus vorfuhren. Schluchzend hielt ich meinen Adoptivonkel in den Armen.
Abwesend bekam ich mit, wie Zander mich aus dem Auto zog. Ruben kletterte ins Auto. Aber kurz darauf kam er nur Kopf schüttelnd wieder heraus.
"Ihr müsst etwas tun", weinte ich entsetzt.
"Es tut mir leid", flüsterte Ruben mir entschuldigend zu, "Es gibt nichts mehr, was wir tun könnten."
"Nein", flehte ich unter Tränen. Bestürzt schüttelte ich den Kopf. Es war als würde eine Taubheit über mich ziehen. "Bitte. Nein!"Zander zog mich in eine beruhigende Umarmung. Aber es half nichts. Weinend brach ich in den Armen meines Gefährten zusammen. Ich hatte gerade einen meiner engsten Vertrauten verloren. Er war einer meiner Väter gewesen. Dieser Mann hatte mich aufgezogen und jetzt war er einfach weg.
"Geht es ansonsten allen gut?", fragte Connor leise. Auch ihm standen die Tränen in den Augen, aber er versuchte sich zusammenzureißen. Ich hielt es nicht aus. Schon wieder ein Verlust. Genau deswegen hatte ich mich von diesem Leben abgewandt. Es wurde einfach weiter gemacht, als wären wir gerade nicht ohne ersichtlichen Grund beschossen worden und als wäre Sean nicht gerade gestorben.
Blind vor Trauer und Wut riss ich mich von Zander los. Ich rannte auf den Wald zu und verwandelte mich in meinem Wolf. Meine Kleidung zerriss bei der Verwandlung, aber das interessierte mich nicht. Ich musste einfach nur weg von hier. Weg von ihnen.
Zander wollte mir hinterher laufen, aber er wurde von Ruben und Harvey aufgehalten.
"Sie braucht jetzt etwas Zeit für sich", hörte ich meinen Adoptivvater hinter mir sagen.
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