Kapitel 33
Wir hatten uns auf drei Autos aufgeteilt und waren zu Lewis Spiel gefahren. Kayden würden wir dort treffen. Er war etwas schneller als wir und hielt uns schon Plätze am Spielfeldrand frei. Ich saß mit Ruby, Connor und Zander zusammen in einem Wagen.
"Wieso musste ich mit?!", brummte Ruby schlecht gelaunt. Sie hatte die Nacht mit irgendwelchen Videospielen verbracht und war jetzt übermüdet. Wir hatten ihr angeboten, dass sie Zuhause bleiben konnte, um auszuschlafen, aber sie wollte lieber mitkommen. Aber jetzt verbrachte sie die gesamte Fahrt damit uns zu nerven und schlecht drauf zu sein.
"Musstest du nicht", antwortete Connor mit einer ähnlich guten Laune.
"Mimimi", gab Ruby zurück und streckte meinem Bruder die Zunge raus. Ich saß auf dem Beifahrersitz, während Zander am Fahren war. Wir beobachteten die beiden über den Rückspiegel, wie sie sich gegenseitig Grimassen schnitten und den anderen nachäfften.
"So ist es also Kinder zu haben", murmelte Zander mir zu.
"Damit lasst ihr euch aber hoffentlich noch ein bisschen Zeit", knurrte Connor drohend. Er war immer noch mein großer Bruder und lehnte alles was, Sex und eine seiner Schwestern betraf, ab.
"Oh bitte. Die treiben es wie die Karnickel. Die haben viel zu viel Spaß daran. Mit nem Baby würden die das nur kaputt machen", rümpfte Ruby die Nase. Angewidert sah Connor von Zander und mir zu Ruby.
"Das ist meine kleine Schwester über die du da redest, also bitte halt einfach die Klappe!", erklärte Connor mit gerümpfter Nase. Ruby zuckte nur gelangweilt mit den Schultern und schaute dann weiter aus dem Fenster.
Den Rest der Fahrt verbrachten wir in kompletter Stille. Meine Hand lag auf dem Schaltknüppel und Zanders Hand auf meiner. Er war immer noch am Schalten, aber obwohl er sich auf die Straße konzentrierte und ich aus dem Fenster sah, war es immer ein gutes Gefühl, wenn ich meinen Gefährten berühren konnte.
"Ihr seid Diabetes erregend süß", murmelte Ruby, die unsere Hände beobachtete. Diese Aussage veranlasste Connor dazu, Würgegeräusche zu imitieren.
"Ich hab dich auch lieb, Connor", meinte ich bloß.
*
"Hey Erbse", begrüßte Kayden mich. Mein Bruder zog mich in eine herzliche Umarmung bevor er Zander die Hand gab. Aufgeregt setzte ich mich auf die Bank. Ich saß zwischen Harvey, der mit verschränkten Armen vor der Brust die Spieler, der gegnerischen Mannschaft musterte, die sich gerade auf dem Feld aufwärmten und Ruby, die einen der Spieler anschmachtete.
"Jetzt weiß ich wieder, warum ich mitgekommen bin", flüsterte sie mir anzüglich zu, ließ aber dabei den jüngeren Spieler nicht mehr aus den Augen.
"Du bist unmöglich", brummte River, der neben ihr saß.
"Ach kleiner Alpha. Ich genieße bloß mein Leben. Machst du doch auch", zuckte Ruby mit den Schultern. Sie hatte Recht. River war keiner, der sich für die Ehe oder eben seine Gefährtin aufhob. Das tat eh, kaum noch jemand von uns Werwölfen, da es kaum noch Gefährten für alle gab oder man sie eben nie fand. Wir sollten uns wie Menschen verhalten und das taten wir. Die meisten Menschen hatten nunmal mehr als nur einen Partner in ihrem Leben, bevor sie den oder die Richtige fanden.
River setzte gerade an sich zu verteidigen, da betrat Lewis mit seiner Mannschaft das Spielfeld. Sean ließ einen euphorischen Schrei aus und sprang wie ein Wahnsinniger klatschend auf und ab.
"Ich sag das wirklich nicht oft, aber dein Onkel hat wirklich einen an der Klatsche", raunte Ruby mir zu. Verstört beobachtete sie Sean, wie er immer noch wie ein hyperaktives Gummibärchen auf der Tribüne hin und her sprang.
"Er freut sich bloß", verteidigte ich den Werwolf.
"Du hättest ihn mal bei Evies erster Ballettaufführung oder bei Connors erstem Theaterstück sehen müssen", brummte Harvey gelangweilt, "Sean hat alle verstockten Hausmütterchen in den Schatten gestellt, mit seinem Jubeln und Klatschen."
"Als Faith dem Schulchor beigetreten ist und ihren ersten Solo bekam, hat er geweint. Und als ich damals an der Schule Football gespielt habe, wurde er von der Tribüne verbannt, weil er die Gegner so sehr beleidigt hat, dass die Väter sich mit ihm Prügeln wollten", mischte sich Kayden grinsend ein. Er saß hinter uns neben Connor und Zander und hatte sich zu uns herunter gebeugt.
"Deswegen ist heute auch Ruben dabei. Er muss immer dafür sorgen, dass Sean nicht zu sehr übertreibt", erklärte Connor, der sich ebenfalls zu uns nach vorne gelehnt hatte.
"Er liebt uns eben und freut sich deswegen über jeden unserer Erfolg", murmelte ich kleinlaut.
"Erbse, es gibt einen Unterschied zwischen über Erfolge freuen und einfach nur komplett verrückt sein", nickte Connor mir entschuldigend zu. Ich schnaubte bloß. Es hatte keinen Sinn mit Connor, Kayden und Harvey darüber zu diskutieren. Und ehrlich gesagt, war ja auch ein kleines bisschen Wahrheit, in dem was sie sagten. Sean hatte ein starkes Konkurrenzdenken und wollte, dass wir seine "Neffen" und "Nichten" immer die besten waren und "gewannen".
"Mach sie fertig, Lewis!", brüllte Sean sich in dem Moment die Seele aus dem Leib. Das unterstrich natürlich nur noch mehr die Aussage von meinen Brüdern und Harvey.
Das Spiel begann und auch wenn ich nur sehr wenig von Football verstand, obwohl ich seit dem ich ein kleines Mädchen war, schon immer am Spielfeldrand gesessen hatte, sah es recht gut aus für Lewis Mannschaft. Kayden hatte ebenfalls Football gespielt in seiner Schulzeit, daher musste ich schon als Kind die Spiele sehen. Harvey hatte durchgesetzt, dass jeder von uns Kinder eine Sportart in der Schulzeit ausüben musste. Es sollte unseren inneren Wolf auspowern und stärken. Gleichzeitig war es für uns hartes Training den Wolf in uns zu lassen und unsere Kräfte nicht bei den Spielen auszunutzen. Connor war mehr von Eishockey angetan gewesen, während Evie Baseball liebte. Niemand hatte es nachvollziehen können, aber als ich sie darauf ansprach, erklärte sie mir, dass sie es liebte all ihren Stress und all ihre Wut auf den Ball zu fokussieren und ihn dann von sich zu schlagen. Ich hatte es nicht so leicht gehabt, etwas zu finden, für das ich mich begeistern konnte. Ich war lieber in einem Atelier am Malen, aber Harvey Regel ließ mir keine andere Wahl. Ein Jahr versuchte ich es mit Volleyball. Blieb aber im Endeffekt bei Tennis hängen. Ich hielt mich an Evies Gedanken. Allerdings stellte ich mir vor, dass der Ball das Äquivalent für meine Ängste war und diese Ängste bekämpfte ich mit jedem einzelnen Schlag gegen den Ball.
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