Kapitel 29

"Prinzessin", hörte ich Zanders flüsterten Stimme, "Wir sind da. Du musst wach werden."

Immer noch müde öffnete ich die Augen. Zander hatte recht. Wir fuhren gerade die Einfahrt zu Rubens Anwesen hoch. Es wurde bereits langsam dunkel. Unsere kleine Pause hatte uns anscheinend doch mehr Zeit gekostet, als ich erwartet hatte.

"Da seid ihr ja endlich!", begrüßte Evie uns mit einem wissenden Grinsend. Sie würde dieses Wissen definitiv ausnutzen, um sich dafür zu rächen, das Zander und ich ohne sie gefahren waren.

"Wir sind schon am Essen, kommt", meinte meine Schwester. 

Erschöpft von der Fahrt und vor allen Dingen immer noch nicht richtig wach, stellten Zander und ich unsere Taschen am Treppenabsatz ab und folgten Evie in die Küche. Sie hatten wirklich Ruby und River mitgenommen.

Kayden war nicht da. Er würde zwar für Lewis Spiel kommen, aber er wollte sich das Wochenende über mehr auf seine Arbeit konzentrieren. Harvey nickte mir nur flüchtig zu und Ruben schenkte uns beiden ein freundliches Lächeln. Überschwänglich wurde ich von Sean in eine Umarmung gezogen. 

"Ich freue mich so, dass ihr endlich hier seid", erklärte der ältere Mann, "Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht. Immerhin hat Evie erzählt, dass ihr schon vor den anderen losgefahren seid. Hattet ihr eine Panne?"

Besorgt musterte Sean Zander und mich von oben bis unten. Etwas beruhigter setzte er sich wieder hin, als er keine Verletzungen entdecken konnte.

"Ich denke nicht, dass sie einen Unfall oder eine Panne hatten", kicherte Evie. Auch Lewis konnte nicht an sich halten und lachte los.

Verwundert sah Sean meine Geschwister an. "Was soll das denn heißen?"

"Das sie sich eine kleine Pause gegönnt haben", lachte jetzt auch River. Meine Wangen fühlten sich an, als hätten sie Feuer gefangen, so unangenehm war mir die Situation. Sean dagegen verstand es immer noch nicht.

"Mein Gott, Sean. Sie haben es miteinander im Auto getrieben", erklärte Connor entnervt. Angeekelt wand er sich dann an Zander und mich. "Ich war hinter euch und dachte ihr hättet ein Problem. Ich war auf dem Parkplatz und musste mitansehen, wie meine kleine Schwester auf den Schoß ihres Gefährten geklettert ist. Diese Bilder bekomme ich nie wieder aus meinem Kopf."

Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Entsetzt sah ich ihn einfach nur an, während mittlerweile der gesamte Tisch am Lachen waren. Nur Harvey und Zander waren da die Ausnahmen. Sogar Ruben konnte sich ein kleines Lachen nicht mehr verkneifen.

"Ich denke, ich habe keinen Hunger mehr", brachte ich betreten hervor. Ganz langsam stand ich auf und verließ den Tisch.

"Connor, wenn du deine Gefährtin findest, wirst du verstehen, wie es deiner Schwester geht", erklärte Ruben grinsend, hinter mir.

"Auf einem Parkplatz, hm", kicherte Ruby, "Ich hab die Kleine so falsch eingeschätzt. Dachte sie wäre prüde."

Zum Glück hörte ich nicht, wie das Gespräch weiterging. Ich hatte die Taschen von Zander und mir schon mit hochgenommen. 

Peinlich berührt ließ ich mich mit dem Gesicht nach unten in meiner Kissen fallen. Ich hätte nicht nachgeben dürfen.

"Prinzessin, so schlimm ist das auch nicht", lachte Zander, als er mich auf dem Bett liegen sah. "Ich habe dir ein bisschen Essen mitgebracht. Du solltest, auch wenn dir die Situation unangenehm war, etwas essen."

"Ich hätte mich nicht überreden lassen sollen", nuschelte ich unverständlich in mein Kissen.

"Wäre es dir lieber, wenn wir hier das gemacht hätten. Hier wüssten es auch alle. Sie können uns hören. Also mach dir nicht so viele Gedanken. Evie und Summer schlafen auch andauernd miteinander und River ist kein Unschuldslamm, was Frauen betrifft. Deine Brüder werden irgendwann auch jemanden finden und sie werden genauso mit denen schlafen. Dann kannst du dich über sie lustig machen."

Zander hatte sich neben mich gelegt. Er lag auf der Seite und strich beruhigend mit einer Hand über meinen Rücken.

"Ich werde nie wieder mit dir schlafen, wenn irgendwer aus unseren Rudeln es mitbekommen könnte!", knurrte ich.

"Das werden wir ja noch sehen", lachte Zander. Schnell drückte er mir einen Kuss auf den Hinterkopf und stand dann auf. "River, Summer, Ruby und ich werden laufen gehen. Wir sind lange nicht mehr als Rudel gelaufen und hier haben wir die Möglichkeit dazu. Ich bin in circa zwei Stunden wieder da."

"Viel Spaß", antwortete ich ihm lächelnd. Dafür schaute ich ihn sogar an. Grinsend beugte mein Gefährte sich noch einmal zu mir herunter und gab mir einen sanften Kuss auf meine Lippen.

Um auf andere Gedanken zu kommen, kramte ich meinen Zeichenblock hervor und fing an zu malen. Meistens lenkte mich das ab, aber Connor sorgte dafür, dass es nicht klappte.

"Erbse!", verkündete mein Bruder lautstark seine Ankunft in meinem Zimmer.

"Willst du dich noch ein bisschen mehr über mich lustig machen?", fragte ich gereizt.

"Nein", lachte Connor, "Du weißt, ich liebe dich. Du bist meine kleine Schwester. Es ist einfach das ungeschriebene Gesetzt, dass ich dich als dein Bruder ärgern muss."

"Die Ausrede hat Lewis normalerweise, wenn er Kayden nervt", gab ich mit hochgezogener Augenbraue zurück.

"Irgendwo zu muss der Kleine ja gut sein", zuckte Connor mit den Schultern. Grinsend schüttelte ich den Kopf. Ich konnte Connor nicht lange böse sein.

"Aber jetzt mal im Ernst. Ein öffentlicher Parkplatz?!", fragte er kritisch, "Es war wirklich so notwendig?"

"Willst du darauf wirklich eine Antwort?", fragte ich grinsend. 

Entsetzt schüttelte Connor den Kopf. "Jetzt wo ich drüber nachdenke, lieber nicht. Trotzdem dachte ich immer, ich müsste mir um Evies Sexleben Sorgen machen, ganz bestimmt nicht um deins."

"Es gibt nichts worüber du dir Gedanken machen müsstest.", verdrehte ich genervt die Augen, "Und auch nichts, was dich überhaupt etwas angehen würde."

"Was immer du sagst. Eigentlich bin ich hier, weil Sean dich sehen wollte", meinte er dann, aber wurde schon vom Klopfen an der Tür unterbrochen.

Vor der Tür stand Sean und sah Connor wütend an.

"Ich wusste doch, dass er dich bloß belagert und nicht zu mir schickt. Jetzt ab mit dir", bestimmend zeigte Sean auf die Tür. Sofort befolgte Connor den klaren Befehl. Sean war immer noch höher gestellt im Rudel, als wir Kinder. 

"Wie geht es dir Faith?", fragte Sean freundlich, als er sich aufs Bett setzte, "Es tut mir leid, was die anderen unten am Tisch gesagt haben. Das wollte ich nicht."

"Es ist doch nicht deine Schuld, Sean", lachte ich ihm freundlich zu.

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