Kapitel 27

Evie und Summer hatten in der Nacht wirklich ihre Verbindung vollendet. Ich konnte nicht glücklicher für die beiden sein. Sie hatten es verdient endlich ihr Glück mit ihrem vorbestimmten Partner zu finden. 

Am nächsten Morgen hatte Evie sich von Alec getrennt. Er nahm es besser auf, als ich es erwartet hatte. Für ihn war wohl doch mehr das körperliche zwischen den beiden wichtig, als die Gefühle.  Es hatte ein paar Wochen gedauert, aber er war anscheinend trotzdem glücklich für Evie und die beiden freundeten sich irgendwie an. Alec fand eine neue "Gespielin", wie ich sie gerne nannte. Um ehrlich zu sein war es nicht nur eine. Alec kostete sein Singleleben in vollen Zügen aus. Ich hätte es wirklich nicht erwartet, aber wir waren wirklich enge Freunde geworden.

*

Erschöpft ließ ich mich an unseren üblichen Tisch in der Mensa fallen. Unter dem Arm trug ich fünf dicke Bücher, die ich gerade aus der Bibliothek geholt hatte.

"Faith, du hattest versprochen nicht mehr mit Büchern beim Essen zu sitzen", lachte Jack. Er war keineswegs entnervt, ganz im Gegensatz zu meiner Schwester. Sie hasste es, dass ich sie immer wieder daran erinnerte, dass die Prüfungen demnächst anstanden. 

"Ich will einfach vorbereitet sein", zuckte ich mit den Schultern.

"Aber wir hatten uns trotzdem darauf geeinigt, dass du bei unserem Mittagessen nicht hinter Büchern steckst", murmelte Evie gereizt, "Pack sie auf den Boden oder so."

"Lass sie doch", flüsterte Summer meiner Schwester lächelnd zu. Sofort wurde auch Evies Gesichtsausdruck sanfter. Summer tat ihr wirklich gut. Die beiden waren zusammen in Summers Wohnung gezogen und Zander zu mir. Ruby wohnte jetzt bei River und war die meiste Zeit sehr genervt, da River ihr anscheinend zu laut, zu unordentlich, zu anhänglich - einfach zu nervig war.

Zander setzte sich neben mich und auch er legte einen Stapel Bücher vor sich ab.

"Kein Wunder das ihr zusammen seid", nuschelte River mit vollem Mund, "Ihr seid eigentlich eine Person."

"Du bist widerlich", zischte Ruby und warf ihrem zukünftigen Alpha mit einer Pommes von ihrem Mittagessen ab. 

"Wo ist eigentlich Alec?", versuchte ich vom Thema abzulenken an Jack gerichtet, während River und Ruby sich über den Tisch hinweg beleidigten.

"Er hat mal wieder irgendein Mädchen aufgegabelt", verdrehte Jack die Augen, "Alec war umgänglicher, als er noch mit deiner Schwester zusammen war."

Schnell ruderte er zurück, als er Summers bohrenden Blick bemerkte.

"Ich meine, ich bin wirklich glücklich für euch, aber ich hätte gerne wieder meinen Alec zurück. Den der er war, bevor er zur männlichen Hure wurde", erklärte er hektisch.

"Das kann ich verstehen", seufzte Summer entschuldigend.

"Es ist nicht deine Schuld", sprach da Evie, "Es war seine eigene Entscheidung nach unserer Trennung so zu agieren. Er hätte auch etwas ganz anderes machen können."

"Natürlich war es nicht deine Schuld", rief Jack entsetzt, "Das habe ich doch auch gar nicht gemeint."

Das Mittagessen verlief weitestgehend ruhig.

"Faith, sehen wir uns später?", fragte Jack, bevor er sich verabschiedete. Jack hatte vor einer Woche ebenfalls angefangen in der Bibliothek auszuhelfen. Es war für uns beide eine kleine Überraschung, als wir plötzlich voreinander standen.

"Ja, ich bin ab zwei Uhr eingeteilt, du?"

"Schon ab eins, deswegen muss ich auch jetzt dringend los", antwortete Jack. Gehetzt verließ er die Mensa.

"Was wollen wir heute Abend kochen?", fragte Zander, der von seinem Buch aufsah. Innerhalb nur weniger Wochen hatte sich eine Routine bei uns eingespielt. Gerade jetzt in der Prüfungszeit versuchten wir unsere Zeit irgendwie durch die kleinen Sachen miteinander zu verbringen. Kochen war eine davon. Jeden Abend standen wir zusammen in der Küche, dabei vergaßen wir alles andere. Wir sprachen über alles mögliche, lernten uns noch besser kennen und nahmen uns gegenseitig den Stress des Alltags ab.

"Nichts aufwendiges, ich muss noch viel Lernen", antwortete ich.

"Wie wärs dann mit bloß einem Salat?"

"Klingt fantastisch."

"Dann gehe ich später noch einkaufen", meinte Zander und gab mir einen Kuss, während er aufstand. "Wir sehen uns heute Abend Zuhause."

Damit verschwand auch mein Gefährte.

"Wie erwachsen ihr euch einfach anhört", lachte Evie.

"Nicht jeder kann täglich Fastfood beim Lieferservice bezahlen, so wie du", antwortete River gekonnt und grinste meiner Schwester wissend zu.

"Das ist überhaupt nicht so oft", verteidigte Evie sich empört.

"Dein Bäuchlein sagt aber was anderes", lachte nun auch Ruby mit. Es war immer ein Wunder, wenn sie sich mit River verbündete, aber wenn sie es tat, war sah es immer schlecht für den Gegner aus.

Wütend und beleidigt zugleich wand sich Evie von den beiden ab.

"Kommst du eigentlich am Wochenende nach den Prüfungen mit nach Hause? Sean war ganz aufgeregt am Telefon. Irgendwas von einem wirklich wichtigen Spiel für Lewis", fragte Evie mich, um vom Thema abzulenken.

"Connor hat mich deswegen auch schon angerufen. Er meinte, ich hätte gar keine andere Wahl, als zu kommen. Also ich denke damit hast du deine Antwort", grinste ich meiner Schwester zu.

"Bei Sean ist anscheinend jedes Spiel von Lewis unglaublich wichtig", mischte sich Ruby ein.

"Wenn es nach Sean ginge, würde Lewis auch ganz alleine spielen. Er bräuchte die Mannschaft gar nicht, um zu gewinnen", kicherte Evie, "Aber es ist das letzte Spiel der Saison, wenn ich das richtig verstanden habe. Wenn sie das auch noch gewinnen, gewinnen sie irgendeinen Pokal oder so."

Fragend sah meine Schwester mich an.

"Ich habe genauso viel Ahnung von dem Sport, wie du", meinte ich Schulter zuckend, "Ich muss aber jetzt auch los. Wir sehen uns."

*

"Hey, Prinzessin", begrüßte Zander mich mit einem strahlenden Lächeln, als ich unsere gemeinsame Wohnung betrat.

Lächelnd drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich meine Sachen ablegte. 

"Wie war die Arbeit?", fragte mein Gefährte interessiert. Er hatte schon begonnen das Gemüse zu schneiden und ich machte mich daran die Salatblätter zu waschen.

"Es war gut. Interessant um ehrlich zu sein."

"Wieso das?"

"Jack hat mir erzählt das die Uni Auslandssemester anbietet. Er hat sich beworben und mich gefragt, ob ich nicht auch Lust hätte. Jack sagt, es wäre speziell für Studenten in den künstlerischen Bereichen. Es wäre eine riesige Chance und würde sich wirklich gut im Lebenslauf machen", erzählte ich aufgeregt.

"Das klingt doch fantastisch, warum bewirbst du dich nicht?", fragte Zander und sah mich dabei erwartungsvoll an.

"Es ist für ein ganzes Jahr. Das schaffe ich nicht."

"Wieso solltest du das nicht schaffen?"

"Es wäre ein ganzes Jahr weg von dir?", gestand ich kleinlaut, "Weg von meiner Familie, vom Rudel. Ich glaube nicht, dass ich das schaffen würde."

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