Kapitel 26
"Faith!", hörte ich meine Schwester aus der Küche nach mir rufen. Draußen war es bereits dunkel und kaum noch Studenten unterwegs. Auch Alec war endlich nach Hause gegangen, was Evie und mich alleine in unserer kleinen Wohnung zurück ließ.
Langsam lief ich auf meine Schwester zu. Mit einer Flasche Rotwein in der Hand saß sie am Küchentisch und sah mich durch einen verschleierten Blick hinweg an.
"Was soll isch machen?", lallte sie.
"Was meinst du?", fragte ich komplett durcheinander.
"Soll isch mich für Summer entscheiden oder für Alec?", fragte sie, als wäre es das Logischste in der ganzen Welt.
"Evie, wie soll ich das denn bitte entscheiden. Du musst doch glücklich mit deiner Entscheidung sein. Du musst doch wissen, mit wem du glücklich bist. Mit Summer oder mit Alec", antwortete ich, während ich mich zu ihr an den Küchentisch setzte.
"Aber isch kann dasssss einfach nischt entscheiden", jammerte Evie und setzte wieder die Flasche an, "Mit Alec ist es toll. Wir haben fantastischen Sex und er ist wirklich witzig. Aber Summer ist meine Seelengefährtin. Sie versteht misch ohne das isch etwas sagen muss. Außerdem obwohl wir nur streiten, wenn sie nischt da ist, fehlt sie mir."
"Könntest du ohne Alec leben?", fragte ich, um das ganze von einer anderen Richtung anzugehen. Währenddessen versuchte ich ihr die Weinflasche abzunehmen.
"Keine Ahnung. Vielleicht ja", nuschelte Evie. Die Weinflasche hielt sie immer noch umklammert, als würde ihr Leben davon abhängen.
"Und könntest du ohne Summer leben?"
"Nein", kam es wie aus der Pistole geschossen.
"Dann hast du doch eigentlich deine Antwort oder nicht?", meinte ich aufmunternd. Der Griff um die Flasche wurde leichter, was mir die Möglichkeit gab, sie an mich zu nehmen.
"Isch muss zu Summer", rief Evie, die von plötzlichem Tatendrang überrollt wurde. Bereit die Wohnung zu verlassen, sprang sie auf, musste sich aber erst einmal an der Tischkante festhalten, da sie so stark am Schwanken war.
"Weißt du denn überhaupt, wo du hin musst?", fragte ich kichernd.
"Nein", murmelte Evie nachdenklich, "Aber das finde isch schon heraus."
"Bleib du mal lieber hier und ich rufe Summer an, damit sie vorbeikommt", schlug ich vor, "Was hälst du davon."
Wie ein kleines Kind sah meine Schwester mich mit riesigen Augen an. Dabei nickte sie mit ihrem Kopf, wie ein Wackeldackel.
Kichernd griff ich nach meinem Handy und rief Summer an. Es dauerte nicht lange, da hatte ich ihr die Lage geschildert und schon war sie auf dem Weg zu uns. Ich wollte nicht da sein, wenn die beiden sich endlich vertrugen und eine Lösung fanden. Zumindest hoffte ich, dass das passieren würde. Also machte ich mich auf den selben Weg wie Summer, nur in die umgekehrte Richtung. Ich wollte zu Zander. Wir hatten jetzt ein paar Nächte getrennt voneinander verbringen müssen, was zur Folge hatte, dass ich kaum geschlafen hatte.
Die vier Werwölfe hatten sich etwas außerhalb des Campus zwei Wohnungen gemietet. Ruby und Summer teilten sich die eine und River mit Zander die andere. Ich war noch nicht dort gewesen, aber Zander hatte mir die Adresse mit einer genauen Wegbeschreibung gegeben.
Der Weg war weiter, als ich es erwartet hatte, aber als ich dann vor dem mehrgeschossigen Haus stand, verstand ich es. Auch wenn sie in einem Hochhaus lebten, war es alles andere als ein heruntergekommener Studentenplattenbau. Viel mehr handelte es sich um ein sehr schönes und wahrscheinlich auch sehr teures Gebäude. Es bestand zum Großteil aus Glas und Metall und schien mich anzustrahlen, durch all die erleuchteten Wohnungen, im inneren des Gebäudes. In der Lobby des Gebäudes saß ein Concierge. Der ältere Mann musterte mich von oben bis unten, mit hochgezogener Augenbraue. Ich gehörte wohl nicht zum üblichen Klientel des Hauses.
"Ich würde gerne zu Mister Zander Stone und Mister River Stark", lächelte ich dem älteren Mann freundlich zu.
"Sie müssen Miss Faith King sein. Mister Stone sagte bereits, dass sie kommen würden", erwiderte der Concierge jetzt auch freundlicher. Ein breites Grinsen erstrahlte auf seinem Gesicht, was seine Augen zum Leuchten brachte.
"Ja, das bin ich", antwortete ich etwas leiser.
"Der Herr erwartet sie bereits. Es ist der zwölfte Stock", erklärte der Mann zuvorkommend.
Nickend machte ich mich auf den Weg zum Fahrstuhl. Der zwölfte Stock war nicht das höchste Stockwerk, was mich beruhigte. Ich wusste nicht, wie ich jetzt noch auf eine Penthouse Wohnung reagiert hätte. Alpha James bezahlte wirklich viel für seine Kinder und deren Begleiter. Meine Sorge sollte es nicht sein, es war ja nicht mein Geld. Allerdings wusste ich auch, dass Ruben für uns niemals so viel Geld ausgeben würde. Wir mussten alle arbeiten. Na ja Kayden hatte ja seine eigene Werkstatt und hatte sein Haus auch selbst gekauft und Lewis durfte nur nebenbei ein bisschen als Zeitungsjunge Geld verdienen. Er sollte sich mehr auf die Schule und das Football spielen konzentrieren. Aber Evie arbeitete nebenbei in einem Café und ich half in der Bibliothek der Universität aus. Connor räumte offiziell in einem Supermarkt die Regale ein, aber eigentlich verkaufte er illegal Hausarbeiten oder Lösungsblätter für Tests, an andere Studenten.
Glücklich stand ich vor der Tür und klingelte. Überschwänglich wurde die Tür aufgerissen. Allerdings stand vor mir nicht Zander, sondern River.
"Ich schlafe in Summers Bett, wenn sie bei Evie ist", erklärte River und zeigte dabei auf die kleine Tasche unter seinem Arm. "Viel Spaß", grinste er mir noch zu und klopfte mir auf die Schulter, bevor er auf der gegenüberliegenden Seite in der Wohnung verschwand.
Die Wohnung war wirklich schön. Eine offene Glasfront führte auf einen Balkon hinaus. Von dort hatte man eine fantastische Sicht über die nächtlichen Lichter der Stadt. Zander fand ich in der offenen Desingerküche.
Lächelnd kam mein Gefährte auf mich zu und zog mich in eine warme und herzliche Umarmung.
"Ich habe dich vermisst, Prinzessin", murmelte Zander in meine Halsbeuge. Ganz sanft drückte er einen Kuss auf sein Mahl an meinem Körper.
"Ich dich auch", seufzte ich erleichtert. Es war als würde der gesamte Stress der letzten Tage einfach von mir abfallen. Gleichzeitig lehnten wir uns etwas zurück. Tief sah Zander mir in meine dunkelbraunen Augen. Ganz langsam senkte er den Kopf wieder und umfing meine Lippen mit seinen. In seiner Umarmung und in seinem Kuss konnte ich mich ganz und gar gehen lassen und alles um mich herum vergessen.
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