Kapitel 24
Am nächsten Morgen erwachte ich durch das Plätschern der Dusche. Die Tür zum Bad stand offen und ließ den duftenden Dampf in mein Zimmer frei. Immer noch verschlafen kroch ich aus dem Bett und musste dabei feststellen, dass ich so nackt war, wie die Mondgöttin mich geschaffen hatte.
Ungeschickt wickelte ich meine dünne Decke um mich herum. Im Bad schaute ich in den Spiegel. Ich sah fürchterlich aus. Glücklich, aber fürchterlich. Meine Haare hatten sich in ein riesiges schwarzes Vogelnest verwandelt und mein Hals, sowie Dekolleté war übersät mit Knutschflecken. Meine Brüste sahen wahrscheinlich noch schlimmer aus.
Müde fing ich an meine Zähne zu putzen. Hinter mir stieg Zander gerade aus der Dusche. Grinsend wickelte er sich ein Handtuch um die Taille und drückte mir dann einen Kuss auf die Wange.
"Guten Morgen, Prinzessin", lächelte er mir zu, "Hast du gut geschlafen?"
Ich bekam nur einen zustimmenden Laut zustande, mit der Zahnbürste und Zahnpasta im Mund.
"Als du noch geschlafen hast, kam Sean vorbei. Er hat gefragt, ob du dich entschieden hast. Ich habe ihm meinen Hals gezeigt, das hat wohl als Antwort gereicht. Aber wir sollen trotzdem gleich runter zum Frühstück kommen", erzählte Zander, während er sich seine langen blonden Haare kämmte.
Fertig mit dem Zähneputzen, ließ ich die Decke los und stieg unter die Dusche. Ein unterdrücktes Stöhnen zeigte mir, welche Wirkung ich auf Zander hatte. Nur wenige Sekunden nachdem ich das Wasser angestellt hatte, wurde die Tür geöffnet und Zander stieg zu mir unter den heißen Strahl.
"Du hast doch schon geduscht", lachte ich.
"Und du hast letzte Nacht schon geduscht", kam die knurrende Antwort.
*
Durch unsere gemeinsame Dusche brauchten wir um einiges länger, um nach unten in die Küche zu kommen. Alle waren schon am Essen und hatten anscheinend aufgegeben auf uns zu warten. Kichernd setzten Zander und ich uns auf die letzten beiden freien Stühle.
"Nicht im Ernst?!", keifte Evie los und sah mich wütend an. Erschrocken sah ich sie an.
"Du weißt ganz genau, wie schwierig das für Summer und mich ist und jetzt musst du hier auch noch überglücklich vor mir sitzen. Und dann präsentiert ihr auch noch stolz die Mahle des andern! Was soll das denn? Nimmst du eigentlich überhaupt keine Rücksicht mehr?", fragte meine Schwester wütend.
Entsetzt sah ich zwischen Zander und Evie hin und her. Ich wollte sie wirklich nicht verletzen.
"Evie, hör auf mit diesem Verhalten. Ich habe es satt. Es ist deine Sache, was zwischen Summer und dir passiert und die Sache von Faith, was zwischen ihr und Zander passiert. Sie ist nun mal glücklich. Freu dich also für deine Schwester!", knurrte Ruben Evie an, "Ich weiß das deine Hitze bald kommt und du deswegen so unausstehlich zu uns allen bist. Trotzdem heiße ich so ein Verhalten nicht gut in meinem Haus. Vielleicht solltest du jetzt schon auf dein Zimmer gehen und dich einschließen, bis die Zeit vorbei ist."
Wütend sprang Evie auf. Dabei fiel ihr Stuhl mit einem lauten Schlag nach hinten um. Gereizt stampfte meine Schwester aus der Küche und hoch in ihr Zimmer.
"Zander, Faith, tut mir sehr leid. Sie ist schon den ganzen Morgen unausstehlich. Erst ging es gegen Lewis, dann gegen Summer, jetzt wart ihr das Ziel. Es hat nichts mit euch zu tun. Ich hoffe das wisst ihr", entschuldigte mein Adoptivvater sich bei uns.
"Das dachte ich mir schon", antwortete Zander für uns beide. Ich fühlte mich immer noch schlecht. Natürlich war es schwierig für Evie zu sehen, wie eine Verbindung zwischen Seelengefährten laufen konnte, während sie täglich mit Streitereien zu kämpfen hatte. Das tat verständlicherweise weh, auch wenn es ihre eigene Schuld war. Zum Teil zumindest. Sie konnte sich nicht zu 100% für Summer entscheiden, sondern hing noch an Alec. Würde sie sich für Summer entscheiden, könnte sie genauso glücklich wie ich sein. Aber das wollte ich ihr nicht vorwerfen. Ich war nicht in ihrer Lage und sollte deswegen auch nicht so einfach darüber Urteilen, welche Entscheidungen sie traf.
"Wir freuen uns übrigens sehr für euch", grinste River uns an.
"Ja, aber bitte das nächste Mal ein bisschen leiser", warf Ruby ein, die dabei war ein Brötchen mit Butter zu beschmieren.
Erschrocken sah ich Zander. Eigentlich hätte man nichts durch die Wände hören dürfen, aber anscheinend hörte man sehr wohl etwas ab einer gewissen Lautstärke. Das hätte mir eigentlich schon klar sein müssen, nachdem man die Schreiereien von Evie und Summer ja auch durch die Wände hören konnte. Wieso sollte es dann bei meinen Schreien anders sein?
"Ich dachte die Wände wären alle schalldicht?", wand sich Ruby an Ruben.
"Sind sie auch. Aber schalldicht bedeutete nicht, dass man nie wieder irgendetwas hören wird", antwortete Ruben entspannt. Eigentlich hatte ich erwartete, dass er, als mein Vater, irgendetwas gegen den Sex haben würde. Als ich damals mit meinem ersten Freund geschlafen habe, hatte er einen riesigen Streit angefangen. Das ich noch zu jung wäre und doch nicht einfach meinen Jungfräulichkeit an den erst besten verschenken konnte. Evie musste das selbe durchmachen, kurz nach mir. Aber jetzt mit Zander war es beinahe so, als würde es ihn überhaupt nicht interessieren. Allerdings lag das wahrscheinlich auch daran, dass er nichts dagegen unternehmen konnte, dass Zander und ich miteinander schliefen. Wir waren nunmal Seelengefährten, Ruben konnte das nicht verändern oder stoppen. Er würde damit nur Schmerzen für Zander und mich verursachen.
*
Summer und Evie waren beide in ihren Räumen eingesperrt. Während Grace sich um ihre Tochter kümmerte, sorgte ich für meine Schwester. Alle anderen hielten sich so weit es ging von den Zimmern und sogar dem Flur entfernt. Es sollte keine Chance bestehen, dass ihre Wölfe den betörenden Geruch der Werwölfinnen wahrnahmen.
Evie saß schwitzend in der Badewanne, die bis oben hin mit eisigem Wasser gefüllt war.
"Es tut so weh", stöhnte sie schmerzverzerrt, "Es fühlt sich an, als würde mein ganzer Körper in Flammen stehen."
Tränen überströmten ihr Gesicht.
"Vielleicht war das eine dumme Idee. Ich sollte doch zu Summer gehen", flehte sie.
"Nein, du wolltest doch stark sein. Du weißt doch, die Verbindung jetzt zu vollenden würde nur noch mehr Probleme geben", versuchte ich sie zu überzeugen, "Es tut mir wirklich leid, aber du musst das jetzt durchstehen. Du musst stark sein."
Weinend ließ Evie den Kopf nach hinten fallen, nickte mir aber vorher noch zustimmend zu.
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