Kapitel 22
Wir wurden in unserem Gespräch unterbrochen, als plötzlich eine hübsche junge Frau in mein Zimmer stürmte. Entnervt knallte sie die Tür hinter sich zu. Erschrocken sah die Werwölfin mit den pink gefärbten Haaren uns an. Ich erkannte sie wieder, von dem Abend als Zander Kayden gewürgt hatte. Es war Ruby, die zweite zukünftige Stellvertreterin von River. Sie hatte nicht bei uns übernachtet, da es ihr zu viele Wölfe unter einem Dach gewesen waren. James hatte sie zurück ins Dorf gefahren, wo sie in einer Pension untergekommen war, dadurch war ich ihr nach dem Vorfall nicht mehr über den Weg gelaufen.
"Tut mir leid. Alpha James hat mich gezwungen her zu kommen, obwohl die Straßen alle gesperrt sind und dann musste ich den letzten Weg hier her laufen, weil der Fahrer nicht weiter kam. Dann hat Alpha Ruben mich hier hoch geschickt. Er meinte ich könnte das Gästezimmer von dir, Zander haben. Ich bin einfach deinem Geruch gefolgt, tut mir leid!", erklärte Ruby hektisch. Nervös strich sie sich mit der Hand durch ihre pinke Mähne.
"Alpha Ruben hat mir eigentlich auch gesagt, welches Zimmer es war. Aber unten streiten Summer und irgendein Mädchen sich. Ich wollte einfach nur weg von dem Lärm und den Menschen", sprach sie weiter.
"Schon gut", lächelte ich ihr freundlich zu, "Ich bin Faith. Wir haben uns nur flüchtig getroffen."
"Ach stimmt. Die betrunkene Gefährtin von Zander", kicherte Ruby etwas gelöster, "Und anscheinend seid ihr schon ziemlich weit gekommen."
Beim letzten Satz zeigte sie auf meinen Hals. Dort war wahrscheinlich eine deutliche Bisswunde zusehen. In ein paar Tagen würde sie verheilt sein und nur noch als hellrosa Narbe, auf meiner Haut zu sehen sein.
"Faith, das ist Ruby", stellte Zander uns offiziell aneinander vor. Mit warnender Stimme fügte er noch hinzu, "Sie weiß nur leider nie, wann sie den Mund halten sollte."
"Da hat er recht. Ich rede einfach immer. Die meisten meinen, das wäre zu viel und zu anstrengend. Bei uns im Rudel konnte niemand verstehen, warum River mich zu einem seiner Stellvertreter ernannt hat. Ich meine eine Frau! Da sind die meisten schon durch die Decke gegangen, aber dann noch ich! Das war denen zu viel. Aber Summer, River, Zander und ich sind halt zusammen aufgewachsen. Es war also klar, das wir seine Stellvertreter werden", plapperte Ruby aufgeregt los. Mittlerweile hatte sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht ausgebreitet. Ich war ein bisschen überfordert mit dem Redeschwall, der auf mich losgelassen wurde. Ruby fand es wohl noch viel besser, das ich nicht sprach, das gab ihr die Möglichkeit noch mehr zu reden.
"Außerdem bin ich die stärkste von uns. Das war schon im Kindergarten so. Zander wurde da von einem anderen Jungen geärgert und dann musste ich das regeln, weil Zander weinend bei River war und sich beschwert hat", lachte Ruby hysterisch.
"Das ist eine Ewigkeit her", verteidigte Zander sich, der mit jeder Sekunde genervter war.
"Das ändert sich aber nicht. Ich meine, wie war das damals in der Mittelstufe. Du hast dich nicht getraut das Mädchen, wie hieß sie noch? Ach ja, Jessa! Du hast dich nicht getraut sie nach einem Date für den Valentinstagsball zu fragen. Ich musste sie für dich fragen!", lachte die Werwölfin meinen Gefährten aus, "Damals war ich mir sicher, dass du niemals eine Seelengefährtin findest und wenn du es tust, dann müsste sie schon den ersten Schritt machen. Und jetzt stehst du hier. Und deine Gefährtin ist eine stille, schüchterne Maus. Da musst du aber ganz schön über deinen Schatten springen, um sie für dich zu erobern."
"Ok! Das reicht!", knurrte Zander geladen, "Dein Zimmer ist auf der gegenüberliegenden Seite. Ich hole meine Tasche gleich noch raus. Aber bitte verschwinde einfach!"
"Da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden", kicherte Ruby. Sie bekam gar nicht mit wie geladen Zander gerade war. "Und da dachte ich immer du würdest ein bisschen umgänglicher werden, wenn du erst Mal deine Seelengefährtin gefunden hast!"
Ohne ihr zu antworten schob Zander Ruby aus meinem Zimmer. Hinter ihr schloss er sofort die Tür ab, um zu verhindern, dass sie noch einmal rein kommen könnte.
"Ich dachte, ich sollte sie so unbedingt kennenlernen", kicherte ich.
"Ja, solltest du. Aber ich hatte die Hoffnung, dass sie sich vor dir etwas zusammenreißt. Vor dem Alpha schafft sie es auch immer sich zu beherrschen und wie ein normaler Mensch rüber zu kommen."
"Sie ist doch ein ganz normaler Mensch. Nur eben etwas schneller mit dem Mund, als andere", lachte ich weiter.
"Ihr Hirn liegt ihr auf der Zunge, ich weiß", seufzte Zander erschöpft, "Sie ist toll. Ruby mag es nicht, wenn zu viele Menschen oder Werwölfe um sie herum sind. Aber wenn dann welche um sie rum sind, sorgt sie dafür, dass diese beinahe ihr Gehör verlieren, weil sie so viel redet."
"Dann habe ich wenigsten nicht so viel zu tun", lächelte ich meinem Gefährten zu. Ruby hatte Recht. Ich war nicht unbedingt der Mittelpunkt einer Party. Ich würde nicht mal auf der Party auftauchen. Mein Zeichenblock und meine Bücher, das waren meine Freunde und ständigen Begleiter.
"Nimm dir nicht zu Herzen, was sie gesagt hat. Sie meint es nicht böse. Ruby denkt nur nicht immer darüber nach, was sie sagt und ob sie damit jemanden verletzen könnte."
"Nehme ich nicht. Sie hat Recht. Aber es ist gut zu wissen, dass du mal genauso warst wie ich. Das macht doch Hoffnungen auf die Zukunft", grinsend zwinkerte ich Zander zu.
"Was immer du sagst, mein kleine Träumerin", lachte Zander mich aus, "Aber ehrlich gesagt, mag ich das gerade. So muss ich mir keine Gedanken machen, dass du mit irgendwelchen Typen reden würdest."
"Du weißt, dass ich dich nie betrügen würde. Du bist mein Gefährte", antwortete ich ernst.
"Das weiß ich doch. Aber trotzdem ist es ein schöner Gedanke, dass du ja nicht mal mit anderen Männern reden würdest", lenkte Zander Schulter zuckend ein.
"Ich bin nicht stumm", meinte ich bestimmt, "Ich kann sehr wohl mit anderen Menschen reden. Ich mache es nur einfach nicht so oft."
"Was immer du sagst, Prinzessin", lachte Zander mich wieder aus. Leicht boxte ich ihm gegen die Schulter.
"Lass uns wieder runter gehen. Mal sehen ob River und Connor es endlich aufgegeben haben mit dem Schach spielen. Das wären Mal tolle Nachrichten."
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