Kapitel 21

"Um ehrlich zu sein. Nein", brachte ich schüchtern hervor. Sofort legte Zander das Buch weg und widmete mir seine volle Aufmerksamkeit.

"Was ist denn los?", fragte Zander besorgt nach. Ich konnte ihm nicht ins Gesicht sehen. Zielstrebig lief ich auf meinen Schreibtisch zu, obwohl ich ihm den Rücken zugedreht hatte, merkte ich, das er auf die Bettkante rutschte und mich weiterhin beobachtete. Nervös spielte ich mit den Stiften auf meinem Schreibtisch herum.

"In drei Tagen ist Vollmond", flüsterte ich aufgeregt.

"Ich weiß und jetzt?", antwortete Zander verwirrt.

"Wir müssen uns entscheiden", flüsterte ich weiter. Meine Stimme fing an genauso zu zittern, wie meine Finger, die nervös Sachen auf meinem Schreibtisch hin und her schoben.

"Du machst dir Sorgen deswegen?", fragte mein Gefährte gelassen nach. Ich drehte mich das erste Mal wieder zu ihm um und sah ihm in die Augen. Zander war aufgestanden und war nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt.

"Ich weiß einfach nicht -", fing ich an zu sprechen, "Ich weiß nicht, ob ich-." Unzufrieden über meine Inkompetenz einen Satz zu vollenden, schüttelte ich den Kopf und schaute nach unten. Zander hatte meine Hände in seine genommen und hielt sie fest. Die Berührung beruhigte mich ein wenig.

"Wir müssen das nicht machen. Wir können damit warten", antwortete Zander liebevoll.

"Ich weiß, aber ist es das was du willst?", fragte ich leise.

"Was ich will, tut nichts zur Sache. Es geht darum, was du willst."

"Ich weiß aber nicht, was ich möchte", flehte ich.

Zanders rechte Hand ließ meine los. Ganz sanft wanderte diese meinen linken Arm hinauf, über meine Schultern zu meinem Hals. Mit dem Daumen schob er mein Kinn nach oben, so dass ich ihn wieder ansehen musste. Erst jetzt wurde mir klar, wie nah wir uns eigentlich waren. Ich versank beinahe in seinen dunkelblauen Augen. Mit seinem Daumen strich er zärtlich über meine Wange und näherte sich meinem Gesicht immer mehr.

Ich konnte schon seinen Atem auf meinen Lippen spüren. Und da geschah es endlich. Seine Lippen legten sich auf meine. Wie automatisch schlossen sich meine Augen. Ganz vorsichtig bewegten sich seine weichen Lippen auf meinen. Im ersten Moment war ich erstarrt, aber schnell fing ich mich wieder und erwiderte den Kuss. 

Das Kribbeln auf meinen Lippen und die Schmetterlinge in meinem Magen waren unbeschreiblich. 

Fast schon fragend fuhr Zander mit seiner Zunge über meine Lippen. Während ich meine Lippen öffnete und seiner Zunge Einlass in meinen Mund gewährte, schlang ich meine Arme um seinen Nacken und zog mich damit noch näher an ihn heran. Seine linke Hand wanderte um meine Hüfte herum und hielt mich eng an ihn gedrückt.

Aus dem anfänglich zurückhaltend, liebevollen Kuss wurde schnell etwas viel intimeres, als Zander mich zum Bett trug. Ich lag auf dem Rücken und mein Gefährte auf mir drauf. Er stütze sein Gewicht auf seinen Armen ab, um nicht komplett auf mir zu liegen.

Mit Küssen wanderte er meinen Hals hinunter, bis er an meiner Halsbeuge angekommen war. Zander fing an an dieser bestimmten Stelle zu saugen und leicht zu knabbern. Hier würde er mich hin beißen, um allen anderen männlichen Wölfen klar zu machen, das ich zu ihm gehörte und vergeben war. 

Ich spürte wie sich sein Gebiss schon veränderte und seine Fangzähne über meine zarte Haut kratzen.

"Noch kann ich aufhören", nuschelte Zander, der anscheinend sehr gegen das Verlangen seines Wolfes ankämpfen musste.

"Nein", flüsterte ich atemlos, "Mach weiter."

"Das wird wehtun", antwortete Zander. Nur Sekunden danach bohrten sich die spitzen Fangzähne seines Wolfes in meinen Hals. Erstickend schnappte ich nach Luft. Der Schmerz war fürchterlich, aber verging nach kurzer Zeit zum Glück wieder. Stattdessen spürte ich wie heißes Verlangen meinen Körper übermannte. In Ekstase schloss ich meine Augen, während ein langes, tiefes Stöhnen meinen Lippen entkam.

Mit seiner Zunge leckte er meine Wunde sauber, nachdem er mich mit seinem Biss markiert hatte. Das Gefühl des Bisses hatte mich ausgelaugt. Schwer atmend lag ich auf dem Rücken und starrte die Decke an. Zander rollte sich neben mich und starrte ebenfalls die Decke an. 

Lächelnd drehte ich meinem Gefährten mein Gesicht zu. Dabei stellte ich fest, dass auf Zanders Gesicht ein selbstzufriedner Ausdruck gepflastert war. 

"Das war doch gar nicht schlecht, für den Anfang", grinste Zander mir zu.

Grinsend verdrehte ich die Augen und schaute wieder nach oben an die Decke.

"Du weißt aber schon, dass wir noch nicht viel weiter mit unserer eigentlichen Entscheidung sind", flüsterte ich mit gebrochener Stimme.

"Es ist weiterhin deine Entscheidung. Ich würde für dich noch Jahre warten, aber wenn du willst, könnten wir die Verbindung auch jetzt und hier vervollständigen", grinste mein Gefährte mich an, "Es ist deine Entscheidung. Ich werde das nicht für dich machen."

"Ich würde das ja gerne kurzfristig entscheiden", antwortete ich, "Aber ich weiß, dass das nicht funktioniert. Es müssen Vorbereitungen getroffen werden, damit ich eingesperrt bin und niemand rein kann oder ich raus kann."

Mit einem Arm zog Zander mich an ihn heran, so dass ich auf der Seite lag. Mein Kopf war jetzt auf seiner Brust gebettet. Meinen linken Arm legte ich über seinen Bauch.

"Ich will ganz ehrlich mit dir sein. Der Gedanke, dass du Schmerzen haben wirst, gefällt mir nicht", sagte Zander ruhig, "Ich sage das nicht, um deine Entscheidung zu beeinflussen. Ich will bloß, dass du das weißt."

"Lass uns morgen noch einmal darüber reden. Ich brauche eine Nacht, um über alles nachzudenken. Ich will das nicht einfach wie Evie ohne es abzuwägen entscheiden. Es ist ein großer Schritt."

"Sei nicht so hart mit deiner Schwester. Was hättest du denn an ihrer Stelle gemacht?"

"Wahrscheinlich genau das selbe, aber trotzdem hätte ich vorher mit Summer drüber geredet. Es geht immerhin auch darum, dass Summer Schmerzen haben wird und in Sicherheit gebracht werden muss."

"Keinem von euch wird etwas passieren, mach dir darum mal keine Gedanken", versuchte Zander mich zu beruhigen.

"Ich hoffe es."

*

Zander und ich waren noch eine Weile in meinem Zimmer geblieben. Wir hatten uns einfach unterhalten. Vor allen Dingen sein Wechsel an meine Uni war ein großes Thema.  Er wusste noch nicht, wo er wohnen würde. Außerdem war River wohl nicht gerade ein fleißiger Student. Zander machte sich Gedanken darüber, dass er die meiste Zeit damit verbringen musste, seinen Freund zum Lernen zu motivieren. Dann noch mehr denn je, da die strenge Hand des Vaters nicht mehr über ihm hing.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top