Kapitel 14

"Wer ist denn bitte schön Alec?", fragte Connor argwöhnisch.

"Ihr fester Freund. Ein Mensch. Wir studieren zusammen", antwortete ich mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen.

"Evie hat einen Freund?!", fragte Connor entsetzt, "Faith, du hast aber keinen oder?!"

Ich zuckte nur grinsend mit den Schultern.

"Das würdest du jetzt wohl gerne wissen." Jetzt war ich diejenige, die meinen Bruder auslachte. "Komm River, lass uns alles einkaufen. Wir müssen noch ins andere Dorf zum Metzger. ich hoffe wirklich die haben einen Metzger." Den letzten Satz sagte ich mehr zu mir, als zu den beiden Männern, mit denen ich unterwegs war.

"Faith! Das ist noch nicht geklärt!", brüllte mein Bruder mit hinterher.

"Und hast du jetzt einen Freund oder nicht?", fragte River nach.

"Als ob ich dir das sagen würde. Du warst vor einer Minute noch auf der Seite meines Bruders", antwortete ich. Schnellstmöglich verschwand ich im Hofladen, um Obst und Gemüse zu kaufen. Wo meine beiden männlichen Begleiter hin gingen wusste ich nicht. Aber so war es für mich eh sehr viel entspannter. Außerdem wurde das Gerede über unsere Familie sehr viel weniger, wenn ich ohne Sean, Ruben oder Harvey hier war und erst recht weniger, wenn ich ganz alleine hier war. Mutmaßungen über Fremde aufzustellen, klappte anscheinend am besten, wenn mehreren davon vor einem standen.

"Guten Morgen", begrüßte ich die Verkäuferin des Hofladens.

"Guten Morgen, was kann ich gutes für Sie tun?"

Schnell ratterte ich meine Liste herunter, um möglichst schnell wieder hier raus zu kommen. Plötzlich hörte ich hinter mir Getuschel. Mit meinem Wolfsgehör war es nicht schwer zu erfahren, dass die Schlange aus der Metzgerei hinten im Laden stand und sich beschwerte.

"- und jetzt ist mein Mann so unglaublich sauer und will das ich mich entschuldige, dabei habe ich doch gar nichts gemacht. Der arme Junge geht davon aus, das wäre seine richtige Familie. Ich wollte ihm doch bloß klar machen, das es nicht seine Familie ist. Ich werde mich dafür ganz bestimmt nicht entschuldigen. Außerdem wird dieser seltsame Kult seine Unmengen an Fleisch garantiert nicht immer wo anders kaufen. Ich meine alleine die Fahrtkosten würden sich dafür verdoppeln -"

Bevor ich noch mehr hören konnte, kamen Connor und River rein.

"Und bist du soweit?", fragte Connor grinsend. Jetzt wurde auch der Kaffeekranz in der Ecke auf uns aufmerksam. Ich überreichte noch das Geld, während River und Connor schon nach den prall gefüllten Jutetaschen griffen.

"Immerhin müssen wir noch ins andere Dorf, um Fleisch zu kaufen", fügte Connor noch extra laut hinzu und warf dabei der Frau des Metzgers einen eisigen Blick zu. Ich hatte noch nie gesehen, dass diese Frau so bleich werden konnte. Aber anscheinend machte Connor ihr wirklich Angst oder es war bloß die Angst davor, was ihr Mann dazu sagen würde, wenn er uns wirklich als Kunden verloren hatte, durch ihre spitze Zunge.

*

Das nächste Dorf hatte wirklich eine Metzgerei. Die Bewohner, sowie Verkäufer kannten uns nicht. Die bissigen Kommentare und Lästereien hinter unserem Rücken vielen also aus. Aber sie waren beeindruckt von der Menge an Fleisch, die wir bei ihnen kauften.

Als wir wieder Zuhause ankamen, war es bereits Nachmittag. Während wir die Einkäufe nach drinnen schafften und einräumten, hörte ich von draußen, wie Harvey Lewis zusammen brüllte und anstachelte noch härter zu trainieren. Zwischendurch hörte ich ein glockenhelles Kichern, das ich Riley zuordnete.

Sean stand in der Küche und ging seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Kochen nach. Er liebte es für andere zu kochen, aber noch mehr, wenn er für große Gruppen kochen durfte.

"Hast du Summer oder Evie schon gesehen?", fragte ich vorsichtig nach.

"Ich habe ihnen etwas zu Essen hochgebracht, aber ich wurde bloß angeschrieen. Ruben und James hatten es dann satt und wollten sich einmischen, aber Grace hat sie davon abgehalten. Sie ist jetzt bei ihnen im Zimmer. Seit dem wurde es etwas ruhiger. Aber ich denke nicht, dass das lange anhält. Grace kann nicht immer als Puffer im Raum bleiben. Irgendwann müssen sie auch von alleine zurecht kommen. Aber wenn Summer nur halb so aufbrausend ist wie Evie werden die beiden noch sehr viel länger streiten."

Seufzend schaute ich meinen Bruder und River an. Was sollten wir nur machen. Ich wollte so gerne helfen, aber ich wollte auch nicht noch einmal so angebrüllte werden. Wahrscheinlich hatte Sean recht und wir mussten es einfach aussitzen. Die beiden waren im Endeffekt für einander bestimmt und würden sich schon irgendwie zusammenreißen.

"Du kannst die Welt nicht retten", murmelte mir Sean zu, als er an mir vorbei lief. Er hatte ja recht, auch wenn es mir nicht gefiel.

"River, deine Eltern haben nach dir gefragt. Sie wollen mit dir über Ruby und Sandro reden", wand Sean sich an unseren Gast.

"Sandro?", verwirrt sah River den älteren Werwolf an, "Ach, du meinst Zander! Meine zukünftigen Stellvertreter. Ja, klar. Ich gehe sofort zu meinen Eltern, wenn alle Einkäufe eingeräumt sind."

"Du bist ein guter Junge. Dich können wir behalten. Deine Schwestern eher nicht", hörten wir plötzlich Harveys tiefe Stimme vom Hintereingang. Eine kichernde Riley hing wie ein Klammeräffchen an seinem Rücken.

"Was habt ihr denn gemacht?", fragte Sean, der sein Lachen unterdrücken musste.

"Sie will mir beweisen, das sie Durchhaltevermögen hat. Ich meinte damit Durchhaltevermögen beim Training", knurrte der Werwolf wütend, "Nicht beim Nerven. Und jetzt holt das Ding von mir runter!"

"Sie ist doch bloß ein Kind und kein Ding", lachte Connor Harvey aus, "Solltest du damit nicht umgehen können?"

"Ich habe mich bei euch fünf schon geweigert zu spielen. Ich bin hier, um euch zu beschützen und euch zu trainieren. Wenn die kleine Alphatochter ein Pferdchen will, soll sie sich an Sean wenden!", beschwerte Harvey sich. Angewidert, als würde einen Schimmelpilz entfernen, zog er Riley von seinem Rücken und setzte das zierliche Mädchen auf dem Küchenboden ab.

"Wenn sie erwachsen geworden ist und trainieren will, dann sagt mir bescheid. Ansonsten möchte ich das Blag nicht mehr in meiner Nähe!", bestimmte Harvey gereizt.

Wütend stiefelte Harvey davon.

"Du solltest ihn nicht so ärgern. Er kann nicht so gut mit Menschen umgehen. In seiner Wolfsform ist er am umgänglichsten, merk dir das lieber. Denn so wirst du dir nur einen Feind machen", erklärte Sean lachend dem Mädchen. Dabei überreichte er Riley einen Apfel. Verwirrt sah sie das Obst in ihrer Hand an.

"Du sollst den essen", sagte Sean, "Ein paar Vitamine würden dir nicht schaden."

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