Kapitel 11
"Also wie kamst du auf die Idee so viele Kinder aufzunehmen?", fragte Grace interessiert.
"Sie sind Werwölfe. In einem normalen Pflegesystem hätten sie sich mit 16 verwandelt und was dann. Sie hätten Menschen zerfleischt. Es wäre eine Gefahr für unsere Spezies. Außerdem brauchten sie eine Familie und nicht verschiedene Pflegefamilien. Ich versuche immer noch alle Werwolfkinder aus dem Pflegesystem zu bekommen. Ich vermitteln sie an andere Werwölfe in meinem Rudel, denn ich darf leider keine weiteren Kinder mehr aufnehmen. Der Staat oder besser die eine nervige Sozialarbeiterin vertraut mir nicht", erklärte Ruben die Lage.
"Das ist wundervoll. Wenn wir wieder Zuhause sind, müssen wir uns auch mehr darum bemühen", meinte Grace aufgeregt zu ihrem Gefährten. James stimmte ihr lächelnd zu. Man konnte förmlich die Liebe zwischen den beiden spüren.
"River und Summer sind momentan am studieren, was macht ihr denn so?", versuchte Grace ein Gespräch zwischen uns Kindern aufzubauen.
"Ich habe meine eigene Schreinerei, ein paar Dörfer weiter. Baue Möbel und was so gebracht wird. Studieren war nie wirklich etwas für mich", erzählte Kayden, "Connor, Evie und Faith studieren auch gerade, aber an unterschiedlichen Universitäten. Und Lewis geht noch zur Schule. Wir hoffen gerade auf ein Footballstipendium."
"Das klingt ja sehr interessant", antwortete Grace und sah dabei ihre Kinder auffordernd an.
"Was studiert ihr denn so?", fragte River. Seiner Schwester sah man an, dass sie nicht unbedingt mit irgendwem sprechen wollte.
"Ich studiere Informatik", antwortete Connor kurzangebunden und schaufelte noch mehr Essen in seinen Mund.
"Ich studieren Kunst und Evie studiert Journalismus", antwortete ich lächelnd, "Und ihr?"
"Sportwissenschaften", antwortete River, "Ich hatte es schon immer mit Sport, aber ich weiß noch nicht ganz was ich daraus machen will. Summer studiert auf Lehramt."
Sofort musste ich daran denken, dass Alec auch auf Lehramt studierte. Der Arme. Es war eigentlich alles meine Schuld. Hätte ich Evie nicht geraten es zu versuchen, müsste sie ihm jetzt nicht das Herz brechen. Und was war mit Jack? Er würde wahrscheinlich nur noch neugieriger werden. Das konnten wir wirklich nicht gebrauchen.
"Mir geht es mit Kunst ähnlich. Ich liebe das Malen, aber was ich daraus mache, weiß ich auch noch nicht. Vielleicht helfe ich Kayden irgendwann in seinem Geschäft", antwortete ich und lächelte Kayden, der neben mir saß, dabei zu.
"Bei Faith muss ich mir überhaupt keine Gedanken machen. Sie ist die vernünftigste von meinen Kindern."
"Was soll das denn bitte heißen?", fragte Kayden nach.
"Ich meine von den Kindern, die noch keine abgesicherte Zukunft haben", antwortete Ruben und schüttelte lachend den Kopf.
Schweigend genossen wir das Essen weiter, bis James sich zu Wort meldete.
"Ruben, ich muss dir etwas gestehen. Ich bin nicht nur hier, um mich bei allen als neuer Alpha vorzustellen und meine Kinder als meine Stellvertreter und Nachfolger bekannt zu machen. Auch nicht um wieder mit dir, altem Freund, Zeit zu verbringen-"
"Wusste ich es doch", brummte Harvey wütend dazwischen und warf uns allen einen Blick zu, auf Bestätigung haschend.
"Was denn?", fragte Ruben noch freundlich, aber deutlich angespannter. Er hatte uns versichert, das nichts passieren würde. Angespannt lehnte ich mich zurück. Kayden schob beschützerisch seinen Arm vor mich.
"Gerade nachdem was eben passiert ist, bestärkt sich meine Hoffnung, dass du zustimmst. Die Lage in meinem Rudel ist noch sehr angespannt und nicht alle Rudelmitglieder folgen mir und stimmen mir als Alpha zu. Ich möchte meine Kinder in Sicherheit wissen. Deswegen wollte ich fragen, ob es in Ordnung wäre, wenn meine Kinder bei dir wohnen und als Rudelmitglieder unter deinem Schutz stehen. Oder eher das nur Riley bei dir wohnt. Summer und River würden auf die selbe Universität wie Evie und Faith gehen", hoffnungsvoll sahen Grace und James unseren Adoptivvater an.
Erleichtert atmete ich die Luft, von der ich nicht einmal wusste, dass ich sie überhaupt angehalten hatte, aus. Kayden griff einmal beruhigend nach meiner Hand. Kurz hielt er sie in seiner. Ich nickte ihm bestärkend, das es mir gut ging zu.
"Dir ist bewusst, das meine Kinder gerade davon ausgegangen sind, dass du mich angreifen willst oder?", fragte Ruben leicht gereizt, "Ich werde deine Kinder bei mir aufnehmen und für die Sicherheit von Riley sorgen. Aber um Summer und River müsst ihr euch selbst kümmern. Evie und Faith sind es gewohnt auf sich selbst aufzupassen und das erwarte ich auch von euren Kindern."
"Natürlich. Dann lass uns noch zwei weitere Wölfe an die Uni schicken. Es sind River zukünftige Stellvertreter. Sie werden für seine Sicherheit garantieren", antwortete Grace sofort.
Nickend stimmte Ruben dem Wunsch der Werwölfin zu.
"Vielen Dank und wir wollten keinen Unfrieden stiften", entschuldigte James sich bei uns Kindern. Auch wenn die Entschuldigung mehr in die Richtung von Lewis und mir ging.
"Das ist schon in Ordnung. Ich lehne Gewalt nur ab. Meine Brüder wissen das und versuchen mich deswegen von ihr fernzuhalten", erklärte ich mein Verhalten.
"Ich dachte schon, du könntest dich nicht selbst verteidigen", kicherte Riley. Die 15 jährige sagte zum ersten Mal etwas und dann direkt so etwas. Amüsiert zuckten meine Mundwinkel nach oben. Die Kleine gefiel mir, sie sagte, was sie dachte. Meine Brüder sahen das aber etwas anders. Der Wolf in ihnen sagte ihnen, dass sie mich beschützen mussten und knurrten das arme Ding wütend an.
"Pscht!", brachte ich die drei zur Ruhe, "Doch ich kann mich selbst verteidigen. Aber ich mache es nur, wenn es unbedingt sein muss. Auch wenn meine Brüder meinen, sie müssten das für mich übernehmen."
Lewis sah mich wütend an. Ich hatte gerade seine Autorität untergraben. Aber Kayden und Connor grinsten mich nur an.
"Ich denke hier bin ich gerne ein Teil der Familie", grinste nun auch Riley.
"Wenn Evie mich akzeptiert", flüsterte Summer nieder geschlagen. Sofort stand ich auf und schnappte mir Evies vorgesehenen Teller. Ich schaufelte so viel Essen wie möglich auf den Teller und reichte ihn dann zusammen mit dem Besteck Summer.
"Die letzte Tür von links, im rechten Flur der ersten Etage", sagte ich und lächelte ihr aufmunternd zu.
Erst sah Summer mich verständnislos an, aber dann verstand sie, was ich meinte. Der hoffnungsvolle Blick von vorher breitete sich wieder auf ihrem Gesicht aus. Ich konnte gar nicht so schnell schauen, da war sie schon mit dem Teller und dem Besteck in der Hand die Treppe hinauf gestürmt.
"Danke", flüsterte River mir zu.
"Dafür nicht", grinste ich breit zurück. Ich würde nicht zulassen, dass Evie ihrer Seelengefährtin nicht einmal eine Chance gab. Immerhin war es mittlerweile so selten geworden einen Gefährten zu finden, da konnte sie ihren doch nicht einfach so wegschubsen.
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