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- 12 Jahre zuvor –

Plötzlich war ihr schlecht geworden. Einfach so. Und daran waren nicht nur Ron und Lavender Schuld. Nein. Daran war eindeutig etwas anderes Schuld. Etwas Unerwartetes. Dabei waren sie so vorsichtig gewesen. Und sie hatte ihn schon so lange nicht gesehen. Tränen rollten über ihre Wangen. War das wirklich möglich? Konnte sie schwanger sein? Die Übelkeit war wieder da. Hermine hatte sich schon einmal übergeben, aber es hörte nicht auf.

Sie hörte Schritte. War es Harry, der nach ihr suchte? Oder sogar Ron? Sie blickte hoch und sah direkt in die grauen Augen von Draco Malfoy. „Geht es dir gut?" Seine Stimme war fast nur ein Hauch und Hermine konnte die Besorgnis in seinen Augen sehen. Doch sie wollte nicht, dass er es wusste. Sie wollte nicht, dass er so war. Wut stieg in ihr auf und sie beschwor einen Schwarm Vögel, der begann um sie zu kreisen. Einige der Vögel stießen auf Draco nieder und mit verletztem Blick zog der Slytherin sich zurück.

Hermine begann lauthals zu schluchzen.

Plötzlich spürte sie Harry neben sich. Die Wärme ihres besten Freundes umfing sie schützend. Sie konnte ihm nicht sagen, was los war. Aber sie war dankbar, dass er da war.

In der nächsten Sekunde stand Ron vor ihr. Mit Lavender. Auf der Suche nach einem Ort, um sonst etwas zu tun. Jetzt platzte ihr der Kragen. Die Vögel, die vorher über ihr geschwebt hatten, schossen nach einem gemurmelten Zauberspruch auf die beiden zu. Mit großen Augen sah er sie an. Doch sie drehte sich nur um und ließ sich weinend in Harrys Arme fallen...

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Hermine saß auf Dracos Schreibtisch. Der blonde Mann hatte sich etwas von ihr entfernt auf seinem Schreibtischstuhl niedergelassen. „Also, ich finde wir sollten zu McGonagall gehen" Draco brach die Stille, die minutenlang zwischen den beiden geherrscht hatte. Hermine hatte Draco die letzten Minuten einfach nur angesehen, jede seiner Bewegungen registriert, so als sähe sie ihn das erste Mal. Er hatte vornüber gebeugt gesessen und seine Stirn war in denkerische Falten gelegt. Seine Finger hatten unaufhörlich seine Schläfen massiert und er hörte erst jetzt damit auf, als er sie ansah. „Und was soll sie tun? Ich meine sie kann sie ja kaum von der Schule verweisen?" Hermine sprang vom Tisch und ging um den Tisch herum. „Natürlich nicht. Aber sie kann uns sagen, warum unsere Tochter hier ist. Ich meine, willst du das nicht wissen? Und willst du sie nicht kennen lernen?" Hermine drehte sich wieder zu ihm um. „Doch... Doch, das will ich. Schließlich ist sie meine Tochter" Draco stand auf und nahm die zarte Gryffindor in seine Arme. Zart küsste er ihre Stirn. „Komm. Wir suchen McGonagall"

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Die alte Schulleiterin saß an ihrem Schreibtisch in dem großen Büro. Am Anfang des Schuljahres hatte sie noch nicht so viel zu tun. Für den heutigen Tag hatte sie alles erledigt und so konnte sie in Ruhe eine Tasse Tee trinken. Natürlich mit viel Milch. Gerade als sie überlegte, den Tee in Katzenform zu sich zu nehmen (denn das machte mehr Spaß), klopfte es an die Tür. Der Eingang zum Büro der Schulleiterin hatte sich nach ihrem Amtsantritt verändert. Der große Phönix war verschwunden und hatte einer einfachen großen Holztür Platz gemacht. Rechts und links der Tür thronten zwei riesige steinerne Katzen, die die Schulleiterin im Notfall vor ungebetenen Besuchern schützen konnten. Doch nun waren sie still, also musste der Besuch freundlich gestimmt sein. Minerva McGonagall seufzte. „Herein! Ah, Miss Granger und... Mister Malfoy, was eine Überraschung Sie beide hier zu sehen" Die alte Hexe stand auf und deutete auf einige Sessel in der Ecke ihres Büros. „Setzten Sie sich doch. Und nun sagen Sie mir, was bringt Sie zu mir, Mister Malfoy?" Sie sah ihrem neuen Hauslehrer direkt in die Augen. Die erfahrene Hexe spürte, dass ihre beiden ehemaligen Schüler nicht einfach so auf ein Pläuschchen vorbeigekommen waren. Und vor allem interessierte sie, warum die junge Gryffindor in Begleitung ihres meist gehassten Mitschülers war.

„Professor, ich glaube nicht, dass ich derjenige bin, der diese Frage beantworten sollte." Draco blickte etwas unsicher zu seiner Begleiterin hinüber. Hermine setzte sich noch aufrechter hin, als sie es ohnehin schon tat und holte tief Luft. „Ich weiß nicht, wie viel Dumbledore Ihnen damals erzählt hat, Professor. Ich weiß, dass sie von meiner Schwangerschaft wussten, aber ich weiß nicht, ob er Ihnen auch gesagt hat, wer der Vater war." Plötzlich fiel es McGonagall wie Schuppen von den Augen. Natürlich. Deswegen war er hier. Draco Malfoy und Hermine Granger hatten eine heimliche Beziehung geführt. Deswegen hatte sie ihn mitgebracht. Doch eine Frage blieb: Warum erzählte die junge Frau ihr das nach so viele langen Jahren?

Hermine fuhr fort. „Draco war der Vater meines Kindes. Das haben Sie sich nun bestimmt schon gedacht, nehme ich an. Als ich herausfand, dass ich schwanger war, hatten wir uns schon getrennt, aber ich habe trotzdem beschlossen das Kind zu bekommen. Und habe Dumbledore um Hilfe gebeten. Ich konnte sie nicht behalten, also hat er mir geholfen eine Familie zu finden, bei der sie es guthaben würde. Und die sie weit weg von hier aufziehen würde. Ich wollte nicht, dass sie jemals auf uns trifft. Und vor allem aber, damit sie nicht in die Hände des dunklen Lords fallen konnte. Ich hätte nie geglaubt, dass ich sie jemals wiedersehen würde, aber sehen Sie, Professor... Sie ist hier" Draco hatte eine Hand auf ihr Knie gelegt, während Hermine redete. Die Schulleiterin nahm das mit leichter Skepsis wahr. Für sie war es unvorstellbar, dass ihre Spitzenschülerin sich auf den Malfoy - Spross eingelassen hatte. „Willst du damit sagen, dass eure Tochter hier Schülerin ist, Hermine? Wer ist es?" „Wir wissen nicht wie sie heißt. Nur, dass sie in Ravenclaw ist. Vermutlich eine Erstklässlerin. Und sie sieht Hermine so unglaublich ähnlich", Draco wippte nervös mit einem Bein, während er redete.

„Und wie kann ich Ihnen helfen?" Die alte Hexe sah ihre Gegenüber mit einer hoch gezogenen Augenbraue an. „Wir hatten gehofft, dass Sie einen guten Rat für uns hätten", gab Draco zu.

„Sie sollten sie erst einmal im Unterricht kennen lernen. Hermine hat leider nicht das Glück, aber Mister Malfoy, Sie unterrichten auch die Ravenclaws in Zaubertränke. Ich würde Ihnen beiden raten langsam an die Sache heran zu gehen. Sie wissen nicht, wie ihre Tochter reagieren wird, wenn Sie plötzlich vor ihr stehen"

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