10
Draco Malfoy fuhr sich nervös durch die Haare, während er auf dem Weg zu seiner ersten Stunde Zaubertränke mit den Erstklässlern aus Hufflepuff und Ravenclaw war. Vor der großen Holztür blieb er kurz stehen. Dann holte er tief Luft und stieß die Tür auf. Er lief zwischen den Reihen der Schüler entlang und schmunzelte.
„Albernes Zauberstabgefuchtel und kindische Hexereien wird es hier nicht geben. Daher erwarte ich von den wenigsten Begeisterung für die schwierige Lehre und exakte Kunst der Zaubertrankbrauerei. Aber dennoch, die wenigen Auserwählten unter euch, die die entsprechende Veranlagung besitzen, die lehre ich in diesem Kurs wie man den Kopf verhext und die Sinne auf eine Reise schickt, Glanz und Ansehen brodelnd zusammenbraut, wie man Ruhm auf Flaschen zieht und sogar", Draco machte eine Kunstpause. „- wie man den Tod verkorkt." Er drehte sich zu seiner Klasse um und sah, dass die Blicke aller Schüler an ihm klebten.
Hinter ihm hörte er das Porträt von Severus Snape leise lachen. In seinem Hinterkopf fragte sich eine leise Stimme, ob sein ehemaliger Professor wohl stolz auf ihn wäre - Trotz allem.
Er schüttelte den Gedanken ab, dann lächelte er seine Klasse schief an. Ein bisschen fühlte er sich überlegen. Vor ihm saß eine Klasse voller - hoffentlich - wissbegieriger und neugieriger Schüler. Unverbraucht und voller Potential. Ob Snape sich wohl auch so gefühlt hatte? Vermutlich nicht ganz. Die meisten seiner Klassenkameraden waren ziemlich... unintelligent gewesen.
Er ließ seinen Blick langsam über die Klasse schweifen und dann sah er sie. Sie saß in der zweiten Reihe und blickte ihn mit Hermines Augen gespannt an. Ihre blonden Locken waren zu einem unordentlichen Knoten auf ihrem Kopf zusammengebunden und die Finger ihrer linken Hand tippten fast lautlos auf das Pult vor ihr. Sie war so groß und wirkte fast erwachsen. Draco kam es wie gestern vor, dass Hermine ihm erzählt hatte, dass sie schwanger war...
- 12 Jahre zuvor -
Es war der Abend von Slughorns Weihnachtsparty. Hermine sah einfach umwerfend aus in ihrem Kleid und am liebsten hätte er sie an sich gezogen und sie geküsst, aber er hatte nicht ohne Grund mit ihr Schluss gemacht. Seit er den Auftrag für den dunklen Lord annehmen musste, war es zu gefährlich geworden, sich mit ihr zu treffen. Er konnte sich nicht vorstellen was mit ihm und vor allem mit Hermine passieren würde, wenn sie jemand erwischte. Und er liebte sie zu sehr, um sie dieser Gefahr auszusetzen.
Aber jetzt saß sie trotzdem vor ihm. Auch, wenn sie wunderschön aussah, konnte er sehen, dass sie schon wieder geweint hatte. Sie weinte häufig in letzter Zeit. „Draco, ich..." In der nächsten Sekunde verstummte sie und drückte sich tiefer in die Nische, in der die beiden saßen, denn Potter und die verrückte Lovegood liefen an ihnen vorbei. Sie waren auf dem Weg zu Slughorns Party. Hermine sollte eigentlich auch dort sein, aber sie hatte vorher mit ihm sprechen wollen.
Als das ungleiche Paar vorbei war, sah Hermine Draco ernst an. „Draco... Ich bin schwanger" Für einen kurzen Moment lang glaubte er, er hätte sich verhört. Doch als er in ihre Augen blickte, merkte er, dass sie genau das gesagt hatte. Schwanger. Er musste schlucken.
„Ist es... Ist es von mir?", stammelte er. „Natürlich!" Sie sah ein wenig verletzt aus. Dracos Blick wurde leer. Vater. Er. Das konnte einfach nicht sein. Sie hatten doch immer aufgepasst. „Ich weiß, was du jetzt denkst. Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist, Drace" Ihre Stimme wurde sanfter. „Du bist zu nichts verpflichtet. Und ich weiß auch noch nicht was ich tun werde. Ich hoffe nur, dass du meine Entscheidung akzeptierst, egal wie ich mich entscheide"
Dann stand sie auf und ging. Sie wirkte so stark. Innerlich war sie grade sehr kaputt, aber sie musste nach außen hin stark wirken. Stark und glücklich. Hermine betrat mit einem falschen Lächeln die Weihnachtsparty, während Draco ihr mit leerem Blick hinter hersah. Dann lächelte er kurz. Vater. Er. Mit der Frau, die er liebte. Daran hatte er nie geglaubt und jetzt hatte er die Chance dazu. Wären nur dieser dämliche drohende Krieg und seine Aufgabe nicht...
-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-
„Professor Malfoy?" Eine Stimme holte Draco zurück in die Gegenwart. Ein dunkelhaariger Junge aus Hufflepuff sah ihn von seinem Platz an einem Tisch in der Nähe mit großen Augen an. „Geht es Ihnen gut?" „Äh... Was?" Draco schüttelte sich. Wie unprofessionell von ihm.
„Ja. Ja, mir geht es gut. Danke. Also. Fahren wir mit dem Unterricht fort. Ich habe hier getrocknete Nesseln, gemahlene Schlangenzähne, geschmorte Wellhornschnecken und Stachelschwein-Pastillen für euch. Weiß jemand, welchen Trank man daraus herstellen kann?"
Einige Hände hoben sich zögerlich. Auch das blonde Ravenclaw Mädchen hob langsam die Hand. Das war seine Chance ihren Namen zu erfahren. Ihre Stimme zu hören. Den ersten Schritt zu machen, sie kennen zu lernen. „Ja, Miss...?" Draco sah das Mädchen in der zweiten Reihe erwartungsvoll an. „Clarke, Sir." Draco nickte. Clarke. Er blickte unauffällig auf die Liste auf seinem Schreibtisch. „Clarke, Hazel – Ravenclaw" Hazel also.
Gleichzeitig sagte er: „Miss Clarke, würden Sie uns ihre Antwort mitteilen?" Bildete er sich das nur ein, oder redete er jetzt schon wie Snape? Vielleicht tat ihm dieser Job doch nicht so gut, wie er dachte. „Also... Es ist ein Heiltrank gegen Furunkel?" Ihre Antwort klang mehr wie eine Frage als eine wirkliche Aussage. Draco nickte.
„Setzen Sie sich immer zu zweit zusammen und brauen Sie nach dem Rezept im Buch diesen Trank. Sie finden ihn auf Seite 75. Und bitte, kommen Sie einzeln nach vorne, um die Zutaten zu holen, danke." Sofort brach in der Klasse Unruhe aus, die wenige Minuten später in ein geschwätziges Treiben über ging. Teams wurden gefunden, Bücher aufgeschlagen, Zutaten geholt und Kessel erhitzt.
Draco beobachtete die Arbeit seiner Klasse zufrieden. Eine Weile blieb er, gegen das Lehrerpult gelehnt, im vorderen Bereich des Raumes. Dann begann er durch die Reihen zu gehen und die Arbeit der einzelnen Gruppen zu begutachten. Sie schlugen sich gar nicht so schlecht. Noch niemand hatte Furunkel abbekommen. Hier hieß aber auch niemand Longbottom. Zumindest hoffte er das. Hazel und ihre Sitznachbarin waren schon ziemlich weit gekommen. Doch das überraschte Draco nicht. Wenn sie nur halbwegs etwas von der Intelligenz ihrer Mutter hatte, sollte das ein Klacks für sie sein. Und seine Fähigkeiten waren schließlich auch nicht von schlechten Eltern. „Sieht sehr gut aus, Miss Clarke und Miss..." „Jones, Sir" Draco nickte. „Für Ihre erste Stunde nicht schlecht, die Damen" und seine Tochter lächelte freudestrahlend.
-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-
Noch Stunden später sah Draco dieses Lächeln vor sich. Tief in ihm nagte der Gedanke, dass er gerne dabei gewesen wäre, als sie, wahrscheinlich vor einer halben Ewigkeit, zum ersten Mal gelächelt hatte. Aber er ignorierte diesen Gedanken, während er an Hermines Tür klopfte. Die Tür schwang magisch auf und er stieg die Treppen hinauf zu ihren Gemächern. Sie hatten sich verändert, seit er das letzte Mal hier gewesen war. Aus einem großen Raum waren zwei Räume geworden. Im vorderen Raum standen Hermines Schreibtisch und einige Bücherregale, von denen Draco schwören könnte, dass sie sich beim letzten Mal noch nicht in Hermines Zimmer befunden hatten. Er trat durch einen Seidenvorhang in ihr Schlafzimmer. Hermine lachte. „Hogwarts passt sich eben an. Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist. Es war so, als ich zurückkam." Draco musste wohl so verwirrt ausgesehen haben, dass Hermine seine Frage beantwortete, bevor er sie überhaupt stellen konnte. „Hazel", sagte er unvermittelt, während er sich aufs Bett setzte. „Was?" „Hazel", wiederholte er, „Sie heißt Hazel."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top