loving you for so long...

Hallo ihr Lieben,

hier mal eine kleiner OS für zwischendurch. Keine Ahnung, ob mir dieser gelungen ist. Ist mein erster Versuch.  ('')
Also seid gnädig...

Trotz allem wünsche ich euch viel Spaß dabei.

Freitag Abend und ich stand vor dem Kleiderschrank und fand nichts zum Anziehen. Ich hatte heute vor Auszugehen. Obwohl keiner meiner Freunde Zeit hatte, wollte ich nicht schon wieder ein Wochenende daheim herumsitzen. Gott, ich war 27, Single, Netflixabonnent, Pizzaliebhaber, hasste Avocados, hatte einen Job und sah recht ansehnlich aus. Zumindest bekam ich das öfters gesagt, aber in der Liebe hatte ich kein Glück. Jedes Mal, wenn ich auf einen Mann traf, der mir gefiel, entpuppte er sich als totaler Vollpfosten. Aber ich hatte es langsam satt immer allein auf meiner Couch zu sitzen und mir dämliche romantische Filme anzuschauen. Ich wollte jemanden, der mich im Arm hielt, bei diesen Filmen und mir ein Taschentuch reichte, wenn ich mal wieder heulen musste. Heute würde ich bestimmt jemanden kennenlernen. Das sagte mir mein Gefühl.

Ich starrte weiterhin in meinen Kleiderschrank. Wenn ich allerdings nichts zum Anziehen fand, musste ich nackt gehen. Am besten in die Sauna. Nein, da hatte mich einmal ein Typ angemacht und es war, gelinde gesagt, furchtbar. Man musste nicht gleich alles voneinander sehen, bevor man nicht den Namen des anderen wusste. Okay, ich brauchte wirklich langsam mal wieder Gesellschaft. Und immer nur das fünfte Rad am Wagen zu sein, wenn meine Freunde mit ihren Partnerinnen auftauchten, war mit der Zeit auch nicht mehr lustig. Das nervte fürchterlich. Die ganze Zeit wurde geturtelt, was das Zeug hielt und ich stand immer nur peinlich berührt daneben. Irgendwo auf dieser Welt musste doch ein passendes Gegenstück für mich zu finden sein?!

Nach ein paar verschiedenen Kombinationen von Hosen und Hemden und T-Shirts, entschied ich mich für eine enge schwarze Jeans und mein Lieblingshemd. Mein arschiger Exfreund meinte immer, dass das blaue Hemd, das Blau meiner Augen noch hervorhob. Wenigstens ein Punkt, in dem wir uns jemals einig waren. Ich ging ins Bad und brauchte noch eine halbe Stunde, um meine Haare in eine ansehnliche Form zu bringen. Sie waren wieder etwas länger und ich stylte sie ein wenig schräg über meine Stirn und den Rest kreuz und quer über meinen Kopf. Nachdem ich mit mir zufrieden war, schnappte ich mir meine Schlüssel und verließ meine Wohnung.

Heute Abend wehte ein laues Lüftchen durch Manhattans Häuserschluchten. Ich trieb mit den Leuten die Straße entlang, die ebenfalls auf etwas Spaß aus waren und landete in einer meiner Lieblingsbars. Sie war etwas extravagant, da sie auf einem Hochhaus gelegen war. Die Aussicht war wunderschön und wenn ich schon allein war, wollte ich mich nicht in einen dunklen Verschlag setzen. Mein Ziel war es ja, jemanden kennenzulernen und das tat man am Besten nicht in einem finsteren Loch.

Ich bestellte mir ein Bier und schaute mich nach geeigneten Beziehungsmaterial um. Ein Typ lächelte mich an, aber er sah aus, als hätte er in Pomade gebadet. Er sah richtig gehend glitschig aus. Schnell wandte ich meinen Blick ab, nicht das er noch dachte, ich wäre an ihm interessiert. Ich erteilte nur ungern anderen Leuten eine Abfuhr. Dafür war ich zu nett. Wahrscheinlich würde ich mich dann den ganzen Abend mit ihm unterhalten und mir ständig vorstellen, wie er sich zu Hause mit diesen Zeug einrieb. Oh Gott, ich sollte wirklich damit aufhören, darüber nachzudenken.

Ich nippte an meinem Bier und sah am Geländer einen Mann stehen. Er hatte schulterlange Haare, trug ein weißes Hemd, war schätzungsweise ein kleines Stück größer als ich und... oh ja, er hatte einen sehr knackigen Po. Ich beobachtete ihn eine Weile, um auszumachen, ob er allein hier war. Nichts war schlimmer, als jemanden anzuquatschen und dann kam die Freundin oder der Freund dazwischen geplatzt. Aber er könnte sich ruhig mal umdrehen. Vielleicht hatte er ja ein Matschauge oder eine riesengroße Warze auf der Nase, wie die Hexe bei Hänsel und Gretel.

Ich wartete ein paar Minuten und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Ach was soll's, dachte ich mir. Wenn ich ihn ansprach und er kein Interesse hatte, würde er es mir schon sagen. Ich war nicht ausgegangen, um jetzt allein an der Bar zu sitzen. Ich sprach mir noch etwas Mut zu und in dem Moment, als ich aufstehen wollte, drehte er sich um und mir verschlug es einen Augenblick lang dem Atem. Ich vergaß zu blinzeln und starrte ihn an. Er war mit Sicherheit der schönste Mann, den ich je gesehen hatte. Ich musste ihn unbedingt kennen lernen. Leider hatte sein Anblick meine Beine außer Gefecht gesetzt und ich konnte sie nicht bewegen. Scheiße, dass gibt's doch nicht. Plötzlich sah er zu mir und legte seinen Kopf etwas schief. Ich glotzte ihn immer noch unverhohlen an. Es war einfach nicht möglich meine Augen von ihm zu nehmen. Er stieß sich vom Geländer ab und kam lässig zu mir herüber geschlendert. Ich schluckte und schnappte kurz nach Luft.

„Hey, ist hier noch frei?" fragte er und seine Stimme war die reinste Musik.
„J-ja..." stotterte ich. Er lächelte und ich war total hin und weg. War er gerade vom Himmel gefallen?
„Hi, ich bin Harry." sagte er und sah mich fragend an, da ich nur nickte.
„Ähm, Louis, ich bin." Er musste lachen und mir fiel auf, das ich gerade wie Yoda sprach. Na wunderbar. Innerlich schlug ich mir an den Kopf, aber ich war auf einmal unsagbar aufgeregt. Warum wollte dieser abgöttisch schöne Mann sich mit mir unterhalten?
„Freut mich sehr." antwortete er.
„Mich... auch."
„Willst du noch ein Bier?" fragte er mich und ich bejahte stumm. Wer musste schon sprechen, wenn er den Traum seiner schlaflosen Nächte vor sich hatte. Er bestellte noch zwei Bier und sah mir in die Augen. Sie waren von einem wunderschönen Grün, mit kleinen Sprenkeln darin und mein Herz hüpfte irgendwie in meiner Brust herum. Seine Lippen waren voll und hatten eine rosige Farbe.
„Du hast tolle blaue Augen." sagte er auf einmal und ich presste ein „Danke." hervor.

Irgendwie starb das Gespräch, wenn man es denn so nennen konnte, auch schon wieder ab, da ich einfach viel zu nervös war. Ich konnte ihn gar nicht mehr richtig ansehen. Immer nur kurz huschten meine Augen zu seinem perfekten Gesicht.

„Was machst du dieses Wochenende?" fragte er. Ich sah ihn verunsichert an. Warum wollte er das wissen?
„Habe nichts Besonderes vor." teilte ich ihm mit.
„Was ein Glück für mich." sagte er und schmunzelte. Ich grinste wie ein Idiot, denn ich war eher derjenige, der gerade unfassbares Glück hatte.

Er rutschte ein Stück vom Barhocker herunter und sein Blick war fesselnd. Noch ein kleines Stück kam er mir näher und wollte gerade etwas sagen, da tauchte doch wirklich der schmierige Typ auf.

„Hallo, ich habe bemerkt, dass du mich vorhin angesehen hast. Darf ich dich zu einem Drink einladen?" Ich sah ihn an und mir entglitten die Gesichtszüge. Dachte er wirklich, irgendjemand auf dieser Welt, würde Harry sausen lassen, nur um auf einer Schleimspur hinter ihm auszurutschen?

„Nein, er ist schon vergeben." hörte ich Harry sagen und im nächsten Moment legte er seine Hand in meinen Nacken und küsste mich. Kurz zuckte ich zurück, da ich damit nun wirklich nicht gerechnet hatte, aber eine Sekunde später, lehnte ich mich ihm entgegen und bekam, den wohl wunderbarsten Kuss, von dem wohl wunderschönsten Mann. Ich hörte Mister Geltube noch irgendwas murmeln, aber das interessierte mich gerade herzlich wenig. Nur Harrys wahnsinnig sinnlichen Lippen und seine Hand in meinen Haaren waren jetzt wichtig. Mir wurde schwindelig, aber ich wollte dies hier unter keinen Umständen unterbrechen. Ich legte meine Hände auf seine Arme und hielt mich daran fest. Es wäre nicht angebracht, jetzt vom Barhocker zu fallen.

„Lass uns von hier verschwinden." flüsterte er, als er den Kuss beendete. Ich war immer noch leicht benebelt und mein Hirn musste ich erst neu hochfahren. Er stand auf, legte ein paar Dollar auf die Theke, nahm meine Hand und wir verließen die Bar. Wir warteten auf den Fahrstuhl und ich dachte schon, es könnte unangenehm still werden auf der Fahrt nach unten, aber er positionierte sich genau vor mir und küsste mich wieder. Ich taumelte einen Schritt nach hinten und er presste mich mit seinem Körper an die Wand. Gott, war das heiß. Am liebsten hätte ich ihm hier und jetzt die Klamotten vom Leib gerissen. Das Ping des Fahrstuhls beendete den Kuss und das Lächeln, dass er mir schenkte, war einfach entwaffnend.

Er verschränkte unsere Finger miteinander und wir liefen ein wenig durch die Stadt.
„Wo willst du hin?" fragte ich ihn, da wir augenscheinlich kein Ziel hatten.
„Da vorn." Er deutete auf ein Hotel. Sollte das jetzt einen schnelle Nummer werden? Darauf hatte ich keine Lust, also schon irgendwie, aber ein One-Night-Stand konnte ich immer haben. Aber ich wollte grundsätzlich etwas anderes. Allerdings war mir jetzt schon klar, dass ich ihm nicht widerstehen könnte. Zu meiner Überraschung handelte es sich nicht um ein billiges Hotel, sondern eher, um eines der gehobenen Klasse. Wir fuhren in den 10 Stock und er öffnete das Zimmer. Wow, dass war echt nobel. Er packte meinen Arm, holte mich zu sich und begann ohne Vorwarnung meinen Hals zu küssen. Ich griff in seine Haare und schloss meine Augen. Seine Zunge wanderte hoch bis zum meinem Ohr und er knabberte leicht an meinem Ohrläppchen. Ich strich über seinen Rücken und seufzte in seinen starken Armen.

„Möchtest du etwas trinken? Champagner oder keine Ahnung, Bier?" Ich schüttelte den Kopf und verband unsere Lippen wieder miteinander. Was ich jetzt wirklich wollte, war er. Scheiß auf, ich will nicht nur eine Nacht. Was ging mich mein eigenes Geschwätz von vor fünf Minuten an? Sofort ging er darauf ein und übernahm die Kontrolle über den Kuss. Wir liefen Richtung Schlafzimmer und er fing an mein Hemd aufzuknöpfen. Seine Hände glitten über meine nackte Haut und es prickelte an den Stellen, an denen er mich berührte. Ich wollte ihm auch seines Oberteils entledigen, aber irgendwie bekam ich diese Knöpfe nicht auf. Kurzer Hand zog er es sich über den Kopf. Meine Hände legte ich auf seine Brust, welche sich genauso schnell hob und senkte, wie meine. Seine Finger bewegten sich zu meiner Hose und er öffnete sie. Dabei sah er mir die ganze Zeit in die Augen und es war, als würde uns etwas verbinden. Etwas Vertrautes lag in seinen Augen, die so liebevoll waren, dass in meinem Bauch die Schmetterlinge tanzten.

Ich hatte erst zwei Mal einen One-Night-Stand, und wenn ich ehrlich war, hatte ich immer ein wenig Angst, dass ich am Ende in einem Keller landete und mir Körperteile entfernt wurden. Aber bei ihm war es anders. Er drängte mich zum Bett und ich zog mir noch meine Boxer aus. Seine Augen glitten über meinen Körper und er biss sich auf die Unterlippe. Mein Atem wurde hektischer unter seinem glühenden Blick.

„Du bist wirklich schön." sagte er und trat näher zu mir. Er ließ seine Hose zu Boden gleiten und mir klappte der Mund auf. Halleluja... er war das Bild eines Mannes. Er küsste mich und unsere Körper berührten sich. Meine Knie verwandelten sich in Butter und ich legte meine Hände an seine Hüfte und suchte Halt.

Wir fielen auf das Bett und was dann geschah, bekam ich nur verschwommen mit. Seine Hände waren überall auf mir, aber auch gleichzeitig seine Lippen und seine Zunge. Er machte mich vollkommen verrückt. Als er dann zwischen meinen Beinen angelangt war, stöhnte ich lustvoll auf, denn das war einfach unglaublich, was er mit seiner Zunge angestellte. Ich wand mich unter seinem heißen Mund und mit einem Mal lag er auf mir und küsste mich wieder. Meine Hände wanderten über seinen Rücken und ich schlang meine Beine um seine Hüfte. Er rollte sein Becken gegen meins, was uns beiden ein Stöhnen entlockte.

„Bitte, ich will dich." sagte ich, denn ich hielt es nicht mehr aus. Allein die Vorstellung ihn zu spüren, brachte mich um den Verstand. Er streckte seinen Arm aus und griff in die Schublade und holte das Gleitgel und eine Packung Kondome hervor.

Seine Finger brachten mich an den Rand des Wahnsinns, denn so etwas hatte ich tatsächlich noch nie empfunden. Ja, es war immer schön, aber das hier war... als wüsste er genau, was ich wollte und brauchte. Ich krallte mich in das Bettlaken und mir war unglaublich heiß. Ein Kribbeln bahnte sich durch meinen Körper.

„Harry..." flehte ich ihn fast schon an. Seine Finger verließen mich und dann thronte er plötzlich über mir. Ganz vorsichtig und behutsam fanden wir zusammen. Er bewegte sich und ich keuchte auf und packte fest an seine Taille. Seine Hände stützte er rechts und links neben mir ab und ließ sein Becken kreisen. Die Haare fielen ihm ins Gesicht und er hatte leicht seinen Mund geöffnete. Ich hatte noch nie etwas Schöneres gesehen. Unsere Bewegungen synchronisierten sich und er katapultierte mich zu den Sternen. Irgendwann verlor ich endgültig die Kontrolle und ließ mich fallen. Er legte sich auf mich und unsere verschwitzten Körper eilten ihrer Erlösung entgegen.

„Lou, du fühlst dich so gut an." sagte er und dann konnte ich wirklich nicht mehr an mich halten. Ich explodierte zwischen unseren Körpern und er folgte mir kurz danach mit einem Stöhnen, dass mich nochmals erzittern ließ. Wow, dass war... War ich tot und im Himmel?

Er legte sich neben mich und sah mir in die Augen. Seine Finger strichen über meine Wange.
„Das war schön, sehr schön sogar."
„Nein, das war atemberaubend." antwortete ich und er lachte.
„Duschen?" fragte er. Ich nickte und beugte mich über ihn und gab ihm noch einen langen Kuss.

Nach der Dusche legten wir uns ins Bett und er kuschelte sich an mich. Ich war verwirrt, dass er diese Nähe suchte, aber er umschlang mich förmlich. Mir war es recht. Ich genoss jede Sekunde davon. Meine Hand fuhr in seine Haare und ich kraulte seinen Kopf. Er brummte genüsslich und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Seine Haut war weich und so schön warm, wie er so halb auf mir lag. Irgendwann schlief ich tatsächlich ein, mit einem fremden Mann in meinen Armen.

Am Morgen wurde ich mit einen zärtlichen Kuss geweckt.
„Hi." sagte er und seinen Augen leuchteten. „Lass uns heute etwas unternehmen." Er war schon so voller Tatendrang, während ich erst mal realisieren musste, wo ich überhaupt war. Aber seine Lippen holten mich zurück und die Erinnerungen der letzten Nacht brachen über mich herein, sodass ich eine Gänsehaut bekam.
„Ähm, ja, klar. An was hattest du gedacht?" fragte ich und strich ihm die Haare aus dem Gesicht.
„Erst mal will ich frühstücken gehen. Ich habe Lust auf Kuchen. Danach in den Central Park ein Eis essen und ein bisschen im Gras liegen und die Wolken beobachten. Zum Mittag Pizza und heute Abend, möchte ich mir von irgendwo die Lichter der Stadt ansehen. Am besten vom Fluss aus." Ich lachte ihn an, denn er wirkte auf einmal total aufgeregt.

„Na gut, dann lass uns mal losgehen." entgegnete ich und grinste ihn an. Es hörte sich nach einem schönen, aber auch anstrengenden Tag an. Grundsätzlich würde ich gern mit ihm im Bett bleiben. Nur er strahlte übers ganze Gesicht und ich konnte ihm dies nicht abschlagen. Hauptsache ich konnte bei ihm sein.
„Warte. Eins habe ich vergessen." sagte er noch und sein Augen verdunkelten sich ein wenig.
„Was denn?" fragte ich unter seinem intensiven Blick.
„Ich hätte gern noch Sex... jetzt." Dann legte er seine warmen Lippen auf meine und seine Zunge glitt in meinen Mund und das war wirklich ein gutes Argument, um noch ein wenig auf das Frühstück zu warten.

Harry war der lustigste, sanfteste und schönste Mensch in meinen Augen. Auch wenn ich ihn erst ein paar Stunden kannte, fühlte ich mich ihm unglaublich nah. Seine Energie steckte mich an und wir rannten kreuz und quer durch die Stadt und lachten über jede Kleinigkeit und immer wieder küsste er mich. Egal wo, egal wer uns zusah und das war wirklich befreiend. Am Abend fuhren wir mit dem Taxi an den Hudson River, aßen noch den Rest unserer Pizza und betrachteten die Lichter der Stadt, so wie er es wollte. Dabei hatte er mich in seine Arme gezogen und gab mir ab und zu einen Kuss auf die Stirn. Ich schmiegte mich eng an ihn und es fühlte sich richtig an. Wer auch immer er war, und woher er so plötzlich kam, ich wollte nicht, dass er wieder ging.

Wir fuhren mit dem Taxi zurück ins Hotel und fielen küssend aus dem Fahrstuhl. Ich musste lachen und wir stolperten den Flur entlang, bis zu seinem Zimmer. Er öffnete die Tür und verschränkte unsere Finger miteinander. Wir standen mitten im Raum und er fixierte mich mit seinen Augen.

„Tanz mit mir." sagte er plötzlich.
„Jetzt? Hier?" fragte ich und sah ihn entgeistert an.
„Bitte." Er schob seine Unterlippe vor und sah mich mit einem Hundeblick an.
„Ähm... Okay." antwortete ich zögerlich.
„Warte, wir brauchen noch Musik." Er zog sein Handy aus der Hosentasche und dann ertönte eine leise schöne Klaviermusik. Etwas verlegen schaute ich ihn an, denn so ein guter Tänzer war ich jetzt nun auch wieder nicht. Aber er würde wohl keine Rock n' Roll Einlage von mir erwarten. Er streckte seine Hand nach mir aus und ich trat zu ihm. Ich legte meine Wange auf seiner Schulter ab und schlang meine Arme um seine Taille. Er hielt mich fest und wir wiegten uns leicht zu den sanften Klängen der Musik. Ich drängte mich noch näher an ihn. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass wir heute alle typischen Dates, die ein Paar hatte, wenn es sich kennenlernte, an einem Tag durchliefen. Merkwürdig...

Der ganze Tag und auch die vergangene Nacht fühlten sich an, wie ein Traum. Ich wusste weder, was er beruflich tat, noch wo er wohnte, denn in einem Hotel sicherlich nicht. Genauso wenig, hatte er mich nach irgendwelchen Details meines Lebens gefragt, aber das war auch nicht wichtig. Denn ich war einfach so ausgelassen und glücklich, wie schon lang nicht mehr. Zwei wildfremde Menschen gefangen in einem Moment der Leidenschaft und Freude.

Die Nacht verbrachten wir ineinander verschlungen, küssend und streichelnd, in diesem wirklich großen Bett. Immer wieder sagte er mir, wie schön er mich fand und wie sehr er mich begehrte. Ich konnte leider nicht reden, denn sein Handeln machte mich sprachlos. In dieser warmen Sommernacht schliefen wir nur eine knappe Stunde, denn unsere Körper verlangten immer wieder nacheinander. Das zwischen uns war so intensiv, dass ich mich einmal in den Arm zwickte, nur um sicher zu sein, dass ich wirklich wach war.

Es war Sonntagmorgen und Harry bestellte Frühstück aufs Zimmer und wir aßen im Bett. Aus irgendeinem Grund waren wir immer noch nackt. Aber darüber würde ich mich nicht beschweren. Ich sah ihn zu gern an. Er lächelte fast unentwegt und wir redeten einfach über total belanglose Dinge. Immer, wenn er lachte, blieb mir nichts anderes übrig, als ihn anzugrinsen.

Als der Nachmittag nahte, änderte sich die Stimmung schlagartig. Er wurde zunehmend stiller und mit einem Mal wirkte er irgendwie traurig.
„Hey, was hast du?" fragte ich und streichelte seinen Arm.
„Heute Abend muss ich die Stadt verlassen, irgendwie." sagte er leise und setzte ein gequältes Lächeln auf.
„Wie meinst du das?"
„Ach, Lou, wenn mein Leben anders wäre, dann würde ich mich sicher in dich verlieben. Und es würde bestimmt nicht lang dauern und ich würde dich lieben, von ganzem Herzen, und das vielleicht für den Rest meines Lebens." Mir stiegen die Tränen in die Augen bei seinen Worten.
„Wo musst du denn hin?" fragte ich. Wenn er kein Astronaut war und morgen zum Mond flog, gab es doch keinen Grund sich zu verabschieden?
„Weg." sagte er knapp.
„Und wann kommst du wieder?" Meine Stimme war belegt, denn ich wollte nicht, dass er ging. Nicht jetzt, wo ich ihn doch gerade erst gefunden hatte.
„An einen nicht so schönen Ort." antwortete er und drückte sich an mich. Ich hielt ihn fest und mir rollte eine Träne über die Wange. Nach ein paar Minuten stand er auf und ging ins Bad. Er duschte eine halbe Ewigkeit, aber ich wollte ihm nicht hinterherlaufen. Ich war immer noch dabei seine Worte zu verdauen. Wir waren zwei fremde Seelen, verwandt in so vielen Dingen und die Leidenschaft, die wir teilten, war etwas, dass ich noch nie gefühlt hatte. Und das sollte jetzt einfach so vorüber sein?

Er kam nur mit einem Handtuch um die Hüfte zurück ins Schlafzimmer und riss mich aus meinen Gedanken. Ich richtete mich im Bett auf und sah ihn an.
„Hey, warum sagst du mir nicht was los ist?" fragte ich. Er schüttelte den Kopf und blickte auf seine Uhr.
„Ich hätte gern noch so viel mehr Zeit mir dir." Er setzte sich aufs Bett und seine Fingerspitzen strichen über meine Wange. „Ich würde dich ins Kino ausführen, etwas für dich kochen, noch viele gemeinsame Nächte mit dir verbringen, dich immer und immer wieder küssen, mit dir einschlafen und wieder aufwachen. Ich weiß nicht warum, aber du gehst mir unter die Haut." Ich hatte einen dicken Kloß im Hals und schluckte schwer. Er konnte sich doch jetzt nicht einfach so in Luft auflösen? War er nur ein Auswuchs meiner Fantasie?

Er ging zum Schrank und nahm sich ein paar Sachen heraus. Viel war da allerdings nicht drin. Eine blaue Hose, ein weißes Shirt und sonst nichts. Seine getragenen Klamotten legte er auf den Stuhl und ich fragte mich noch, was damit passierte, wenn er das Zimmer einfach so verließ. Warum wusste ich selber nicht. Ich zog mich hastig an, denn ich wollte so lang es ging, bei ihm bleiben.

Wir fuhren im Fahrstuhl nach unten ins Foyer und liefen auf die Straße. Ich war total durcheinander und dieser schnelle Abschied... das wollte verdammt noch mal nicht in meinen Kopf.

„Ich danke dir. Du weißt nicht, was mir das bedeutet. Das waren zwei wunderschöne Tage und die werde ich die nächsten Jahre im Gedächtnis behalten. Ich werde an dich denken und auch ein bisschen vermissen." Er lächelte schief.

„Sag es mir doch bitte." Jetzt konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich wischte mir hektisch übers Gesicht. Warum ich so durchdrehte, war mir auch nicht ganz verständlich.

„Lou, ich muss ins Gefängnis. Heute Abend trete ich meine Haftstrafe an." Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber es klappte nicht. Er trat einen Schritt an mich heran und beugte sich zu mir.

„Ich bin kein böser Mensch. Ich habe nur jemanden beschützt. Der Angreifer ist aber durch mein Handeln schwer verletzt wurden und ist dann im Krankenhaus gestorben. Da ich größer und stärker war, befand das Gericht mich für schuldig. Ich habe 15 Jahre bekommen."

„Nein... was? Das... ist doch... nein..." faselte ich und die Tränen rannen nun unaufhaltsam über mein Gesicht. Er zog mich in seine Arme und gab mir einen Kuss auf den Kopf.

Ich krallte mich in sein Shirt, denn ich wollte ihn festhalten. „Ich muss gehen." Er löste meine verkrampften Finger und küsste mich noch einmal ganz sacht und nahm dabei mein Gesicht in seine Hände.

„Vergiss mich nicht." flüsterte er und stieg in ein Taxi. Wie betäubt, stand ich noch eine halbe Ewigkeit auf dem Fußweg und schaute in die Richtung, in die das Taxi verschwunden war. „Niemals."

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Zehn Jahre, fünf Monate und zwei Wochen später stand ich, angelehnt an meinem Auto vor einer großen hohen Mauer, und wartete. Hier draußen sah es total unwirklich aus. Noch nie war ich in dieser Gegend gewesen und wollte es auch nie wieder sein. Meine Nerven waren aufs Äußerste angespannt und ich hatte das Gefühl, mich würde es gleich zerreißen. Ich fuhr mir ständig durch meine Haare, nur um sie danach wieder irgendwie herzurichten. Die Zeiger meiner Uhr bewegten sich viel zu langsam. Wenn die Zeit mal schnell vergehen sollte, stand sie still. Das war meiner Situation gerade nicht zuträglich. Ich schwitze ein wenig und knetete nervös meine Finger. Mein Herz trommelte gegen meine Rippen und es würde bestimmt bald ein Loch in meinen Brustkorb schlagen. Ich empfand aber nicht nur Aufregung, sondern auch ein bisschen Angst. Wie würde er reagieren? Würde er sich freuen mich zu sehen? Hatten die Jahre ihn verändert?

Plötzlich ertönte ein ratzendes Geräusch und das Tor in der Mauer öffnete sich langsam. Wie gebannt starrte ich darauf und dann sah ich ihn. Er trug die gleichen Sachen, wie an dem Tag, als ich ihn hatte gehen lassen müssen. Er trat durch das Tor und schaute sich suchend um. Dann endlich entdeckte er mich. Unsere Blicke trafen sich und meine Beine setzten sich automatisch in Bewegung. Langsam gingen wir aufeinander zu. Seine Haare waren kurz geschnitten, aber nicht zu kurz, sodass man seine Locken noch erkennen konnte.

„Louis?" fragte er ungläubig.
„Hi." entgegnete ich. Er hatte mich also nicht vergessen.
„Woher wusstest du...?"
„Ich habe da so meine Quellen." antwortete ich und wir blieben nah voreinander stehen. Als er damals ins Gefängnis ging, stellte ich alles auf den Kopf, um herauszufinden, wer er war und am Ende... na ja, ich bin jetzt irgendwie der beste Freund seiner Schwester, aber das war gerade nicht wichtig.

Er schaute mich etwas irritiert an und dann tat er das Gleiche, wie damals in der Bar. Er legte seine Hand an meine Wange und küsste mich einfach. Sofort schlang ich meine Arme um seinen Nacken und presste mich fest an ihn. Es war wie eine Erlösung, seine Lippen nach so langer Zeit, wieder auf meinen zu spüren. Trotz all der verstrichenen Zeit, löste dieser Kuss die selben Gefühle in mir aus, wie an dem Abend, als wir uns das erste Mal begegneten. Alles begann zu kribbeln, als seine Hand in meine Haare fuhr und er seine Zunge in meinen Mund gleiten ließ. Es war einfach unbeschreiblich.

Nachdem wir uns voneinander trennten, lächelte er mich an und in seinen Augen glitzerten Tränen. Wir hielten uns noch eine ganze Weile in den Armen, denn ich wollte ihn einfach nicht loslassen.

„Du hast mir so sehr gefehlt. Ich konnte diese zwei Tage mit dir einfach nicht vergessen." murmelte ich. Er brachte mich etwas auf Abstand und sah mich an. Er war immer noch so schön, wie ich ihn in Erinnerung hatte.

„Lass uns abhauen." sagte er und verschränkte unsere Finger ineinander und wir liefen zu meinem Wagen. Als wir im Auto saßen, beugte er sich zu mir, strich mir sanft über den Arm und küsste mich nochmal. Mir wurde heiß und kalt zugleich und mein Magen drehte sich im Kreis.

„Ich habe viel an dich gedacht." sagte er, als er seine Stirn an meine legte. Etwas unsicher fragte er noch „Du hast auf mich gewartet?"

„Ja, dass habe ich. Und es war jeden verdammten Tag wert. Und jetzt, lass mich dich lieben, denn verliebt bin ich schon seit sehr, sehr langer Zeit."

Ende.

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