18. Lucky Thirteen

Voller Vorfreude, aber gleichzeitig wahnsinnig nervös, betrat ich, meine Finger mit Jimins verschlungen, das Haus meines Vaters. Der Rauch seiner Zigarre und der Zigaretten meiner Brüder whete uns aus dem Spielzimmer entgegen, dazu der schwache, leicht moschusartige Geruch des Teppichs, der weit älter war als ich selbst.

Obwohl Jimin zunächst genervt war, weil ich ihm nicht früher gesagt hatte, dass er meine Familie kennenlernen würde, wirkte er jetzt entspannter, als ich mich fühlte. Seinen Partner mit nach Hause zu bringen, das war unter den Jeon-Männern eigentlich nicht üblich, und daher war jede Vorhersage ihrer Reaktion rein spekulativ.

Kai sah ich als Ersten. »Heiliger Bimbam! Es ist der kleine Scheißer!«
Jede Hoffnung daraf, meine Brüder würden sich zuvilisiert benehmen, war pure Zeitverschwendung. Ich liebte sie trotzdem, und wie ich Jimin kannte, würde er das auch tun.
»Hey, hey... einen anderen Ton in der Gegenwart des jungen Herren, wenn ich bitten darf«, sagte mein Vater und nickte Jimin zu.
»Kitten, das ist mein Dad, Donghae Jeon. Dad, das ist Kitten.«
»Kitten?«, fragte Donghae mit amüsierter Miene.
»Jimin«, entgegnete er und gab ihm die Hand.

Ich zeigte der Reihe nach auf meine Brüder, die jeweils nickten, als ich ihre Namen nannte. »Kai, Baekhyun, Chanyeol und Namjoon.«
Jimin schien ein bisschen überwältigt. Das konnte ich ihm nicht verüblichen. Ich hatte ihm nicht viel von meiner Familie erzählt, und fünf Jungs wären für jeden verblüffend. Tatsächlich wirkten die fünf Jeon-Jungs auf die meisten sogar furchteinflößend. In unserer Kindheit lernten die Nachbarskinder rasch, dass man sich besser mit keinem von uns anlegte, und nur ein einziges Mal beging jemand den Fehler, es mit uns allen auf einmal aufzunehmen. Wir waren zwar eine gebeutelte Familie, doch wenn es nötig war, hielten wir wie eine Festung zusammen. Das kapierten selbst diejenigen, die wir eigentlich gar nicht einschüchtern wollten.

»Hat Jimin auch einen Nachnamen?«, fragte Donghae.
»Park.« Er nickte höflich.
»Nenn mich Donghae«, meinte mein Vater freundlich.
»Schön dich kennenzulernen, Jimin«, sagte Namjoon lächelnd. Jimin dürfte es nicht bemerkt haben, doch Namjoons' Miene war nur Fassade für das, was er in Wirklichkeit tat: Jedes seiner Worte und alle seine Bewegungen zu analysieren. Denn er hielt immer Ausschau nach jemandem, der unser ohnehin wackeliges Boot möglicherweise erschütterte. Wellen waren unerwünscht, und Namjoon hatte es sich schon immer zur Aufgabe gemacht, eventuelle Stürme abzuwenden.
Dad hält das nicht aus, pflegte er immer zu sagen. Gegen diese Logik kam keiner von uns an. Wenn einer oder mehrere von uns in Schwierigkeiten steckten, gingen wir immer zu Namjoon, der sich darum kümmerte, bevor Dad etwas davon mitbekommen konnte. Die Jahre, in denen er eine Bande von wilden, aggressiven Jungs großgezogen hatte, machten aus Namjoon viel früher, als man es für möglich gehalten hätte, einen erwachsenen Mann. Dafür respektierten wir ihn alle, auch mein Vater. Allerdings hatten seine Jahre als unser Beschützer auch bewirkt, dass er manchmal etwas herrisch war. Doch Jimin stand einfach lächelnd da und schien nicht zu merken, dass er gerade das Ziel im Blick des Fanilienwächters war.

»Wirklich schön!« Kai ließ seinen Blick über Körperstellungen wandern, bei denen andere schon tot gewesen wären.
Dad verpasste ihn einen Klaps auf den Hinterkopf, dass er aufjaulte.
»Was hab ich denn gesagt?«, jammerte er und rieb sich den Kopf.
»Setzt dich, Jimin, und schau zu, wie wir Kook sein Geld abknöpfen«, sagte Chanyeol.

Das musste man meinen Brüdern lassen, sie verschwendeten keine Sekunde. Aber Jimin schien ganz entspannt. Ich schob einen Stuhl für ihn zurück, und er setzte sich. Ich funkelte Chanyeol grimmig an, aber er zwinkerte nur zurück, der Klugscheißer.

»Du kanntest Stu Ungar?«, fragte Jimin und zeigte auf eine verstaubte Fotografie.
Ich traute meinen Ohren nicht.
Dads Augen begannen zu leuchten. »Du weißt, wer Stu Ungar ist?«
Jimin nickte. »Mein Vater war auch ein Fan von ihm.«
Dad stand auf und zeigte auf das genauso verstaubte Bild daneben. »Und das da ist Doyle Brunson.«
Jimin lächelte. »Mein Daf hat ihn einmal spielen sehen. Er ist unglaublich.«
»Kooks Großvater war ein Profi... wir nehmen Poker hier ziemlich ernst.« Dad lächelte.

Jimin hatte nicht nur nie erwähnt, dass er irgendwas über Poker wusste, es war auch das erste Mal, dass ich ihn von seinem Vater sprechen hörte.

Während wir Chanyeol beim Mischen und Austeilen zusahen, verspürte ich eine gewisse Aufregung. Mit seinen kräftigen Oberschenkeln und den dezenten, aber wohl proportionierten Kurven und großen Augen war Jimin überwältigend attraktiv, aber dass ihm der Name Stu Ungar etwad sagte, verschaffte ihm einen Riesenbonus bei meiner Familie.
Ich setzte mich ein bisschen aufrechter hin. Keiner meiner Brüder würde jemals jemanden mit nach Hause bringen, die das toppen konnten.

Chanyeol hob fragend eine Augenbraue. »Willst du mitspielen, Jimin?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, besser nicht.«
»Weißt du nicht, wie es geht?«, fragte Dad.
Ich beugte mich zu ihm und küsste ihn auf die Stirn. »Spiel... ich bring es dir bei.«
»Dann solltest du jetzt lieber deinem Geld einen Abschiedskuss geben, Jimin«, meinte Namjoon lachend.
Jimin presste die Lippen zusammen, griff in sein Portemonnaie und holte zwei Fünfziger heraus. Er hielt sie Dad hin und wartete geduldig, bis er ihm sie in Chips eintauschte.
Kai grinste, und schien es kaum erwarten zu können, Jimins Zuversicht auszunutzen.

»Ich vertraue auf Jungkooks' Fähigkeiten als Lehrer.«
Baekhyun klatschte in die Hände. »Ja, zum Teufel! Heute Abend werde ich reich!«
»Lasst uns klein anfangen«, sagte Donghae und warf einen Fünfdollarchip in die Tischmitte.
Kai gab Jimin Karten, und ich fächerte sie für ihn auf.
»Hast du je Karten gespielt?«
»Ist schon eine Weile her.«
»Quartett zählt nicht, Cinderella!« Kai schaute in seine Karten.
»Halt den Rand, Kai«, knurrte ich und warf ihm einen drohenden Blick zu, bevor ich mich wieder Jimins Karten widmete. »Du sammelst die höchsten Karten, fortlaufende Zahlen und, wenn du richtig Glück hast, in derselben Farbe.«

Wir verloren die ersten paar Runden, aber dann ließ Jimin sich nicht mehr helfen. Danach begann er ziemlich schnell aufzuholen. Drei Blätter später hatte er es allen gezeigt, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

»Bullshit!«, fluchte Kai. »Anfängerglück ist immer Scheiße!«
»Du hast da einen gelehrten Schüler, Kook«, sagte Dad und rollte die Zigarre in seinem Mund hin und her.
Ich nahm einen Schluck von meinem Bier und fühlte mich wie ein König. »Du machst mich stolz, Kitten!«
»Danke.«
»Wer selbst nichts kann, wird Lehrer«, stichelte Namjoon.
»Sehr witzig, du Arsch«, murmelte ich.
»Hol dem Jungen ein Bier« ordnete Dad an, und ein amüsierter Ausdruck huschte über sein rundliches Gesicht.
Bereitwillig sprang ich auf, holte eine Flasche aus dem Kühlschrank und benutzte die sowieso schon ausgebrochene Kante der Küchentheke, um sie aufzumachen. Jimin lächelte, als ich ihm die Flasche hinstellte und zögerte nicht, einen seiner typischen großen Schlucke zu nehmen, wie man sie nur von richtigen Männer erwartete. Und Jimin gehörte nicht zu den Männern, die so aussahen, als würden sie Bier trinken.
Mit dem Handrücken wischte er sich über die Lippen und wartete dann, dass mein Dad seine Chips setzte.

Vier Blätter später hatte Jimin sein drittes Bier geleert und musterte Baekhyun scharf. »Du bist am Zug, Baekhyun. Bist du ein Baby, oder setzt du wie ein Mann?«
Mir fiel es zunehmend schwer, meine Erregung im Zaum zu halten. Es turnte mich an, Jimin zuzusehen, wie er meine Brüder - und einen Pokerveteranen wie meinen Vater - Hand für Hand an die Wand spielte. Noch nie im Leben hatte ich jemanden gesehen, der so sexy war, und zufällig war er auch noch mein Freund.

»Ach, scheiß drauf!« Baekhyun war seine letzten Chips in die Mitte.
»Was hast du zu bieten, Kitten?«, fragte ich grinsend und fühlte mich wie ein Kind zu Weihnachten.
»Baekhyun?«, fragte Jimin mit total ausdrucksloser Miene. Er grinste übers ganze Gesicht. »Flush!« Dmait knallte er seine Karten offen auf den Tisch.
Alle sahen Jimin an. Sein Blick wanderte von einem zum anderen, dann drosch er seine Karten hin. »Traut euren Augen und weint sie euch aus, Jungs! Asse und Achter!«
»Ein Full House? Wie denn das zum Teufel?«, schrie Kai.
»Sorry. Aber das wollte ich schon immer mal sagen.« Jimin kicherte und schon die Chips zu sich heran.
Namjoons' Augen wurden schmal. »Das ist nicht bloß Anfängerglück. Er kann spielen.«
Ich sah Namjoon an. Er wandte den Blick nicht von Jimin. Dann schaute ich ihn an. »Hast du früher schon mal gespielt, Kitten?«
Er sagte nichts, zuckte nur mit den Schultern und lächelte sein unschuldiges Lächeln. Ich legte den Kopf in den Nacken und brach in Gelächter aus. Ich wollte ihm eigentlich sagen, wie stolz ich auf ihn sei, aber mein unkontrolliertes Gepruste ließ das nicht zu. Ein paar Mal haute ich mit der Faust auf den Tisch und versuchte, mich wieder zu fangen.

»Dein Freund hat uns verdammt noch mal ausgezogen!«, rief Baekhyun und zeigte mit dem Finger auf ihn.
»Das gibt's ja wohl nicht!«, jaulte Kai und stand auf. »Gute Idee, Jungkook. Einen Falschspieler zum Pokerabend mitzubringen«, meinte Daf und zwinkerte Jimin zu.
»Ich hatte doch keine Ahnung«, beteuerte ich kopfschüttelnd.
»Red keinen Mist.« Namjoon sah meinen Freund weiter forschend an.
»Ehrlich nicht!«
»Tut mir leid, das zu sagen, Brüderchen, aber ich glaub, ich habe mich gerade in deinen Typen verknallt!«, rief Chanyeol.
Plötzlich erstarb mein Lachen. »Untersteh dich!«
»Jetzt aber. Ich war nachsichtig mit dir, Jimin. Aber jetzt gewinne ich mein Geld zurück«, warnte Kai ihn.

Ich setzte bei den letzten paar Runden aus und sah den Jungs nur dabei zu, wie sie versuchten, sich ihre Kohle zurückzuholen. Blatt für Blatt machte Jimin sie platz. Er gab nicht einmal vor, sie zu schonen.

Nachdem meine Brüder pleite waren, verkündete Dad das Ende des Abends, und Jimin gab jedem von ihnen hundert Dollar zurück. Bis auf Dad, der sie nicht annahm.

Ich nahm Jimin bei der Hand und ging mit ihm zur Tür. Zuzusehen wie mein Freund meine Brüder ausnahm, war unterhaltsam gewesen, aber ich war ein bisschen enttäuscht, sodass er ihnen etwas von ihrem Geld zurückgab.
Er drückte meine Hand. »Was ist los?«
»Du hast gerade vierhundert Mäuse verschenkt, Kitten!«
»Wenn es der Pokerabend von Sig Tai gewesen wäre, hätte ich es behalten. Aber ich kann deine Brüder doch nicht bei unserer ersten Begegnung ausrauben.«
»Die hätten dein Geld behalten!«
»Und es hätte mich nicht im Geringsten um den Schlaf gebracht«, bestätigte Baekhyun.
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass Namjoon Jimin vom Sessel in der Ecke des Wohnzimmers aus anstarrte. Er war sogar noch wortkarger gewesen als sonst.

»Warum starrst du meinen Freund dauernd so an, Namjoonie?«
»Wie heißt du nochmal mit Nachnamen?«, fragte Namjoon.
Jimin trat nervös von einem Fuß auf den anderen, antwortete jedoch nicht.
Ich legte meinen Arm um seine Taille. Ich wusste nicht, worauf er hinauswollte. Er glaubte anscheinend, etwas zu wissen, und holte gerade zum entscheidenden Schlag aus.
»Er heißt Park. Warum?«
»Ich kann verstehen, wenn du es vor heute Abend noch nicht überrissen hast, Kook, aber jetzt gibt es dafür keine Entschuldigung mehr«, sagte Namjoon süffisant.
»Wovon zum Teufel redest du?«, fragte ich.
»Bist du vielleicht zufällig mit Chiron Park verwandt?«, wollte Namjoon wissen.
Alle Köpfe drehten sich zu Jimin und warteten auf seine Antwort.
Er strich sich mit den Fingern sichtlich nervös durchs Haar.
»Woher kennst du Chiron?«
Ich drehte mich noch ein Stückchen weiter zu ihm. »Er ist nur zufällig einer der besten Pokerspieler aller Zeiten. Kennst du ihn denn?«
»Er ist mein Vater«, erklärte er, und sah aus, als füge diese Antwort ihm physische Schmerzen zu.

Das Zimmer explodierte quasi.

»VERDAMMTE KACKE, DAS GIBT'S DOCH NICHT!«
»ICH WUSSTE ES!«
»WIR HABEN GERADE MIT CHIRON PARKS SOHN GESPIELT!«
»CHIRON PARK? MEINE FRESSE!«

Die Worte hallten in meinem Kopf wieder, aber ich brauchte ein paar Sekunden, um sie zu verarbeiten. Drei meiner Brüder sprangen auf und ab und schrien, aber für mich war der ganze Raum wie eingefroren und die Welt verstummt.
Mein Freund, der zufällig auch mein bester Freund war, war der Sohn einer Pokerlegende - jemand, den meine Brüder, mein Vater und einst sogar mein Großvater verehrten.

Jimins Stimme holte mich in die Gegenwart zurück. »Jungs, ich hab euch doch gesagt, dass ich lieber nicht mitspielen sollte.«
»Ich glaube, wenn du erwähnt hättest, dass du Chiron Parks Sohn bist, hätten wir die ganze Sache ernster genommen«, entgegnete Namjoon.
Jimin schielte unter seinen Wimpern zu mit hin und wartete auf meine Reaktion.
»Du bist Lucky Thirteen?«, fragte ich wie benommen.
Kai stand auf und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Lucky Thirteen in unserem Haus! Das gibt's nicht! Das kann ich verdammt noch mal nicht glauben!«
»Das war der Spitzname, den die Zeitungen mit gegeben haben. Und die Story stimmte auch nicht so wirklich«, sagte Jimin abwehrend.
Selbst in dem ganzen Wirbel, den meine Brüder veranstalteten, war das Einzige, was ich denken konnte, wie verdammt scharf es war, dass der Junge, den ich liebte, praktisch ein Promi war. Und noch besser. Er war berühmt für etwas dermaßen Krasses.

»Ich muss Jimin nach Hause bringen, Jungs«, verkündete ich.
Dad musterte ihn über seine Brillengläser hinweg. »Inwiefern stimmt die Story nicht?«
»Ich habe meinem Dad nicht sein Glück geklaut. Ich meine, das ist dich lächerlich.« Er lachte und leckte sich nervös die Lippen, während er sein Haar zurückstrich.
Namjoon schüttelte den Kopf. »Nein, Chiron hat dieses Interview gegeben. Darin hieß es, um Mitternacht an deinem dreizehnten Geburtstag habe ihn sein Glück verlassen.«
»Und deins hat begonnen«, fügte ich hinzu.
»Du wurdest von Gangstern aufgezogen!«, sagte Kai aufgeregt und grinste.
»Äh... nein.« Er lachte wieder. »Die haben mich nicht aufgezogen. Sie waren nur... viel da.«
»Das war eine verdamnte Schande, dass Chiron deinen Namen in allen Zeitungen so durch den Dreck gezogen hat. Du warst schließlich noch ein Kind«, meinte Dad kopfschüttelnd.
»Es war höchstens Anfängerglück«, meinte Jimin.
Ich sah seinem Gesichtsausdruck an, dass die ganze Aufmerksamkeit ihm zu viel zu werden begann.

»Chiron Park hat dich spielen gelehrt«, stellte Dad ehrfürchtig fest und schüttelte den Kopf. »Du hast Profispiele gemacht und gewonnen, mit dreizehn, du meine Güte.« Dann sah er mich lächelnd an. »Wette niemals mit ihm, mein Sohn. Er verliert nicht.«
Ich musst sofort an den Kampf denken, als Jimin mit mir gewettet hatte, obwohl er wusste, er würde verlieren und danach einen Monat bei mir leben müssen. Die ganze Zeit hatte ich mir gedacht, er habe sich damals noch nichts aus mir gemacht. Doch jetzt wurde mir klar, dass das nicht gestimmt haben konnte.
»Äh... wir müssen dann mal los, Dad. Bye, Jungs.«

•••

Ich raste durch die Straßen und schängelte mich durch den Verkehr. Je weiter die Nadel auf dem Tach ausschlug, desto fester unklammerte mich Jimin mit seinen Oberschenkeln. Das machte mich noch heißer darauf, endlich die Wohnung zu erreichen.

Jimin sagte kein Wort, nachdem ich die Harley geparkt und mit ihm nach oben gegangen war. Auch nicht, als ich ihm aus der Jacke half.
Er fuhr sich durchs Haar, und ich stand nur da und sah ihn ehrfürchtig an. Es war fast, als sei er eine andere Person, und ich konnte es gar nicht erwarten, ihn anzufassen.

»Ich weiß, dass du sauer bist«, meinte er mit niedergeschlagenem Blick. »Tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt habe, aber das ist nichts, worüber ich normalerweise spreche.«
Seine Worte überraschten mich. »Sauer auf dich? Ich bin so aufgekratzt, dass ich kaum geradeaus gucken kann. Du hast gerade meinen Scheißkerlen von Brüdern ihr Geld geraubt, ohne mit der Wimper zu zucken, bist für meinen Vater zur Legende geworden, und ich weiß mit Sicherheit, dass du unsere Wette vor meinem Kampf absichtlich verloren hast.«
»Das würde ich so nicht sagen...«
»Hast du etwa gedacht, du würdest gewinnen?«
»Also... nein, nicht unbedingt.« Er schlüfpte aus seinen Schuhen.
Ich konnte ein Lächeln kaum zurückhalten. »Dann wolltest du also hier bei mir sein. Ich glaube, ich habe mich gerade noch mal neu in die verliebt.«

Jimin pfefferte seine Schuhe in den Schrank. »Wie kannst du denn jetzt nicht sauer auf mich sein?«
Ich seufzte. Vielleicht hätte ich sauer sein sollen. Aber ich war's nun mal nicht. »Das ist wirklich eine große Sache, Kitten. Du hättest es mir erzählen sollen. Aber ich verstehe, warum du es nicht gemacht hast. Du bist hergekommen, um das alles hinter dir zu lassen. Aber es ist, als habe sich der Himmel geöffnet... jetzt ergibt alles einen Sinn.«
»Stimmt, es ist eine Erleichterung.«
»Lucky Thirteen«, sagte ich, schnappte mir den Saum seines Shirts und zog es ihm über den Kopf.
»Nenn mich nicht so, Jungkook. Das ist nichts Gutes.«
»Du bist verdammt berühmt, Kitten!« Ich knöfpte seine Jeans auf, zog sie hinunter und half ihm heraus.
»Mein Vater hat mich danach gehasst. Er macht mich nach wir vor für alle seine Probleme verantwortlich.«

Ich riss mir mein Hemd vom Leib und drückte ihn an mich, ungeduldig, seine Haut auf neiner zu spüren. »Ich kann immer noch nicht fassen, dass der Sohn von Chiron Park vor mir steht und dass ich die ganze Zeit mit mir zusammen war und keinen Schimmer hatte.«
Er stieß mich von sich. »Ich bin nicht Chiron Parks Sohn, Jungkook! Das habe ich hinter mir gelassen. Ich bin Jimin. Einfach nur Jimin!« Er maschierte zum Schrank, riss ein T-Shirt heraus und zerrte es sich über den Kopf.
»Tut mir leid, ich bin ziemlich beeindruckt von deiner Berühmtheit.«
»Ich bin's bloß!« Er legte eine Hand auf seine Brust und seine Stimme klang fast verzweifelt.
»Schon, aber-«
»Kein aber. Weißt du, wie du mich gerade ansiehst? Genau deshalb habe ich es dir nicht erzählt.« Er schloss kurz die Augen. »Ich werde nicht mehr so leben, Kook. Nicht einmal mit dir.«
»Holla! Beruhig dich, Kitten. Wir wollen uns zu nichts hinreißen lassen.« Ich nahm ihn in die Arme und machte mir plötzlich Sorgen darüber, welche Richtung diese Unterhaltung nahm. »Mir ist egal, wer du warst oder nicht mehr bist. Ich will einfach nur dich.«
»Ich schätze, dann haben wir was gemeinsam.«

Ich zog ihn sanft aufs Bett und schmiegte mich an ihn. Sein Haar roch nach Shampoo und ganz leicht nach Zigarre. »Nur du und ich gegen den Rest der Welt, Kitten.«
Er drückte sich an mich und schien mit meiner Antwort zufrieden. Mit der Wange an meiner Brust, seufzte er.
»Was hast du?«, fragte ich.
»Ich will nicht, dass noch jemand davon erfährt, Kook. Ich wollte schon nicht, dass du es weißt.«
»Ich liebe dich, Jimin. Ich werde es nicht mehr erwähnen, okay? Dein Geheimnis ist bei mir sicher«, sagte ich und presste meine Lippen sanft an seine Schläfe.
Er rieb seine Wange an meiner Haut, und ich umarmte ihn noch fester. Die Ereignisse des Abends waren wie ein Traum.

Da bring ich zum ersten Mal jemanden mit nach Hause, und dann ist er nicht nur der Sohn eines berühmten Pokerspielers, sondern treibt uns allesamt an einem einzigen Abend mit Leichtigkeit in den Ruin. Wenn ich bedachte, dass ich bislang immer der Chaot in der Familie gewesen war, hatte ich mir jetzt wohl endlich mehr Respekt bei meinen älteren Brüdern verschafft. Und das alles wegen Jimin.

Ich lag wach im Bett und kam in meinen Gedanken nicht soweit zur Ruhe, dass ich hätte einschlafen können. Jimin atmete schon seit einer halben Stunde ganz gleichmäßig.
Da läuchtete mein Handy auf und summte kurz. Eine SMS.
Ich nahm es zur Hand und runzelte die Stirn. Der Absender scrollte über den Bildschirm: Jason Brazil.

Alter. Taemin redet Müll.

Ganz vorsichtig zog ich meinen Arm unter Jimin hervor, um mit beiden Händen eine Antwort tippen zu können.

Sagt wer?

Sag ich. Er sitzt hier.

Ach ja? Was sagt er?

Was über Kitten, willst du's echt wissen?

Ja, Mann.

Sagt, er würde ihn noch anrufen.

Negativ.

Hat vorhin gesagt, er würde darauf warten, dass du's versaust, und Jimin würde nir auf ne gute Gelegenheit warten, um dich abzuschaffen.

Jetzt gerade?

Sagt jetzt gerade, Jimin hätte ihm gestern gesagt, er wär total unglücklich, aber du seist irgendwie crazy und er macht sich bloß wohl Gedanken, wann er's machen soll.

Wenn er nicht gerade neben mir läg, würd ich rüberkommen und ihn in den Arsch treten

Lohnt sich nicht. Wir wissen alle, dass er scheiße ist.

Pisst michtrotzdem an

Hab verstanden. Keine Sorge wegen dem Idiot.
Du hast dein Kitten doch bei dir.

Hätte Jimin nicht neben mir geschlafen, wäre ich auf mein Bike gesprungen, direkt zum Sig-Tau-Haus gefahren und hätte meine Faust in sein Fünftausend-Dollar-Grinsen gedroschen. Vielleicht auch noch mit einem Baseballschläger seinen Porsche gestreichelt.

Es brauchte eine halbe Stunde, bis ich nicht mehr vor Wut zittere. Jimin hatte sich nicht gerührt. Sein leises Atmen half mir, meinen Puls runterzubringen, und dann konnte ich ihn endlich wieder in meine Arme nehmen und mich entspannen.

Jimin rief Taemin nicht an. Wenn er unglücklich wäre, würde er es mir sagen. Ich holte tief Luft und beobachtete, wie die Schatten der Böume über die Wand tanzten.

•••

»Das hat er nicht gemacht«, sagte Yoongi und blieb abrupt stehen.
Die zwei besten Freunde hatten uns in der Wohnung zurückgelassen, um sich neue Sachen für die Date Party zu kaufen. Ich hatte Yoongi überredet, zusammen in ein Möbelgeschäft zu fahren.

»Darauf kannst du einen lassen.« Ich hielt ihm mein Handy hin, damit er es selbst sehen konnte. »Brazil hat mir letzte Nacht eine SMS geschickt und ihn verpfiffen.«
Yoongi schüttelte seufztend den Kopf. »Er musste doch wissen, dass dir das zu Ohren kommt. Ich meine... wie auch nicht? Diese Jungs sind doch üblere Klatschweiber als die Mädels in der Uni.«

Ich blieb stehen, weil ich eine Couch entdeckt hatte. »Ich wette, genau deshalb hat er's gemacht. In der Hoffnung, dass ich davon höre.«
Yoongi nickte. »Sehen wir realistisch. Dein altes Ich wäre in rasender Eifersucht ausgetickt und hätte ihn Taemin direkt in die Arme getrieben.«
»Bastard«, stieß ich hervor, als gerade ein Verkäufer auf uns zukam.
»Guten Morgen, Gentlemen. Kann ich Ihnen vielleicht helfen, etwas Bestimmtes zu finden?«
Yoongi warf sich auf die Couch und hüpfte ein paar Mal auf und ab, bevor er nickte. »Find ich gut.«
»Ja. Ich werde die da nehmen«, verkündete ich.
»Sie nehmen die?«, fragte der Mann leicht erstaunt.
»Genau«, bestätigte ich. »Liefern Sie auch?«
»Ja, Sir, das tun wir. Möchten Sie den Preis wissen?«
»Der steht doch hier, oder?«
»Ja.«
»Also, dann nehme ich die. Wo kann ich zahlen?«
»Gleich hier entlang, Sir.«

Der Verkäufer versuchte noch erfolglos, mich zu ein paar anderen Dingen zu überreden, die zu der Couch passten, aber ich hatte an diesem Tag noch einiges andere einzukaufen.
Yoongi gab ihnen unsere Adresse, und der Verkäufer bedankte sich bei mir für den einfachsten Deak des Jahres.

»Wohin fahreb wir jetzt?«, fragte er, und versuchte auf dem Weg zum Charger mit mir Schritt zu halten.
»Zu Calvin.«
»Lässt du dir frische Tinte verpassen?«
»Yep.«
Yoongi mustert mich argwöhnisch. »Was hast du vor, Kook?«
»Was ich immer gesagt habe, das ich tun würde, wenn mir der Richtige begegnet.«
Yoongi stellte sich vor die Beifahrertür. »Ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist. Meinst du nicht, du solltest das zuerst mit Jimin besprechen... weißt du, damit er nicht ausflippt?«
Ich überlegte kurz. »Er könnte Nein sagen.«
»Es ist besser, wenn er Nein sagt, als wenn du es machst und er dann aus der Wohnung rennt, weil di ihn erschreckt hast. Es läuft doch schon eine Weile gut zwischen euch. Warum belässt du es nicht er mal dabei?«
Ich legte ihm meine Hände auf die Schultern. »Das klingt einfach gar nicht nach mir«, sagte ich und schob ihn beiseite.

Yoongi lief um die Motorhaube herum und stieg auf der Fahrerseite ein. »Ich beharre auf dem offiziellen Standpunkt, dass das eine schlechte Idee ist.«
»Zur Kenntnis genommen.«
»Wohin danach?«
»Zu Steiner.«
»Dem Juwelierladen?«
»Exakt.«
»Warum das denn, Jungkook?« Yoongi klang jetzt noch strenger als vorhin.
»Wirst du schon sehen.«
Er schüttelte den Kopf. »Willst du ihn wirklich in die Flucht schlagen?«
»Der Moment wird kommen, Yoongs. Ich will ihn nur parat haben. Für den Moment, wenn es Zeit dafür ist.«
»In allernächster Zeit wird dieser Miment nicht kommen. Ich liebe Taehyung so sehr, dass es mich manchmal fast verrückt macht, aber wir sind für diesen ganzen Mist noch nicht alt genug, Jungkook. Und... was, wenn er Nein sagt?«
Bei dem Gedanken knirschte ich mit den Zähnen. »Ich werde ihn nicht fragen, bevor ich nicht weiß, dass er bereit ist.«
Yoongi verzog einen Mundwinkel. »Immer wenn ich denke, verrückter kannst du gar nicht werden, belehrst du mich eines Besseren und tust etwad total Verrücktes.«
»Warte, bis du den Klunker siehst.«
Yoongi drehte seinen Kopf langsam in meine Richtung.
»Dann bist du also längst dort gewesen?«
Ich grinste nur.

•••

well 🌝

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