~7~


Am nächsten Tag in der Schule kam direkt Yuna brüllend zu mir. Das scharzhaarige Mädchen umarmte mich überschwänglich wie jeden Tag, dabei vergrub sie ihr Gesicht in meiner Halsbeuge.

„Es tut mir so leid, so leid, so leid!", jammerte sie, als sie fester in meine Schuluniform griff.

Lachend strich ich ihr behutsam über den Rücken.

„Alles gut, es ist schon alles so gut wie vergessen."

„Danke, danke, danke, dass du nicht böse bist", schmiegte sie sich wie eine Katze an mich. „Ich hab mich echt blöd benommen."

„Doch nicht wegen so einem Kleinkram, wir sind doch Freundinnen", lächelte ich. Sie löste sich von mir und lächelte mich ebenfalls an.

„Eine Sache musst du mir aber noch erzählen."

„Und die wäre?"

„Was wollte dieser Zwerg aus dem Volleyballteam gestern von dir? Ich hab nur gesehen, wie er sich neben dich in die Hocke gesetzt hat und dass du länger geblieben bist."

„Achso das", lachte ich. „Er hat herausgefunden, dass ich gute Aufschläge kann, also wollte er dass ich ihnen bei ihrem Annahmetraining helfe."

„Was im Ernst?!", rief sie mit glitzernden Augen, als hätte ich ihr grade das tollste auf der ganzen Welt erzählt.

Schnell winkte ich panisch ab.

„So toll war das echt nicht, die Jungs sind alle wirklich schlecht im annehmen, außer der Libero."

„Na immerhin kann er etwas", brummte Yuna eingeschnappt als sie an den Braunhaarigen dachte.

„Jetzt sei doch nicht so", boxte ich sie kichernd gegen die Schulter. „Er ist gar nicht so ein schlechter Kerl, auch wenn wir uns gestern gestritten haben."

„Erzähl!"

„Ich hab ihm unrecht getan und ihn als Aufreißer dargestellt, obwohl er gar nichts von mir wollte."

„Das arme Kerlchen wird's schon überleben. Wenn er was braucht, kommt er sicher wieder."

*Da wäre ich mir nicht so sicher*.

Wenn ich drüber nachdachte, hatte Nishinoya vorher noch nie meine Nähe gesucht.

~Sonntag~

Die ganze Woche hatte ich nicht mit Nishinoya geredet und er nicht mit mir. Nur aus der Entfernung spürte ich manchmal einen längeren Blick von ihm auf mir. Irgendwie hatte ich gehofft, er würde mich ansprechen, doch es kam nie.

Heute war das Trainingsspiel zwischen Karasuno und Aoba Johsai. Mit Yuna zusammen saß ich oben auf den Zuschauertribünen. Mein Körper zitterte die ganze Zeit, mein Bein wackelte und meine Hände schwitzten.

*Heute sehe ich Tooru das erste Mal seit zwei Jahren wieder. Werde ich zu ihm gehen? Werde ich wegrennen? Werde ich weinen oder lachen? Erkennt er mich überhaupt? Wie wird seine Reaktion, wenn ich ihn alles erzähle?*

Die Jungs unserer Schule standen schon auf dem Feld und wärmten sich auf. Nishinoya war auch unter ihnen, doch im Gegensatz zu sonst wirkte er heute als wäre er gar nicht wirklich da.

*Beschäftigt ihn etwas?*

Nach fünf Minuten die wir hier saßen kamen die türkisweiß gekleideten Spieler der Aoba Johsai in die Halle. Vorne weg der Kapitän mit der Nummer 1.

„Tooru", flüsterte ich, während sich schon etwas die Tränen in meinen Augen sammelten, als ich meinen langjährigen besten Freund erblickte.

*Du hast dich kein bisschen verändert*.

„Hast du was gesagt?", beugte sich Yuna zu mir rüber, doch ich ignorierte ihre Worte.

Einzelne Tränen liefen mir über die Wange.

„Tooru."

„Sag mal weinst du? Ist alles ok?", ich hörte Yuna's besorgte Stimme, aber reagierte nicht. Mein Körper zitterte überall, während mein Bauch sich zusammen zog.

*Ich halt das hier nicht mehr aus!*

Ich sprang auf und lief durch die Zuschauerreihen nach draußen.

„Ich komm gleich wieder, hab nur was im Auge", rief ich Yuna zu und rannte weiter.

Ich lief aus der Tür die Treppe runter, um die Turnhalle rum und durch die Eingangstür wieder rein.

Nishinoya sah mich perplex an, als ich neben ihm in der Halle stand. Es machte den Eindruck als würde er gerade zur Tür raus wollen, doch das interessierte mich nicht. Ich ging auf das Feld zu auf dem Seijoh sich aufwärmte. Der Zuspieler mit der Nummer 1 stand mit dem Rücken zu mir.

Ich sammelte alle Luft in meiner Lunge um es hinauszuschreien.

„Tooru!"

Wie erstarrt verharrte er in seiner Bewegung. Langsam drehte er sich zu mir um. Entgeistert sah er mich an. Etwas das bei Tooru selten vorkam, da er immer ein gefälschtes Lächeln auf den Lippen trug.

„Lea...bist du... es wirklich...?"

Die Tränen rollten in Strähmen über meine Wangen, doch es waren ausschließlich Tränen des Glücks, die meine Augen verließen.

„Tooru!", rief ich schluchzend und rannte auf ihn zu. So doll ich konnte, schlang ich meine Arme um ihn.
„Ich hab dich so vermisst."

„Ich dich auch", hörte ich seine ruhige Stimme an meinem Ohr, dann spürte ich ein sanftes Küsschen, dass er mir wie immer wenn er mich wieder sah oder sich von mir verabschiedete auf die Wange drückte.
„Du musst doch nicht weinen, es ist doch alles gut", drückte er mich noch fester inzwischen wieder mit seinem aufgesetzten Lächeln im Gesicht.

„Wenn ich dich sehe würde ich auch am liebsten heulen", ertönte eine weitere Stimme neben Tooru. Ich hob mein Geischt, das ich in seine Brust gedrückt hatte und erblickte den vermutlichen Übeltäter.

„Iwalein", lachte ich, während Tooru dagegen noch beleidigt dreinblickte.

„Du bist so gemein!", jammerte der Braunhaarige. „Und du lach nicht, das ist nicht lustig!"

„Ich lach nur, weil ich euch zwei Idioten endlich wieder gefunden habe." Ohne Vorwarnung zog ich Iwazumi am Arm grob zu uns.

„Bah is das alles schleimig hier", beschwerte sich der Schwarzhaarige augenrollend, konnte sich ein leichtes Lächeln dennoch aber nicht verkneifen.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihnen zu.

„Die Jungs dadrüber haben ein Training für Annahmen gemacht, aber sie sind echt schlecht, der einzige auf den ihr aufpassen müsst ist ihr Libero."

„Geht klar", grinste Tooru, während Iwazumi nur dankbar nickte.
„Können wir nach dem Spiel nochmal kurz reden?", fragte ich an Tooru gerichtet.

„Wir können auch gerne lang reden, haben uns schließlich ewig nicht gesehen."

Er zog mich zu sich und küsste mich schon wie vorhin sanft auf meine rechte Wange.

„Bis dann, macht sie fertig", grinste ich ihm noch zu uns sprach dabei bewusst so laut, dass die Jungs von Karasuno es nicht hörten.

Nishinoya POV:

Schon seit Tagen nervte mich dieser dumme Streit mit Lea nur noch an, dabei wollte ich nicht mit ihr streiten. Ich mochte sie, sehr sogar, sie ist eines der wenigen Mädchen, das mich nicht sofort abwies egal in welcher Hinsicht.

„Man Noya, was ist denn los mit dir?", sprach mich Ryu an, der beim aufwärmen gerade mein Partner war. Bis jetzt war es mir nicht einmal gelungen einen der Bälle anzunehmen die Ryu mir zugespielt hatte.

„Keine Ahnung", murmelte ich, doch das war gelogen, ich wusste es ganz genau.
Unauffällig sah ich zu den Zuschauerbänken. Lea saß mit ihrer Freundin schon dort.

*Sie kommt eh nur wegen Oikawa, aber das ist mir egal.*

*Ich muss dringend zu ihr und mit ihr darüber reden*, hielt ich es kaum mehr aus.

Genau in dem Moment ging die Tür gegenüber auf und unsere Gegner kamen herein, angeführt natürlich von Oikawa ihrem Kapitän. Eine versteckte Wut kam sofort wieder hoch als ich den Kerl sah.

*Zum Glück sind zum Aufwärmen noch nicht so viele Zuschauer da, sonst wäre die Halle schon voll mit dem Geschrei seiner Fangirls.*

„Entschuldige mich kurz, Ryu."

Schnellen Schrittes ging ich zu der Turnhallentür. Grade als ich die Klinke greifen wollte, wurde sie nach unten gedrückt und aufgerissen. Lea stand neben mir. Ihre blonden Haare schmiegten sich perfekt um ihr Gesicht. In ihren sonst so strahlenden blauen Augen sammelten sich die Tränen.

„Tooru!", rief sie Oikawa's Vornamen.

Als dieser sie bemerkte, drehte er sich um. Schluchzend rannte sie auf den Kerl zu und umarmte ihn innig. Dieses Bild vor mir zu sehen, versetzte mir einen gewaltigen Stich, der mir kurz die Luft raubte. Als ich sah wie der Typ ihr noch ein zartes Küsschen auf die Wange drückte, kam es mir endgültig hoch. Schnell drehte ich mich um, um diesen Anblick nicht weiter sehen zu müssen.

*Wie schafft dieser Arsch es nur, dass alle Mädchen das machen was er will?!*

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Bin irgendwie nicht ganz zufrieden mit dem Kapitel 😕 Nächstes wird hoffentlich besser

(1336 Wörter)

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