~23~
„Iwa?!", rief ich erschrocken aus. „Was machst du denn hier?!"
Der Schwarzhaarige stand in seinen Trainingsklamotten vor mir. Von seiner Stirn lief der Schweiß, selbst seine Haare waren getränkt.
„Wir sind die ganze Woche hier im Trainingslager. Und du?", fragte er ruhig.
„Was?! Wir auch! Ist Tooru auch da?"
„Klar ist er das, der müsste jeden Moment da sein, kennst ihn doch, er schiebt doch immer Sondereinheiten."
„Ja, hört sich nach Tooru an", lächelte ich. „Kannst du ihm später sagen, dass ich auch da bin."
„Ja klar", antwortete er ruhig mit seinem neutralen Gesichtsausdruck, den er schon als Kind immer drauf hatte.
Ich umarmte ihn kurz gegen seinen Willen, dann ging ich mit Yuna weiter zu unserer Hütte.
„Jetzt weiß ich warum wir Schlafsäcke mitnehmen sollten", jammerte meine beste Freundin als wir das Innere der Hütte betraten. Dort gab es nichts, aber auch wirklich nichts. Keine Betten, keine Spiegel, kein Bad, nichts. Das einzige was es gab war eine Lampe an der Decke die alleine versuchte den riesigen Raum zu bestrahlen und mehrere Fenster.
Seufzend rollte ich in einer der hintersten Ecken meinen Futon aus.
„Naja wir sind hier nicht für Urlaub, sondern um zu trainieren, die paar Tage werden wir das schon überleben", redete ich mir selber ein.
Als Yuna und ich fertig aufgebaut hatten, gingen wir etwas nach draußen. Bevor unsere erste Trainingseinheit stattfand, hatten wir eine halbe Stunde Zeit, das Gelände zu erkunden.
Es war wirklich schön hier und direkt in der Natur gelegen. Wir setzten uns an das Ufer des See's und ließen etwas die Füße ins kühle Wasser hängen.
„Endlich mal etwas Ruhe", lächelte Yuna, die sich entspannt zurück lehnte.
„Gibs zu, am liebsten wäre es dir, Kageyama wäre auch noch hier", grinste ich sie an. Sofort lief sie vor Verlegenheit rot an. „St...Stimmt doch gar nicht!"
Ich legte meinen Arm um ihre Schulter und lehnte mich an sie.
„Hör auf, ich weiß genau wie sehr du ihn magst und ich glaub er mag dich auch, also nutze deine Chance solange wir hier sind."
„Und was ist mit dir?"
„Gar nichts, ich komm schon klar, außerdem sehen wir uns immer wenn wir Training haben. Und Tooru und Iwa sind auch noch da, also geh jetzt endlich."
Ich lächelte ihr aufmunternd zu, worauf sie ebenfalls lächelte.
„Danke Lea", sagte sie nur zu mir, dann stand sie auf und ging los um den Schwarzhaarigen zu suchen.
Leise seufzend lehnte ich mich etwas zurück und schloss die Augen.
„Kann ich kurz mit dir reden?"
Die Stimme ließ mich sofort hochfahren. *Warum ausgerechnet er und warum ausgerechnet jetzt? Hat er nur gewartet bis Yuna weg war?*
„Was willst du?", antwortete ich kalt ohne ihn anzusehen.
„Ich will nur wissen warum du mir aus dem weg gehst. Was hab ich falsch gemacht?", hörte ich Nishinoya's ruhige Stimme.
„Ist sie deine Freundin?", fragte ich kalt.
„Was? Wer?"
„Das Mädchen das dich letzte Woche geküsst hat, Stell dich doch nicht dumm!" Ich schrie ihn an und drehte mich zu ihm um. Er schien kurz verwirrt, dann klarten sich seine Gesichtszüge.
„Achso die. Nein, keine Ahnung. Ich kenn sie gar nicht. Die geht doch bei dir in die Klasse oder?"
„Ist doch scheiß egal in wessen Klasse sie geht! Warum hast du sie dann nicht weggeschubst?!"
„Hab ich doch. Ich war nur etwas überrumpelt davon, so schnell konnte ich gar nicht reagieren."
Er kam etwas auf mich zu und setzte sich vor mich in die Hocke.
„Tut mir leid, ich wusste nicht, dass du es gesehen hast und es dich so beschäftigt." Seine Stimme klang ruhig aber dennoch nidergeschlagen.
„Es wäre mit egal gewesen, wenn es ein anderes Mädchen wäre, aber bei ihr tat es weh", murmelte ich leise und zog meine Beine an mich.
„Wieso? Was ist mit ihr?"
Ich seufzte. „Ab dem Tag als sie dich geküsst hat, hat sie mir vorher etwas von meinen Haaren abgeschnitten und mich geschlagen."
„WAS?!" Entsetzt schrie er auf. „Warum das denn?!"
Traurig vergrub ich meinen Kopf zwischen meinen Knien.
„Sie hat das gemacht weil ich mit Tooru befreundet bin. Ich bin es schon gewohnt von seinen Fangirls fertig gemacht zu werden, doch sonst war er immer in der Nähe und hat es unterbunden. Das war einer der Gründe warum ich nicht auf seine Schule wollte, sondern lieber hierher, da ich dachte hier würde ich in Ruhe gelassen werden, aber da hab ich falsch gedacht."
Eine kleine Träne kam mir hoch. Schnell schloss ich die Augen damit sie verschwand.
Zwei Arme legten sich um mich. Der Braunhaarige drückte mich sanft an seine Brust in der ich sein Herz deutlich pochen hören konnte.
„Hätte ich das gewusst, hätte ich ihr nie geholfen, dann wäre das alles nicht passiert."
Er strich mir sanft über meine blonden Haare und legte seinen Kopf auf meinem ab.
„Dann werde ich dich eben vor allen beschützen."
Ich lehnte mich an ihn und schloss die Augen.
„Danke, aber sonst ist Yuna immer da, solange sie da ist, lassen sie mich auch in Ruhe."
„Ich werde trotzdem auf dich aufpassen, das verspreche ich dir."
Ein wohliges Lächeln zog sich über mein Gesicht. Außer von ihm hatte ich so ein Versprechen sonst nur von Tooru bekommen, doch der kann natürlich nicht durchgehend bei mir sein.
„Na, stör ich?". Wir drehten uns beide zu der Stimme um die da gerade ertönt war.
„Ryu was ist denn?", fragte der Junge der mich immer noch eng in seinem Arm hielt.
„Nichts weiter". Grinsend kam der Volleyballspieler näher. „Ich wollte nur etwas die Stimmung heben." Verwirrt sah ich ihn an. *Was will der Kerl denn jetzt?* Er ging neben uns in die Hocke und schubste ohne weitere Vorwarnung Nishinoya, der ebenfalls in der Hocke saß zur Seite.
„Ahh~" Es platschte und wir lagen beide im See. Das kalte Wasser triefte meine Klamotten und Haare die mir wie Algen ins Gesicht hingen.
„Ryu! Was soll das?!" Ertönte sofort das laute Geschrei an meinem rechten Ohr. Doch Tanaka kam aus dem Lachen gar nicht mehr raus und begann sich schon den Bauch zu halten.
„Dei...deine Haare. ~haha~ du...du bist noch kleiner geworden", prustet der Junge immer lauter, während er sich weiter krümmte.
„Schnapp ihn dir Lea, auf ihn!"
Stürmisch sprangen wir auf und rannten auf ihn zu. Tanaka hatte schnell kapiert was ihm blühte. Laut lachend, rannte er davon, Nishinoya und ich hinter her. Der Junge rannte über den kompletten Vorplatz. *Scheiße ist der schnell.*
„Shoyo, halt ihn auf!", rief Nishinoya neben mir als er den Orangehaarigen sah, der neben Kageyama und Yuna auf einem der Außenvolleyballfeldern stand.
Ohne weiter nachzufragen, stellte sich Hinata in den Weg. „Weg da!" Tanaka schubste ihn unsanft zur Seite worauf Hinata mit dem Gedicht im Dreck landete.
„If haf mein beftef gegeben", nuschelte der Junge in den Dreck. „Danke, Shoyo", rief Nishinoya im vorbei rennen.
„Lea? Was machst du denn hier?", rief Yuna verwirrt, als sie mich rennen sah. „Erzähl ich dir später!", schrie ich während dem laufen über meine Schulter.
Inzwischen hatten wir schon fast das ganze Gelände durchquert und ihn immer noch nicht eingeholt. Röchelnd lief ich weiter neben Nishinoya her. Es war mir schon länger egal geworden ob Tanaka damit durchkommen würde oder nicht, ich wollte stehen bleiben, doch solange Nishinoya nicht stehen bleiben würde, würde ich es auch nicht.
*Kann der nicht bitte endlich müde werden*
„Bleib endlich stehen!".
Tanaka drehte sich während dem laufen zu uns. Frech grinste er uns an.
„Niemals!"
Der Junge rannte grade genau auf die Hütte mit den Gemeinschaftsbädern zu. Um die Ecke sah ich einen braunen Schopf lugen und kurz darauf erschien die komplette Gestalt, was Tanaka aber nicht sehen konnte, da er immer noch zu uns sah.
„Tooru! Halt ihn auf!", schrie ich laut. Verwirrt hob mein bester Freund den Kopf. Keine Sekunde später rannte Tanaka in ihn rein, worauf beide ächzend zu Boden fielen. „Nhg~ Was soll das denn?", jammerte Tooru der auf dem Boden saß und sich seinen Kopf rieb. „Was hat der denn für nen Dickschädel?"
Nishinoya schmiss sich von hinten mit seinem ganzen Körpergewicht auf Tanaka. Wie ein Hund schüttelte er seine triefend nassen Haare hin und her.
„Ihh! Behalt dein Zeug bei dir!"
„Das ist die Rache dafür, dass du uns einfach in den See geschmissen hast du Vollidiot!"
Völlig außer Atem kam ich am Ort des Geschehens an. Tooru stand ächzend auf und sah mich verwirrt an.
„Lea, was ist hier los? Ist wieder Friede Freude Eierkuchen oder was?"
„Jap, alles geklärt!", grinste ich breit und lehnte mich an ihn.
„Bah, warum bist du so nass?" Sofort wich er angeekelt von mir weg.
„Hat er doch grade gesagt, wir wurden in den See geschubst, hörst du eigentlich nie zu?" Ich verdrehte die Augen und sah dann wieder den Braunhaarigen an, der sich Hilfe suchend umblickte.
„Schnell da ist ein wildes Iwalein! Fang!"
Blitzschnell drehte ich mich um. Tatsächlich stand da der Schwarzhaarige der mich bettelnd anschaute und dabei langsam den Kopf hin und her drehte.
„Wehe!"
„Los! Renn!"
Ich rannte auf den Schwarzhaarigen zu und umarmte ihn ganz fest, dabei schmiegte ich meinen Kopf mit meinen klatschnassen Haaren an sein Gesicht.
„Ihh~ GEH WEG!" Angeekelt versuchte er mich von sich zu drücken, doch ich hielt ihn immer fester. „Scheiß Oikawa! Wenn ich dich erwische, dann kannst du was erleben!"
Tooru aber zwinkerte nur mit einem Auge und streckte provokant die Zunge raus.
*Oh, das würde ich nur zu gerne sehen*. Innerlich grinste ich teuflischer als der böseste Dämon.
Unauffällig ließ ich meinen Griff etwas lockerer. Iwaizumi rannte blitzschnell auf Tooru zu. Kreidebleich starrte er ihn an, dann rannte er weg. Laut schreiend jagten sich die beiden um das Duschhaus. Zufrieden grinsend hatte ich mich ins Gras gesetzt und betrachtete das Spektakel. Zu meiner Linken Nishinoya, der immer noch Tanaka anmotzte und zu meiner Rechten Tooru und Iwaizumi die sich nun schon drei Runden um eine Hütte jagten.
„Was ist denn hier los?"
Grinsend drehte ich mich zu Yuna und Kageyama um, die gerade auch dazu gekommen waren.
„Setzt euch und genießt die Show. Wer gibt zu erst auf Tooru oder Iwaizumi?"
„Wie ist das alles passiert?" Yuna setzte sich verwirrt neben mich und blickte auf das Spektakel.
„Lange Geschichte. Es begann alles damit, dass Tanaka Nishinoya und mich in den See geschubst hat."
„Ahja...und was haben die zwei damit zu tun?" Yuna deutete auf die zwei Jungen die immer noch im Kreis um die Hütte rannten.
„Das ist ganz normal bei den Beiden. Oder Tobio?"
„Äh~ ja", stimmte mir der Schwarzhaarige ruhig zu, worauf ich wieder grinsen musste.
„Hab ich dich!", ertönte auf einmal ein Schrei. Schnell sah ich zu den Beiden. Iwa hatte Tooru fast eingeholt. Mit voller Kraft sprang er nach vorne, erwischte Tooru an der Hüfte und zog ihn mit sich zu Boden.
„Das hast du jetzt davon scheiß Oikawa!" Iwaizumi ballte seine Hand zu einer Faust und schlug dem Braunhaarigen direkt ins Gesicht. Außer Kageyama und mir starrten alle die Beiden fassungslos an.
„Lea, willst du ihn nicht aufhalten?" Sogar Nishinoya war mit besorgten Gesichtsausdruck zu mir gekommen. „Warum denn?". Ich legte fragend den Kopf schief und sah in seine braunen Augen.
„Er ist dein bester Freund ist das nicht...nunja...etwas brutal?"
„Das du dir mal Sorgen um ihn machst, hätte ich auch nicht gedacht", lachte ich. „Keine Sorge das ist ganz normal bei denen Iwaizumi haut ihn ständig."
„Ahja...", kam es gleichzeitig von Yuna und Nishinoya. „...komische Freundschaft."
„Kannst du nichtmal die andere Wange schlagen? Die linke fühlt sich langsam taub an", jammerte Tooru der ruhig am Boden liegt ohne sich dagegen zu wehren.
„Willst du auch noch aus dem anderen Nasenloch bluten?"
„Nein, eigentlich nicht."
„Gut, dann mach das nie wieder!" Iwaizumi stand von ihm auf und stapfte davon.
Tooru dagegen setzte sich ächzend auf, dann lächelte er wie er es immer tat.
„Sag mal, ist alles in Ordnung bei dir?"
Vor Erstaunen fiel mir die Kinnlade runter. *Nishinoya macht sich wirklich Sorgen um Tooru? Was ist denn jetzt los?*
„Ja, alles bestens"
„Nimm trotzdem". Der Kleinere hielt ihm eine Packung Taschentücher hin. Verwirrt sah mein bester Freund die Packung an, als wäre es eine fliegende Untertasse.
„Du hast da Blut", fügte er noch hinzu, worauf der Braunhaarige sich ein Tuch herauszog um sich das Blut abzuwischen.
Er zog Tooru an der Hand auf die Beine und sah ihn ernst an.
„Lass uns diese kindischen Streiterrein vergessen." Nishinoya hielt ihm mit leichten Lächeln die Hand entgegen. Tooru lächelte ebenfalls leicht und schlug ein.
„Na schön, abgemacht."
*Endlich haben sie es geschafft. Ich weiß zwar noch nicht so ganz wie, aber sie haben es hingekriegt.*
Ein glückliches Lächeln zog sich über mein Gesicht. „Ich hab euch lieb, ihr beiden Vollidioten."
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