Ich hörte wie mein Handy in meiner Jackentasche vibrierte. Zum ersten Mal schaute ich heute auf das Gerät. Yuna hatte mir inzwischen schon bestimmt 15 Nachrichten geschrieben.

L: Tschuldige Tooru war bis eben noch da

Y: Schon gut. Hast du Lust Eis essen zu gehen?

*Wenn ich es mir so recht überlegte, war das genau das was ich jetzt brauchte.*

L: Ja gerne, treffen wir uns an der Kreuzung?

Y: Logo, bis gleich

Mit neu gewonnener Kraft stand ich wieder auf. *Ich bin doch gar nicht allein, das bilde ich mir nur ein.*
Ich schrieb meinem Vater noch schnell einen Zettel, dass ich mit Yuna unterwegs bin und legte ihn auf den Küchentisch. Dann verließ ich das Haus wieder und begab mich zu vereinbarten Treffpunkt.

„Leaaaa!" Wie immer wurde ich von der Seite stürmisch angesprungen und wäre dadurch fast zu Boden gefallen.

Lächelnd drückte ich die Schwarzhaarige wortlos an mich.
„Was lächelst du so komisch? Sag bloß du freust dich so sehr mich zu sehen", lachte das Mädchen.
„Ob du es mir glaubst oder nicht, du rettest mir grade den Tag."

„Ich fühle mich zu tief geehrt." Tief verbeugte sie sich, dass ihre Nase schon fast ihr Knie berührte. Laut lachte ich über diese Geste.
„Du kannst mir gleich alles beim Eis erzählen".

Wir gingen zu unserer Lieblings Eisdiele. Yuna bestellte sich Waldbeere und Schokolade und ich mir Cookie und Pfefferminze. An einem der Tische in der letzten Ecke dass uns kaum einer zuhören konnte machten wir es uns gemütlich. Genüsslich schob ich mir einen Löffel Pfefferminze in meinem Mund und ließ den kleinen Klumpen auf der Zunge schmelzen bevor ich ihn runter schluckte.

„Jetzt Erzähl mal, wo ist das Problem? Ich seh es dir an der Nase an."

„Jungs sind alle nervig."

„Ja daf weif ipf fon und weifer?", nuschelte sie mit vollem Mund.

Laut seufzte ich.
„Kannst du nicht wenigstens runterschlucken?"

Sie schluckte wirklich runter und fuhr dann weiter fort.
„Wer nervt den der Zwerg oder der Schönling?"

„Eigentlich beide."

„Ich seh schon bei euch ging's richtig zu in den paar Tagen. Warum hast du mich nicht angerufen?"

„Das ist doch keine Kinovorstellung! Ich hatte auf jeden Fall keinen Spaß dran!"
„Nishinoya sagt die ganze Zeit, dass Tooru auf mich steht und Tooru, dass Nishinoya auf mich steht. Aber wenn sie sich sehen stacheln sie sich gegenseitig an und provozieren sich."

Ich seufzte aus. Yuna hatte währenddessen ruhig zugehört und machte jetzt ein ernstes Gesicht.

„Und was denkst du? Wen magst du?"

„Keine Ahnung, ich mag beide."

„Lea stell dich nicht dumm, ich mein nicht dieses mögen! Bei wem hast du dieses Kribbeln, du weißt schon was ich mein."

Kurz schwieg ich, dann sah ich sie ernst an.
„Bei Beiden."

„Hää?!"
Sie ließ ihren Löffel fallen. Ihre braunen Augen wurden größer und musterte mich.
„Wie bei beiden? Du kannst doch nicht beide lieben!"

„Richtig, ich liebe nämlich keinen von beiden. Tooru ist mein bester Freund und Nishinoya ist nett, aber richtig kennen tu ich ihn trotzdem nicht. Wahrscheinlich hab ich bei jedem Jungen dieses Kribbeln."

Ein breites Grinsen zog sich auf ihr Gesicht.
„Oh nein, was hast du vor?!"

„Nichts, nichts", schaute sie unschuldig drein, dabei wusste ich ganz genau dass ihr innerer Dämon schon etwas ausgefressen hatte.

„Ich lass mir schon was einfallen keine Sorge."

„Hm", nicht überzeugt.

„Erzähl mir lieber wie es sonst mit deinem Schönling war."

„Kannst du mal aufhören ihn so zu nennen, das klingt immer als ob er ein Prinz oder so wäre".

„Er wird doch immer der große König von denen aus dem Volleyballclub genannt, also passt doch der Begriff."

Aufgebend seufzte ich.
„Ok, mach was du willst."

„Yuna wenn ich ehrlich bin solltest du von den beiden auch eher ihn wählen."

„Ich wähl hier gar keinen! Und wie schon gesagt, Tooru ist mein bester Freund, kommt gar nicht in die Tüte ich will mir diese Bindung zu ihm nicht versauen."

„Da ist was dran". Yuna kratzte grade die letzten Reste aus ihrem Eisbecher und stellte ihn daraufhin zur Seite.

„Erzähl mir mal lieber was aus deinem Leben. Wie läufts mit Kageyama?"

Traurig seufzte sie.
„Wenn er mir wenigstens einen Blick würdigen würde."

Ich grinste sie an.
„Weißt du was mir beim Spiel heute aufgefallen ist?"

„Hm was denn?"

„Ich hab Kageyama schon öfters gesehen, als er noch kleiner war. Er war mit Tooru auf der selben Mittelschule, er ist ihm immer unglaublich auf die Nerven gegangen weil er seinen Aufschlag von ihm lernen wollte."

„Was?! Echt?! Warum hast du es mir nicht früher erzählt?!". Das Mädchen sprang auf und rüttelte mich an den Schultern. Ich spürte wie mir schwindelig wurde.

„Ich hab's vergessen, ich schwörs. Er hat ihn immer nur beim Vornamen genannt, ich wusste nicht, dass es derselbe ist. Damals war er auch sehr viel netter als jetzt."

„Kageyama ist immer noch nett!"

„Ah ja, deswegen behandelt er dich auch wie Luft."

„Ach Klappe." Beleidigt setzte sie sich zurück auf ihren Stuhl. Vor ihrem Körper verschränkte sie ihre Arme, während sie leise grummelte. Leise lachte ich über ihr Verhalten. Dann sah ich wie mein Handydisplay vom Tisch aufleuchtete. Das Gerät began zu vibrieren und zeigte mir einen Anruf an.

L: >Ja, hallo?<

T: >Hay, ich hab dir vorhin geschrieben, dass ich zuhause angekommen bin, aber du hast nicht geantwortet, da hab ich mir Sorgen gemacht.<

L: >Oh tut mir leid, ich bin grade mit Yuna Eis essen, da hab ich nicht drauf geachtet.<

T: >Kein Problem, dann stör ich euch mal nicht weiter. Wir hören uns morgen. Sag deiner Freundin Grüße.<

L: >Ja, mach ich. Bis dann<

„Aww, is ja süß". Yuna's Augen funkelten mich an. „Er hat sogar an mich gedacht."

„Bild dir nichts drauf ein. Tooru ist immer nett und charmant, deswegen stehen so viele Mädels auch auf ihn."

Meine beste Freundin sah mich ernst an. Das braun ihrer Augen durchlöcherte mich dabei schon fast.
„Im Ernst Lea, du solltest ihn dir schnappen, sonst macht es ein anderes Mädchen. So jemand bekommst du kein 2. Mal im Leben."

„Zum letzten Mal: Ich...will...nichts...von...ihm!" Genau betonte ich jedes Wort. Als ich fertig war sah ich sie eindringlich an, in der Hoffnung sie hatte es nun endlich kapiert.

„Naaa gut, wie du meinst."