~18~


           ~Sonntag~

POV Lea:

Es war inzwischen schon Sonntag. In ein paar Stunden würde Tooru schon wieder nach Hause fahren. Fester zog ich seinen muskulösen Arm an mich und drückte mich an seinen sportlichen Körper.

*Ich werde dieses Gefühl so vermissen, eine Person nur für mich zu haben.*

Grummelnd streckte er sich etwas und fuhr dabei über die weiche Haut an meinem Bauch. Auf meinen Armen bildete sich Gänsehaut, während mein Magen langsam wieder flau wurde.

*Hatte ich dieses Gefühl früher schon wenn wir zusammen in einem Bett geschlafen haben? Ich kann mich nicht daran erinnern.*
Ich versuchte nachzudenken.

*Ist dieses Gefühl gut oder schlecht? Ich will nicht, dass sich etwas zwischen uns ändert. Er ist doch mein bester Freund, ich brauche ihn.*

Ich spürte seinen leichten Atem in meinen Nacken, sowie das regelmäßiges heben und senken seines Brustkorbs an meinem Rücken. Vorsichtig drehte ich mich zu ihm um. Sein Gesicht war kaum 20 centmeter von meinem entfernt.
Genauer betrachtete ich sein Gesicht.

*Er hat sich seit früher kaum verändert, nur sieht er inzwischen nichtmehr aus wie ein Kind sondern wirklich erwachsen. Warum fällt mir erst jetzt auf wie hübsch er eigentlich ist? Seine nächste Freundin kann sich glücklich schätzen.*

Während ich so in Gedanken versunken war, merkte ich gar nicht, das Tooru inzwischen wach geworden ist.
Erst ein sanfter Kuss auf meine Wange holte mich ins hier und jetzt zurück.

„Guten Morgen".

Auf seinem Gesicht erschien ein liebevolles Lächeln. Seine warmen Augen sahen mich behutsam an, während sein Atem auf mein Gesicht traf.

„Was starrst du mich denn so an?", kicherte er leise. Sanft strich er mir durch mein blondes Haar.

„Mir ist nur aufgefallen, wie hübsch du geworden bist."

Ich spürte wie er leicht zusammen zuckte und wie ohne dass er es wollte sich ein Rotschimmer um seine Nase bildete.

„Geworden? War ich früher etwa nicht hübsch?", lachte er um seine Röte zu überspielen.

„Doch, nur jetzt bist du anders hübsch. Mir ist nur aufgefallen, dass du nicht mehr aussiehst wie ein Kind."

Er lachte leise und strich mit seinem Daumen über meine Wange.

„Du warst dafür schon immer hübsch, dein nächster Freund wird sich freuen."

Jetzt war ich es die rot anlief. Schnell versteckte ich meinen Kopf in seiner Brust.

„Sag sowas doch nicht!"

Ganz fest drückte ich mich an ihn und sog seinen Duft ein. Ich dachte daran ihn jetzt länger nicht bei mir haben zu können. Er war für mich meine wichtigste emotionale Stütze und diese brach genau heute wieder weg. Tränen drückten sich ungewollt in meine Augen.

„Ich will nicht das du gehst!", sprach ich die Worte aus und unterdrückte dabei mein Schluchzen.

Er nahm mit seinen Fingern mein Kinn hoch, damit ich ihn ansehen musste.

„Lea, Ich bin immer bei dir. Wir können jeden Abend miteinander telefonieren."

Die Art wie er meinen Namen aussprach gab mir ein erneutes Kribbeln. Sanft legte er seine weichen Lippen auf meine Stirn.

*Stirn?! Warum auf die Stirn?! Dahin hat er mich noch nie geküsst! Hat das etwas zu bedeuten oder hat er das nur gemacht, weil er nicht gut an meine Wange hinkommt?!*

Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und vergrub mein Gesicht erneut in seiner Brust. Noch eine halbe Stunde lagen wir so da. Keiner redete. Das einzige was zu hören war, war unser ruhiger, gleichmäßiger Atem.
Erst als ich meine Blase anfing zu spüren, stand ich auf. Als ich im Bad fertig war ging ich zurück in mein Zimmer, ich öffnete dir Tür und sah wie Tooru oberkörperfrei mitten im Raum stand. Mein Blick war wie festgeklebt.

„Wow, also du warst früher schon etwas muskulös, aber jetzt bist du dagegen ein Schrank."

Ich kam näher und fuhr seine Bauchmuskeln mit meinem Finger nach.

„Ja, hab mich ordentlich reingehängt", grinste er und nahm sich aus seiner Tasche ein weißes Tshirt, durch das man seine Muskeln noch etwas sehen konnte. Dann nahm er seine Tasche mit nach unten und stellte sie in den Eingangsbereich. Gemeinsam setzten wir uns an den Frühstückstisch, aßen zusammen und dann machten wir uns schon auf den Weg zu meiner Schule. Da die Jungs grade noch beim aufwärmen waren, waren die Zuschauertribühnen noch sehr leer und wir bekamen einen Platz in der ersten Reihe.

Wir beobachteten still das aufwärmen, bis Kageyama ein Ball versprang und direkt zu uns rollte. Der Schwarzhaarige sah hoch und verfiel in eine Schockstarre.

„Oi...Oikawa?! Du?! Was machst du hier?!", rief er doch etwas erschrocken und gleichzeitig verwirrt.

„Ich muss doch sehen ob ihr es auch mal schafft zu gewinnen, Tobio."

„Tobio?!", fragte ich verwirrt, worauf mich Tooru ebenfalls verwirrt ansah.

„Sag bloß du erinnerst dich nicht mehr an den kleinen Tobio?"

„Äh doch, nur damals war er 12 oder so, da hat er noch nicht so böse geschaut. Das erklärt auf jeden Fall warum Kageyama im letzten Spiel so nervös und vollkommen neben der Spur war."

„Das hab ich gehört", brummte der Schwarzhaarige unter uns. „Nächstes Mal besiege ich dich, Oikawa".

„Dafür muss ich aber schon einen ganz schlechten Tag haben", grinste der Braunhaarige neben mir arrogant.

Leicht holte ich aus und schlug ihm mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf. Wehleidig sah er mich an.

„Warum verhauen du und Iwalein mich dauernd?", jammerte er und hielt sich den Kopf.

„Wirst es schon verdient haben."

Als ich wieder auf das Spielfeld sah, bemerkte ich Nishinoya, der aufgehört hatte sich warm zu machen und stattdessen das Geschehen bei uns betrachtete. Doch als er merkte, dass ich ihn ansah, drehte er verlegen den Kopf weg und wärmte sich weiter auf.

Eine halbe Stunde später begann das Spiel. Tooru redete währenddessen kaum, da er aufmerksam das Spiel analysierte. Es war als würde er sich jeden einzelnen Handgriff der Spieler genauestens einprägen. Er hatte sogar seine Brille auf, damit er besser sehen konnte. Sie machte ihn nochmal ein gutes Stück älter und reifer vom Aussehen, dennoch fand ich stand sie ihm unglaublich gut. Genau beobachtete er alles und prägte es sich ein.

Nach fast zwei Stunden war das Spiel zu Ende. Karasuno hatte knapp verloren, auch wenn sie alles versucht haben.

„Gut wir können gehen". Schwungvoll stand Tooru auf und packte die Brille wieder weg. Wir gingen nach draußen und als hätte ich es beschworen, hörte ich schon die erste weibliche Stimme Oikawa's Namen kreischen.

„Mit dir kann man echt nirgendwo hingehen", brummte ich ihm zu und ging etwas von ihm weg. Keine zehn Sekunden später hatte sich schon eine Traube um den Jungen gebildet, die alle unbedingt ein Foto, Autogramm oder sonst was von ihm wollten.

*Selbst hier an meiner Schule hat er so viele Fangirls*, seufzte ich und ließ mich nicht viel weiter weg unter einem Baum in die kühle Wiese fallen.

Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen den Stamm und schloss die Augen. Der leichte Sommerwind zog mir um die Nase und brachte mir den Geruch von Blumen und Gräsern. Über mir raschelten leise die Blätter. Nur in der Entfernung hörte ich noch das Gekicher der Mädchen, die um meinen besten Freund standen.

„Warum sitzt du hier so alleine?". Ich schlug die Augen auf.

Vor mir stand Nishinoya der mich wie meistens strahlend anlächelte. Ich deutete nur auf den Haufen zu meiner rechten und er verstand. Er setzte sich zu mir an den Baum.

„Du hast wirklich super gespielt."

„Danke". Auf seinem Gesicht erschien ein leichtes Lächeln. „Freut mich, dass du doch gekommen bist, obwohl du sauer auf mich warst."

„Ich kenn doch Tooru, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er dich provoziert hat. Aber mach das nicht noch einmal, nur Iwaizumi und ich dürfen ihm eine reinhauen klar?"

Verwirrt sah er mich an.

„Äh was...ja, natürlich", akzeptierte er einfach ohne weiteres meine Worte.

„Lea, kommst du?", rief Tooru aus seiner Masse an Mädchen.

Seufzend stand ich auf.

„Wird wohl Zeit zu gehen. Wir sehen uns morgen früh."

Ich winkte ihm, dann ging ich zu Tooru. Umso näher ich kam umso düsterer wurden die Blicke der um ihn stehenden Weiber.

*Na super, jetzt sind selbst die Mädchen auf meiner Schule sauer auf mich, nur weil ich ihn kenne*, murmelte ich und erinnerte mich dabei an frühere Zeiten, als ich hier nur zu Besuch war und Tooru's Fangirls immer sehr gemein zu mir waren.
*Bitte sei einfach bis Montag vergessen.*

Zu allem Überfluss legte Tooru auch noch seinen Arm über meine Schulter.

*Der will mich echt umbringen oder?*

Schnell zog ich ihn mit mir, doch die giftigen Blicke blieben. Wir gingen zu mir nach Hause. Vor unserer Garageneinfahrt stand ein graues Auto. Tooru's Vater lehnte lässig dagegen und wartete auf uns. Er begrüßte uns, dann holte Tooru seine Sachen aus dem Hausgang und verstaute sie im Auto.

„Das heißt wohl Abschied nehmen", lächelte er sanft.

Traurig nickte ich. Fest drückte ich mich an ihn. In meinen Augen sammelte sich schon Wasser für die ersten Tränen.

„Nicht traurig sein".

Seine große Hand strich mir sanft über Kopf und Rücken. Vorsichtig schob er mich etwas von sich, dann gab er mir einen Kuss auf die Stirn.

„In ein paar Wochen spielen wir wieder gegen die Karasuno, spätestens dann sehen wir uns", lächelte er. Ich nickte und lächelte ebenfalls.

„Ja, bis dann."

Noch ein letztes Mal drückte ich mich fest an ihn. Genoss ein letztes Mal seine Wärme und sog seinen Duft ein.

„Hab dich lieb."

„Ich dich auch, pass auf dich auf."

„Mach ich." Erneut drückte er mir einen sanften Kuss auf die Stirn, dann löste er sich endgültig von mir.

Der Braunhaarige stieg in das Auto und sie fuhren los. Erst als der Gefährt verschwunden war, ging ich ins Haus. Hinter mir schloss ich die Tür und rutschte mit dem Rücken an ihr runter. Es war so still. Viel zu still. Tooru fehlte mir jetzt schon ich fühlte mich, als wäre ich ganz alleine auf der Welt ohne irgendwen. Ich fasste mir an den Kopf. Meine Stirn kribbelte immer noch an der Stelle wo er mich geküsst hatte.

*Was sollen diese Stirnküsse seit neuestem? Hat das etwas zu bedeuten?*

-//—/-///——-/-///-//-//——

(1662 Wörter)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top