.ೃ࿐ September🍂


Ich hatte ihn im Krankenhaus besucht, später zuhause, fast jeden Tag. Dennoch geschah etwas mit uns, was ich nicht verstand. Ich hatte keine Ahnung, wie oft Beomgyu sich dafür bedankt hatte, dass ich ihn aus dem Wasser gezogen hatte.

Ohne dich wäre ich nicht mehr hier.

Ohne dich würde ich nicht mehr leben.

All das wusste ich und dennoch war es nichts, was ich in meinen Gedanken behalten wollte. Ich wollte doch nur ihn, aber genau das schien plötzlich nicht mehr möglich und ich verstand es einfach nicht. Er wurde abweisend, hielt mich auf Distanz und als ich ihn direkt danach fragte, bekam ich eine Antwort, mit der ich so nicht gerechnet hatte.

„Sie mochten mich nicht, Jun. Sie hassten wie ich aussehe, wie ich mich anziehe. Sie hassten, dass ich meine Haare lang trug, dass ich mich nicht darum scherte, so zu sein wie sie, aber ... am meisten hassten sie, dass du mich leiden konntest."

„Was?" Leidlich perplex starrte ich ihn an. „Du meinst, wegen den Bildern damals vor der Sporthalle?"

„Das war ein Bild." Er sah mich an. „Eine Warnung. Eine von vielen."

Das verstand ich nicht und das sagte ich ihm auch.

Beomgyu sah weg und knetete unruhig seine Finger. „Sie haben mir ganz viele geschickt. Eine Weile fast täglich. Dass ich mich von dir fernhalten soll, dass ich nicht mit dir reden soll, dich nicht anfassen, weil sie mir sonst die Finger brechen. All dieser Scheiß."

„Was?" Ich war bestürzt und zu einem gewissen Grad auch für einen Moment sprachlos. Sie hatten ihn wegen mir bedroht? „Warum ... hast du nie was gesagt?" Ich wollte nach ihm greifen, aber Beomgyu zog den Arm weg und rückte ein Stück aus meiner unmittelbaren Nähe.

„Was denkst du?", murmelte er und sah mich an.

Ich wusste nicht, was ich denken sollte, aber ahnte natürlich, worauf es hinauslief. Sprich nicht mit ihm, erzähl es ihm ja nicht, sonst.

Mit einem Seufzen raufte ich mir die Haare. „Du hättest es mir trotzdem sagen sollen", murrte ich. „Immerhin betraf es auch mich, oder?"

Aber das sah Beomgyu wohl anders, denn er schüttelte den Kopf und sah weg.

„Spielt doch keine Rolle, raunte er stattdessen dumpf. „Jetzt ist es raus und ... Weißt du, ich habe nachgedacht, Jun. Und ich weiß, du wirst das nicht verstehen, trotzdem hoffe ich natürlich, dass du es tust, aber ... Es hat keinen Sinn, hm?"

Ich starrte ihn an und verstand kein Wort. Was denn nun? Wovon sprach er denn?

Er blinzelte mich an, schien auf eine Reaktion von mir zu warten, aber ich wusste nicht welche, also schüttelte ich nur vage den Kopf.

„Es funktioniert nicht", flüsterte er da. „Das mit uns beiden, Jun. Das siehst du doch ein."

Ich – was? Da saß ich, auf dem winzigen Sofa, starrte ihn an und verstand die Welt nicht mehr. Neben uns auf dem Boden brabbelt und prustete Boa voller Freude und nur einem Meter neben diesem fröhlichen Kleinkind, ging gerade meine Welt unter. War das möglich?

„Was ... meinst du?", brachte ich krächzend heraus, obwohl ich tief in meinem Inneren natürlich längst wusste, was er meinte. Vielleicht war es nur so, dass mein Kopf es nicht verarbeiten konnte. Dass es ausgesprochen vor mir liegen musste, sodass man es nicht mehr zurück in das Loch stopfen konnte, das es unweigerlich reißen würde.

„Dass es besser ist, wir beenden es."

Und da waren sie, die Worte. Kalt und scharf wie Eissplitter, die sich in mein Herz bohrten.

„Das meinst du nicht wirklich."

Die Worte purzelten aus meinem Mund, ohne dass ich darüber nachgedacht hätte. Ja, ich bemerkte es gar nicht, erkannte meine Stimme nicht, wollte seine Hand nehmen und kapierte nicht, warum er sie mir entzog.

Was? Was war denn passiert? Gerade war doch noch alles in Ordnung gewesen. Vielleicht nicht heute, gestern, vorgestern. Aber letzte Woche. Und ... Zitternd atmete ich ein und versuchte irgendwie meinen wild pochenden Herzschlag unter Kontrolle zu bringen.

„Cookie ... das meinst du doch nicht so. Bitte. Ich verstehe, dass ... nach allem was passiert ist ..."

„Verstehst du es wirklich?", fiel er mir ins Wort.

Mit einem Stirnrunzeln betrachtete ich ihn. „Aber das neue Semester beginnt in ein paar Tagen. Die Hälfte dieser Idioten wird dann gar nicht mehr hier sein. Sie werden ..." Mir gingen die Worte aus. Zumal ich es nicht von irgendwelchen idiotischen Leuten abhängig machen wollte, die im Moment gerade mein Leben streiften. Noch ein Jahr und ich würde selbst nicht mehr hier sein, wenn alles gut lief. Und wer wusste schon, was danach kam. Die meisten von ihnen würde ich vermutlich nie wieder in meinem Leben treffen. Und der eine, den ich in meinem Leben haben wollte, sagte mir gerade, dass das nicht ging?

„Sie werden weitermachen", vervollständigte Beomgyu gerade für mich. „Es werden sich immer wieder welche finden, die damit einfach nicht klarkommen. Die Jaehos und Sangwoos dieser Welt, sterben nicht aus. Du hast noch ein Jahr, zieh es durch und ich... tu das auch."

Nein, so einfach wie er das darstellte, war es aber nicht. Und gerade wurde ich echt sauer. „Du ... servierst mich ab? Du machst mit mir Schluss, einfach so?"

„Es ist nicht einfach!", fuhr mich Beomgyu an. Neben uns heulte Boa erschrocken auf und Beomgyu fluchte verhalten, sprang auf und schnappte sich seine Schwester. Mit Boa auf den Armen sah er mich wieder an. „Es ist nicht einfach", wiederholte er flüsternd, blinzelte und schüttelte den Kopf. „Aber es ist die vernünftigste Entscheidung, die wir treffen können."

Vernünftig! Seit wann war es vernünftig, hinzuwerfen, kampflos aufzugeben und sich unsinnigen Regeln zu beugen?

„Vernünftig", ätzte ich. „Seit wann gibst du einfach auf? Das bist du doch gar nicht. Du bist ein Kämpfer. Warst du immer."

„Woher willst du wissen, wer ich bin?", hielt Beomgyu dagegen. „Woher willst du wissen, wie es in mir aussieht, hm? Du hast nur gesehen, was ich jedem zeige. Hast du dich gefragt, wie ich das alles wegstecke?" Er nickte, als ich schwieg, dann brachte er Boa nach nebenan. Ich hörte ihn mit der Kleinen reden, wahrscheinlich setzte er sie gerade mit ihren Spielsachen in den Laufstall. Schließlich kam er allein zurück und schob die Tür bis auf einen kleinen Spalt zu.

Er blieb stehen und sah mich an. „Es tat weh und es hat mich so verletzt. Und ich habe geweint, viel zu oft. Abends im Bett. Aber ich dachte, wenn ich nachgebe, wenn ich alles so mache, wie sie wollen, wird es noch schlimmer. Wenn sie merken, dass sie mich unter Druck setzen können, dann wäre ich zu einem Spielball geworden, also habe ich ..." Er vollführte eine fahrige Geste. „Augen zu und durch." Er atmete tief ein und bebend wieder aus.

„Und dann kamst du." Sein Blick fiel auf mich. „Und es war wie eine Achterbahnfahrt. Ich wünschte wirklich, wir hätten uns zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort kennengelernt. Yeonjun?"

Ich hatte genug gehört. Mit einem Satz war ich auf den Beinen und im Flur. Rasch schlüpfte ich in meine Schuhe, schnürte mit zitternden Fingern die Bänder, war aber noch nicht damit fertig, als Beomgyu neben mir auftauchte.

„Sprichst du jetzt nicht mehr mit mir?"

„Wozu?" Ich sah ihn nicht an. „Du hast ja schon alles gesagt." Und was alles! So viel! So viele Dinge, die ich nicht gewusst hatte, die ich hätte – nein, keine Ahnung, ob ich irgendwas hätte besser machen können. Ob es tatsächlich etwas verändert hätte, wenn er mir gesagt hätte, was los ist, wie er sich fühlte, wie es ihm damit ging. Aber, das spielte jetzt auch keine Rolle mehr.

„Yeonjun, ich wollte nicht-"

„Lass gut sein." Ich richtete mich auf und sah ihn an. Das war vielleicht der schlimmste Moment, denn ich wollte ihn umarmen, mein Gesicht in seine Haare pressen, seinen Geruch einatmen und ihn küssen.

Nichts davon würde ich ab jetzt mehr tun können.

„Jun ..."

„Mach's gut." Meine Stimme klang seltsam belegt, also griff ich rasch nach der Türklinke, wandte mich ab und flüchtete beinahe aus der Tür.

Ich musste hier weg. Ich wollte nicht reden und ich wollte ihn auch nicht mehr ansehen müssen. Ich war verletzt, wollte allein sein, meine Wunden lecken. Keine Ahnung. Vor allem aber wollte ich nicht, dass er sah, wie sehr er mich getroffen hatte. Vielleicht war das ein blöder Gedanke und womöglich wäre alles andere ehrlicher gewesen, aber gerade war mir nicht nach ehrlich oder sonst was.

Ich drehte mich nicht um, während ich die Treppe hinabpolterte, blickte nicht zurück, um zu sehen, ob er in der offenen Tür stand, sondern lief einfach weiter. Rannte fast zu meinem Wagen und atmete das erste Mal auf, als ich hinter dem Steuer saß.

Da hatte ich noch gar nicht so richtig kapiert, was geschehen war.

Auf dem Weg nach Hause drehten sich meine Gedanken im Kreis. In meinem Kopf summte es und meine Aufmerksamkeit war überall, nur nicht auf der Straße. Sicher fuhr ich zu schnell und wahrscheinlich konnte ich von Glück reden, dass nichts passierte.

Wie ich auch froh darüber war, dass meine Eltern beide nicht da waren. So warf ich mein Zeug in die Ecke, stürmte in mein Zimmer und schloss ab. Ich zog die Vorhänge zu, machte den Fernseher an, ohne auf das Programm zu achten und warf mich auf das Bett.

Und plötzlich kamen die Tränen.

Ich wollte gar nicht weinen, war eigentlich so sauer, dass das gar nicht möglich sein sollte und trotzdem heulte ich. Am Ende fühlte ich mich so ausgelaugt, dass ich mein Handy von mir schob und mich in mein Kissen wühlte. Ich vergrub mich beinahe unter der Decke, hätte am liebsten die ganze Welt ausgesperrt, am besten für immer, aber es war immer noch da.

Und es tat so unfassbar weh, ich wusste nicht wieso.

Wahrscheinlich schlief ich ein, denn ich fuhr mit einem Ruck aus diesem dösigen Dämmerzustand, als mein Handy neben mir vibrierte. Mit wild klopfendem Herzen griff ich danach, aber es war nicht Beomgyu. Es war Kai.

Auf dem Display erschien ein Foto von ihm und Niki, beide in Wassersportklamotten, beide mit nassen Haaren und verspiegelten Sonnenbrillen. Die Köpfe zusammengesteckt grinsten sie dämlich in die Kamera, ihre Hände formten zusammen ein Herz, im Hintergrund erkannte man Jetskis.

Großartig.

Na ja, wenigstens einer, der glücklich war. Missmutig rollte ich herum, entschied mich dann für ein Herz-Emoji und legte das Handy wieder weg.

Minuten später brummte es erneut und ich rollte die Augen.

Kai schon wieder. Was treibst du? Wie geht es Beomgyu?

Für Minuten starrte ich die Nachricht einfach nur an. Ich wollte nicht antworten und tat es doch.

Er hat Schluss gemacht, tippte ich und hätte am liebsten schon wieder geheult.

.ೃ࿐ ❤

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