.ೃ࿐ März 🌸🌸🌸
Zwei Tage lang verfolgte mich dieses kurze Gespräch mit Kai und legte sich wie ein Eisklumpen in meinen Magen, was mich noch nervöser machte. Dann rief mich Kai an und fragte, ob ich denn Interesse hätte, mit ihm zu einem Volleyballturnier zu gehen.
Volleyball! Ja, sowas gab es bei uns auch, aber während die Damenmannschaft ganz erfolgreich war, ging es bei den Herren nicht wirklich vorwärts. Allerdings war der Freund von Kais Schwester Captain der ersten Mannschaft und ich ahnte, dass die Bitte nach Unterstützung wohl eher von Lea kam.
„Also gehen wir mit Lea?", mutmaßte ich und hörte Kai am Telefon lachen. „Nein", erklärte er, „sie hat die Cheerleadertruppe angestiftet, ganz uneigennützig natürlich, ein bisschen Wirbel für die Volleyballer zu machen, damit Yunho und seine Jungs auch wirklich angespornt sind, um ... Au ... Was?! ...Stimmt doch! ... Au!"
Im Hintergrund hörte man Lea schimpfen wie einen Rohrspatz, auch wenn ich ihre Worte nicht verstehen konnte.
Schnaufend kam Kai wieder in die Leitung. „Okay, okay und sie sagt – ich zitiere: ‚Wir haben einen neuen Star, wir werden auf alle Fälle gewinnen!' – wenn das keine Ansage ist."
„Okay", stimmte ich lachend zu. „Dann gucken wir Volleyball, gibt sicher schlimmeres – warte! Du hast mich nicht auf Lautsprecher oder?!"
Kai kicherte. „Dafür würde dir Leas Zorn ewig nachschleichen."
„Sag ihr das ja nicht!"
Wir verabredeten uns also für Freitagnachmittag, trafen uns vor der Sporthalle und begrüßten uns ein wenig linkisch, wie es mir vorkam. Sicher, immerhin wussten wir beide, dass wir nicht nur hier waren, um ein Volleyballspiel zu gucken, sondern um uns vielleicht über ein paar Dinge zu unterhalten, die in unserer Clique nicht so leicht auszusprechen waren.
Wir suchten uns also einen Platz irgendwo in den oberen Rängen, die Halle war ohnehin nicht bis unter das Dach gefüllt, deswegen gab es da keine Probleme. Auch neben uns war ausreichend Raum, sodass man sich auch unterhalten konnte, ohne gleich befürchten zu müssen, belauscht zu werden.
Neben mir kramte Kai ein kleines Tütchen mit Nüssen heraus, knabberte ein wenig davon und hielt sie mir hin. Ich nahm ebenfalls ein paar, knabberte, sah mich dabei um und fing zuletzt Kais abwartenden Blick auf.
„Hm?"
„Wegen letztens", murmelte er. „Das war echt ... nicht okay von mir."
Ich nickte knapp, forderte nochmal die Nüsschen und stopfte mir rasch ein paar in den Mund, um Zeit zu schinden. Ehrlicherweise musste ich zugeben, dass ich nicht erwartet hätte, dass er so schnell zur Sache kommen würde, aber womöglich brannte ihm ja auch etwas auf der Seele.
„Und ich wollte dich nicht bloßstellen!", fuhr Kai fort.
Mann, er war wirklich direkt. Ich schluckte rasch. „Hast du nicht", murmelte ich schließlich undeutlich und blinzelte ihn schief grinsend an, bevor ich wieder wegsah. „Was willst du jetzt hören, Kai?", fragte ich dabei. „Was willst du wissen? Ob du mit deiner Vermutung richtig liegst?"
Es mochte sein, dass ich äußerlich vollkommen gelassen wirkte, aber innerlich starb ich gerade tausend Tode. Mein Herz raste und meine Handflächen waren ganz feucht. „Ich denke schon", schloss ich endlich leise und schob rasch noch ein paar Nüsse nach. Mit einem Mal war mir so heiß, dass es richtig unangenehm wurde. Ich bewegte mich etwas, sah aber nicht zu ihm hin. Kai verharrte vollkommen still neben mir, dann hörte man nichts als ein leises, aber sehr tiefes Seufzen.
„Ich ...", begann er leise, aber seine Stimme bebte so sehr, dass ich aus einem Impuls heraus eine Hand auf sein Knie legte. Da verstummte er wieder.
„Schon gut", raunte ich. „Du musst nichts sagen."
„Es fällt mir schwer", nuschelte er undeutlich.
„Ist okay."
Unwillig richtete sich Kai auf und strich sich durch die Haare. Er sah kurz her, rümpfte die Nase und wandte sich rasch wieder ab. Während er auf seine krampfhaft verschränkten Finger starrte, schoben sich seine Schultern immer höher.
„War es schwer für dich?", fragte er heiser. „Es ... zu akzeptieren?"
Das war eine gute Frage, über die ich einen Moment nachdachte, bevor ich langsam nickte und dann doch eher den Kopf wiegte.
„Es war nicht so sehr das Akzeptieren, als das Arrangieren damit. Es macht vieles kompliziert, was nicht kompliziert sein sollte."
Kai nickte stumm, aber erst als ich einen Arm um seine Schultern schlang, lösten sich seine verkrampften Hände und er sah mich mit einem bitteren Lächeln an.
„Weiß Lea es?"
Er verneinte stumm.
„Und deine Eltern?"
„Um Himmelswillen, nein!" Kai schnaubte. „Deine etwa?"
„Nein", gab ich mit einem traurigen Lächeln zu, zog meinen Arm wieder zurück und griff mir die Nüsse. Ich knabberte noch zwei Stück. Derweilen bemerkte ich, wie mich Kai nun neugierig von der Seite musterte. Als ich ihn mit gehobenen Augenbrauen ansah, legte sich eine leichter Rotschimmer auf seine Wangen.
„Und Beomgyu?"
„Das ist kompliziert", wiegelte ich ab, stieß ihn dann an und wies auf die Cheerleader-Mädchen, die eben mit lautem Getöse in die Halle gestürmt kamen. Lea führte die Truppe an, die sogleich mit einigen akrobatischen Kunststückchen für Furore sorgten und ich musste schmunzeln. Zu den üblichen Miniröckchen, trugen sie heute nicht die passenden knappen Trikots, sondern wohl Tops der Volleyballmädchen.
„Raffiniert." Unter uns ging Lea ab wie eine kleine Kampftermite und die Lautstärke nahm nochmal zu, als die Spieler hereinkamen.
Obwohl viele der Volleyball-Jungs etwa in meinem Alter waren, kannte ich nur wenige von ihnen. Die meisten nur vom Namen. Gut, ich kannte Yunho – flüchtig – weil er seit einigen Monaten mit Lea zusammen war und entsprechend manchmal bei Kai aufgetaucht war, wenn wir auch dort gewesen waren. Aber sonst hatten unsere Freundeskreise wenig Überschneidungen und deswegen konnte ich auf den ersten Blick auch nicht sagen, wer denn nun das neue Ausnahmetalent in der Mannschaft war.
Kai war sich ebenfalls unsicher, wies mal auf den einen, dann auf den anderen, während er sich nachdenklich am Kopf kratzte. Er legte sich schließlich auf die Rückennummer 5 fest, was wohl auch richtig war, wie wir wenig später vom Hallensprecher erfuhren. Da wurde der Neuzugang nämlich ebenfalls vorgestellt, aber die Mädchen tobten und ich verstand es nicht richtig.
„Wie heißt er?"
Kai zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Nish-irgendwas? Ist das ein Japaner?"
„Fragst du mich!" Ich musste lachen. „Du sitzt doch an der Quelle, frag Lea."
In der Zwischenzeit war das Aufwärmen vorbei, in der Halle tobten ein paar Fans und endlich begann das eigentliche Spiel.
Nun, ich musste zugeben, dass ich von Volleyball nicht wirklich was verstand, aber die Grundregeln brachte ich gerade noch zusammen und ob jemand gut spielte oder nicht, sah ich auch. Und Hölle, ehrlich, diese Nummer 5 war echt eine Ausnahmeerscheinung. Er war groß, was sicher ein Vorteil war, aber auch schnell und konnte springen wie ein Floh. Sah Kai wohl ähnlich, denn er war so gebannt, dass er quasi überhaupt nicht mehr ansprechbar war.
Als ich ihn zwischendurch anstieß, wandte er sich nur mit leuchtenden Augen zu mir um und grinste. „Er ist Hammer, oder?"
Womit auch geklärt war, wo seine Aufmerksamkeit hängengeblieben war.
Nach gut eineinhalb Stunden war das Spiel vorbei und die Zuschauer bejubelten den verdienten Sieg unserer Mannschaft. Ich hatte mich ebenfalls erhoben, doch Kai packte mich so rasch am Arm, dass ich beinahe über die Stufe gefallen wäre.
„Los komm, wir gehen zu Lea ..."
Ich kam nicht dazu, eine Frage zu stellen, denn Kai sauste so schnell die Tribüne hinab, dass ich zu tun hatte, ihm zu folgen. Erst unten auf der Ebene holte ich ihn ein, da quatschte er schon ganz aufgeregt mit Lea.
„... wirklich? Ist mir noch gar nicht aufgefallen ...", bekam ich gerade so mit.
Unterdessen drehten die siegreichen Jungs eine Ehrenrunde und aus dem Team lösten sich zwei Gestalten. Ich erkannte Yunho und ...
„Ist das der Neue?", raunte ich Kai zu und stupste ihn an. „Der ist ja richtig süß, guck mal."
Kai stupste aufgeregt zurück und warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu.
Vor uns blieben die beiden stehen.
Ich hörte „hi" und „Glückwunsch", Lea wurde gedrückt und auf die Wange geküsst. Es wurde gequietscht, dann wandte sich Yunho zu uns um. „Und unser neuer Star. Riki. Was sagt ihr?"
„Du warst großartig!", tat Lea begeistert kund und hüpfte auf und ab. Ihr Blick fiel auf mich, dann auf Kai, der neben mir stand und grinste, als hätte er gerade den Hauptgewinn abgeräumt.
„... ja, großartig, wirklich ..."
Oh Gott, das war ja zum Fremdschämen.
Yunho plapperte und bekam wohl gar nicht mit, was neben ihm abging, ich dafür schon, den Riki – oder Niki, wie er gerade schmunzelnd erklärte, völlig egal – grinste nicht minder breit, während er beinahe ebenso peinliche Halbsätze vor sich hin brabbelte wie Kai.
Echt jetzt?
Und Lea und Yunho schnatterten immer noch voller Begeisterung und Aufregung. Von dem stillen Funkenflug, der zwischen grenzdebilem Grinsen und glitzernden Augen abging, bemerkten die beiden nichts. Das war schlechter als jede Teeniekomödie. Eine halbe Minute schaute ich mir das Geplänkel an, dann rammte ich Kai unauffällig den Ellenbogen in die Seite. Oder es wäre unauffällig gewesen, wenn er dabei nicht ebenso hoch gequiekt hätte, wie zuvor seine Schwester.
„Ich glaube wir müssen los", raunte ich. „Und ich bin sicher, die Jungs wollen duschen und dann feiern ..."
Kai wurde rot, Niki wurde rot und ich hätte mir am liebsten mit der flachen Hand gegen die Stirn gehauen, so unfassbar peinlich war das. Schließlich packte ich Kai und zerrte ihn einfach aus der Halle, bevor er noch zu hyperventilieren beginnen würde.
Aber kaum waren wir draußen, schnappte Kai nach Luft und blieb stehen. Seine Finger gruben sich in meinen Arm. „Er ...", stammelte er und sah mich an.
„... macht dich sprachlos, ich merke es schon. Aber Kai, bitte, komm mal runter, okay? Denk an seine Rückennummer, bitte."
„Ja." Er grinste dümmlich. „Fünf", hauchte er, als wäre das die neue magische Zahl.
Nachdrücklich nickte ich. „Und die von Yunho ist 99, sein Geburtsjahr. Nur, damit du verstehst, was ich andeuten möchte."
„Ich ... ahm ...", stotterte er und schüttelte den Kopf.
„Oh Mann." Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. „Komm her." Ich nahm ihn fest in den Arm. „Dein Kopf ist gerade total kaputt, oder?"
Kai schwieg, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er mir in diesem Moment nicht mal hätte sagen können, wer eigentlich Soobin war.
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