.ೃ࿐ Februar❄️
Pünktlich zum traditionellen Neujahrsfest waren alle zurück und die Clique wieder vereint. Ich verbrachte, wie wohl die meisten, zwei Tage mit meinen Eltern bei meinen Großeltern, die diesbezüglich sehr auf alte Traditionen bestanden, aber zum Wochenende hin, hatten wir andere Pläne. Auch das war eine Art Tradition, wenn man so wollte.
Einen Tag verbrachten wir in einem der großen Spas und ließen dabei ordentlich die Seele baumeln. Meistens durchquerten wir recht schnell die getrennten Bereiche, trafen uns wieder in den gemeinschaftlichen Zonen und verbrachten den ganzen Tag im Grunde nur mit relaxen und essen. Dann hockten oder lagen wir in der typischen Saunakleidung in einer der aufgeheizten Grotten, quatschten in gedämpftem Licht, oder trieben uns in dem großzügig angelegten Außenbereich herum. Hin und wieder verirrten wir uns wieder an eine Bar für einen kleinen Snack oder kühle Getränke und steuerten die nächste Wohlfühloase an.
Unsere Schmusepärchen setzten sich irgendwann in den kuscheligen DVD-Raum ab, Kai und ich bevorzugten eine Runde im Massagesessel. Danach zogen wir uns ebenfalls in einen Ruheraum zurück, suchten uns eine leerstehende Relaxliege für zwei und warfen uns zufrieden in die Ledersessel. Hier ließ es sich gepflegt dösen und ich war tatsächlich beinahe eingeschlafen, da fragte Kai neben mir murmelnd: „Hast du auch manchmal das Gefühl, gar nicht dazuzugehören?"
Blinzelnd öffnete ich die Augen, brummte vorerst nur, weil ich immer noch damit beschäftigt war, seine Worte überhaupt richtig zu erfassen. Da drehte er sich halb zu mir herum und sah mich an.
„Was meinst du?", fragte ich träge. „Wegen Soobin und Tae?"
Kai zuckte die Schultern und senkte den Blick. „Generell. Ach, ich weiß es doch auch nicht. Es ist nur einfach nicht mehr wie früher, oder?"
„Nein." Das stimmte schon. „Aber nicht unbedingt schlechter", antwortete ich, sah ihn an, aber Kai vermied jeden Blickkontakt.
„Was ist?", hakte ich also nach. „Bist du sauer, ist irgendwas vorgefallen?"
Ein stummes Kopfschütteln kam zurück.
„Was dann? Willst du darüber reden? Du weißt, du kannst mit mir reden. Egal worüber."
Ich ließ dieses Angebot absichtlich so in der Luft hängen, aber wie erwartet schüttelte Kai auch jetzt nur den Kopf und drehte sich wieder auf den Rücken.
„Ich kann es ja selbst nicht Worte fassen", murmelte er dabei halblaut. „Irgendwie ist alles so kompliziert geworden."
Ja, auch damit musste ich ihm recht geben. Manche Dinge waren unendlich kompliziert. Und etwas zu ahnen oder ganz offen darüber zu sprechen, war etwas völlig Gegensätzliches.
„Ich bin einsam", flüsterte er da plötzlich. Ein Eingeständnis, dass ich so niemals von ihm erwartet hätte. Wieder wandte ich mich ihm zu, sah wie er die Schultern zuckte. „Und manchmal bin ich neidisch." Jetzt sah er mich an und ein dünnes Lächeln zog sich um seine Mundwinkel. Es wirkte eher traurig. Er ließ offen, auf wen genau, was im Grunde auch sehr geschickt war. Dann drehte er den Kopf wieder weg.
„Vielleicht bin ich auch einfach nur ein Idiot."
„Bist du nicht." Herrgott, ich hätte ihm so gerne geholfen, aber ich wusste nicht wie. Ich wusste ja selbst kaum, wie ich mit mir klarkommen sollte. Was für Tipps hätte ich ihm also geben sollen?
„Ich bin sicher, dein Lieblingsmensch wartet schon da draußen auf dich."
Still nickte Kai. Er gab mit keiner Regung zu verstehen, ob ihn meine Wortwahl störte, aber nach einem kurzen Moment sah er doch wieder her.
„Da draußen?" Er wies in Richtung des Außenbereichs, mit den Thermalfußbädern.
Grinsend nickte ich.
„Na, vielleicht sollte ich dann gleich da hin?"
„Soll ich dich begleiten und suchen helfen?"
Endlich lachte er wieder. „Oh ja, bitte."
Natürlich bewegten wir uns beide nicht, sondern streckten uns erneut gemütlich aus.
„Hey", sagte ich trotzdem und berührte dabei seinen Arm. „Lass dir von den beiden Turteltäubchen nicht die Laune verhageln, okay?"
„Hm", machte Kai nur und nickte schwach.
„Wir müssen die beiden auch nicht immer mitschleppen. Wir beide können auch mal allein losziehen, wenn du willst."
„Klingt gut", sagte Kai jetzt und grinste mich schief an. Ich war mir nicht sicher, ob er das Angebot jemals annehmen würde, aber ich hatte die Hoffnung, dass er zumindest verstanden hatte, dass ich weit mehr auf seiner Seite war, als er bisher womöglich annahm.
Ich wusste nicht, ob überhaupt und wenn ja, wie viel Erfahrungen Kai hatte, aber ich wusste, dass es – selbst über einschlägige Portale – nicht wirklich einfach war, jemanden zu finden, mit dem man diese Erfahrungen auch wirklich teilen wollte. Schon gar nicht, wenn man, so wie Kai, längst auf eine Person eingeschossen war, ganz gleich wie unerreichbar das Objekt der Begierde auch war. Es würde immer zum Vergleich herangezogen werden und ja, ich konnte mir gut vorstellen, dass das sowohl seine Sehnsucht, als auch das Gefühl der Einsamkeit nur noch verstärkte.
Er tat mir leid und vielleicht wäre das der richtige Moment gewesen, um mich wenigstens einer Person in meiner Clique zu offenbaren. Aber wie es so oft war, mit den richtigen Augenblicken. Man wog zu lange ab und ließ sie ungenutzt verstreichen.
Bevor ich also Kai vielleicht mit einem „mir geht es genau wie dir. Weit mehr als du bisher gedacht hast" aus der Reserve locken konnte, wurden wir überfallen. Yoonah quetschte sich kichernd zu mir auf die Liege und als ich überrascht in die Höhe schnellte, ließ sich Soobin auch noch auf das Fußteil fallen.
„Was treibt ihr? Liegt hier herum, ausgebreitet, wie alte Opas."
„Hey, wir führten hier seriöse Männergespräche, zumindest bis zum Lauschangriff der Gegenseite."
„Ich geb dir gleich Lauschangriff", plusterte sich Yoonah auf. „Außerdem folgten Jiae und ich nur dem Ruf der Jäger. Die Herren haben Hunger", klärte sie auf.
„Jah! So ein Spa-Tag ist echt anstrengend", meinte Soobin.
„Ach was, du liegst doch nur rum, hast deinen Luxuskörper irgendwo ausgebreitet und bewegst dich nicht."
„Luxuskörper", wiederholte Soobin breit grinsend und wackelte mit den Augenbrauen. Yoonah drehte sich mit einem Augenrollen zu uns um. „Bitte, habt ihr irgendwo noch ein freilaufendes Mammut gesehen, für mein Höhlenbaby?"
Jiae kicherte, Kai kicherte, ich wies schmunzelnd auf die nächste Ebene. „In der vierten Etage gibt es ein Grillrestaurant, vielleicht finden wir da ein Mammut für Soobin."
„Klingt perfekt", mischte sich nur auch Taehyun ein und die beiden Großwildjäger schritten voraus, um unser Überleben zu sichern – oder auch nur einen schönen Tisch zum Abendessen.
Während des Essens beobachtete ich Kai, aber der schien sich wieder gefangen zu haben. Nichtsdestotrotz spukte unser Gespräch in meinem Kopf herum. All das Gerede über einen Lieblingsmenschen. Ich dachte an Beomgyu und fragte mich unwillkürlich, wie dieser Tag heute geworden wäre, wenn ich ihn einfach eingeladen hätte. Hätte ihm das hier gefallen? Und was hätten meine Freunde dazu gesagt? Wäre das die Möglichkeit gewesen, herauszufinden, wie tolerant sie wirklich waren?
Ich seufzte leise. Hirngespinste. Das alles waren doch nur Hirngespinste. Ich wusste ja noch nicht mal, ob er auch so oft an mich dachte, wie ich an ihn. Oder ob er überhaupt an mich dachte. Oder... Ich würgte den Gedanken ab. Es brachte doch auch nichts, sich in etwas zu verrennen, das unmöglich war. Am Ende würde ich nur genauso trübselig herumhängen wie Kai.
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