.ೃ࿐ Dezember❄️❄️❄️
Nach den Klausuren war vor der Party – oder so ähnlich. Zumindest war der Lernstress rum, alle einigermaßen mit sich versöhnt, weil man jetzt eh nichts mehr ändern konnte und die hauseigene Weihnachtsparty konnte kommen. Ich hatte – wie gewünscht – eine Verabredung mit Siyeon, aber da wir kein Paar waren, gab es auch keine abgestimmte Garderobe – zum Glück. Immerhin hatte ich mich, zusammen mit Kai, ja schon atemberaubend ausstaffiert.
Fand übrigens auch Siyeon, der ein wenig die Worte fehlten und möglicherweise neigte ihre Überraschung doch mehr zu Verlegenheit als zu Begeisterung. Tja, sie wollte doch mit mir ausgehen, jetzt konnte sie das.
Das klang gemeiner, als es tatsächlich war. Siyeon war nett, hübsch zurechtgemacht, aber das alles konnte natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich nicht mit ihr ausgegangen wäre, wenn es allein meine Entscheidung gewesen wäre. Stattdessen spukten in meinem Kopf wirre Gedanken umher, dass Kai und ich allein, oder vielleicht auch mit jemand anderem weit mehr Spaß gehabt hätten. Wie das hätte aussehen können, dazu verbot ich mir jeden weiteren davongaloppierenden Gedanken. Es brachte doch auch nichts. Egal was ich mir zusammenfantasierte, es wäre sowieso nicht möglich gewesen.
Zu acht saßen wir an einem der großen runden Tische und ja, es war lustig. Das Essen war okay, die Musik auch, wir tobten uns auf der Tanzfläche aus und trotzdem, irgendwie zog sich der Abend schleppend dahin. Taehyun und Soobin waren mit ihren Mädchen auf Schmusekurs, während Kai und ich redlich bemüht waren, höflich zu sein, zuvorkommend, aber bitte ja nicht so sehr, dass es bei der Gegenseite Begehrlichkeiten weckte, die wohl weder er noch ich bereit waren zu stillen.
Mittendrin kamen Taehyun und Jiae recht atemlos an den Tisch zurückgehuscht und Taehyun schlug mir kumpelhaft auf die Schulter.
„Schon gesehen, wer gerade gekommen ist?" Mit einem Nicken wies er zum Eingang das Saals, dessen breite Flügeltüren offen standen und mit kitschigen Weihnachtsmotiven geschmückt waren. Inmitten dieses riesigen Torbogens, behangen und beklebt mit glitzernden Kugeln, Rentieren, blinkenden Monsterschneeflocken und anderem Kram, stand Beomgyu. Ganz allein.
Ja, jetzt war ich wirklich überrascht und ... vielleicht auch ein bisschen aufgeregt, zumindest spürte ich mein Herz sehr laut und sehr schnell klopfen. Wie bescheuert. Als ob er wegen mir gekommen wäre.
Die flüsternde Stimme in meinem Ohr, die neckend fragte ‚und was, wenn doch?', ließ sich nicht ganz ignorieren und so entschuldigte ich mich für einen Moment bei Siyeon, murmelte „bin gleich wieder da", und machte mich auf den Weg zum Tor.
Im Gegensatz zu der Beratung, die er mir hatte zukommen lassen, war seine Garderobe schlicht, aber elegant in all black. Seine Haare, immer noch unpassend lang, vor allem auch für so einen Anzug, waren mäßig gebändigt und ... Ich konnte mir nicht helfen, aber das blöde Grinsen in meinem Gesicht wollte einfach nicht weichen.
Kurz bevor ich bei ihm ankam, entdeckte er mich auch und ein vages Lächeln huschte über seine Züge. Ich blieb vor ihm stehen.
„Na, sieh einer an, wer sich doch hierher verirrt hat. *Carietta White. Soll ich schon mal den Feuerlöscher holen?"
„Nur, wenn du zufällig von einer geplanten Schweineblutattacke gehört hast."
„Nicht, dass ich wüsste. Aber ich glaube, es wird auch kein Winterballkönig gekürt, also bist wohl vorerst sicher."
Jetzt schmunzelte Beomgyu und blinzelte mich an. „Ich glaube auch nicht, dass ich da große Chancen hätte, neben Kai und dir."
„Oh!" Ich warf mich in Pose. „Gefällts dir? War deine Empfehlung, also sag nichts falsches."
Beomgyu lachte. „Sieht sehr gut aus, ja."
„Kluge Antwort." Das dümmliche Grinsen war in meinem Gesicht festgetackert. „Du siehst aber auch gut aus, keine Sorge."
Da strich er sich verlegen die Haare hinter die Ohren. „Ist nur ausgeliehen", erklärte er leise. „Theaterfundus."
Das tat ich mit einer knappen Geste ab. War doch auch gar nicht wichtig. „Willst du dich an unseren Tisch setzen. Ich kriege dich bestimmt noch dazwischengeklemmt."
Tatsächlich machte Beomgyu jetzt einen Schritt in den Saal, linste an mir vorbei in besagte Richtung und zögerte. Er schien unentschlossen, was ich ihm nicht verübeln konnte, immerhin waren das, von Jiae abgesehen, sechs weitere Leute, die er nicht kannte.
„Ich weiß nicht. Das sind deine Freunde, ich will euch nicht den Abend verderben."
Verderben? Meiner hatte gerade erst begonnen, gut zu werden. Da ich Beomgyu aber schlecht am Ärmel packen und einfach mitschleifen konnte, versuchte ich es mit Überredungskunst.
„Sind alles nette Leute, versprochen und außerdem w-"
Ein anzügliches Pfeifen unterbrach mich. „Guck dir das an, Prince Charming und ... hast du dein Ballkleidchen verlegt, Cinderella?"
Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Genervt drehte ich mich um, bei uns hatte Wonho Halt gemacht.
„Echt jetzt", knurrte ich ihn an. „Wir zwei wieder?"
Dafür musterte er mich abfällig, rümpfte die Nase, stopfte aber gleichzeitig beide Hände in seine Hosentaschen, was ich vorerst als passiv genug einschätzte.
„Weiß ja auch nicht, warum du ständig mit der kleinen Schlampe rumhängst. Hast du ein Sozialprojekt am Laufen, oder was?"
„Offensichtlich nicht, denn das hieße ja-"
Etwas rammte sich schmerzhaft in meinen Rücken, ich stolperte einen Schritt nach vorn und sah noch wie Beomgyu mit panisch aufgerissenen Augen zurückwich.
„Pass bloß auf, Yeonjun, du hast schon zwei fette Striche auf Jaehos persönlicher Fuck you-Liste", raunte mir Sangwoo da ins Ohr und hängte sich auf meine Schulter. „Noch eine Scheiß-Aktion und deine Bonuspunkte sind aufgebraucht, hu?"
„Ach, halt doch deine dumme Fresse, du elender Arschkriecher."
„Arschkriecher sagt er zu mir! Damit kennst du dich aus, oder? Was hast du denn so schlechte Laune? Hat dir dein Püppchen heute noch nicht die Stange poliert? Wo er sich extra so fein für dich rausgeputzt hat ..."
Mit Schwung kippte er sein volles Glas in Richtung Beomgyu. Es ging so schnell, dass dieser ihm weder ausweichen noch sonst wie reagieren konnte und entsprechend stand er nur da, den Mund vor Überraschung offen, während die Flüssigkeit sein Hemd, seine Weste und seine Hose durchweichte.
„Och nein, guck ... jetzt hat sich der Kleine vor Angst nass gemacht ..."
„Was bist du nur für ein dämlicher Sack, ehrlich."
„Hör auf", ging Beomgyu halblaut dazwischen. „Nicht. Das ist es nicht wert. Ich ... werde einfach gehen."
„Nein du ...!"
Sangwoo hatte den Arm immer noch um meinen Nacken und riss mich mit einem harten Ruck zurück.
„Lauf, Cinderella", zischte er Beomgyu an. „Sieh zu, dass du vor Mitternacht zuhause bist, sonst komm ich dich holen."
Da drehte sich Beomgyu auf dem Absatz um und ging. In mir kochte die Wut und ich versuchte mich aus Sangwoos Griff zu winden.
„Shh", auch Wonho hielt mich jetzt fest. „Du musst schon warten, ob er seinen Schuh verliert, dann erst darfst du los und ihn retten."
„Meine Herren, alles in Ordnung?" Einer der Professoren hatte sich genähert und urplötzlich war ich frei.
„Selbstverständlich", hörte ich Sangwoo antworten. „Nur ein kleiner Spaß unter Freunden ..."
Als ob. Ich hatte mich aus dem Zugriff befreit und war längst losgerannt, aber von Beomgyu war nichts mehr zu sehen. Ich lief durch den Flur, die Eingangshalle, durch die Türen hinaus in die Nacht und holte ihn irgendwo mitten auf dem dunklen Parkplatz ein.
Mehrmals hatte ich seinen Namen gerufen, aber weder hatte er reagiert, noch war er langsamer geworden, dann war ich nah genug und packte ihn am Arm.
„Herrgott Beomgyu, jetzt warte doch, komm schon ..."
Tatsächlich blieb er stehen, riss sich aber gleichzeitig von mir los und wich zurück. „Lass mich!", fauchte er mich an. „Ich hab dir gesagt, ich will nicht kommen! Ich wusste, was passieren würde! Und ich hatte recht."
„Ja, aber ..." Zerknirscht sah ich ihn an. „Ist das meine Schuld? Denkst du, ich wollte das? Oder dass ich das mit Absicht gemacht hätte?"
Er antwortete nicht, was im Grunde Aussage genug war und das verletzte mich ziemlich. Ich wich einen Schritt zurück.
„Ich war nie unfair zu dir."
„Das weiß ich!"
„Ich wollte immer nur, dass du mich als Freund siehst."
„Auch das weiß ich!", fauchte er mich an, stampfte beinahe frustriert mit dem Fuß auf und raufte sich die Haare. „Aber es funktioniert nicht, siehst du das nicht?! Sie werden nicht aufhören, auf mir rumzuhacken! Und sie werden dich einfach fallen lassen, wenn du dich weiterhin mit mir abgibst."
„Und das willst du einfach so hinnehmen?" Die Ausweglosigkeit, die er vorzeichnete, frustrierte mich. Aber Beomgyu schnaubte nur leise.
„Ernsthaft, Yeonjun?", fragte er, schüttelte dann den Kopf und wandte sich zum Gehen.
„Geh wieder rein", murmelte er dabei. „Dein Date ist sicher schon sauer, weil du sie so lange alleine sitzen lässt." Damit drehte er sich um und ging. In meinem Brustkorb krampfte sich etwas unschön zusammen.
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*Carietta „Carrie" White, ist die Protagonistin aus dem Horrorfilm „Carrie" von Stephen King.
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