79 - over and done
Die ganze Nacht über taten Louis und ich kein Auge zu. Wir wussten, dass die letzten Stunden unserer Zweisamkeit angebrochen waren, zumindest für die nächsten Tage und wir wollten jede einzelne Sekunde davon auskosten. Egal ob wir uns küssten, kuschelten, schmusten und sogar einen gemeinsam Eintrag in mein Tagebuch verfassten, von dem ich früher nie für möglich gehalten hätte, dass das wirklich passieren würde. Wir schrieben darüber, wie wir uns beieinander fühlten, wie uns die letzten Monate verändert hatten, wie wir gemeinsam gewachsen waren und wie wir zusammengewachsen waren. Wir fühlten uns nach mehr an, als nur ein Paar. Wir fühlten eine tiefe Verbundenheit, die wir so noch nie im Leben gefühlt hatten. Ich wusste nicht, ob und inwiefern ich an Schicksal oder Seelenverwandtschaft glauben konnte, aber ich wusste, dass ich für Louis alles tun würde und genau das schrieb ich auch vor seinen Augen in das Buch.
Er hatte mich an sich gedrückt und mich geküsst, hatte versucht, seine Tränen zu verstecken, doch am Ende hatte ich sie doch entdeckt und liebevoll weggeküsst. Daraufhin hatte Louis mir den Stift aus der Hand genommen und Worte geschrieben, die sich tief in mein Herz eingebrannt hatten. Always in my heart Harry Styles. Yours sincerely, Louis. Deshalb hatte ich ihn erstmal fest umarmt und nicht mehr losgelassen. Den Koffer zu packen war schon schwer genug gewesen und ich hatte das Gefühl, das wir uns diese Nähe, Ehrlichkeit und Zärtlichkeit jetzt einfach geben mussten, weil wir sie beide brauchten um das zu überstehen. Die Hälfte meiner Oberteile ließ ich für Louis hier und in der Hoffnung, dass ich schon bald wieder hier sein würde. Meine Lieblingspullover von ihm hatte ich dafür eingepackt und hoffte, dass sie mir durch die Zeit helfen würden, die vor uns stand.
Man konnte sagen wir waren jung, wir würden ohnehin nicht für immer zusammen bleiben, weil man seine Erfahrungen sammeln soll, aber wenn man sein Gegenstück schon gefunden hat, warum sollte man sich dann trennen und es eintauschen wollen? Für Louis und mich stand das außer Frage, dass hatten wir uns in der Nacht mehrmals geschworen. Doch die Zeit des Abschied nehmens rückte immer näher und auch das Problem mit Eleanor war noch nicht zur Sprache gekommen. Ich wollte absolut nicht, dass sie Louis outete, wenn er jetzt so allein da stand, wöhlmöglich auch noch nicht bereit dazu war, und das nur wegen mir und meinem Dickkopf. Wir wussten beide, wenn Eleanor erstmal zu Ohren kommt, dass ich außer Landes bin wird sie alles versuchen, um sich wieder an Louis heranzumachen und ihn zurückzugewinnen, doch auch da vertraute ich auf sein Versprechen, dass er mir gegeben hatte.
,,Harry, jetzt wo du gehst fühlt sich mein Herz gerade wieder fast so an, wie an dem Tag, an dem ich meine Schwester verloren hab. Es tut so weh. Ich versuch den Schmerz zu ignorieren und es positiv zu sehen, schließlich haben wir einen Plan, aber was wenn der scheitert?" Louis klammerte sich an mich und am Anfang hätte ich nie gedacht, dass er fähig war, so viele Gefühle zuzulassen und sie auch zu zeigen. ,,Boo, du sagst es, wir haben einen Plan. Alle unsere Freunde glauben daran, also müssen wir es auch, wie soll es sonst funktionieren? Es tut mir so unendlich leid, dass sich der Schmerz gerade für dich wiederholt, glaub mir, dass ist das letzte was ich für dich wollte. Aber du weißt, deine Schwester und ich sind beide wahnsinnig stolz auf dich. Sie unterstützt dich und uns von da oben aus und ich dich von hier, okay?" Louis schluchzte auf und presste seine Lippen fast schon verzweifelt auf meine, wie ein Ertrinkender rettete er sich daran.
,,Ich liebe dich so sehr Hazza, danke für das, was du mir in den letzten Monaten gegeben hast, das wird sicher nicht das Ende sein. Wie Liam gesagt hat, wir dürfen uns nicht verabschieden, als wäre das ein Abschied auf ewig, sondern so, als würden wir uns nächste Woche schon wiedersehen, was wir hoffentlich auch werden." Sorgsam legte sich Louis diese Worte zurecht, wofür ich ihn nochmal küsste. ,,Ich liebe dich auch Louis. Und du bist mir so unbeschreiblich wichtig, deshalb mache ich mir Sorgen, denn was, wenn Eleanor dich dann trotzdem outet?" Fragte ich vorsichtig und behielt meine Hand auf seiner Wange. ,,Dann ist das ebenso. Ich bin bereit und werde nicht länger zulassen, dass sie mich wie eine Marionette herumschubst. Es sei denn, sie bringt dich ins Spiel." ,,Dann ist das auch okay", flüsterte ich rau und brachte Louis damit zum aufsehen. ,,Inwiefern okay?" Skeptisch sah er mich an.
,,Ich bin es leid, wegen meiner Sexualität, wegen ganz normalen Gefühlen schräg angeguckt zu werden. Besonders Janet und jetzt auch wieder Eleanor, die völlig übertreibt, haben den Topf zum überlaufen gebracht. Ich habe jetzt erst wieder gelernt, wie vergänglich alles ist und ich möchte keine Sekunde länger verheimlichen, dass wir zusammen sind. Also, wenn Eleanor mich mit ins Spiel bringt, dann ist das auch okay. Lass sie über meine Sexualität reden, wie sie lustig ist. Ich bin nicht da und selbst wenn doch, ich stehe dazu. Ich stehe zu dem tollen Jungen an meiner Seite und ich stehe zu meinen Freunden. Und ich will auch nicht, dass sie dich länger wegen irgendwas benutzen kann, was du fühlst. Ich möchte, dass du frei von ihr bist." Brachte ich über die Lippen und war schon beinahe stolz auf mich. Ich war bereit mich zu outen. Ich wusste, ich hätte schon viel eher bereit sein müssen, um uns mit Eleanor viel Leid zu ersparen, aber ich hatte nicht gekonnt.
Doch jetzt schien sich die Blockade gelöst zu haben, ich konnte endlich sagen, wer ich bin, ohne mich zu schämen. ,,Wow Harry, das ist..ich bin so unendlich stolz auf dich. Ich hoffe trotzdem, dass es mit Eleanor nicht soweit kommt, damit wir uns zusammen outen können. Also wenn du wirklich bereit bist." ,,Das bin ich und ich verspreche dir, sollte Eleanor uns nicht bis zu meiner Rückkehr geoutet haben, dann werden wir es gemeinsam tun." Wieder verfielen wir daraufhin in einen Kuss, der erst damit endete, als der Wecker für mich klingelte. Seufzend kletterte ich aus dem Bett und war trotz das ich keinen Schlaf hatte absolut nicht müde. Ich hätte noch ewig so mit Louis im Bett liegen können, um uns einander die Liebe zu beweisen. Gleich nachdem ich mich angezogen hatte kam auch mein Vater rein um zu überprüfen ob ich wirklich wach war. Er nickte mir nur zu, sagte ich solle in fünfzehn Minuten unten sein und verschwand dann wieder.
Ich wand mich rüber zu Louis. ,,Gut also wie hat man einen Nicht-Abschied-Abschied?" Grinsend schüttelte er den Kopf und zog mich in seine Arme. ,,So", hauchte er und küsste meine Stirn, ,,und so", seine Spur zog er fort über meine Wangen, meine Nase und meinen Hals. ,,Und so", erleichtert atmetete ich aus, als seine Lippen endlich die meinen trafen und zog ihn noch ein Stück enger zu mir. ,,Versprich mir, dass du heute dennoch zur Schule gehst, okay? Zeig Eleanor das du stärker bist, als unsere räumliche Trennung", murmelte ich gegen seine Lippen, bevor ich sie wieder küsste, ohne eine Antwort abzuwarten. ,,Wir sehen uns schon ganz bald wieder Harry, das verspreche ich dir. Ich liebe dich von ganzem Herzen", uns beiden kullerten wieder die Tränen über die Wangen, dennoch war es schön, Louis ein letztes Mal nahe zu sein. ,,Ich liebe dich auch, egal was passieren mag."
Louis half mir, meine zwei Koffer runterzutragen, verabschiedete sich dann noch von Gemma und ich mich ebenso tränenreich von Daniel und Jay, die mir bessere Eltern waren, als Janet und mein Vater es jemals sein könnten. Es war ein beklemmendes Gefühl, dass alles hier jetzt zu verlassen mit der Angst, dass unser Plan nicht funktionieren würde, aber das musste er einfach, alles andere war inakzeptabel. ,,Bis ganz bald", flüsterte ich Louis nochmal zu, holte mir noch einen letzten Abschiedskuss und stieg dann unter Tränen ins Taxi, während mein Herz schmerzte. Ich sollte ihm schreiben, wenn wir am Flughafen waren, wenn was schief lief, wenn wir im Flugzeug saßen und wenn es wieder gelandet war, damit er sich sofort um meine Rückkehr kümmern konnte. Als das Taxi dann langsam von der Auffahrt fuhr, war es vorbei mit meinem Versuch stark zu sein, die Tränen und Schluchzer kamen unerbitterlich und ich ließ mein Herz in Louis Händen während wir uns immer weiter davon entfernten und ich mit Gemma an der Hand die Fahrt zum Flughafen überstand.
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Jetzt wäre Harry bereit sich offiziell zu outen..ob es dafür aber nun zu spät ist?
Und Larrys vorläufige Trennung scheint besiegelt :(
All the love xx
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