27 - farewell

Stocksteif blieb ich stehen, war wie benebelt von der Nähe, während sich meine Nackenhaare aufstellten und eine Gänsehaut meine Arme zierte. Louis warmer Atem an meinem Ohr ließ mich durchdrehen und wie hypnotisiert nicke ich. Louis grinst breit und klatscht erfreut in die Hände. ,,Gut also", fängt er an und umfasst meinen Arm um ihn in die richtige Positionen zu bringen, ,,es ist wichtig, dass du möglichst viel Schwung bekommst. Am besten ist es mit dieser Schrittfolge", Louis macht es mir vor, doch so richtig darauf konzentrieren kann ich mich nicht. Meine Gedanken sind noch bei der Reaktion meines Körpers auf die Nähe von Louis.

,,Das krieg ich niemals hin", seufze ich und schau auf die zehn Pins, die mich auszulachen scheinen. ,,Doch natürlich, moment." Louis stellt sich hinter mich und legt seinen Arm um meinen, greift mit seiner Hand sanft mein Handgelenk. ,,So und jetzt, einfach ausholen und zwei Schritte nach vorne machen." Der blauäugige Wuschelkopf zieht meinen Arm mit seinem nach hinten und zwingt mich förmlich in derselben Zeit dazu, zu laufen. ,,Jetzt", haucht er mir ins Ohr und dann lasse ich die Kugel los, die mit perfektem Schwung neun von zehn Kegeln umhaut. Louis bleibt mir dabei so unheimlich nahe, dass ich fast vergesse zu atmen. Noch am Freitag hätte ich mir nicht vorstellen können, mal so eng mit Louis beieinander zu stehen und mich tatsächlich wohl fühlen zu können. Wie viel es ausmacht, wenn man ehrlich seine Geschichte erzählt, anstatt sich davon kontrollieren zu lassen, wenn man sie geheim hält, wird mir dadurch erst so richtig klar.

,,Sehr gut gemacht", lobt mich Louis und entfernt sich von mir, scheint nicht das gespürt zu haben, was mein Körper mir gerade für Signale gesendet hat. ,,Danke", sage ich dann einfach dennoch glücklich, schnappe mir die nächste Kugel für meinen zweiten Wurf und versuche es genauso zu wiederholen, wie Louis es mir gezeigt hat. Und auch wenn ich dann in die komplett andere Ecke treffe, ist mir das irgendwie herzlich egal. Als ich mich dann wieder umdrehe, wo die anderen auf dem Sofa sitzen, merke ich, wie mich jeder einzelne, außer Louis und Zayn, die gerade ihre Würfe machen, anstarren.

,,Du bist ganz rot", kichert Gemma und kneift mir in die Wange. ,,Sorry, dass ich solche Nähe nicht gewöhnt bin", gebe ich zurück und sehe dann zu Niall und Liam, die immernoch dümmlich grinsen. ,,Genauso reagiere ich, wenn Zayn mir so nahe kommt." Gibt Liam seinen Senf dazu, was mich dazu bewegt, ihm den Mittelfinger zu zeigen. ,,Ihr seid alle blöd", meine ich nur und stopfe mir dann eine handvoll Chips in den Mund, die in einer Schüssel auf dem Tisch stehen. Zum Glück haben Louis und Zayn von der Unterhaltung nichts mitbekommen, sondern sich wieder über ihre erneuten Strikes gefreut. Andernfalls wäre das echt unangenehm geworden. Ich fand auch, dass die Reaktion meines Körpers nicht an Louis direkt lag, sondern einfach, weil ich mich zwar nach etwas Nähe sehnte, aber noch nie so intensiv erfahren hatte. Und Louis hing mit seinen Gedanken ohnehin noch bei Eleanor, mal abgesehen davon, das er weder bi, noch homosexuell ist.

Den restlichen Bowlingnachmittag half Louis mir immer wieder mal, da ich es ohne ihn nicht so gut hinbekam und er schien immer glücklich dabei, wenn er mir helfen konnte. Am Ende lag ich sogar vor Niall und Gemma und als wir noch ein zweites Spiel zur Revanche spielten, da überholte ich sogar Liam. Das Louis da jedes Mal hinter mir stand, mich motivierte und mir zum nötigen Schwung verhalf sprach zum Glück niemand an. Und zum Schluss war es ja auch nur ein Spiel, doch freute es mich dennoch, da ich ohne Louis wahrscheinlich nie so gut gewesen wäre. Und wenn ich das auf die allgemeine Situation bezog, vielleicht könnte Louis in diesem Jahr tatsächlich sowas wie eine Stütze für mich werden und mir helfen, dass ich alles verarbeiten kann.

Viel zu schnell ging der Tag vorbei und viel zu schnell wurde es Zeit, nach Hause zu fahren, damit Gemma noch ihre Sachen packen und pünktlich beim Flughafen sein könnte. Zayn, Liam und Niall kamen noch mit rein, wir quatschten in der Küche, solange meine Schwester alles einpackte. Hätte ich dabei zugesehen, hätte ich wahrscheinlich immer wieder alles aus ihrem Koffer ausgepackt, damit sie bleibt. Sie hat durch ein Wochenende mein ganzes Leben hier auf so vielen Ebenen verbessert. Und ich wusste, wenn sie wieder in Irland sein würde, würde definitiv etwas fehlen. Ich hatte ihr zu verdanken, das ich nun ehrlicher mit Liam und Niall umgehen konnte und das ich langsam aber sicher lernte, mich auch vor Louis zu öffnen und ihm zu verzeihen. Durch sie war tatsächlich ein Neuanfang möglich geworden.

Etwas wehleidig schaute ich sie an, als sie die Treppe herunter in die Küche kam, den Rucksack geschultert, einen kleinen Koffer in der einen und ein kleines Fotoalbum in der anderen Hand. ,,Hier, dass hab ich noch für dich von Zuhause mitgebracht", sagte sie, was jeder hören konnte und flüsterte mir dann ins Ohr, ,,wenn die Zeit reif ist, kannst du Louis damit ja alles erklären." Ich nickte ihr stumm zu, wusste sofort was sie meinte, schließlich war das ein Fotoalbum aus meiner Kinderzeit, in der meine Mutter auf so gut wie jedem Foto zu sehen war. ,,Danke das ihr mich so herzlich aufgenommen habt, ich hoffe ich kann euch bald wieder besuchen kommen oder ihr besucht Harry und mich dann mal in Irland", sprach Gemma in die Runde und besonders Niall war total Feuer und Flamme für den Vorschlag, nach Irland zu reisen, aber kein Wunder, denn schließlich war es seine Heimat.

Sie umarmte die drei Jungs, während Louis und ich sie noch mit zum Flughafen begleiten würden. Jay und Daniel standen auch schon im Türrahmen und warteten darauf, das wir los können, auch wenn sie ebenfalls nicht so wirklich wollten, dass Gemma geht. Alle zusammen verließen wir das Haus, nochmal wurde sich kräftig geknuddelt, bevor Zayn, Liam und Niall dann nach Hause fuhren. Wir stiegen ebenfalls ins Auto und redeten während der Fahrt über alles, was wir an diesem Wochenende erleben durften und ließen die schönen Erinnerungen nochmal Revue passieren.

Beim Flughafen angekommen spürte ich schon, wie mir langsam die Tränen hochkamen, schluckte sie im Moment aber noch erfolgreich herunter. Zumindest bis wir dann vor der Sicherheitskontrolle standen, bei der wir uns nun von Gemma verabschieden mussten. Ich nahm sie fest in den Arm, hob sie ein bisschen hoch und konnte nicht verhindern, dass mir bei den nächsten geflüsterten Worten von ihr die Tränen meine Wangen hinabliefen. ,,Bleib tapfer. Ich könnte mir keinen besseren größeren Bruder vorstellen. Du bist gewollt, geliebt und ich bin so unsagbar stolz auf dich. Ich werde versuchen, dich so schnell wie möglich wieder zu besuchen, okay? Und vergiss nicht, schließ Louis nicht aus, er könnte Rettung bedeuten." Sie drückte mir noch einen Kuss auf die Wange, bevor ich sie dann wieder herunter ließ.

Noch ein letztes Mal bedankte sie sich bei Jay und Daniel, die das überhaupt ermöglicht hatten, flüsterte Louis etwas ins Ohr und drehte sich dann um, um zur Sicherheitskontrolle zu gehen. Wir blieben noch solange stehen, bis wir sie nicht mehr sahen, während mir stumm die Tränen liefen. Als Louis das bemerkte, legte er seinen Arm um meine Taille, zog mich näher an sich und brachte mich dazu, meinen Kopf auf seine Schulter zu legen. So liefen wir auch zurück zum Auto und so gerne ich wissen wollte, was Gemma Louis noch zugeflüstert hatte, zu erschöpft war ich, um zu fragen. Stattdessen schlief ich bald darauf ein, als wir im Auto saßen und Louis mich auf den Sitz in der Mitte gezogen hatte, damit ich mich weiter an ihn lehnen konnte. Das Eis war definitiv gebrochen.

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Larry is rising.
Wie gefällt euch das Kapitel? Was meint ihr wird passieren, jetzt wo Gemma wieder zurück in Irland ist?
All the love xx

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