19 - trust

Wir saßen in Liams Zimmer in einem Kreis auf dem Boden. Bisher war ich relativ still und hatte Gemma einfach reden lassen, denn mir fehlten so ziemlich die Worte. Doch nun, wo es wirklich darum ging zu erklären warum wir hier waren und was ich mehr als einen Monat verschwiegen hatte, ließ Gemma mir natürlich den Vortritt. Aber ich hatte es mir ja selbst eingebrockt. ,,Also, ich war nicht ganz ehrlich zu euch", seufzend strich ich mir die schwitzigen Hände an meiner Hose ab, erntete ein aufmunterndes Lächeln der beiden und auch Gemma strich mir über den Rücken um mir Mut zu machen.

,,Ich bin nicht mit meiner Familie hier her gezogen, sondern ganz alleine. Meine Mutter, sie ist tot, vor zwei Jahren gestorben und weil ich das nie überwunden habe, in der Schule ziemlich abgestürzt bin und gehänselt wurde, haben mein Vater und seine neue Frau beschlossen mich bei der alten besten Freundin meiner Mutter unterzubringen, die weit weg von Dublin wohnt. Und das ist Johannah Tomlinson, die Mutter von Louis Tomlinson." Ich kniff die Augen zusammen, hatte Angst, was die beiden antworten könnten, doch plötzlich spürte ich, wie zwei starke Arme mich umschlossen. Ich öffnete die Augen, bemerkte das es sich um Liam handelte, welcher mich sofort umarmt hatte, während ich in Nialls Augen sehen konnte, welche mich traurig anblickten und er umarmte mich dann auch sofort, als Liam von mir abließ.

,,Warum hast du es uns nicht einfach von Anfang an erzählt?" Fragte Liam dann, aber keinesfalls böse, sondern eher fürsorglich. ,,Das ist nicht so leicht. Ich habe starke Vertrauensprobleme und kann mich niemandem so gut öffnen. Nur mit meiner Mutter konnte ich über alles reden. Und als ich dann hier her kam hat Louis mich total schlecht behandelt und auch wenn es ihm jetzt angeblich leid tut, kann ich das einfach nicht glauben und ignoriere ihn. Er weiß auch nichts von dem Tod meiner Mutter. Und ich hatte Angst, wenn ich euch davon erzähle, das ihr euch von mir abwendet wenn ihr die Wahrheit wisst, weil ihr mich wohlmöglich für einen Freak haltet, der selbst von seiner eigenen Familie verstoßen wird und ungewollt ist. Ohne Gemma, die jetzt nur übers Wochenende hier ist, hätte ich wahrscheinlich immer noch nichts gesagt."

,,Harry, seit du hier in Doncaster lebst bist du uns so ein guter Freund geworden. Du hast uns bei jedem noch so kleinen Problem geholfen, du hast Liam mit Zayn geholfen und wir könnten dich mittlerweile nicht mehr wegdenken. Du gehörst zu uns und darüber sind wir echt froh", sagte Niall dann, umarmte mich nochmal, während mir wieder Tränen in die Augen stiegen. Ich hätte mit jeder möglichen Reaktion gerechnet, aber so verständnisvoll wie Liam und Niall das behandelten, nicht einmal böse waren, das ich es ihnen so lange verschwiegen hatte und mich wirklich als einen wahren Freund betrachteten, dass hätte ich mir niemals erträumen lassen. Doch machte es mich mehr als glücklich und wenn ich wieder nach Dublin zurück gehen würde, würde ich sie echt vermissen.

,,Heute Abend ist ein kleines Fest in einem Café, nicht weit von hier. Wie wäre es, wenn wir vier dahin gehen?" Schlug Liam vor, doch Nialls Einwand hinderte auch mich zunächst daran, zu zustimmen. ,,Ich hab heute in der Schule gehört, dass Louis vor hat, dort aufzutreten. Ich weiß ja nicht, ob das dann so gut ist, wenn eure Beziehung zueinander wirklich aus totalem schweigen besteht." Doch nachdem Niall das gesagt hatte, stupste Gemma mich an und ihren Blick konnte ich sofort deuten, sie wollte das ich keinen Rückzieher machen würde. ,,Wisst ihr was? Ich würde da gern heut Abend hingehen. Louis soll nicht über mein Leben bestimmen."

So wurde es beschlossene Sache und irgendwie freute ich mich sogar ein bisschen darauf. Gemma hatte tatsächlich recht gehabt, denn durch mein Geständnis Niall und Liam gegenüber fühlte ich mich total erleichtert, eine riesige Last war mir von den Schultern genommen worden. Und Gemma war noch nichtmal einen Tag hier, was sollte denn dann erst die nächsten achtundvierzig Stunden passieren?

Bis es Zeit war, zu dem Café zu gehen, beschloss ich, noch etwas loszuwerden, denn das würde noch etwas um so vieles einfacher machen. Dank Gemmas Worten, ihrer Einstellung und alleine ihrem Wesen fasste ich mehr und mehr den Mut, ich selbst zu werden und zu vergessen, was andere wohlmöglich über mich denken. Obwohl, das war wahrscheinlich etwas übertrieben gesagt, ich würde mich immer darum kümmern, das andere nicht negativ von mir denken und immerhin wusste ich jetzt, dass Niall und Liam mir den Rücken stärkten. Und ich denke wenn es darauf ankommt könnte ich mich selbst auf Zayn verlassen, da er jedoch Louis bester Freund war vertraute ich ihm nicht allzu sehr und würde ihm das von meiner Mutter oder meiner Vergangenheit auch niemals einfach so erzählen.

,,Wo wir jetzt gerade schon bei der Wahrheit sind, da gibt es noch etwas, was ich euch im Vertrauen erzählen möchte. Davon weißt nichtmal du Gemma, nur Mum wusste es, hat mir geholfen damit klarzukommen und mich immer unterstützt. Ihr habt mir heute mal wieder bewiesen, was für wundervolle Menschen ihr eigentlich seid und das ich euch definitiv vertrauen kann, ihr nichts von heute ausplaudert. Also, ich label mich nicht gerne, dass haben andere immer für mich übernommen, mich in Schubladen gesteckt und damit aufgezogen, deshalb kann ich es einfach nicht haben, das man eine Person auf irgendwas reduziert oder sie nur mit einem Fakt in Verbindung bringt.

Aber die Tatsache, dass ich mich definitiv mehr zu Jungs als zu Mädchen hingezogen fühle, kann ich wohl kaum verleugnen. Das wollte ich für die Zukunft nur eben loswerden, denn man weiß ja nie, was sich noch so ergibt. Und ich hoffe, das bleibt unter uns." ,,Natürlich bleibt das unter uns. Dann können wir uns ja jetzt gemeinsam über süße Jungs unterhalten", grinste Liam und strubbelte mir durch die Haare. ,,Du redest doch ohnehin nur über Zayn", sagte Niall schmunzelnd, ,,danke das du uns das anvertraut hast Harry. Wir werden stillschweigen", versprach der blonde mir dann.

Gemma umarmte mich, ich drückte sie fester an mich und war froh, ihren Beistand zu haben, mich getraut zu haben das zu erzählen, worin alleine sie und Mum mich ermutigt hatten. Und was ich noch viel schöner fand, nach meinem Outing war alles genauo wie vorher, wie blödelten rum, unterhielten uns und lachten, wie die besten Freunde die wir geworden waren. Es war in diesem Moment nicht wichtig, ob man jetzt zwei, ein oder gar kein Elternteil mehr hatte, welches Geschlecht man bevorzugte oder im Hinblick auf Gemma, wie alt man war. Wir verstanden uns alle vier total super und konnten das Fest kaum abwarten. Das Fest, welches zur Freude dienen sollte, auf dem ich aber eine traurige Entdeckung machte.

___
Würde mich über eure Meinungen zum Kapitel freuen! Was glaubt ihr, wird Harry auf dem Fest entdecken?
All the love xx

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top