18 - gemma

Aus einer Woche wurden leider zwei, denn der Besuch von Gemma war tatsächlich so spontan geplant gewesen, das man für dieses Wochenende einfach keinen Flug mehr bekommen hatte. Also saß ich jeden Tag auf heißen Kohlen, war hibbelig, aufgedreht und konnte den Freitag nicht mehr abwarten. Und als es soweit war, der Tag endlich begann, da hielt ich es in der Schule kaum aus. Liam und Niall fragten mich immer wieder, was ich denn bloß hätte, doch ich winkte ab damit, dass ich mich einfach auf das Wochenende freute.

Von der Bushaltestelle aus rannte ich förmlich nach Hause, denn ich wollte Gemma zusammen mit Jay vom Flughafen abholen, doch das ging nur, wenn ich auch früh genug da war, um noch mitfahren zu können. Ich schmiss meine Schultasche unachtsam auf die Kommode im Flur und stürmte ins Wohnzimmer, aus der ich Jays Stimme vernehmen konnte. Ich wollte jetzt unbedingt los zum Flughafen, doch als ich das Wohnzimmer betrat wurde mir klar, dass das gar nicht mehr nötig sein würde. Gemma saß neben Louis auf dem Sofa, Johannah auf dem Sessel und sie lachten über irgendwas, unterhielten sich, als wäre meine Schwester schon eine halbe Ewigkeit hier.

Ich dachte, ich müsste träumen, rieb mir einmal über die Augen, doch als ich sie wieder öffnete saß meine Schwester immernoch auf dem Sofa. ,,Gemma", rief ich fröhlich aus, die Tränen die mir über die Wangen kullerten ignorierte ich. Sofort schossen alle drei Blicke zu mir, Gemma sprang gleich daraufhin auf und umarmte mich fest. ,,Harry", stammelte sie, ihre Stimme brach ab und auch sie fing an zu weinen. Ich zog sie einfach mit mir auf den Boden, als meine Beine nachgaben, konnte mich nicht mehr aufrecht halten, so viel Last fiel in diesem Moment von meinen Schultern. ,,Ich hab dich so vermisst", stammelte ich, strich ihr durch die schönen Haare und hielt sie nur noch fester.

,,Ich hab dich so lieb und ich hab dich auch so vermisst", erwiderte sie, löste sich etwas von mir, um mir ins Gesicht zu sehen. ,,Ich hab dich auch lieb Gem. Und ich bin so froh das du jetzt hier bist, ich hab dir so viel zu erzählen", sprach ich, drückte sie danach nochmal an mich, konnte immernoch nicht realisieren, dass sie jetzt wirklich hier war. ,,Wie wäre es, wenn du mir etwas die Gegend zeigst und mir dabei alles erzählst?" Schlug Gemma vor, woraufhin ich sofort nickte und mir meine Jacke wieder anzog, die so eben von meinen Schultern gerutscht war. ,,Danke nochmal Johannah, für alles." Ich umarmte die braunhaarige und verließ dann mit Gemma das Haus. Das Louis in diesem Moment eine Träne verlor nahm ich gar nicht wahr.

,,Erzähl du mir erstmal von Zuhause", sagte ich, kaum dass wir das Haus der Tomlinsons' verlassen hatten. ,,Naja, es hat sich nicht viel getan. Ich hasse es, jeden Morgen allein zur Schule fahren zu müssen, ich vermisse dein Frühstück am Bett am Wochenende, ich vermisse dich einfach. Aber Dad und Janet tun so, als würde nichts fehlen und das tut weh, weil sie nichtmal versuchen zu verstehen, wie es ist. Es ist, als hätte ich meinen Bruder verloren, auch wenn wir jeden Abend telefonieren." ,,Es tut mir so leid Gem, ehrlich, ich wünschte das alles wäre anders." ,,Harold", sprach sie, bei ihrem Spitznamen für mich musste ich grinsen, ,,du musst dich für nichts entschuldigen, okay? Du kannst da nichts für, allein Dad und Janet haben uns das angetan. Aber wir schaffen das." Sie hakte sich bei mir unter und so liefen wir weiter durch Doncaster, während ich ihr die unterschiedlichsten Plätze zeigte.

,,Jetzt erzähl, was du mir so geheimes am Telefon nicht verraten konntest." Gemma stupste mir in die Seite und sah mich neugierig an. ,,Naja, ich habe ja so Probleme mit Vertrauen und Louis, den du wohl schon kennengelernt hast, und ich, wir ignorieren uns, weil er einige unschöne Dinge getan hat. Er hat mich von Anfang an missachtet, in meinem Tagebuch geschnüffelt und hält mich für Abschaum." Geschockt blickte Gemma mich an. ,,Du bist doch kein Abschaum Harry! Louis schien gerade ganz nett auf mich, habt ihr auch mal normal miteinander gesprochen?" ,,Ja, aber..". ,,Hat er sich für sein Verhalten ernsthaft entschuldigt?" Unterbrach mich Gemma, sah mich eindringlich an. ,,Ja, aber...".

,,Nichts aber. Dieses 'aber' ist genau der Grund warum du hier bist und nicht bei mir in Dublin. Louis hat sich aufrichtig bei dir entschuldigt und du kannst ihm einfach nicht verzeihen. Du kannst nicht, weil du dir selbst das mit Mum noch nicht verziehen hast, obwohl dich gar keine Schuld trifft und sich da nichts zu verzeihen gibt." Gemma zog mich auf eine Bank, die im Park stand und umarmte mich, als ich wieder zu weinen anfing. ,,Ich hab einfach so Angst. Ich hab dir ja von meinen Freunden Liam und Niall erzählt. Nichtmal ihnen kann ich sagen, aus welchem Grund ich eigentlich hier bin und Louis dadurch erst recht nicht. Ich will nicht benutzt werden."

,,Ich weiß was Harry, aber du musst dich auch drauf einlassen, okay? Sonst überstehst du das Jahr hier nicht und das würde mir das Herz brechen. Du und Louis könnt euch auch nicht so lange ignorieren. Früher oder später musst du reinen Tisch machen, aber jetzt fangen wir erstmal mit Liam und Niall an." ,,Was? Nein! Gemma ich kann nicht! Was wenn sie mich auslachen oder sauer werden?" ,,Deswegen werde ich dabei sein, um sie zur Sau zu machen, wenn sie auch nur irgendwas davon wagen. Harry ich bin hier, ich will dir helfen und das werde ich auch. Du bist nicht allein." ,,Danke Gemma, ich weiß gar nicht was ich sagen soll." ,,Du musst nichts sagen, ich bin deine Schwester, das ist selbstverständlich."

Ich war noch nicht ganz überzeugt von Gemmas Plan, wollte sie immer wieder umstimmen, doch sie blieb hartnäckig. Und irgendwo hatte sie recht, denn wenn ich niemanden hier hatte, mit dem ich wirklich über solche ernsten Themen reden konnte, dann würde ich es hier nicht aushalten. Kurze Zeit später blieben wir vor Liams Haus stehen, welches nicht weit vom Park entfernt war. Ich wusste, dass auch Niall da war, schließlich hatten sie sich in der Schule heute dazu verabredet. ,,Atme tief durch Harry. Ich wette, wenn das hier vorbei ist wird es dir so viel besser gehen." Versprach Gemma und drückte einmal meine Hand, bevor sie dann die Klingel betätigte.

Von drinnen war das Poltern der Treppenstufen zu hören und kurze Zeit später öffnete Liam die Tür, hinter ihm der grinsende Ire. ,,Harry? Was machst du denn hier? Ich dachte du könntest heute nicht kommen?" Fragte Liam direkt und sah erst fragend zu mir, bevor er Gemma verwirrt musterte. ,,Ähm, naja weißt du...". ,,Hallo, ich bin Gemma, Harrys Schwester. Er muss euch was erzählen und ich bin seine mentale Stütze, wenn ihr so wollt. Freut mich euch kennen zu lernen, mein Bruder hat schon viel von euch erzählt." Meine Schwester redete gleich drauf los und schüttelte den beiden die Hand, trat dann einfach ins Haus, woraufhin ich ihr schnell folgte. ,,Achja? Von dir hat er noch nicht das geringste erzählt." Und als ich Liams Blick sah wäre ich am liebsten sofort wieder umgedreht.

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Was haltet ihr soweit von Gemma? Meint ihr, Harry erzählt Liam und Niall nun wirklich die Wahrheit? Und wenn ja, wie werden sie wohl reagieren?
All the love xx

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