- Kira -

Ich lief die Treppen herunter. Kurz vor Ende der Stufen sah ich auf und sah ihm direkt in die Augen. <Hoseok>, schoss es mir sofort in den Kopf.

Sofort lief ich schnell die letzten Stufen herunter und ging an ihm vorbei. Ich spürte einen sanften Griff am Arm und kurz danach meinen Namen. Es war seine Stimme. Kurz danach löste sich sein Griff um meinen Arm und ich drehte mich zu ihm um. „Können wir reden?", fragte er, doch anstatt ihm zu antworten, drehte ich mich wieder um und ging. „Kira.", hörte ich seine verzweifelte Stimme. Er stellte sich vor mich hin, doch bevor ich mich an ihm vorbei quetschen konnte, war sein Arm im Weg. Er hatte seinen Arm gegen die Spinde gedrückt.

„Bitte Kira. Ich möchte mich bei dir entschuldigen.", sagte er und ich senkte meinen Blick. Im Augenwinkel sah ich seine freie Hand. Sie zierte einen Verband, welcher rötlich war. Mir stiegen langsam Tränen in die Augen. <Er hat sich doch nicht wegen mir...?>

"Kira. Mianhae. Ich weiß, dass dein jetziges Verhalten meine Schuld ist. Ich weiß zwar nicht genau, was ich falsch gemacht habe, doch vermute ich, dass es wegen letztes Mal war. Bitte sag mir, ob es wirklich daran liegt oder an etwas anderem.", sagte er und sah mich verzweifelt an.

"Hoseok...", fing ich, doch brach meine Stimme ab. Plötzlich spürte ich, wie Hoseok seine Hand an meine Wange legte und mir meine Tränen weg strich, die sich ihren Weg bahnten. Ich legte meine Hand auf seine, die auf meiner Wange ruhte.

"Kira... Bitte sag es mir.", forderte er mich auf. Ich zog seine Hand von meiner Wange. "Hoseok... Es ist-", fing ich an, wurde jedoch vom Leuten der Schulglocke unterbrochen. Sofort füllten sich die Gänge mit Schülern, die auf den Weg zu deren Klassenräumen waren.

Ich ließ Hoseoks Hand los, die ich noch immer in der Hand hielt. "Ich muss los.", sagte ich und verschwand zurück zu den Treppen. Ich verschwand in der Menschenmenge und ging zu meinem nächsten Unterricht.

Wie konnte ich so dumm sein? Wieso habe ich es nicht einfach gesagt? Wie dumm kann ein Mensch eigentlich sein, um seine verfluchte Klappe nicht aufzumachen und das zu sagen, was er denkt? Innerlich verfluchte ich mich selbst, wegen meiner Dummheit, und unterdrückte weitere Tränen.

Auf dem Weg in mein Klassenzimmer stolperte ich, da mir jemand ein Bein gestellt hatte. Ich fiel hin und jeder um mich herum lachte. Kurz darauf kam ein Junge auf mich zu und zog mich an den Haaren wieder rauf. Als ich in das Gesicht meines Peinigers sah, erkannte ich den "Playboy" aus meiner Klasse, der sich das letzte Mal fast an mich vergangen hatte. Er lachte dreckig.

Er schubste mich gegen die Spinde und ich rutschte sofort danach mit dem Rücken auf den Boden. Die Schulflure wurden langsam leerer, weswegen knapp nur noch ein Dutzend Schüler auf dem Gang war. Wieder wurde ich an meinen Haaren rauf gezogen. Wieder lachte er dreckig. "Dieses mal kann dir dein ach-so-toller Freund nicht helfen.", sagte er und verstärkte den Griff in meinen Haaren.

<Nicht schon wieder. Nicht wieder verprügelt werden.> Die Wut über kam mich. Dieses Mal würde ich mich wehren. Ich zog wütend meine Augenbrauen zusammen, was meinen Peiniger verwirrte. Ich trat ihm zwischen die Beine. Sofort ließ er mich los und sackte auf die Knie zusammen. Ich fiel ebenfalls auf die Knie und hatte mich schnell wieder aufgerappelt. Er hatte sich anscheinend schneller wieder aufgerappelt, da ich nun eine Ohrfeige zu spüren bekam. Diese hatte es so in sich, dass ich wieder zu Boden fiel.

"Na warte, du kleines Miststück!", knurrte er zwischen zusammen gepressten Zähnen und zog mich erneut an meinen Haaren hoch, nur um mich kurz darauf nochmals gegen die Spinde zu schupsen. Ich war wie paralysiert. Konnte mich wieder keinen Zentimeter bewegen.

<Wo ist deine Wut hin? Wo ist dein Mut, ihnen nun die Stirn zu bieten?>, meckerte ich mich selbst in Gedanken an. Immer wieder spürte ich Schmerzen.

"Hey!", vernahm ich eine mir vertraute Stimme und sofort hörten die Schmerzen auf. Ich öffnete meine Augen, die ich vor Angst geschlossen hatte. Hoseok kam auf meinen Peiniger zu. Seine Hand war zur Faust geballt und er holte zum Schlag aus. Hoseok traf den Jungen direkt ins Gesicht. Er taumelte ein paar Schritte zurück. "Was denkst du eigentlich, wer du bist?!", schrie Hoseok ihn hasserfüllt an.

Ich setzt mich langsam auf und presste mich gegen die Spinde. So hatte ich Hoseok noch nie erlebt. Zitternd zog schlang ich meine Arme um mich und drückte meinen Körper noch mehr gegen die kalten Spinde. Jeder, der hier im Gang war, sah dem Geschehen zu.