V. K A P I T E L
Er spürte seine warmen Hände an seiner Hüfte und seine Lippen auf seinem Schulterblatt. Er spürte wie sie sanft über seine Haut streiften und ihn liebkosten. Er zog eine Grimasse und drehte sich auf den Rücken. „Hör auf" Zach lehnte sich zurück. „Hab ich...was falsch gemacht ?" James musterte ihn. Seine breiten Schultern, seine honigfarbene Haut, seine schmalen Augen und seine dunklen Haare von denen ihm einige Strähnen in die Stirn fielen. Abscheu stieg in ihm auf. Wie war es dazu gekommen das er diesen Jungen in sein Bett gelassen hatte?
„Verschwinde", murmelte er müde und sank zurück in sein Kissen.
„I-ich..? Was?" James verdrehte die Augen. „Verschwinde", wiederholte er, diesmal ein wenig lauter. „Sicher? Soll ich nicht -" „Ich sagte", sagte James nun betont langsam und in einem Ton so kalt wie Eis, „Verschwinde"
Zach schluckte und erhob sich von dem riesigen Bett. James hörte wie er seine Sachen zusammensuchte und dann schweigend den Raum verließ. Mit einem Gähnen schloss er die Augen. Sofort hatte er Sebastians Gesicht vor dem innneren Auge. Seine goldenen, niemals ordentlichen Strähnen, seine himmelblauen Augen mit dem dichten Wimpernkranz, seine Narbe über dem linken Wangenknochen und seine vollen Lippen deren Farbe an trockenen Wein erinnerte.
Er blinzelte und schlug die Augen wieder auf.
Plötzlich war ihm sehr kalt obwohl er noch zur Hälfte unter der dicken Daunendecke lag. Er stellte sich vor wie Sebastian jetzt neben ihm liegen würde, ihn anlächeln würde. Er würde ihm eine seiner widerspenstigen Strähnen aus der Stirn streichen und ihm sagen wie schön er war. Er würde seine große, raue Hand an seiner Hüfte spüren und seinen Atem an seinen Lippen. Er würde die Zigarette der er zuvor geraucht hatte in seinem Mund schmecken und sein Rasierwasser riechen.
Sehnsüchtig atmete er tief durch die Nase ein, roch jedoch nur sein Waschmittel un den letzten Rest von Zach's Schweiß. Verärgert rümpfte er die Nase und setzte sich auf. Er hasste Sebastian. Doch was er noch mehr hasste war ihn zu vermissen. Mit einem genervten Seufzen stand er auf und streckte sich. Er warf einen Blick auf seinen Wecker. Es war noch nicht zu spät für einen nächtlichen Spaziergang.
- † -
Eisig kalter Wind wehte ihm ins Gesicht und schnitt ihm in die nackte Haut. Unwohl schlug er seinen Kragen hoch um wenigstens seinen Hals von der frostigen Luft zu schützen. Suchend glitt sein Blick über das Grundstück. Es war dunkel. Nur am Rand, an der Straße, gab es Laternen deren Licht nur ein wenig auf den Platz fiel. Die hohen Sandsteinmauern ragten über James auf und warfen zusätzliche Schatten über den Rasen. Die Schultern hochgezogen und die behandschuhten Hände in der Manteltasche ging er über den unebenen Grund auf die Schaukel zu auf der er eine ihm sehr bekannte Gestalt sah.
Wie zuvor der Hass strömte nun Zuneigung durch Sebastians gesamten Körper als er James neben sich erkannte. Sein kantiges Gesicht leuchtete hell über den schwarzen Mauern wie der Mond am Himmel. Elegant ließ James sich auf die Schaukel neben ihm sinken. „Woher wusstest du das ich hier sein würde ?" James bedachte ihn mit einem sanften Lächeln. „So wie ich es immer weiß" Sebastian lachte leise und richtete seinen Blick auf die dunkle Erde.
„Ich weiß noch wie du dich schon damals in der Schule hierhin zurückgezogen hast. Du hast dann immer genauso da gesessen wie jetzt mit deinen kaputten Jeans, deinem Designerpulli und den neuen Schuhen" Sebastian hob den Kopf und legte die Stirn an die Kette der Schaukel. „Das weißt du noch? James das ist zwanzig Jahre her..." Ein Mundwinkel zuckte doch James starrte immer noch geradeaus auf das Schild ihrer Middleschool. „Ich weiß nicht, als ich dich das erste mal da sitzen gesehen habe hat sich das irgendwie in mein Hirn gebrannt. Das war an demselben Tag gewesen an dem ich in deine Klasse gekommen bin" „Du warst echt nervig" Jetzt grinste James wirklich. „Das glaub ich gern" „Das bist du immernoch" Langsam wandte sich James Sebastian zu, eine Braue gehoben. „Soll ich gehen ?" Sebastian nahm die Stirn von der Kette und schüttelte den Kopf. „Nein, bleib. Ich mag es wenn du in meiner Nähe bist" James schluckte. „Warum hast du dich dann mit Mike getroffen ?" „Warum hast du dich mit dem Kellner getroffen ?"
James seufzte. „Ich weiß nicht... Dummheit ?" Sebastian lachte. „Als ob du das könntest. Dumm sein" Der Jüngere erhob sich. „Das kann ich sogar sehr gut. Gefühle und Menschliches ist mir so oft so fremd außer es geht um dich. Ich habe das Gefühl dann empfinde ich alles doppelt so schlimm. Ich hasse dich mehr als alles andere, ich liebe dich mehr als ich je etwas anderes lieben könnte, ich vermisse dich mehr als ich je etwas vermissen könnte und ich will dich mehr als alles andere" Sebastian seufzte und stand nun auch auf.
„Warum hast du dich dann mit ihm getroffen ? Wenn du mich doch so sehr liebst" James seufzte und schloss für eine Sekunde die Augen. „Manchmal fühle ich gar nichts. Keine Liebe, keinen Hass, nichts. Dann ist mir alles egal" „So hast du dich gefühlt? Leer? Und deswegen hast du mit ihm – Deswegen bist du zu ihm gegangen ?" James seufzte. „Ich wusste das du es nicht verstehen könntest. Wir sind uns in vielem sehr ähnlich Sebastian aber ich bleibe eben doch gestörter als du" Einen Moment war es still, dann legte Sebastian seine Arme um Jim und vergrub sein Gesicht in dessen Halsbeuge.
„Sag sowas nicht. Du bist nicht gestört nur... anders. Wir sind anders. Du hast recht, ich verstehe es nicht aber ich weiß wie ich dich das nächste Mal aus dieser Leere heraushole. Wenn du mir nur sagst das du sie fühlst" „Ich wünschte es wäre so einfach", flüsterte James und lehnte sich gegen Sebastians Brust, sog seine Wärme in sich auf. „Ich wünsche mir nichts mehr als das ich es selbst erkennen könnte, das ich mich selbst aufhalten könnte"
Mit einem Ruck drehte Sebastian James herum sodass er ihm in die Augen sehen konnte, seine behandschuhten Hände in seinen ungeschützten. Tief schaute er nun in diese dunklen Löcher hinab, tief, tief, bis zu James Seele die wie ein Glühwürmchen am Grund leuchtete. „Du kannst es. Du wolltest es nur nie richtig. Verdammt Jim du kannst alles wenn du es nur stark genug willst, ich habe dich Dinge tuen sehen von denen ich gedacht habe sie seien unmöglich" Mit emotionslosem Blick schaute James zurück. „Soll das hier eine Motivationsrede oder sowas werden ?" Sebastian seufzte. „Ich weiß auch nicht"
Er ließ James Hände los und machte einen Schritt zurück. „Dachte wohl du würdest aufwachen, irgendwie merken das du alles schaffen kannnst -" Wenn du nur fest genug dran glaubst", spottete Jim belustigt. Sebastian warf ihm einen wütenden Blick zu. „Mach dich nicht über mich lustig ich versuche hier wenigstens eine Möglichkeit für uns zu finden!" „Tut mir Leid", sein Ton war vollkommen ernst und wenn Sebastian nicht alles täuschte schwang im Unterton sogar ein wenig Reue mit. „Ich hätte mich nicht über dich lustig machen dürfen" Ihre Blicke begegneten sich und Sebastian murmelte hilflos: „Gottverdammt Jim ich liebe dich sosehr" Hecktisch blinzelte Jim und wandte den Blick ab. Er konnte ihm nicht in die Augen sehen, nicht jetzt, nicht so. Nicht wenn er ihn so ansah mit diesem Blick. „Ich liebe dich auch Sebastian"
„Dann reiß dich verflucht nochmal zusammen!", plötzlich klang Sebastian gar nicht mehr hilflos sondern wütend und verzweifelt, „Spüre die Leere bevor sie kommt! Sag mir Bescheid oder hör einfach auf sie zu empfinden! Ich glaub dir nicht dass du sie nicht kontrollieren kannst! Du kannst alles kontrollieren!" „Alles nur dich nicht" „Lenk nicht vom Thema ab!", er holte tief Atem, „Schaffst du das? Dich zusammenzureißen?"
James starrte in die Dunkelheit und dachte ernsthaft über die Frage nach. Konnte er das? War es vielleicht wirklich so einfach wie Sebastian es sagte? Konnte er, für Sebastian, sich zusammenreißen und diese Leere einfach nicht mehr empfinden? Langsam hob er den Blick hinauf in diese blauen Augen. Er schluckte.
„Ich denke ich muss es. Denn ich kann keinen Tag länger ohne dich leben" In anderen Ohren klang es vielleicht übetrieben dramatisch aber Sebastian wusste das James hier keinesfalls übertrieb, er sprach die Wahrheit. Er hatte das nicht an seiner Stimmlage, seiner Körpersprache oder sonst irgendetwas erkannt, er wusste es, einfach weil er James kannte und weil er ganz genauso empfand. Wie von selbst fanden ihre Hände zueinander, verschränkten ihre Finger.
„Gut. Ich kann es nämlich auch nicht mehr ohne dich aushalten, keine Woche, keinen Tag, keine Minute, keine Sekunde" James grinste und stellte sich auf die Zehenspitzen um an Sebastians Lippen heranreichen zu können. „Und alle sagen immer ich wäre der große Redenschwinger"
NOTES:
Romantic, isn't it?
Es tut mir weh ihnen weh zu tun :'(
-Mavis
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top