Der kleine Bruder.
———
Vor 10 Jahren.
„Lange nicht gesehen." zwitscherte Naruto.
Seine blauen Augen funkelten, die blonden Fransen fielen ihm in stürmischen Wellen über die Stirn, als der Wind sich über den großen Garten weidete, mit einem zarten Duft der umherstehenden Narzissen und des Lavendels.
Ein freudiges, großes Lächeln legte sich über sein gerötetes Gesicht.
„Hallo." antwortete Itachi, der im Gras kniete, während er gerade dabei war eine Narzisse aus dem Beet zu zupfen. Naruto schlenderte langsam auf ihn zu, die Augen dabei neugierig auf sein Gegenüber gerichtet, die Röte seiner Wangen immer noch präsent.
Der Uchiha zupfte eine weitere Blume hinaus, bevor er sich ausrichtete und seine Hand mit den zwei Narzissen nach dem Blonden ausstreckte. „In der Tat." sprach er, ein sanftes Lächeln blühte auf seinen Lippen.
„Wo ist Sasuke?" fragte Naruto, neugierig, über über den Bruder seines Freundes. Laut ein paar Bekannten, war er in letzter Zeit nicht in der Uni gewesen. „Ich habe nichts von ihm gehört."
Itachi zog verwundert die Brauen nach oben. „Hast du nicht?" Der Blonde spielte mit den Blättern der gelben Blume, er sah so rein aus, so unschuldig. Die Sonne ergänzte seine bereits sanfte Bräune und der Wind brachte einige blaue Schmetterlinge vorbei. Itachi blickte aufmerksam dabei zu, als diese den Körper seines Freundes umkreisten.
„Nein." - Diese verdammten Drogen. - Naruto senkte seine Hand, sein Blick wirkte wie in Gedanken versunken. In einem Moment der Unachtsamkeit lockerte sich der Griff der schlanken Finger um den Stiel der Narzisse und ein kurzer, starker Windstoß wehte die Blume davon. „Weisst du, wieso er sich zur Zeit nicht blicken lässt?"
Ein leises Seufzen glitt über Itachi's Lippen, ehe er sich nach vorne lehnte und Naruto's Handgelenke umfasste, die Hände an seinen Mund führte und liebevolle Küsse auf den zarten Fingern verteilte. „Das letzte mal, als ich nach ihm gesehen habe—." Er sah Naruto tief in die blauen, glänzenden Augen, in denen sich die Sonne spiegelte. „—war er in seinem Zimmer. Ich werde ihn wissen lassen, dass du nach ihm gefragt hast."
„Nein." antwortete Naruto eilig. „Sag ihm nichts."
Itachi hob die Brauen, die Stirn leicht gerunzelt. Der Wind um sie herum kam zum Stillstand und die Wärme der Sonne verschlang sie. — Sommer. Naruto wird im Herbst diesen Jahres neunzehn Jahre alt.
„Warum nicht?" Itachi schloss seine Finger in die von Naruto. „Ich finde es süß." lächelte er. „Das du dich um das Wohlergehen meines kleinen Bruders sorgst." Naruto's Wangen erhitzten sich, er konnte gar nicht anders, als die liebevolle Geste zu erwidern, doch seine Gedanken verfolgten ihn. — Diese scheiss Drogen. In seinem Kleiderschrank. Versteckt zwischen seinen Pullovern. Verdammt!
„Er—." Naruto versuchte sein Lächeln aufrecht zu halten, doch seine Augen zeigten deutlich, dass es nicht echt war. Das ließ Itachi's Unbehagen wachsen. „Er sagte, er sei traurig."
„Ja." Itachi's Seufzte erneut. „Weisst du, Sasuke hat eine besondere Art, Menschen zu lieben." erklärte er Naruto, als sie gemeinsam den Garten der Uchiha's überquerten und vor einem großen Rosenbusch halt machten. Aus dieser Entfernung schien das Haus, in dem Itachi mit seinem Bruder und seinen Eltern lebte, recht klein. „Wenn er dich liebt, spürst du es bis ins Mark." Itachi berührte einen der Dornen und Naruto blinzelte besorgt, als sich ein Tropfen Blut an seinem Finger bildete. „Seine Ex-Freundin hatte wegen ihm fast den Verstand verloren."
„Ex-Freundin?" — Weiss er etwa nicht, dass sein Bruder schwul ist?
„Warum so überrascht?" lachte Itachi, als Naruto
neben ihm am Busch kauerte. Die Hitze des Julis schlich sich auf seine Haut und leichter Schweiß bildete sich an seinen Schläfen, aber er genoss es, Zeit im Garten der Uchiha zu verbringen. — Hier war es immer so friedlich, so wunderschön, es war wie ein verstecktes Paradies.
„Ich erinnere mich nicht an den Namen, aber Sasuke hatte ihn auch nicht erwähnt."
Naruto streckte sich auf Zehenspitzen hoch zu Itachi, um dessen Unterlippe mit seinen Lippen zu umschließen. Der Uchiha summte über das angenehme Gefühl und hob die Hand, um über Naruto's Wange zu Streicheln. Er war so weich, so hübsch, so rein. Als der Blonde sich zurückzog, begegnete er Itachi's liebevollen und ehrlichen Gesichtsausdruck.
„Sasuke erstickt in seiner Liebe. Wenn er dich liebt, wird er nicht sagen, dass du sein Eigentum bist." Itachi riss ein paar Rosenblätter heraus, die er anschließend in Naruto's ausgestreckte Hand legte. Das Scharlachrot der Blüten, fügte sich wunderbar mit der sanften Bräune. „Aber du wirst dich fühlen, als würde er dich besitzen. Und sobald du seins bist, wirst du es immer sein."
„Ich verstehe." murmelte Naruto und erntete ein weiteres Lachen von Itachi, der jetzt im Gras saß und seinen Blick über den Garten gleiten ließ. Naruto schloss sich ihm an, lehnte seinen Kopf an Itachi's Schulter. „Ist er deshalb traurig? Ist er — verliebt?"
„Nicht das ich wüsste."
Itachi fummelte nach einer Packung Zigaretten und Naruto hatte für einen kurzen Moment Sorge, er würde mit dem Feuer diesen wunderschönen Garten in Brand stecken, doch dann erinnerte er sich daran, wie geschickt Itachi war, mit einfach allem, was er tat.
Beruhigt schloss er sie Augen und summte eine leise Melodie vor sich hin. „Oh, Beyonce, was für eine Ehre sie bei mir haben zu dürfen." scherzte Itachi und Naruto boxte ihm dafür leicht in die Seite. „Aber warum ist er dann so traurig?" fragte er anschließend.
„Baby, entspann dich." sagte Itachi mit leiser Stimme, um den Jungen zu beruhigen, seine Hand fuhr dabei durch das weiche Blonde Haar, welches der Sonne ähnelte. „Was auch immer es ist, ich bin mir sicher, es wird ihm gut gehen."
Naruto schloss die Augen. Sein Ausdruck besorgt. - Nein, das wird es nicht.
———
„Hey." Naruto zog sich gerade die Schuhe aus und trat in das Haus hinein, während Itachi sich noch kurz mit dem Nachbarn unterhielt, dieser meinte, er hätte ein paar wichtige Neuigkeiten für ihn. „Hm?" Der Blonde sah auf, aber Sasuke verschwand, ohne ihn zurück zu grüßen, wie ein Schatten in seinem Zimmer.
Zuerst wollte Naruto ihm folgen, aber er hielt es für unangemessen. Schließlich war er Itachi's Freund. Er wusste, welche unmenschliche Rivalität zwischen Brüdern entstehen kann. Doch Sasuke war laut den Worten von Itachi hetero. — Nein, das ist er nicht. Oder doch? Was ist denn nun die Wahrheit? — Naruto's Kopf tat weh.
„Oi, Dobe!" Hörte er Sasuke aus seinem Zimmer schreien. Naruto schreckte hoch, aber antwortete nicht. Das würde ja bedeuten, dass er die Beleidigung akzeptieren würde, was er natürlich nicht tat. Er atmete voller Erwartung tief durch die Nase ein und wartete darauf, dass Sasuke aus seinem Zimmer in den Flur kommen würde, um ihm das mitzuteilen, was er zu sagen hatte. Aber er kam nicht, also beließ es der Blonde einfach dabei.
„Verdammt nochmal,—Uzumaki!" krächzte Sasuke aus seinem Zimmer. Naruto, der gerade in der Küche stand, sah Richtung Korridor, durch die offene Tür und fragte sich, was in aller Welt Sasuke tat, dass dieser so verzweifelt nach ihm rief.
„Ja?" fragte Naruto, mit leicht gehobener Stimme. Er versuchte dabei lässig zu wirken. Seine Finger zitterten leicht, aber er versuchte das zu ignorieren. Er wollte nicht zu ihm gehen, aber er wollte Sasuke auch helfen. Er konnte es einfach nicht vergessen, was er gesehen hatte. — Das versteckte Kokain, welches er aus Zufall entdeckt hatte, als Sasuke nicht zuhause war und er Sex mit Itachi hatte. Dieser hatte ihn in Sasuke's Zimmer geschickt, um sich dort frische Klamotten zu holen, weil er das sowieso nicht merken würde, was er auch wirklich nicht tat.
„Komm endlich her du Idiot." knurrte Sasuke. Naruto zuckte zusammen, ehe er zum Zimmer, das direkt neben der Haustür lag, eilte. Itachi's Zimmer war oben, was für Sasuke schon immer ein Grund war, ihn dafür zu verfluchen. Der jüngere Bruder hatte nicht das Gefühl, dass er Privatsphäre hatte, da sein Zimmer so nah an der Küche, am Badezimmer und am Wohnzimmer war.
Naruto schlug unruhig die Tür auf. „Ist alles in Ordnung?"
„Natürlich." Sasuke grinste ihn an. Er saß mit gekreuzten Beinen auf der Mitte seines Bettes, mit nacktem Oberkörper, das schwarze Laken zerknittert von seinem Gewicht. „Hilf mir bei der Auswahl der Serien hier. Du bist dumm, aber ich wette, du hast einen guten Geschmack."
Naruto wollte ihm am liebsten ins Gesicht schlagen. All das nur wegen einer dämlichen Serie? Sasuke war schon immer eine Drama-Queen. „Was starrst du so?" sprach dieser plötzlich amüsiert.
„N-nichts." stammelte Naruto, bevor er weiter in das Zimmer trat. Er blickte kurz aus dem Fenster und sah Itachi draußen, der immer noch mit dem Nachbarn sprach. Der Mann zeigte ihm einen Artikel aus einer Zeitschrift - wahrscheinlich ein Modemagazin. Itachi war kürzlich an Modellarbeiten interessiert, nachdem ihn eine Agentur angesprochen hatte.
Naruto schluckte, als seine Finger über die von Sasuke glitten, in dem Moment, in dem er sie ihm aushändigte. „Lass mich sehen, ob ich was finde."
„Mach schneller." hörte Naruto Sasuke hinter ihm nicht gerade geduldig sprechen, während er versuchte ein geeignetes Programm zu finden, welches dem Uchiha zusagen könnte.
„Ich bin dabei." antwortete Naruto, leise und frustriert. Es schien, als würde er nichts finden, was gut genug wäre. „Tut mir leid, Sasuke."
Der Blonde drehte sich zu dem schwarzhaarigen um und streckte ihm die Fernverbindung entgegen. „Ich kann leider nichts finden, dass—."
Sasuke packte Naruto's Handgelenk und zog ihn mit einem kräftigem Ruck in seine Richtung. Die Fernbedienung fiel dabei flach auf das dunkle Laken und der Blonde war starr vor Schreck. Blaue Augen fixierten das blasse Gesicht seines Gegenübers, in dessen schwarzen Augen ein teuflisches Feuer tanzte.
„Heute Abend schmeißt Shikamaru eine Party, hast du davon gehört?" raunte der Uchiha.
"I-Ich interessiere mich nicht wirklich für Partys."
„Oh ich verstehe, mein kleiner Narzissen-Freund." Irgendetwas an Sasuke war komisch. Er hielt Naruto immer noch fest am Handgelenk. Der Blonde zerrte vorsichtig aber mit Nachdruck daran, er wollte nicht, dass Itachi das sieht und dadurch vielleicht Missverständnisse aufkommen.
„Lass mich los, Sasuke." Naruto zog ängstlich die Brauen nach oben, doch sein Stirnrunzeln entspannte sich, als dem Blick des Uchiha's erneut begegnete.
„Kommst du? Ja oder nein?"
„Nein." sagte Naruto deutlich, versuchte aber nicht zu hart zu klingen. „Itachi und ich gehen heute aus. Ich kann nicht kommen." erklärte er ruhig, aber Sasuke's Augen wurden nur dunkler und sein Blick intensiver. Naruto schluckte nervös, doch dann hörte er ein leises Lachen.
„Schon gut." Naruto hatte schwören können, er würde einen traurigen Unterton in Sasuke's Stimme wahrnehmen, doch er ignorierte es für den Moment. Denn gerade war er gegenüber des schwarzhaarigen zu schüchtern ,um überhaupt zu sprechen. Sasuke ließ das schmale Handgelenk los und forderte Naruto, ohne Worte und ohne Mimik, mit einer Handbewegung auf, sein Zimmer zu verlassen.
———
Naruto hatte eine kleine Wohnung, nicht sonderlich eingerichtet. Der junge Mann hatte wenig Geld, er besaß nicht mal einen Fernseher, was natürlich eine Menge Gerüchte sprießen ließ. Die Leute sprachen oft darüber, dass er nur mit Itachi wegen seines Wohlstandes zusammen wäre und eine heimliche Affäre mit Sasuke hatte, er Itachi benutzen würde, nur um an seinen jüngeren Bruder zu kommen. Nichts von all dem war wahr. — Naruto hatte sich in Itachi verliebt, weil er sanft, offen und freundlich war. Das komplette Gegenteil von Sasuke, in dessen Gegenwart er irgendwie Angst hatte.
Der Blonde schloss die Augen, drehte sich in seinem Bett zur Seite. Der Grund, wieso er heute allein war, war weil Itachi ihren gemeinsamen Abend verschieben musste. Er war auf dem Weg zu einem Modelcasting, welches morgen früh, einige Stunden von hier, stattfinden würde, weshalb er heute schon gefahren war, um die Nacht dort in einem Hotel zu verbringen.
Sasuke's Worte hallten in seinem Kopf wieder.
Die Party. Naruto fühlte sich in seiner Wohnung wie in einem Käfig, dessen Wände immer näher kamen — sie ist klein und die Decke voll mit Spinnweben. Er musste hier raus. Und vielleicht, aber nur vielleicht, wäre diese Party ein guter Grund, seine Wohnung zu verlassen.
Schließlich kannte er Shikamaru und wahrscheinlich jeder, der dort anwesenden wusste, dass Naruto mit Itachi zusammen war. Was bedeutete, dass niemand ihm weh tun würde. Das war seine größte Sorge auf Partys — sich mit einem betrunkenen Kerl zu streiten, dessen Interesse er nicht erwiderte. Schon wenn er daran dachte, bekam er Gänsehaut.
Wie auch immer, dieses Mal wird es bestimmt anders werden. — Scheiss drauf. Ich gehe.
Diese verdammten Drogen. Bitte, Sasuke. Mach keinen Blödsinn.
———
Naruto quetschte sich durch die betrunkene, verschwitzte Menschenmenge, fast musste er würgen, so ekelhaft stickig und stinkig die Luft hier war. Er hatte schon gar nicht mehr in Erinnerung, wie ein mit Menschen gefüllter Raum roch. Wie lange würde es wohl dauern diesen Gestank wieder aus seiner Nase zu bekommen. Wahrscheinlich würde es ihm bis ins Grab begleiten.
Der Blonde musterte die Menschen und suchte nach mindestens einem bekannten Gesicht. Er entdeckte Sasuke in einer der Ecken, der mit dem Rücken zu ihm, mit gesenktem Kopf, seitlich an der Wand lehnte. Glücklich darüber, dass er jemanden gefunden hatte, drängte sich Naruto mit einem Lächeln durch die Meute und erreichte schließlich Sasuke.
Als er bei ihm ankam, wagte er es dessen Schulter zu berühren. „Hey—ich bin gekommen."
„Ich auch." grinste Sasuke und blickte über seine Schulter zu Naruto, sein Gesicht dabei nur wenige Zentimeter von dem Blonden entfernt.
Erst jetzt begriff Naruto, wieso Sasuke den Kopf gesenkt hatte und wieso er ihm mit seiner Aussage so glücklich entgegen kam.
Vor ihm kniete eine junge Frau, mit roten Haaren, die gerade etwas Sperma von ihrer Wange wischte und es zu ihrem Mund führte, um es zu essen. Sasuke's Wangen waren gerötet und unter seiner Nase war es rot, fast so, als hätte sie geblutet. Naruto schluckte und schnell sah weg.
„Ich hätte das nicht sehen sollen." murmelte Naruto, aber Sasuke konnte es wegen der lauten Musik nicht hören. Dieser machte sich daran, seinen Schwanz wieder zurück in seine Hose zu schieben. Naruto wurde dunkelrot im Gesicht und konnte Sasuke nicht einmal mehr ansehen.
„Du hast dich also entschieden zu kommen."
Sasuke lehnte sich an Naruto's Ohr, sodass er ihn richtig hören konnte. Die Musik dröhnte aus den Lautsprechern und Sasuke forderte die junge Dame auf zu verschwinden, um ihm einen Whisky zu holen, da Naruto im Moment anscheinend nicht reden wollte.
„Hey Goldlöckchen." brummte der Uchiha, wirkte dabei leicht verärgert. „Ich rede mit dir—."
Ohne zu zögern betrat er Naruto's persönlichen Bereich, näherte sich ihm ohne Hemmungen, sodass sie fast zusammen geschlossen gegenüber standen. Naruto nahm dabei wahr, dass Sasuke von oben bis unten nach Alkohol stank.
Der Blonde sah zu Boden. „Können wir—können wir bitte nach draußen gehen und reden?"
„Auf keinen Fall. Wir fangen doch gerade erst an." lachte Sasuke. „—Danke." nickte er dem Mädchen zu, welches vorher verschwunden war und etwas zu trinken geholt hatte. „Das—." Er streckte seine Hand nach ihr aus, um noch etwas von dem Rest des Spermas von ihrem Mundwinkel zu wischen. „Schätze ich sehr."
„Sasuke." unterbrach Naruto mit gerunzelter Stirn. „Ich werde draußen sein, wenn du willst komm—wenn nicht, lass es bleiben."
Er war das erste mal, dass der Blonde richtig genervt von Sasuke war. Dieser zog überrascht die Brauen nach oben, als Naruto es schaffte die Menschenmenge zu spalten und wütend hindurch zu stampfen.
Die kühle Sommernacht brachte ihm etwas Hoffnung, doch er konnte weder Sasuke's Schwanz, noch die geröteten Nasenlöcher aus seinem Kopf bannen. Er umkreiste Shikamaru's Haus, entdeckte eine Schaukel und beschloss, sich darauf zu setzen und zu warten, ob Sasuke ihm nun nachgehen würde oder nicht.
Er konnte Itachi nicht sagen, was er gefunden hatte, aber er könnte es versuchen, Sasuke selbst damit zu konfrontieren. Er durfte das einfach nicht zulassen. Seine Familie wusste bereits von dem Alkohol — aber die Drogen würden sie und ihre ganze Wahrnehmung, über ihren perfekten, kleinen Jungen ruinieren.
Naruto seufzte und beobachtete seine Schuhe, wie die Sohlen leicht über den Boden streiften. Er stemmte sich mit den Füßen ab und ließ seinen Kopf zurückfallen. Die Sterne hoch oben, wirkten wie Sommersprossen des Nachthimmels. Naruto lächelte bei diesem Gedanken. — Reinheit. Nüchternheit. — Es mag vielleicht überraschend klingen, aber er hatte noch nie Alkohol getrunken und diese Party würde auch keinesfalls der Ausgangspunkt dafür sein.
Wie aus heiterem Himmel stoppte die Kette der Schaukel. Naruto verlor das Gleichgewicht, fiel nach vorn und schlug mit dem Kopf voran auf dem harten Boden auf.
„Meine Güte. Du bist ja tollpatschig." Sasuke's Stimme war entspannt.
„Danke dafür." murmelte Naruto. Er bemühte sich, vom Boden aufzustehen, hoffte dabei, dass er sich nichts gebrochen hat, da er auf sein Gesicht gefallen war und sich mit beiden Ellenbogen abgestützt hatte. Seine Kleidung war nun voller Staub und Dreck. Er hasste sich gerade dafür, dass er sich für ein weißes T-Shirt entschieden hatte.
„Du hättest einen besseren Auftritt hinlegen können." grinste Sasuke voller Schadenfreude, bevor er sein Bein anhob, um sich seitlich auf die Schaukel zu setzen. Sein Blick verfolgte dabei Naruto, der sich gerade aufgerichtet hatte und nun etwa einem Meter vor ihm stand. Der Blonde sah Sasuke besorgt an, als er feststellen musste, das die rote Stelle unter seiner Nase etwas großer geworden war. — Etwa doch eine blutende Nase?
„Sasuke." begann Naruto, sie waren alleine, drinnen dröhnte die Musik so laut, dass Naruto es anzweifelte, jemand anders würde sie hören können. Sasuke nickte ihm mit einem Summen entgegen, seine Augen waren leer. „Bitte sei ehrlich zu mir."
Sasuke neigte seinen Kopf zur Seite und lächelte verlegen. „Ich verspreche es." Naruto wusste, er konnte sich darauf verlassen, dass Sasuke ihm die Wahrheit sagen würde. Der Uchiha war direkt und ehrlich. Es schien ihm unmöglich jemandem etwas ins Gesicht zu lügen.
Naruto holte tief Luft. Der Wind um sie herum wurde stärker und die Sommernacht immer kälter. „Schnupfst du Kokain?"
Sasuke erstarrte. Es gab keine Bewegung in ihm, nicht mal ein winziges Zucken. Naruto spürte, wie die Spannung um ihn herum wuchs. — Bitte lüg mich nicht an! — Sasuke bemerkte wie Naruto's Frustration sichtbar wurde, indem ihm Tränen in die Augen stiegen.
„Was geht dich das an?" Naruto's Befürchtung wurde ausgesprochen. „Du bist der Freund meines Bruders. Du fickst verdammt nochmal mit meinem Bruder rum. Also was bitte willst du von mir?" Eine steile Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen.
Naruto's Finger zitterten und er versuchte sein bestes seine Tränen zu unterdrücken, während Sasuke ihn so intensiv anblickte. „Bist du sein Spitzel?" plötzlich stand der Uchiha auf. „Was hast du gesehen? Hast du in meinen Sachen Gewühlt?"
Sasuke bewegte sich einen Schritt auf Naruto zu, woraufhin der Blonde zurücktrat, als er ihm plötzlich so gefährlich nahe kam. Naruto hatte Angst vor ihm. — Er steht verdammt nochmal unter Drogen! — Sein Verstand schien völlig vernebelt. Ein Tropfen Blut strömte aus Sasuke's Nase, aber dieser schien es gar nicht zu bemerken. Es zog sich über seine Lippen und färbte sie rot.
Die schwarzen Augen trüb und Naruto fand absolut keine einzige Emotion darin — außer Wut.
Sasuke hob die Hand und führte sie an Naruto's Wange, ein Schauder lief dem Blonden über den Rücken, als er sich erinnerte, dass Itachi ihn heute morgen auf die selbe Weise berührte. Sein Herz sprang ihm in seine Kehle und er Wind um sie herum ließ die Blätter in den Bäumen rascheln und die Schaukel knarzen.
Sasuke fuhr mit einem Finger über Naruto's schnurrhaar-Male. „Koneko—was willst du von mir?" Naruto hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können, unglaublicher Druck herrschte in seinem Hals, dass er das Gefühl hatte, sich gleich übergeben zu müssen. Sasuke kam noch näher an ihn heran. Voller Bedrohung überragte er Naruto und blickte auf ihn herab.
Scheisse, was soll ich tun?! Diese verfluchten Drogen, dieses verdammte Kokain! — Sasuke's Augen. Er war gar nicht da.
„Nein—i-ich sorge mich—um dich." sagte Naruto leise, fast wie ein Flüstern, woraufhin Sasuke ihn schupste. Er stolperte kurz, schaffte es aber sein Gleichgewicht wieder zu erlangen. Naruto's Augen weiteten sich, er schluckte und ging einen Bogen um die Schaukel herum, er versuchte von dem unheimlichen Uchiha wegzukommen. In diesem Zustand könnte er ihm Gott weiss was antun. Alles könnte passieren. Alles.
„Sasuke bekomm dich verdammt nochmal in den Griff!" schrie Naruto, als sich ein breites Grinsen auf Sasuke's Gesicht ausbreitete. Wenn ihm jemals jemand danach fragen würde, was er in diesem Moment gesehen hatte, würde er sagen, dass es das Gesicht eines Psychopathen war.
Sasuke bewegte sich schnell um die Schaukel herum stürmte auf Naruto zu und packte ihn an die Kehle. Der Blonde rang um Atem, doch Sasuke hörte nicht auf. Vielmehr festigte er seinen Griff, drückte ihn etwas nach vorn, das Naruto nach hinten zu Boden fiel und bevor er es überhaupt wahrnehmen konnte, war Sasuke auf ihm und fasste ihm erneut an den Hals. Die schwarzen Augen starrten ihn geistesabwesend an. Angst einflößend. Wie ein Dämon.
„Reiß dich zusammen." warnte Naruto ihn mit leiser Stimme, obwohl Sasuke muskulöser war als er und er ihn wahrscheinlich die Seele aus dem Leib prügeln könnte, wenn er wollte. Aber das war ihm egal. Er wollte ihm nur helfen. „Hör auf mit dieser Drogen scheisse, du ruinierst dich nur." wagte er zu sagen, umso überraschter war Sasuke darüber, dass Naruto unter dem engelsgleichem Gesicht, welches Rosenblätter zählte und Narzissen durch den Wind warf, jemand steckte, der ihm seine Meinung aufdrücken würde. So feurig. So verlockend.
Ein weiterer Topfen Blut fiel von Sasuke's Nase, direkt auf Naruto's weißes Shirt. Ihm schien schwindelig zu werden, weil sich seine Finger um die zarte Kehle lockerten. Kurz darauf rollten ihm die Augen in den Hinterkopf und in Naruto stieg volle Panik auf. Er bemühte sich, sich aufzusetzen und griff nach Sasuke's Schultern, der sich die Hand vor die Nase legte aber seine Augen nicht öffnete. Sein Gleichgewicht verließ ihn und er kippte zur Seite, noch bevor Naruto ihn aufhalten konnte.
Der Wind um sie herum hörte auf — es fühlte sich an, als würde plötzlich die ganze Welt still stehen. Die Musik im Haus wurde immer lauter.
Sie wussten nichts davon. Von den Drogen. Von dem was hier gerade passierte. Niemand wusste es.
Scheisse, was mache ich nur.
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3642 Worte
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