10. Split Personality
Ich ging der Küche zurück ins Wohnzimmer und stopfte mir beim Gehen ein Stück Schokolade in den Mund. Hmm, hatte ich schon mal erwähnt, dass ich Essen liebte? Und Schokolade ganz besonders? Genauso wie das Arbeiten, denn dabei konnte ich ohne größere Gewissensbisse irgendwelche süßen Dinge vor mich hin futtern. In diesem Fall war das meine geliebte Schokolade. Genüsslich fuhr ich mir mit der Zunge über meine Lippen und setzte mich wieder vor meinen Laptop. Die Begrüßung hatte ich bereits fertig gestellt, und nun wartete ich auf einen Skype-Anruf von Kayla, in dem sie mir mitteilen wollte was ich noch alles machen musste. Kayla hatte bei diesem Projekt aus irgendeinem Grund als Einzige den Überblick behalten und Clarina und ich hielten uns dankbar an ihre Anweisungen.
Während ich auf den Anruf wartete, stöberte ich ein wenig auf Twitter. Dank Jess folgten mir manchmal irgendwelche Directioner, denen ich aber nicht zurückfolgte. Schließlich war ich auf jeden Fall kein Fan von dieser verdammten Band, die nur Schnulzen sang! Die Mitglieder mochten ja ganz nett sein, aber die Band insgesamt war mir zu... liebesduselig. Welcher normale Typ sang denn auch mit vier anderen Kumpels seit drei Jahren Liebeslieder, Liebeslieder und nochmal Liebeslieder? Richtig, das konnte eigentlich nur ein verkorkster Typ sein. Wobei ich sowas an deren Stelle wahrscheinlich auch machen würde bei dem Geld, das sie dabei verdienten. Allerdings lief auch bei den Jungs nicht alles gut was die Liebe betraf, obwohl sie sich ja scheinbar damit auseinandersetzten. Bei Niall konnte ich das noch nicht richtig einschätzen, vielleicht war er ja sogar homosexuell. Liam dagegen hatte eindeutig zu viele Frauenprobleme. Bei Louis und Zayn schien es ganz gut zu laufen, denn sie hatten ja beide Freundinnen, die ich persönlich kannte und die zufrieden mit ihrer Beziehung zu sein schienen. Und Harry, ja Harry. Der hatte jetzt auf jeden Fall erstmal kein Problem mehr, und bei dem Gedanken seufzte ich ein bisschen. Er könnte eigentlich mal wieder vorbeikommen, denn inzwischen erinnerte ich mich durchaus an das ein oder andere Detail des Abends.
Ich verfasste meinen eigenen Tweet, einfach nur aus Langeweile und weil ich gespannt war, wer diesen retweeten würde.
@SaraTraysen: hard work with a deadline tomorrow, but you gotta love it because it includes loads a chocolate <3
Ich grinste in mich hinein, als ich ihn abschickte. Dann gab ich in die Suchleiste mal versuchsweise >One Direction< ein, um mir ihren Twitterauftritt anzuschauen. Folgen würde ich ihnen nicht, denn wenn sie merkten, dass "Sara" ihnen folgte, würden sie vielleicht auf die blöde Idee kommen, mir ebenfalls zu folgen, und das würde mir nur unangenehme Fragen von Jess einbringen. Die ich aber nicht gebrauchen konnte. Ich konnte schließlich nicht einfach sagen, dass ich eine Freundschaft mit gewissen Vorzügen mit ihrem Traummann führte, sowie mich mit Niall super verstand, mit dem sie mich ja verkuppeln wollte, und inzwischen auch Liam therapierte. Im Prinzip musste ich nur noch Zayn und Louis treffen. Ich klickte auf die Twitterseite der Band, auf der die Mitglieder alle verlinkt waren. Kurz überlegte ich, Niall zu folgen, damit wir uns noch einmal treffen konnten, aber dann ließ ich es doch. Ich kannte ihn ja kaum, und würde ihm auf keinen Fall folgen wollen, nur weil er berühmt war.
Das Skype Fenster flatterte über meinen Bildschirm und ich klickte auf den Anruf von Kayla, mit dem sie auch Clarina anrief. Ich sah die Gesichter der beiden vor mir und Kayla begann auch sofort zu reden.
"Ich hoffe, ihr seid mit eurem Teil fertig?" Wir nickten.
"Gut, dann geht's jetzt weiter. Wir müssen noch einen Lageplan erstellen, dazu müsste einer von uns in das Studio fahren, das Büffet organisieren und Getränkekarten schreiben und eine Materialliste verfassen, sowie eben auf persönliche Wünsche eingehen. Ich würde vorschlagen, wir treffen uns dann morgen Vormittag und richten im Studio alles ein, aber das, was wir vorher fertigbekommen können, sollten wir auch schon machen. Wer möchte was machen?"
"Mir ist es egal", merkte Clarina an. "Aber ich kann eigentlich nicht zum Studio fahren, ich muss wegen Layla hier zu Hause bleiben." Layla war Clarinas Hund, ein Golden Retriever Mix Welpe. Sie war total niedlich, aber durfte noch nicht lange alleine bleiben. Während der Uni war Clarinas Freund immer da (mal etwas, wozu man die Liebe gebrauchen konnte!), aber er arbeitete meistens, wenn Clary zu Hause war, damit er die restliche Zeit auf den Hund aufpassen konnte.
"Okay, wer von uns fährt dann ins Studio?", fragte Kayla und ich meldete mich freiwillig.
"Meinetwegen kann ich das machen, mir ist es aber auch vollkommen egal."
"Gut, möchtest du lieber Büffet oder Material machen, Clary?", fragte Kayla an Clarina, welche sich für das Material entschied.
"Dann macht Sara den Lageplan, Clary die Materialliste und Persönliches und ich das Büffet", wiederholte Kayla noch einmal, woraufhin wir alle einstimmig nickten. "Bis morgen früh!", verabschiedete sie sich und wir legten alle auf. Wir wollten uns morgen bei der Uni treffen und dann zusammen in das Studio fahren.
Ich klappte den Laptop zu und packte dann meine Sachen zusammen, um sie alle in eine Tasche zu stopfen. Mit einem Sandwich als Imbiss lief ich aus der Wohnung, und schloss die Tür hinter mir. Ich stolperte wie immer die Treppen hinunter und kam dann an der Haustür an, die ich öffnete und ins Freie trat. Durch die frische Luft gut gelaunt ging ich die Straße hinunter zur nächsten U-Bahn-Station. Meine gute Laune verdampfte allerdings wieder kurz bevor ich die Station erreichte, dank meines allseits geliebten Handys. Gut, nicht das Handy war schuld, sondern der Anrufer. Ich sah auf das Display und stöhnte sofort auf. Trotzdem nahm ich ab und setzte ein Lächeln auf.
"Guten Tag, hier Sara Traysen, was kann ich für Sie tun?", fragte ich freundlich, obwohl ich im nächsten Moment kotzen könnte. Ich wusste, was kommen würde. Und ich mochte sie, aber in dieser Situation war es einfach zu viel.
"Sara, bitte komm, ich brauch Hilfe, bin unter der roten Brücke bei der Uni", krächzte eine schwache, weibliche Stimme und ich sank in mich zusammen. Immer, wenn ich ihren Namen auf dem Display meines Handys entdeckte, versuchte ich, nicht mit dem Schlimmsten zu rechnen, aber sie brachte sich einfach immer wieder in Schwierigkeiten. Anstatt die U-Bahn zu nehmen, rannte ich also los, in Richtung der Uni. Sie befand sich öfter unter der roten Brücke, somit wusste ich, wo ich suchen musste. Glücklicherweise, ich hatte nach ihren ungenauen Angaben schon oft halb London abgesucht.
Die Leute starrten mich komisch an, wie ich im Affentempo über die Bürgersteige raste, aber ich konnte das ja auch nicht ändern. Jede Sekunde zählte, das hatte ich leider schon zu oft miterlebt. Ich kam an der roten Brücke an und lief sofort die Treppen hinunter, wo ich Mina zusammengekauert an dem Beton hocken sah, vor ihr ein mittelgroßer, junger Mann, der sie scheinbar bedrohte, was ich nur allzu gut verstehen konnte. Mina konnte gefährlich sein, aber ebenso total schüchtern und lieb. Das Mädchen lebte auf der Straße, und ich war eigentlich ihre einzige Bezugsperson, der sie vertraute. Der Grund, weshalb ich immer wieder für sie in die Bresche sprang. Das Problem bei Mina war nicht etwa, dass sie klaute, oder gar Menschen verletzte. Ich vermutete schon länger, dass sie eine gespaltene Persönlichkeit hatte, auch bezeichnet als dissoziative Identitätsstörung. Es waren verschiedene Persönlichkeiten in ihrem Gehirn, die sich immer abwechselten, und eine von ihnen kam immer an die Oberfläche. Der hauptsächliche Persönlichkeit war Mina, ihr Benehmen entsprach auch ihrem Aussehen. Zurzeit schien es jedoch mehr, als sei Lisa an der Oberfläche. Lisa entsprach dem geistigen Alter einer Fünfjährigen, kein Wunder also, dass sie Angst vor dem Mann hatte. Ich hatte vorhin am Telefon mit Mina gesprochen. Immer wenn sie bemerkte, dass jemand mit ihrem Körper Mist gebaut hatte, rief sie sofort mich an, und ich erklärte den Passanten dann Minas Problem. Ich ging davon aus, dass Sina, die Kämpferin, meistens diesen Mist baute, denn immer wenn ich ihr bisher begegnet war, war sie mir nicht unbedingt nett erschienen. Mina war da kooperativer. Ich merkte, wie Minas Gesichtsausdruck sich veränderte und hoffte, dass nicht Sina wieder an der Oberfläche war. An ihrem Gesichtsausdruck erkannte ich jedoch, dass Mina wieder sich selbst gehörte, denn sie schaute verwirrt, und das würde Sina niemals tun. Ich ging auf den Mann zu, der das arme Mädchen immer noch beschimpfte und tippte ihn von hinten an.
"Entschuldigen Sie bitte..." Er drehte sich um und sah mich abschätzend an. Ich erkannte eine Sonnenbrille, eine Kapuze, unter der schwarze Haare hervorlugten, und einen leichten Drei-Tage Bart.
"Wa...?", wollte er mich anschnauzen, aber ich kam ihm zuvor.
"Es tut mir wirklich leid, was auch immer das Mädchen ihnen getan hat. Sie kann nur nichts dafür, weil...", wollte ich erklären, aber er unterbrach mich.
"Es ist mir vollkommen egal, aber ich bin heute schon insgesamt mindestens zehn Mal von Fans angefallen worden, und diesmal hat es mir gereicht, die denken...", erwiderte er sich, doch ich unterbrach ihn erneut. Allerdings war ich nun leicht unsicher. Ein Prominenter? Was hatte Mina nun schon wieder ausgeheckt?
"Wie gesagt, sie kann nichts dafür und es tut mir auch leid was mit ihren Fans passiert ist, aber Mina ist kein Fan. Sie ist psychisch...", bei diesem Wort horchte er auf.
"Psychisch gestört? Das sind sie alle!"
"Nein, verdammt, das Mädchen hat vermutlich eine dissoziative Identitätsstörung, falls Sie wissen was das ist!", fauchte ich aufgebracht. Star hin, berühmt her, so durfte er nicht mit mir, und auch nicht mit der armen Mina umgehen, die neben uns hockte und mich stumm, aber dankend ansah.
"Disso... Was?", verwirrt blickte er mich an.
"Eine multiple Persönlichkeitsstörung?", versuchte ich es mit einem anderen Wort.
"Bitte was?!" Sein Gesicht wirkte gar nicht mehr so furchteinflößend, wie er gerade schaute. Als hätte er nie eine Schule besucht.
"Mein Gott, sowas nennt man Allgemeinbildung!", seufzte ich.
"Davon habe ich wohl zu wenig", sah er ein. "Können Sie mir das nicht bitte in irgendeinem Café bei einem Cappuccino erklären?", erkundigte er sich und ich nickte ergeben.
"Ich muss nur kurz mit Mina was besprechen, dann können wir los." Ich wandte mich an mein Problemkind, die diese Bezeichnung auch wirklich verdiente. "Pass auf Mina, du gehst jetzt zu der blauen Brücke, da kommen nicht so viele Leute hin, dort setzt du dich hin, und ich komme sobald ich kann zu dir, ja?", erklärte ich und sie nickte aufmerksam. Manchmal benahm sich auch die echte Mina ein bisschen verwirrt, weil sie ja dauernd ihre Identität wechselte. Eigentlich bräuchte sie psychologische Behandlung von einem voll ausgebildeten Psychotherapeuten, aber das ging aus verschiedenen Gründen nicht. Ich umarmte das Mädchen und sie machte sich auf den Weg zu der anderen Brücke. Der Mann sah mich aufmerksam an.
"Sind Sie Psychologin oder Sozialarbeiterin?", fragte er und ich lachte während wir nebeneinander in Richtung des nächsten Cafés gingen.
"Musikstudentin, aber in meiner Freizeit kümmere ich mich gern um die Probleme anderer Leute", grinste ich ihn frech an.
"Sie machen das freiwillig?!", entsetzt sah er mich an.
"Ja, klar! Was machen Sie beruflich, wenn ich fragen darf?", erkundigte ich mich dann. Öffentlich musste es ja, wegen der Erwähnung der Fans, auf jeden Fall sein.
"Sänger, aber eigentlich müssten Sie mich kennen", erwiderte er, und schob seine Sonnenbrille hinunter, damit ich ihn besser ansehen konnte. Das Gesicht kam mir bekannt vor, aber mehr auch nicht. Schon wieder so einer, der behauptete, dass man ihn kennen müsse. Lebte ich etwa hinter dem Mond?
"Sie kommen mir tatsächlich bekannt vor...", murmelte ich. "One Direction, oder wie die Band hieß?", fügte ich dann spaßeshalber hinzu, weil das bisher ja eigentlich immer der Fall gewesen war. Als er nickte, war ich jedoch baff. Was?! Hatte ich etwa gerade den vierten von fünf kennengelernt?
"Name?", fragte ich dann noch nach.
"Zayn Malik", war seine knappe Antwort und ich grinste wissend.
"Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung! Perrie hat so Einiges erzählt, letztens", ich schüttelte ihm die Hand.
"Du kennst Perrie?", fragte er und ich nickte.
"Klar, sie ist total nett. Ich wette, mich kennst du auch", fügte ich dann hinzu und grinste in mich hinein. "Sagt dir der Name Sara etwas?" Ich war ungefragt zum Du übergegangen.
"Sara?!", er sah mich entsetzt an. "Oh Gott, das glaub ich nicht! Du hast letztens mit Perrie telefoniert? Und... Oh man, das ist jetzt echt genial", grinste er und umarmte mich spontan. Gut... Okay, ich stell dann mal keine merkwürdigen Fragen, in Ordnung? Was hatten die nur alle mit meinem verdammten Namen? Liams Erklärung glaubte ich sowieso nicht, das war ja klar. Vielleicht würde ich das ja doch noch irgendwann herausfinden. Man konnte garantiert aus Niall etwas herausholen, falls ich ihn jemals wiedersehen sollte. Was seiner Meinung nach ja kein Problem war.
Ich entdeckte eine Starbucks Filiale auf der anderen Straßenseite und zog den Sänger mit hinüber. Wir betraten den Laden und er senkte den Kopf, um nicht erkannt zu werden. Ich grinste nur vor mich hin und stellte mich an die Theke, um zwei Cappuccino zu bestellen. Zayn lief wie ein Hund hinter mir her, als ich beide Getränke zu einem der hinteren Ecktische balancierte. Wir setzten uns und Zayn erhob sofort das Wort.
"Also sag mal Sara, was ist dieses Disso-Zeug und warum weißt du so viel darüber?"
"Dissoziative Identitätsstörung!", empört sah ich ihn an. "Das ist nun wirklich nicht so schwer! Es gibt verschiedene Bezeichnungen für dieses Phänomen, beispielsweise multiple Persönlichkeitsstörung oder, umgangssprachlich, gespaltene Persönlichkeit. Das ist eine psychische Erkrankung, der betroffene Mensch hat dabei sozusagen Persönlichkeitswechsel. Du hast Mina anfangs höchstwahrscheinlich als Sina, die Kämpferin kennengelernt. Sina hasst es, dass sie auf der Straße lebt und wenn sie herauskommt, pöbelt sie irgendwelche Passanten an, so wie, glaube ich jedenfalls, dich."
"Sie ist mir eher gesagt um den Hals gefallen", bemerkte Zayn.
"Dann hast du Dawina kennengelernt. Sie ist die Herzliche, die immer so viel Liebe wie möglich an ihre Mitmenschen verteilen will. Leider schießt sie dann manchmal über das Ziel hinaus", seufzte ich. "Und Lisa hast du auch noch kennengelernt. Lisa ist fünf Jahre alt, und sie war gerade oben als ich kam. Du hast also eine Fünfjährige für das Verhalten von einer anderen angeschnauzt, das diese nicht mal mitbekommen hat. Kurz nachdem ich da war, kam Mina, sie ist sozusagen die Hauptperson. Es gibt noch tausende andere Personen, und ich kenne nicht einmal einen Bruchteil davon. Aber viele schaffen es ihr gesamtes Leben nicht, an die Oberfläche zu kommen", schloss ich vorerst und nippte an meinem Getränk.
"Wow", Zayn starrte mich an. "Woher weißt du so viel darüber?"
"Ich habe mich eben informiert", war meine einfache Antwort. "Wie sollte ich Mina sonst helfen? Sie wurde von ihren Eltern verstoßen deswegen, sie kann nicht zu einem Psychologen, das haben wir einmal versucht und es ist gründlich schief gegangen. Ich bin die einzige Bezugsperson."
"Das ist echt krass."
"Es geht, man gewöhnt sich schon daran. Ich habe nur immer Angst, dass ihr etwas passiert, aber ich kann sie unmöglich in meine Wohnung lassen. Sina würde abhauen, und dann hätte Mina noch mehr Angst vor sich selbst, das wäre nicht gerade förderlich."
"Verständlich", nickte der Sänger.
"Also wie gesagt, es tut mir leid was Dawina gemacht hat, aber Mina kann da gar nichts für...", entschuldigte ich mich nochmals.
"Schon vergessen", aufmunternd lächelte er mich an und ich ließ meinen Kopf auf die Tischplatte sinken.
"Ich breche irgendwann noch zusammen. Ich zähle schon gar nicht mehr, vor wie vielen Passanten ich Mina gerettet habe. Aber eine andere Lösung als die hier gibt es nicht. Ich habe schon ziemlich viel ausprobiert."
"Das glaub ich dir..." Sein Handy klingelte und ein Lächeln eroberte sein Gesicht als er auf das Display blickte.
"Hey Schatz!", begrüßte er den Anrufer fröhlich und ich vermutete sofort, dass es Perrie war. Sie redete eine Weile und er nickte zustimmend.
"Ja. Okay, dann komme ich gleich. Bis dann! - Ich liebe dich auch", er legte auf und sah mich an.
"Sorry Sara, ich muss los, Pez wartet. Du solltest auch mal nach Mina schauen", erinnerte er mich und wir standen auf. Am Ausgang des Cafés umarmten wir uns zum Abschied, und während Zayn die Fußgängerzone entlanglief, bog ich in Richtung der blauen Brücke ab, wo Mina auf mich warten sollte. Ich ging zügig, aber das Rennen sparte ich mir. Sie steckte ja zurzeit höchstwahrscheinlich nicht in Schwierigkeiten.
Als ich an der Brücke ankam, sah ich sie an der Betonwand knien. Sie hatte ihren Kopf zum Boden gebeugt und schien mit einem Stein zu sprechen. Lisa. Seufzend ging ich auf sie zu und tippte sie an. Mit dem Kleinkind kam ich zwar besser zurecht als mit Sina, aber man konnte sich mit ihr auch nicht richtig unterhalten.
"Lisa?", fragte ich vorsichtshalber nach und sie drehte sich zu mir um. Der Gesichtsausdruck war mir jedoch neu, deshalb handelte es sich vermutlich nicht um die Fünfjährige.
"Ich bin Rita!", erbost sah sie mich an.
"Hallo Rita, darf ich mich vorstellen? Ich bin...", wollte ich freundlich beginnen, doch sie schnitt mir das Wort ab.
"Dürfen Sie nicht!" Rita schien alles wörtlich zu nehmen was ich sagte - ein Sprachgenie also. Das Einzige, was mir im Umgang mit ihr spontan einfiel, war, die Sprache zu wechseln.
"Excuse-moi, je m'appelle Sara, et je suis une copine de Mina", stellte ich mich auf Französisch vor und hoffte, die Theorie mit der Sprache würde sich bestätigen. (Übersetzung: Entschuldige, ich heiße Sara, und ich bin eine Freundin von Mina)
"Ah ouais, je suis Rita. Mina, c'est ma sœur. Où est-ce que je suis maintenant? C'est London ici, n'est-ce pas?", fragte sie und blickte mich fragend an. (Übersetzung: Ah ja, ich bin Rita. Mina ist meine Schwester. Wo bin ich gerade? Das ist London hier, oder nicht?)
"Ouais", bestätigte ich. "Je dois aller à un studio de musique maintenant, c'est bon si je te laisse seul ici?" (Übersetzung: Ja. Ich muss jetzt in ein Musikstudio gehen, ist es okay, wenn ich dich hier allein lasse?)
"D'accord. Salut, Sara!" Sie zuckte nur mit den Schultern. (Übersetzung: Einverstanden. Bye, Sara)
"Salut, Rita!" Ich verabschiedete sie ebenfalls und ließ sie dann unter der Brücke, während ich mich auf den Weg in das Tonstudio machte. Verdammt, noch eine neue Identität, die Mina das Leben schwer machte. Und ich hatte gerade noch so meine letzten Französischkenntnisse zusammengerauft... Jetzt wo ich darüber nachdachte, fiel mir ein, wie dumm das war. Rita war Englisch scheinbar zu normal. Aber weil sie ja die Sprachkennerin war, sprach sie vielleicht auch Gälisch! Und das konnte ich um Einiges besser als Französisch... Ich schlug mir auf die Stirn und ging die Treppen hinunter in die U-Bahn-Station. Vielleicht beim nächsten Mal.
Hallo ihr Lieben!
Da bin ich also wieder mit einem neuen Kapitel im Gepäck. Ich hoffe es hat euch gefallen, das hatte ja nun einen ganz anderen Schwerpunkt als die vorherigen Kapitel.
Was haltet ihr von Mina und ihrer Krankheit? Was würdet ihr an Saras Stelle machen?
Findet ihr es in Ordnung, dass ich die Übersetzungen für den französischen Teil direkt dahinter geschrieben habe? Ich dachte so ist es übersichtlicher, als wenn das in den Fußnoten stünde.
Alles Liebe
Catrifa xx
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