08. Doesn't Matter

"Du bist ja genauso schlimm verfressen wie Niall." Harry steckte seinen Kopf durch die Küchentür und betrat die Küche vollends. Ich gab es ja zu, ich hatte mir nach der Banane noch drei Brote gemacht und auch noch diese in mich hineingestopft, als wenn es tagelang kein Essen mehr geben würde. Ich hatte nun mal nicht gerne Hunger!

"Niall ist schlimmer", mampfte ich, und konnte es bei ihm auch laut genug aussprechen. "Bei Titanic hat er eine ganze Ladung Popcorn verdrückt, also so drei oder vier Tüten Mais waren das schon."

"Ihr habt Titanic gesehen?", erkundigte Harry sich. "Wie lange kennt ihr euch denn schon?"

"Seit, warte mal kurz, also auf dem Konzert habe ich ihn das erste Mal gesehen und Vorvorgestern haben wir uns zufällig getroffen und dann Titanic geguckt", berichtete ich.

"Also nicht länger als wir uns kennen", bemerkte er.

"Ja, stimmt eigentlich." Mir fiel das gar nicht negativ auf, weil ich oft schnell neue Menschen kennenlernte.

"Ich geh jetzt, frühstücken kann ich auch Zuhause, du musst dir leider was ausdenken, wenn ich El noch treffe", informierte Harry mich und wir gingen in den Flur.

"Tschau, ich melde mich", versprach er und zog sich seine Schuhe an. Seine weiteren Klamotten lagen wie immer auf dem Boden verstreut, und er hob sie nacheinander auf.

"Oder ich melde mich", grinste ich.

"Ja genau", er beugte sich zu mir hinunter und küsste mich kurz auf den Mund. Bitte sehr, wenn er unbedingt wollte, ich hatte jedenfalls kein Problem damit. Küssen konnte Harry Styles auf jeden Fall. Ich intensivierte den Kuss und wurde sogleich von ihm gegen die Wand gedrückt. Es fühlte sich einfach gut an, so intensiv geküsst und begehrt zu werden, und bewusst hatte ich das schon viel zu lange nicht mehr gehabt. Harry fuhr mit seiner Zunge über meine Lippen und ich öffnete meinen Mund leicht. Ich wusste, dass unsere Anziehung zueinander rein körperlich war, was mich umso mehr darin bestärkte, meine Hände in seinen Haaren zu vergraben und mich geradezu in ihnen festzukrallen, als mich eine Welle von Lust überschwemmte. Seine Hände wanderten unter das Top, das ich mir schnell übergeworfen hatte und er machte Anstalten, es mir wieder auszuziehen, als ich ihn von mir wegdrückte.

"Wir machen das nächste Mal weiter", keuchte ich außer Atem, reichte ihm seine Sonnenbrille und schob ihn aus der Tür in den Hausflur.

"Komm schon, beeil dich!", wies ich ihn an und er stolperte hinaus, woraufhin ich die Tür zu knallte. Es tat so wahnsinnig gut, mal wieder wirklich geküsst zu haben, auch wenn es mit einem Kribbeln im Bauch noch interessanter gewesen wäre, aber dann hätte ich bald Probleme, die ich nicht haben wollte. Probleme, die mit der Liebe zusammenhingen, und bei mir endete das meistens damit, dass ich wochenlang mit einem riesigen Vorrat an Eis in meiner Wohnung eingeschlossen war und nicht herauskam. Das letzte Mal, als mir das passiert war - vor ungefähr zwei Jahren - hatte nur ein glücklicher Zufall mich aus meiner Depressivität reißen können. Oder unglücklich, das kam ganz auf die Sichtweise an. Allerdings war das eine andere Geschichte.

Es klingelte an der Wohnungstür und ich betete zu Gott, dass El Harry nicht begegnet war. Gut, ich hatte keine ausgeprägte Beziehung zu Gott, aber vielleicht konnte er ja mal für mich einspringen, wenn ich ein Problem hatte. Als ich jedoch Els Blick sah, rutschte mir das Herz in die Hose und ich überlegte, nie wieder ein Wort mit Gott zu wechseln. Der hatte mich eiskalt übergangen!

"Willst du mir erklären, aus welchem Grund mir gerade Harry Styles entgegenkam, als ich die Treppen hochgegangen bin? Mit verstrubbelten Haaren, als hätte er gerade einen ziemlich heißen Kuss hinter sich, im Zusammenhang vielleicht mit einem One-Night-Stand?", fauchte sie mich an. "Ich hätte dich echt nicht für so eine Bitch gehalten." Und ich hätte Eleanor nicht für eine Anklägerin gehalten. Scheinbar war sie doch nicht das süße Mädchen von nebenan, für das ich sie bisher gehalten hatte.

"Ich, ähm, meine Nachbarin hat eine Vorliebe für Stars und One-Night-Stands?", versuchte ich, mich herauszureden, doch El zog nur eine Augenbraue hoch.

"Hast du nicht eine bessere Erklärung?"

"Wenn du Zeit hast, kann ich dir gerne die Wahrheit erzählen, zusammen mit der Liebesgeschichte, aber wie gesagt, das könnte dann doch etwas länger dauern", schlug ich vor.

"Ich habe Zeit, solange du eine gute Erklärung hast, die dich nicht als Schlampe darstellt."

"Die habe ich", versicherte ich ihr. Irgendwie vertraute ich El so weit, dass ich beschloss, ihr die ganze Geschichte zu erzählen.

Wir setzten uns aufs Sofa und ich begann zu erzählen.

"Oh Gott", El starrte mich an. "Nicht dein Ernst?"

"Doch", ich nickte. "Du kannst den Mund übrigens auch wieder zu machen, ich denke du hast zum Ausdruck gebracht, wie fassungslos du bist", grinste ich dann. Ich konnte schon wieder lachen. Im Nachhinein wirkte eine Sache immer witziger als sie tatsächlich war, und mir fiel es nicht mehr schwer, darüber zu reden. Ich hatte El zuerst die Sache mit Harry erzählt, die sie glücklicherweise verstanden hatte, und sie hatte auch versprochen, nichts weiter zu erzählen.

Durch El hatte ich von der guten Freundschaft zwischen Harry und Louis erfahren und ging davon aus, dass Harry Louis alles berichten würde.

Danach war ich auf meine Vergangenheit eingegangen, die nur wenige mit allen Details kannten. Dazu gehörten unter anderem Greg, El und ich, und noch eine gute Freundin von mir aus Irland, die es damals mitbekommen hatte. Diese Vergangenheit trug den Grund in sich, weshalb ich der Liebe gegenüber abgeneigt war. Ich konnte einfach nicht vergessen, was für Probleme ich damals durch sie bekommen hatte.

El klappte den Mund zu, starrte mich aber weiterhin an.

"Ich werde nie wieder versuchen, dich mit irgendwem zu verkuppeln", versprach sie mir flüsternd. Ich wusste, dass sie das ernst meinte.

"Also so dramatisch ist es dann auch nicht", spielte ich herunter.

"Ich hätte an deiner Stelle längst Selbstmord begangen nach so einem Erlebnis. Oder, ach keine Ahnung." Sie brach ab.

"Alles gut! Es ist jetzt passiert und man kann es nicht ändern", beruhigend strich ich ihr über den Arm. "Stell dir vor, du hättest einfach nur in einem Buch davon gelesen", schlug ich vor.

"Das kann ich mir nicht vorstellen. Es wirkt zu real." So langsam wurde es wirklich nervig, wie sie mich die gesamte Zeit anstarrte.

"El, stell dir einfach vor es wäre wie vorher und du würdest die Geschichte nicht kennen, wir schauen jetzt einen Film, so geht das nicht weiter!", bestimmte ich und ging zum Filmregal. Der Film durfte nicht zu schlimm sein, aber ein bisschen Grusel durfte er schon beinhalten, um das Model von meiner Lebensgeschichte abzulenken. Auf meine kleine DVD-Sammlung war ich schon ein bisschen stolz, und sie hatte mir schon mit der ein oder anderen Problemsituation weitergeholfen.

"Hast du Moon schon gesehen?", erkundigte ich mich bei ihr.

"Nein", sie starrte zwar immer noch, aber immerhin konnte sie jetzt halbwegs normal antworten.

"Gut, dann schauen wir den jetzt, der ist nämlich nur beim ersten Mal gruselig", erklärte ich ihr, schob den Film in das Laufwerk und setzte mich wieder auf die Couch.

"Und los geht's...", murmelte ich.

"Iiieh, kotzt der gerade sich selbst mit Blut voll in diesem Astronauten-Anzug?", angewidert starrte El auf den Bildschirm. Die Ablenkung war erfolgreich gewesen, sie fragte sich jetzt schon, was das Geheimnis der Gesellschaft Lunar war.

"Jap", ich lächelte. Wenn man den Film schon mehrmals gesehen hatte, war der Nervenkitzel einfach weg.

"Warum zeigen die denn jetzt noch tausendmal die Kotze?", regte sie sich auf. "Wir haben denke ich verstanden, wie absolut ekelhaft das ist!"

Den ganzen Film über führte sie Selbstgespräche, was wirklich lustig anzuhören war.
"Das ist ja mal ein blödes Ende, da weiß man ja nicht, ob er Eve gefunden hat, oder nicht!", jammerte sie, als der Film zu Ende war.

"Das stimmt, das Ende ist nicht gerade gut", gab ich ihr Recht. Aber der Film hatte seinen Job getan, immerhin wurde ich nicht mehr merkwürdig angestarrt. El sah auf die Uhr.

"Oh Gott, ich muss los, Louis kommt in einer dreiviertel Stunde nach Hause", ließ sie sich plötzlich vernehmen und sprang auf.

"Danke, dass du mir das alles erzählt hast, das war echt lieb von dir, und ich bin beeindruckt, dass du mir bereits so sehr vertraust", bedankte sie sich und zog im Flur schnell ihre Schuhe an. "Ich werde nichts davon weitersagen was hier heute passiert ist, und ich sage Harry auch, dass er sich keine Sorgen machen soll."

"Danke, dass du mir zugehört hast", bedankte ich mich ebenfalls. "Es tut mir manchmal gut, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen, um nicht dieselben Fehler noch einmal zu machen." Das tat es wirklich. Eigentlich kam ich nie dazu, so wirklich offen über meine Vergangenheit zu reden. Vor allem, ohne dass ich verurteilt wurde. Ich hörte mir immer nur die Probleme anderer Menschen an.

"Gerne", sie lächelte mich an und verabschiedete sich dann. "Wir treffen uns garantiert bald wieder!"

"Bye!" Sie verschwand durch die Wohnungstür und nahm die Treppenstufen im Eiltempo, ich hörte nur noch ihre Absätze klacken und schloss die Tür.

Es wurde nun dringend Zeit, dass ich mal wieder übte, also setzte ich mich ans Klavier und verbrachte dort den ganzen restlichen Tag.

Nach dem Abendessen realisierte ich, dass ich morgen früh eine Vorlesung in der Uni hatte und legte mich dann mit meinem Buch schlafen, nachdem ich endlich mal meinen Weckton geändert hatte.

Rassel, rassel, klack klack, rassel, rassel
Genervt schlug ich auf den beschissenen Wecker ein. Der Piepton war sehr viel angenehmer!
Warum hatte ich den nochmal geändert? Ach ja, er hatte mich genervt. Mist. Wovon sollte ich mich jetzt denn wecken lassen? Von einem krähenden Hahn? Eigentlich war das jetzt egal, darüber konnte ich mir heute Abend auch noch Gedanken machen. Seufzend schwang ich meine Beine über die Bettkante und setzte mich somit auf den Bettrand. Müde wischte ich mir den Schlaf aus den Augen und räkelte mich. Dabei gähnte ich und war kurz davor, wieder ins Bett zu fallen und weiter zu schlafen. Die Uni begann einfach viel zu früh! Ich erhob mich mit einem weiteren Seufzen und begab mich ins Bad, wo ich mich zuerst unter die Dusche stellte, um richtig wach zu werden. Durch das kalte Wasser erlitt ich zuerst einen kleinen Schock, war nach der ausgiebigen Dusche jedoch hellwach. Ich zog mich an und trug ein wenig Make-Up auf.

Auf dem Weg in die Küche schmiss ich meine Tasche, sowie meinen Laptop in den Flur und machte mir dann schnell ein Müsli. Eigentlich brauchte ich immer viel zu essen, aber ich konnte mir in der Uni zum Glück in der Cafeteria etwas kaufen. Nachdem ich das Müsli heruntergeschlungen hatte, schnappte ich mir meine Jacke sowie meine Tasche und ging aus meiner Wohnung. Den zehnminütigen Weg zur Uni brachte ich schnell hinter mich, und als ich auf dem Campus ankam, ging ich zuerst in die Cafeteria, um mir ein Brötchen zu kaufen. Vor mir in der Schlange stand Finja, die sich begeistert zu mir umdrehte.

"Ich habe mich mit Ben getroffen!", quietschte sie vor lauter Freude. "Und ich, also ich hab's echt geschafft, ihm davon zu erzählen, und er war so super süß! Er wollte mich erst trösten, und mich in den Arm nehmen, aber dann ist ihm eingefallen, dass das ein bisschen schlecht wäre und wir haben uns noch ziemlich viel unterhalten. Und zum Abschied hatte ich plötzlich das Gefühl, ihn umarmen zu müssen und hab's dann einfach gemacht, er war so mega überrascht, aber hat sich total gefreut und ja... Wir treffen uns jetzt regelmäßig!", schloss die den Kurzbericht mit einem fetten Grinsen auf dem Gesicht.

"Klasse!", freute ich mich für sie und drückte sie kurz. "Dann brauchst du mich ja gar nicht mehr!"

"Ich wette, ich schaffe es, noch ein paar neue Probleme dazuzubekommen", lächelte sie. "So bin ich eben."

"Ach, ist ja nicht schlimm."

Während Finja einen kleinen Salat bestellte, begann ich, über meine Helferposition im Leben meiner Freunde nachzudenken. Mir fiel auf, dass ich scheinbar wirklich hilfreiche Tipps geben konnte, und grinste in mich hinein. Ich konnte fast schon eine Liebesproblem-/Beziehungsratgeber-Stelle aufmachen, und überall in der Uni Flyer verteilen. Ich war schließlich auch nicht ganz erfolglos. Dann konnte ich das Musikstudium abbrechen und anderen Leuten bei den Problemen mit der Liebe helfen. Und ich war echt eine typisch klischeehafte Beziehungsratgeberin: Schließlich bekam ich selber nichts auf die Reihe, aber versicherte anderen immer glaubhaft alles, was mit der Liebe zusammenhing, obwohl ich selber nicht daran glaubte. Krass. Konnte man in dem Geschäft eigentlich mehr Geld verdienen, als in der Musikbranche? Gut, es kam immer darauf an, wie gut man war. In der Musik konnte ich das zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht bestimmen, aber in der Beziehungsbranche hatte ich ja doch Erfolge mit meinen Methoden. Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. Ich war echt schon so krank und geschädigt, über einen Beruf als Beziehungsratgeberin nachzudenken! Vielleicht hatte ich auch einfach zu wenig geschlafen. Aber, hey, das war doch bei meinem Leben auch verständlich, oder? Und mit Harry konnte ich sicher super Werbung dafür machen... Wobei ich ihn eigentlich nicht für so etwas ausnutzen wollen würde. So jemand war ich einfach nicht. Abermals schüttelte ich meinen Kopf, nahm das Brötchen entgegen und machte mich auf den Weg in das Haus, wo ich jetzt eine Vorlesung hatte. Tontechnik. In der Eingangshalle begegnete mir Kayla und wir sahen gemeinsam auf das Schwarze Brett nachdem wir uns begrüßt hatten.

"Mist!"


Hallo ihr Lieben!

Bisher gab es ja noch nicht so die Gelegenheit für Cliffhanger, aber jetzt kommt es so langsam. Was ist da wohl los, habt ihr Vermutungen?

Entschuldigt bitte, dass das Kapitel einen Tag zu spät da ist, ich habe es gestern einfach vergessen, weil ich den ganzen Tag Uni hatte. Ich hoffe es hat euch gefallen (:

Liebe Grüße
Catrifa xx

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top