Die Beerdigung
,,Hope! Wir müssen los!"
Ich schaue in den Spiegel. Es ist schrecklich. Mein Anblick ist einfach nur schrecklich. Mein Bruder würde sich sicherlich für mich schämen. Meine Augen sind rot vom ganzen Weinen. Nicht einmal die Wasserfeste Mascara bleibt länger als 5 Minuten drauf.
,,HOPE!"
,,Ja, ich komme ja schon."
Ich streiche mein Kleid nochmal zurecht. Meine Haare sind zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden. Vincent mochte es , wenn ich die Haare so trug.
Meine Mutter wartete schon ungeduldig im Auto.
,,Na also. Wurde ja auch mal Zeit."
Ich verdrehe nur die Augen und schaue aus dem Fenster. Wie kann sie nur so normal mit der Sache umgehen? Ich habe sie bis jetzt kaum weinen gesehen. Als sie mir gesagt hatte, Vincent sei tot, war sie auch ganz komisch. Bei mir hörten die Tränen nicht zu kullern auf.
Bei der Kirche angekommen, sah ich sie alle. Ihre mit Mitleid gefüllten Gesichter. Das sind all' die Menschen, die eigentlich kaum etwas mit uns zu tun haben. De die vor uns einen auf besten Freund taten und hinter unserem Rücken lästerten. Was zum Teufel machen sie eigentlich hier? Ich dachte es wird eine kleine Trauerfeier unter Familie !?
*20min. später*
„Mom, ich gehe mal an die frische Luft." Sie nickt.
Ich musste raus. Diese Stille. Der Sarg, der geschlossen ist, weil sein Gesicht so sehr zertrümmert ist, dass man ihn vielleicht garnicht wiedererkennen würde. Das ist mir einfach zu viel. Ich kann und werde niemals damit umgehen können. Es ist einfach so. Meinen Bruder und mich gab es schon immer nur im Doppelpack und jetzt ist er weg.
Ich lasse mich gegen einen Baum fallen. Ich habe mir eigentlich vorgenommen heute nicht zu weinen. Leider klappt das nicht wirklich. Ich habe keine Ahnung, wie ich die Tränen aufhalten soll.
„Das wird schon!", höre ich eine Stimme sagen. Ich schaue mir über die Schultern. Ein wenig überrascht stelle ich fest, dass da eine für mich doch bekannte Person sitzt. Er reicht mir ein Taschentuch.
„Es wird alles gut!"
„Woher bist du dir da so sicher?"
„Naja , ich weiß es einfach."
Ich zucke mit den Schultern. Er steht auf und reicht mir seine Hand.
„Komm mit!", sagt er.
„Wohin?"
„Würde ich wollen, dass du es weißt, hatte ich doch gesagt wohin du mich begleiten sollst. Also?"
„Ich kann leider nicht. Mein Bruder wird beerdigt."
„Dein Bruder interressiert es sowieso nicht. Außerdem findest du ihn morgen genau hier. Er wird nicht mehr weglaufen. Entschuldige, aber es bringt weder ihm noch dir etwas, wenn du hier sitzt und weinst. Außerdem würde ich gerne das Mädchen kennenlernen, dem ich das Leben gerettet habe. Sehe es so, dass du mir noch was schuldig bist.", gab er grinsend von sich.
„Ja du hast ja recht. Allerdings kenne ich dich nicht mal. Also ich könnte dich an deinen Augen sofort wiedererkennen aber deinen Namen weiß ich zum Beispiel auch nicht. Was ist wenn du mich entführen willst?"
„Ich werde diese Aussage jetzt einfach nicht als beleidigend wahrnehmen. Ich bin Liam. Mehr brauchst du nicht wissen."
Er streckt mir wieder seine Hand entgegen.
„Du kennst jetzt meinen Namen. Ich kenne deinen. Fazit? Wir kennen uns offiziell. Jetzt komm endlich."
„Okay"
Ich nehme seine Hand und folge ihm.
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