-30- Vorher/Nachher


Liebes Tagebuch,

ich habe dich wohl in letzter Zeit ein wenig vernachlässigt. Tut mir Leid! Aber wie auch, wenn in den letzten Wochen so unglaublich viel passiert ist? Ich kann es selbst noch nicht glauben, aber David und ich sind wieder zusammen und meine erste Woche auf Tour habe ich gut überstanden! Es ist unglaublich aufregend und so schön. Oh Gott, ich höre mich an wie ein über die Blumenwiese hüpfendes verliebtes Wesen aus einer romantischen Komödie, aber ich kann nicht anders! Es fühlt sich einfach richtig an, wieder bei ihm zu sein. Und ihm bei den Konzerten zuzusehen ist toll, er macht das, was er liebt und es ist großartig (und wer will keinen Rockstar, der einem Liebeslieder singt?). Auf eine merkwürdige Art und Weise bin ich neidisch auf ihn. Er hatte immer diesen Traum.

Ich muss an diese eine Konversation vor fünf Jahren zurückdenken, in der wir meine peinliche Zimmerdekoration, die aus Bravo-Postern bestand, betrachteten und über unsere Träume redeten. Er hat es geschafft, er lebt seinen Traum und jedes Mal, wenn er auf der Bühne steht, strahlt er. Er ist wohl wirklich ein Star (hast du den schlechten Witz verstanden? Star, strahlen haha... nein? Okay, tut mir Leid, ich halte mich ab jetzt zurück). Und hier bin ich, sitze in BWL fest und langweile mich zu Tode. Und das alles, weil ich zu viel Angst hatte. Ich muss es mir eingestehen, es lag nicht an der dummen Eileen, die sagte Journalismus ist zu schwer. Jedenfalls nicht nur. Printmedien sterben aus, man hat eh fast keine Chance, willst du arbeitslos sein? BWL ist eine sichere Bank. Hätte ich womöglich nicht auf all das hören sollen? Ich bin verwirrt.

Wenn ich an David und mein Gespräch zurückdenke, kommt es mir vor als wäre es aus einem anderen Zeitalter, so weit weg fühlt es sich an und gleichzeitig ist es so real, weil alles – mit ihm zusammen sein, mit ihm reden und lachen, ihn festzuhalten; wie ein Déjà-vu ist. Gleichzeitig aber auch nicht. Es ist schwer zu erklären. Die drei Jahre, in denen wir getrennt waren, haben uns beide verändert. Allein, wenn ich in ansehe, sehe ich Unterschiede und ich vergleiche ihn immer noch mit dem David vor drei Jahren.

David hat sich verändert. Er ist ein zwei Zentimeter größer geworden, um einiges breiter und er hat schon drei graue Haare, aber eigentlich darf ich das gar nicht weitererzählen (also das mit den grauen Haaren). Er ist misstrauischer gegenüber neuen Leuten, gestresster und alles in allem erwachsener. Aber ich denke, wenn man ein Jahr lang neugierigen Journalisten, skrupellosen Managern und Paparazzi ausgesetzt ist, verändert man sich zwingend. Und mit dem Terminkalender wäre ich bestimmt auch gestresst. Früher war es David einer, der unheimlich gerne irgendwelche Leute angelabert hat und mich immer beruhigt hat, wenn ich gestresst war. Er war eigentlich der lockerste Kerl, den ich kannte. Außer der dauerbekiffte Kerl aus meinem Mathe-LK, der aber wirklich sehr nett war, einmal hat er mir amerikanische Pfefferminzbonbons geschenkt! Aber ich schweife ab.

Jetzt laufen wir beim Sightseeing mit Kappe, Sonnenbrille und langen Schals rum. Versuchen nicht mit anderen zu reden und die Bodyguards 20 Meter hinter uns zu ignorieren. Wir geraten in Unruhe, wenn wir aus Versehen auf uns gerichtete Kameras sehen. Es ist so anders.

Aber ein paar Dinge sind noch wie früher, er fragt mich zum Beispiel immer noch jeden Morgen, wie ich geschlafen habe, er hat immer noch zwei Arme und Beine, macht immer noch Kopfstände vor Auftritten, ist immer noch ein cooler Typ und ich bin immer noch verliebt in ihn und ich denke, das ist doch eine ganz gute Vorher-Nachher Bilanz. Die wichtigen Dinge in unserer (bisher einwöchigen) Beziehung sind geblieben. Er liebt mich, ich liebe ihn, wir haben Spaß und ich bin glücklich (für sein Glück kann ich jetzt nicht garantieren, aber er lächelt oft, also denke ich es ist okay :D).

Morgen ziehen wir dann weiter nach Miami und gerade schlafen alle noch. Alles ist friedlich. In all der Hektik, eine Tour ist nämlich sehr stressig, ist es ganz schön ein paar ruhige Stunden auf seiner superbequemen Fensterbank im 5 Sterne Hotel mit Zimmerservice zu haben. Ach, was bin ich bloß für eine Angeberin. Mein zukünftiges Hartz IV- Ich wird sich zu diesem Moment zurücksehnen.

Aber die Band an sich finde ich auch sehr nett, nur flirtet mir Jake zu viel mit-

„Jolie, was machst du?", reißt mich eine verschlafene Stimme aus dem konzentrierten Tagebuchschreiben. „Ich schreib nur ein bisschen Tagebuch.", grinse ich David von der Fensterbank aus an. Sie ist gepolstert und man hat einen tollen Ausblick über die amerikanische Stadt, deren Name ich vergessen habe. „Komm wieder ins Bett...", murmelt er. „Warte kurz.", sage ich abwesend und beende meinen Eintrag. „Für immer." Ich schnaube: „So sentimental am Morgen?" „Bin noch in einer Traumwelt... Komm her ich will kuscheln und so.", gähnt er.

Sarah. Mal sehen wie das ausgeht. Bis zum nächsten Mal, meine Dienste werden benötigt (haha! Ich schwöre, nur Kuscheldienste, wir wollen ja FSK 12 bleiben).

Joëlle

 
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Hallo Leute,

wir nähern uns dem Ende (nur noch 3-5 Kapitel, hab mich noch nicht festgelegt)! Und ich bin sehr aufgeregt, das wird meine erste "richtige" fertig gestellte Geschichte und es hat auch lang genug gedauert...

Jetzt wo sie sich gefunden haben:

Was glaubt ihr wird noch passieren?

Ich bin gespannt auf eure Meinungen :)

Liebe Grüße,
-alterade

P.S.: Spoiler: keiner meiner Charaktere wird einem spontanen, tragischen Autounfall zum Opfer fallen.

Das sei schon mal gesagt. Ich hasse die spontanen Autounfälle in solchen Büchern. Einfach nur ein Ausdruck von Unkreativität und "es muss etwas dramatisches passieren".

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