-29- Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann
Nachdem wir das ganze Wochenende in burkaähnlicher Verkleidung (um keinen Paparazzi aufzufallen) alle Sehenswürdigkeiten New Yorks abklappern und es genießen wieder zusammen zu sein, drängt sich eine Frage auf, die mir des Nachts keine Ruhe lässt. Wie wird es weitergehen?
Wann gehe ich nach Hause? Wie komme ich überhaupt nach Hause? Und wie ernst ist das Ganze? Trennen wir uns, wenn ich wieder zurück nach Deutschland gehe? Leider bin ich nicht wie Sarah, die Beziehungen eher locker sieht und ungefähr nie Liebeskummer hat. Ich vergrabe mich gerne tief in meine Gedanken, stelle mir mögliche zukünftige Ehen und Kinder vor und vor allem kann ich nicht aufhören mir Sorgen zu machen.
„Alles gut, Jolie?", fragt mich David. Ich schrecke aus meinen Gedanken auf. „Was?" Er lacht auf und gesellt sich zu mir ans Fenster unseres riesigen Hotelzimmers. „Alles in Ordnung?", fragt er liebevoll und legt eine Hand an meine Taille. „Ich mache mir nur Gedanken.", murmele ich. „Ich denke dafür ist das Gehirn da.", erwidert er und zwinkert. Ich verdrehe die Augen. „Ha. Du Witzbold." „Benutzt man dieses Wort überhaupt noch?" „Wenn man dich sieht schon.", grinse ich. Gegeben. Nun ist er an der Reihe seine Augen zu verdrehen.
„Ich denke wir müssen reden.", sage ich nach einer Weile, in der wir melancholisch aus dem Fenster im 37. Stock auf die leuchtenden Lichter der Stadt schauen. „Willst du jetzt schon Schluss machen?", erkundigt David sich gelassen. „Weißt du, manchmal frage ich mich wirklich, warum ich mit dir zusammen bin. Aber nein, heute nicht. Ich frage mich nur... naja, wie das mit uns weitergehen soll?", frage ich vorsichtig und schaue ihm in die Augen. „Warte kurz.", sagt er und verschwindet aus der Tür. Was soll das denn?
In der Zeit, in der ich auf David warte, hätte ich meine Fußnägel lackieren, einen Marathon rennen und mir alle 5930 Folgen von GZSZ anschauen können. Jedenfalls fühlt es sich so an. Aber im Ernst, was soll das denn? Ich schnaube wütend. Da frage ich ihn eine ernsthafte, die Zukunft entscheidende Frage und er haut einfach ab? Klar, „Was willst du heute Abend essen?", ist auch eine zukunftsentscheidende Frage, aber unsere Beziehung ist mir weitaus wichtiger als ein Abendessen! Wie kann er da einfach verschwinden?
Zehn Minuten vergehen, zwanzig Minuten vergehen. Ich schaue abwechselnd auf die Uhr und zur Tür. Was für ein Idiot, denke ich mir. Was soll ich jetzt tun? Das ist alles andere als kurz. Idiot. Was wäre denn so schlimm daran gewesen „Ich weiß nicht.", statt „Warte kurz." zu sagen? Ich komme mir vor wie eine idiotische, von Liebe geblendete und ergebene Freundin vor. Was macht David nur so lange? Ist er wie einer der Väter, die sagen, sie gingen nur kurz Zigaretten holen und mit einer anderen Frau durchbrennen? Ist er überfallen worden? Hat er womöglich einfach nur Magen-Darm und sitzt ohne Klopapier auf dem Klo fest? Tausend schreckliche Szenarien durchfluten mein auf Hochgeschwindigkeit rasendes Gehirn.
Nach 40 Minuten kommt Sarah rein und wir spielen hingebungsvoll Stadt, Land, Fluss. „Bist du dumm? Wie kann einem kein Fluss mit R einfallen?", lacht Sarah mich aus. Was soll ich sagen? Meine Gedanken sind woanders und im Ernst, wen interessieren denn Flüsse? „Rhein, Rhône, Ruhr, Rio Grande...", zählt sie auf. „Sarah, du weißt, dass ich immer Vieren in Erdkunde hatte.", seufze ich desillusioniert. „Aber du hast mal in Mainz gewohnt! Wie kann man da denn bitte den Rhein vergessen?", verzweifelt sie. „Ich-", beginne ich. Es klopft an die Tür. „Ja?", fragt Sarah. „David sagt, ihr sollt ins Arbeitszimmer kommen. Das mit dem Schreibtisch und so.", ruft Max. Diese Suite hat wirklich alles.
„Kommt rein.", ertönt es aus dem Zimmer. Unsicher trete ich ein und stolpere fast über den Kopf des Bärenfells. Merkwürdige Inneneinrichtung. Am Fenster steht Davids dunkle Gestalt. Er blickt auf die Stadt herunter. Sarah und ich schauen uns verwirrt an. Ich fühle mich wie im falschen Film. Er dreht sich um und bedeutet uns, uns hinzusetzen. Er nimmt auf der anderen Seite des Mahagonischreibtischs Platz. Und die ganze Zeit über streichelt er diese Katze.
„Ich habe ein Angebot für euch. Ein Angebot, das ihr nicht ablehnen könnt.", sagt er langsam und streichelt die Katze in seinem Arm.
Sie beißt ihn. „Au! Katze!", beschwert er sich, „Wie dem auch sei, Jolie, du hast gefragt, wie das Ganze weitergehen soll. Wie wärs, wenn ihr einfach bis Ende der Tour bei uns bleibt? Ihr habt ja noch Semesterferien und die Tour dauert nur noch 6 Wochen. Unser Management hat genug Geld, um euch ein Zimmer und einen Flug zurück zu buchen, den Rest der Zeit sind wir mit dem Bus unterwegs und ich hab alle gefragt und sie sind damit einverstanden. Wir organisieren alles, ihr müsst euch keine Gedanken machen. Was sagt ihr?", fragt David hoffnungsvoll. „Okay!", ruft Sarah fröhlich.
„Ich weiß nicht.", sage ich. „Was?", platzt es simultan aus David und Sarah raus. „Es ist nur so eine lange Zeit und keine Ahnung, was ist wenn, ach ich weiß nicht..." „Ich lass euch mal allein.", sagt Sarah und verschwindet unauffällig. „Was ist los, Jolie?", fragt David ernst. „Ich weiß nicht. Das ist alles so neu und so viel auf einmal. Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen und jetzt sind wir wieder zusammen und du bist reich und berühmt und ein Rockstar und das ist alles so... anders.", versuche ich mein verwirrtes Selbst zu erklären. „Aber genau deshalb will ich ja, dass du bei mir bleibst. Erstens, will ich dich nicht gleich wieder hergeben. Und zweitens, das, dieses Leben das ich jetzt führe, es gehört zu mir. Ich habe mich verändert, aber so ist das eben. Und deswegen will ich, dass du mich begleitest. Damit du weißt, wer ich jetzt bin. Wenn es dir zu viel ist, dann musst du nicht sechs Wochen bleiben, ich kann das verstehen. Dann besuche ich dich eben später in Deutschland. Aber bitte, lass es uns versuchen.", er nimmt meine Hand in seine und lächelt mir zu. Ich erwidere sein Lächeln: „Okay. Ein Neuanfang also?" „Ich würde eher sagen, ein Neu-kennenlernen.", sagt er und gibt mir einen Kuss.
„Kann ich vielleicht die Katze streicheln?", frage ich.
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Hey Leser,
Es tut mir wirklich Leid, aber ich bin wieder da und ihr müsst Kapitel lesen.
Lasst doch ein paar Meinungen und Kommentare da! Kritik wäre mir auch Recht, jetzt da ich nichts zu tun habe, würde ich die Story gern ein wenig verbessern.
Liebe Grüße,
-alterade
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