Jede Liebesgeschichte hat 2 Seiten, deswegen meldet sich jetzt David zu Wort.

Nachdem ich mich von Jolie getrennt hatte, fühlte ich mich leer. Es war so einfach gewesen sie zu lieben, und ziemlich schwer, sich von ihr zu trennen. 

Ich habe es 5 Minuten später bereut. Lüge, ich habe es in der Sekunde bereut, in der ich die Worte ausgesprochen hatte. Doch es war zu spät, zurück zu rudern und mein Verstand hatte eine Entscheidung getroffen. Die wenigsten Menschen heiraten ihre High School Freundin, das wurde mir immer wieder eingetrichtert. Ich musste realistisch sein. Ehrlich gesagt, ich habe nicht daran geglaubt, dass wir eine Fernbeziehung für immer aufrecht erhalten konnten. Ich habe keine Zukunft für uns gesehen. Sie war tausende von Kilometern weit weg.

Es hätte zwei Optionen gegeben: sie könnte zu mir nach Amerika ziehen, oder ich zu ihr. Ich war so jung, sie ebenso. Ich hätte niemals verlangt, dass sie ihr Leben aufgeben sollte und zu mir kommen sollte. Vor allem nicht, da ich nicht wusste, was aus uns wird! Aber ich weiß nicht, ob ich es für sie getan hätte, deswegen habe ich diese Option nie ausgesprochen. Denn wie gesagt, wir waren jung und es gab noch so viele andere Mädchen und Chancen. Und so entschied ich mich für Option 3. Was für ein Fehler.

Wer hätte gedacht, dass Jolie so ein Glückstreffer war? Sie war schön, klug, interessant, witzig, unheimlich nett, einfühlsam und so verdammt sexy. Sie war perfekt. Und kein anderes Mädchen konnte es mit unserer in meiner Erinnerung idealisierter Beziehung aufnehmen. Unsere Beziehung erschien mir im Rückblick immer besser und wundervoller und es verging selten ein Tag, an dem ich mich nicht fragte, wie es ihr wohl ging.

Ich hatte gesagt, dass ich wissen wollte, wie es ihr geht. Deswegen waren wir facebook-Freunde geblieben, ich habe ihr zum Geburtstag gratuliert und so. Aber wir haben nie wieder miteinander geredet. Kurz danach haben Sarah und ich ein wenig miteinander geschrieben, weil ich wissen wollte, ob Jolie es verkraftet hatte. Danach fühlte ich mich nur noch schlechter und so beschloss ich auch das einzustellen. Nicht, dass es keine Überwindung war sie nicht anzurufen, wenn ich samstagnachts betrunken rumlag, oder sie nicht anzuschreiben, wenn ich sah, dass sie bei facebook online war. Aber ich wollte ihr nicht noch mehr Kummer zufügen.

Also das heißt jetzt nicht, dass ich 3 Jahre lang Single war und abstinent gelebt habe. Ich meine ich war auf dem College! Neben meinem Architekturstudium hatte ich schon meinen Spaß und mehr oder weniger ernsthafte Beziehungen (aber meistens eher weniger ernste), doch es klappte nie wirklich. Charlie, die ernsthafteste meiner weniger ernsthaften Beziehungen, sagte mir als wir uns trennten : „Dann bleib doch mit deiner Ex in deinem Kopf zusammen!" Das traf es ziemlich gut auf den Punkt. Wer wollte schon einen Kerl, dessen Herz nie ganz für sie da war. Das, was Charlie gesagt hatte, gab mir ziemlich zu denken.

Danach war alles anders. Das war fast 2 Jahre später und ich wunderte mich, dass ich so lange gebraucht hatte, um ganz über sie hinweg zu kommen. Ich denke, ich habe nur ein wenig Ablenkung gebraucht und als Jane, meine verrückte Nachbarin mich eines Tages zur Karaokebar schleppte, fand ich die Ablenkung und meine Band mich.

Es ging schnell. Nach einer Weile proben und Songs covern wurden wir das erste Mal für Hochzeiten und Abschlussbälle gebucht. Jane, die uns fleißig unterstütze, schrieb alle möglichen Leute an, schickte Demo CDS überall hin und sorgte so für unsere ersten Auftritte. Nach einer Weile kam Max mit einem furchtbaren Song an und ich wettete, dass ich einen besseren schreiben könnte und so entstand „My Grey-Blue-Eyed-Girl" und er entstand nicht in hinterher trauernder Weinerlichkeit, sondern im Rückblick auf eine echt schöne Beziehung. Ich glaube als ich dieses Lied geschrieben habe, wollte ich nur, dass sie weiß, dass ich sie immer irgendwie lieben werde.

Danach ging alles hoch. Wir bekamen einen Plattenvertrag, wurden gezwungen Sport zu machen, damit kleine Teeniegirls unsere heißen Körper anbeten konnten und sollten das One-Direction-Image bekommen. Dann drohten wir auszusteigen und wir durften mehr wie wir selbst sein. Ich musste mir trotzdem die Haare schneiden, aber ehrlich gesagt sehe ich schon besser damit aus. Wurde mir jedenfalls gesagt.

Unser „Image" ist an unseren Namen angelehnt „Beast". Wir sind unzähmbare Bad Boys, die trotzdem ab und zu Liebeslieder schreiben. Damit die Mädels denken: „Oh diese coolen Rockstars haben einen weichen Kern, ich will ihn kennenlernen und alle seine Musik kaufen, denn ich höre etwas in ihr, dass keine andere hört. Ich werde ihn irgendwann kennenlernen und ich zu einem netten Kerl machen." Hey, von den 17 Liedern aus unserem Album, das nur $17,99 kostet (holt es euch unbedingt, dann bekomme ich mehr Geld!) gibt es nur 4 Liebeslieder. Die meisten sind an Jolie. Ich konnte sie eben doch nicht ganz vergessen, aber es hat mir irgendwie geholfen darüber zu schreiben.

Worüber haben wir nochmal geredet? Achso, ja Bad Boy Image. Jake ist der perfekte Bilderbuch-Badboy. Er hat jeden 2. Tag ein neues Mädel im Bett, zeigt den Paparazzi den Finger und hat einen Hang zum Alkoholismus. Und er trägt Lederjacken und fährt Motorrad. Meine kleine Cousine Stephanie meint das gehört dazu. Na klar, sie ist total in ihn verknallt. In Wirklichkeit ist er gar nicht so gemein, er ist einfach vom Charakter her kein vor positiver Energie strotzender Mensch und das Berühmtsein nervt ihn teilweise. Der Teil mit den Groupies gefällt ihm sehr gut.
Nick wird ebenfalls des öfteren mit Mädels abgelichtet, aber er ist ein ganz schöner Fanliebling, weil er so ein Sunnyboy ist. Mit seiner Latinohautfarbe und so. Sein Zwillingsbruder Ben erscheint einem ebenso, doch charakterlich ist er ein wenig anders. Er liest viele Bücher, denkt viel über Welthunger, Tod und Religion nach und ist Vegetarier. Wir diskutieren viel. Max ist Franzose. Muss man mehr sagen? Das einzige, was ich den lieben langen Tag höre, ist wie die Mädels auf seinen leichten französischen Akzent abfahren. Gott. Und seine unglaublich schönen Augen. Und diese Wangenknochen. Muss ich noch mehr Zitate einbauen? Also er kam in der 3. Klasse nach Amerika und hat diesen frauenaufreißenden Akzent nie verloren. Vermutlich, weil er um seine Wirkung weiß. Schlauer Kerl.

Sagen wir es so: wir haben alle fünf unsere Berühmtheit in Sachen Groupies ausgenutzt. Wir sind Kerle. Und das ist eine einmalige Gelegenheit im Leben.

Und zu mir? Als Frontman dieser faszinierenden Band muss ich ja etwas besonderes sein. Ich bin der Verliebte. Seit man weiß, dass ich hinter dem Song stecke ist das unabsichtlich mein Image geworden. Das ist das besondere an mir: ich bin der rehabilitierte Badboy. 

Und jetzt ist sie hier. Nach all dieser Zeit. Wir haben uns beide verändert und es ist trotzdem wie früher. Und das erste Mal seit Jahren bete ich. Ich möchte so gerne ein Happy End für uns.

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Oh David, das ist aber nicht deine Entscheidung! :)

David schlägt einen ernsteren Ton an, als Joëlle, deswegen passt es vielleicht nicht ganz zum Rest, aber ich wollte ihn auch mal zu Wort kommen lassen. Ich hoffe das war okay :)

-alterade