fiveteen

Kai

In den nächsten sieben Tagen passierte nichts Außergewöhnliches. Wir gewannen unser Ligaspiel und auch Jule konnte mit dem Bvb in Berlin mit einem souveränen drei zu null Sieg,  bei dem Jule sogar ein Tor machte, überzeugen.
Ich zählte schon aufgeregt die Tage, bis ich endlich eine Woche lang bei Jule verbringen werde.
Denn abgesehen von meinem kleinen Krankenbesuch nach dem Bayernspiel hatten wir uns das letzte Mal vor knapp drei Monaten gesehen. Eine lange Zeit; viel zu lang.
Fernbeziehungen waren ein echtes Arschloch.

~~

Das letzte Mal vor Abflug wählte ich dann also Jules Nummer auf meinem Handy und drückte den grünen Hörer.
"Hey Schatz", ertönte wenig später auch schon die Stimme meines Freundes, der liebevoll in die Kamera blickte.
"Hi Engel, na wie geht es dir?"
"Gut und dir? So wie du aussiehst, hast du wieder nicht so gut geschlafen. Wieder die Albträume?", wollte er wissen und ich nickte daraufhin niedergeschlagen.
Ich war dieses Thema echt leid; nicht nur vor mir selbst sondern auch, weil ich mir Schöneres vorstellen kann, worüber ich mit Jule reden konnte.

"Aber sonst ist alles gut", versuchte ich ihn schnell zu beruhigen, als ich merkte, dass sein Blick besorgt wurde.
"Okay", sagte er daraufhin und lächelte mich an.
"Übrigens habe ich meiner Mutter gesagt, sie soll ihre Marzipantorte backen. Extra für dich. Sie bringt sie morgen vorbei. ", berichtete er mir.
"Meine Lieblingstorte,geil", freute ich mich euphorisch.
Die Marzipantorte seiner Mutter war einfach göttlich.  Ich musste zwar auf meine Ernährung achten und das tat ich auch, aber bei Heikes Marzipantorte kann man ruhig mal eine Ausnahme machen.

"Da freue ich mich ja jetzt schon drauf."
"Hauptsache du freust dich auch auf mich ", lachte Jule.
"Natürlich, auf dich freue ich mich am meisten", pflichtete ich bei und gab ihm einen Luftkuss.
"Spinner."
"Dein Spinner", grinste ich schelmisch.

"Jaja, aber was ich dir noch sagen muss. Morgen holt Jannis dich vom Flughafen ab, weil ich habe noch Training, wenn du landest.", erklärte er mir, während er in die Küche ging,um sich ein Glas Wasser einzufüllen.
"Ja alles klar. Soll ich ihm nochmal schreiben, wo wir uns treffen?"
"Kannst du machen. Er meinte irgendwo auf dem Parkplatz", entgegnete er.
"Wow", schmunzelte ich ironisch," Der ist ja auch so klein. Da finde ich ihn bestimmt gleich."
"Genau deswegen sollst du ihm ja auch nochmal schreiben. Du musst dann vielleicht zwanzig Minuten auf mich warten,aber das sollte dir ja nicht so schwer fallen und wenn Jannis doch nervt, schmeißt du ihn einfach raus."
"Alles klar.Dann habe ich jetzt die offizielle Erlaubnis,  meinen Schwager rauszuschmeißen"
Jule lachte nur.
"Naja wie dem auch sei Juli, ich muss gleich dann auch los. Training."
Ich hatte echt keinen Bock; würde viel lieber hier sitzen bleiben und mit Jule reden.
"Okay, wir sehen uns ja morgen. Ich freue mich so Kai; das kannst du dir gar nicht vorstellen."
"Doch, so ungefähr kann ich das glaube ich schon."
"Ich liebe dich, Kai", flüsterte er und mir wurde mal wieder bewusst, wie sehr ich ihn in der letzten Zeit vermisst hatte.
"Ich dich auch Jule. Bis morgen, Engel", verabschiedete ich mich und legte und legte, nachdem auch Jule sich verabschiedet hatte,auf.

"Okay Männer, letztes Training,  bevor ihr in eure  Woche Urlaub startet.
Ich bin zufrieden mit eurer Leistung in den letzten Wochen, aber trotzdem geben wir heute nochmal Vollgas. Alles klar?", hielt Thomas seine Trainingsansprache und begann dann, uns zu erklären,was wir heute machen würden.
"Also auf geht's acht Runden warm laufen."

Am Ende des Trainigs machten wir noch ein kleines Spiel. Ich war unter anderem mit Ben, Christian, N'Golo und Thiago in einem Team.
Wir lagen eins null zurück, als Ben Timo mit voller Wucht foulte, weil dieser mit dem Ball auf das Tor zugerannt war.
"Sag mal geht es noch?Hast du sie noch alle?!", wetterte Timo gegen Ben, nachdem er sich aufgerappelt  hatte.
"Was denn? Ich habe nur meinen Job gemacht", echauffierte der Verteidiger sich und baute sich bedrohlich vor Timo auf.
"Deinen Job gemacht?", wiederholte Timo, welcher schon ganz rot vor Zorn war, und stemmte seine Arme in die Hüfte; es sah aus wie in einem typischen Komik. 
Wenn es nicht so ernst wäre, würde ich jetzt wahrscheinlich laut loslachen.
"Du hast mich gefoult und einfach liegen gelassen. Den Ball hättest du dir auch anders holen können. Aber nein, du musst es übertreiben. Wahrscheinlich war das mit Kais Auge auch Absicht."
Bens Mine  verdunkelte sich daraufhin und er stieß seinen eigentlichen Kumpel zurück.
Timo ließ das nicht auf sich sitzen und wehrte sich. Es entstand eine Rangelei zwischen den beiden.
Zügig gingen ein paar Jungs dazwischen und trennten die beiden voneinander, was echt gar nicht so einfach war.
Die beiden schienen voll in ihrem Film zu sein.

Nach einer ordentlichen Standpauke,dass er so ein Verhalten nicht dulde und es beim nächsten Mal Konsequenzen nach sich ziehe, beendete Thomas schließlich das Training und wir machten uns auf den Weg nach Hause.
"Viel Spaß dann bei Jule, Kai. Grüß ihn mal von mir", rief Timo mir auf dem Parkplatz noch zu.
"Mach ich. Dir auch viel Spaß", gab ich zurück und stieg in mein Auto.
Nachdem ich meine Haustür aufgeschlossen hatte und mich mit meinem Müsli auf einen Küchenstuhl gesetzt hatte, fragte ich Jannis wo wir uns genau treffen wollten.

Ich aß also mein Müsli auf und begann dann, meinen Koffer zu packen. Eigentlich brauchte ich nicht viel, viele von meinen Sachen waren eh bei Jule und zur Not konnte ich mir ja was bei ihm leihen, aber am Ende kam dann doch ganz schön viel zusammen.
Gerade als ich fertig war,blinkte auf meinem Handy eine neue Nachricht von Jule auf:' Freue mich auf morgen. Liebe dich.'
'Ich mich auch. Bis morgen,mein Engel ' war meine schnelle Antwort, ehe ich mich wieder meinem Koffer widmete.
Glücklich atmete ich aus. Endlich würde ich ihn wieder sehen. Das war echt wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.
Es war fast schon surreal, Jule fast eine ganze Woche für mich zu haben; nur für mich.
Allein schon bei dem Gedanken daran, kroch ein prickelndes und vorfreudiges Gefühl meine Wirbelsäule hinauf.

Julian

Fröhlich schlenderte ich in die Kabine. Jetzt nur noch zwei Stunden Training und wenn ich nach Hause kommen werde, wird Kai auf mich warten.
Das war echt zu schön, um wahr zu sein.
Wie im Film...

"Morgen", flötete ich und begab mich zu meinem Platz.
"Was ist denn mit dir los? So fröhlich am frühen Morgen ", fragte Roman verwundert.
"Na sein Kai kommt doch heute",nahm Marco mir die Antwort ab und wackelte zweideutig mit den Augenbrauen.
"Das erklärt natürlich einiges ", lachte der Torwart und verließ mit seinem Handschuhen die Kabine, während ich mir mein Trainingstrikot überstreifte.
Im heutigen Training konnte nichts und niemand mir meine Laune verderben.
Nicht Roman, der immer wieder Sprüche über Kai und mich drückte, nicht der Trainer, der uns heute sehr forderte und auch nicht das graue Wetter, welches ich eigentlich so hasste.
Wenn es nach mir ginge, wäre das ganze Jahr Sommer. Mit Schnee,Regen und grauen Wolken konnte ich nun wirklich nichts anfangen.

"So Männer,dann bis morgen",  entließ Marco uns dann letztendlich und wir machten uns auf den Weg in die Kabine.
Lange hielt ich mich dort aber nicht auf. Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause. Zu Kai.
Nach maximal fünfzehn Minuten war ich draußen. Da waren die meisten gerade mal unter der Dusche.
"Dann viel Spaß mit Kai", hörte ich Erl noch sagen, bevor ich mich hinter das Steuer meines Auto setzte," Vielleicht kann ich ihn ja auch mal kennenlernen."
"Bestimmt. Wahrscheinlich kommt er gegen Pauli mit ins Stadion. Ihr werdet euch also auf jeden Fall mal sehen."
"Das wäre schön. Also dann tschüss Jule."
"Tschüss Erl."
Und schon war er mit seinem Auto davon gebraust. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Manchmal war er echt ein Chaot.

Ich ließ gerade mein Auto an, als mein Handy klingelte. Genervt stellte ich mein Auto wieder ab und schaute auf das Display. Meine Mutter.
Bestimmt wollte sie mich fragen, wann sie ihre Torte bringen soll.
Eigentlich echt lieb von ihr, aber gerade wollte ich nur nach Hause; zu Kai.
Ihm in die Arme fallen, ihn in meinen Armen halten und ihn küssen.
Einfach nur zu Kai.
"Hey Mama", meinte ich noch immer gut gelaunt,"Hast du die Torte schon fertig? Kai freut sich schon so."
"Jule", schluchzte sie und augenblicklich kroch die Sorge in mir hinauf
. Wieso weinte sie?
"Weinst du Mama? Was ist los?", wollte ich besorgt wissen.
"Jule", schluchzte sie leise mit zitternder Stimme," Du musst jetzt ganz stark sein, hörst du?"

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