Kapitel Fünfunddreißig -Sechsundvierzigster Tag-

 Beths P.O.V.

Er lief wieder vor mir, auf dem Weg nach Hause. Lola war dieses mal nicht dabei. Er schien Musik zu hören und schlürfte dahin. Wie gerne, wäre ich zu ihm gegangen und hätte ihn mit meiner Schulter angestoßen. Dann hätte er sich lachend zu mir gewandt und mir irgendetwas erzählt. Leider war das nicht möglich. Er ging zu seiner Haustür und ich zu meinem Haus. Weder drehte er sich um, noch sagte er etwas. Er ging einfach rein. Was war nur aus uns geworden? Wie konnte aus zwei besten Freunden, zwei Menschen werden, die sich nicht einmal mehr ansehen konnten. Die nicht einmal mit einander reden konnten. Er wollte mich nicht mehr sehen oder mit mir reden. Er hatte die Freundschaft beendet. Jedoch war das sein gutes Recht. Ich betrat das Haus und lief in die Küche. Angekommen aß ich einen Jogurt und checkte mein Handy. Mali hatte noch nicht geschrieben, aber sie würde sicherlich demnächst kommen. Immer mehr, war ich auf das bevorstehende Gespräch gespannt. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, über was sie reden wollte. 

Ich wurde immer unruhiger und wollte nur die Klingel hören. Als es dann endlich so weit war, sprang ich auf und rannte förmlich zur Tür. Mali kam rein und wir gingen in mein Zimmer. Ich wollte nicht, dass meine Eltern etwas von dem Gespräch mitbekamen. "Magst du etwas trinken? Oder etwas essen?" "Nein. Danke." Wir schwiegen uns beide an und warteten darauf, das die andere etwas sagen würde. Diese angespannte Stille zwischen uns, war unerträglich. Früher hatten wir uns immer etwas zu sagen. "Er vermisst dich. Fast alle seine Gespräche handeln von dir. Er möchte, dass du dich wieder bei ihm meldest oder mit ihm redest. Du kennst ihn ja. Calum ist viel zu stur, um den ersten Schritt zu machen. Ich meine, diesmal ist es zu recht." "Er vermisst mich?", fragte ich überrascht nach. "Natürlich. Du bist seine beste Freundin. Ihr beide kennt euch schon so lange, das kann man nicht einfach vergessen." Plötzlich, ohne zu wissen warum, begann ich zu weinen. Mali sah mich überfordert an und nahm mich anschließend in den Arm. "Ich bin so froh, dass er mich vermisst. Ich hatte wirklich gedacht, er würde mich hassen.", vertraute ich mich ihr an. "Er wird dich niemals hassen, Beth."


*Flashback*

Calum und ich hatten einen Tagesausflug unternommen und saßen jetzt in den Blue Mountains. Um uns herum liefen unzählige Touristen, aber das störte uns nicht. Auch, dass es viel zu warm war, schienen wir nicht zu bemerken. "Es ist schön, mal wieder etwas alleine zu unternehmen. Das haben wir in letzter Zeit viel zu selten gemacht.", meinte er. "Ja. Aber irgendwie war so viel los. Ich habe eine Menge mit Anna und Jenna unternommen und du warst ja mit den Jungs beschäftigt." "Ich weiß. Aber wir arbeiten doch an einem eigenen Song." "Ich freue mich schon darauf. Wann ist er denn fertig?" "Keine Ahnung. Vielleicht niemals?" "Calum... Du weißt doch so gut wie ich, dass ihr Talent habt." Er zuckte mit den Schultern und legte einen Arm um mich. Mein Kopf ruhte auf seiner Schulter und wir genossen die Aussicht. "Denkst du das wird sich jemals ändern?", fragte er nach. "Ich weiß es nicht. Vielleicht. Ich meine, wenn wir beide irgendwann mal eine Beziehung haben, könnte das schon sein. Dann sehen wir uns wohl nicht mehr so oft, aber das hier - nein- das wird sich niemals ändern." Lächelnd sah er in die Ferne und schien mit den Gedanken wo anders zu sein. "Ich hab da jemanden kennengelernt." "Ich weiß. Man sieht es dir an.", gab ich zu. 

"Sie ist toll." "Das will ich doch hoffen.", meinte ich grinsend. "Kenn ich sie?" Er nickte grinsend, aber verriet mir keinen Namen. "Haben wir Kurse zusammen?" "Ja. Englisch, Musik und Geschichte." "Du hast doch gar kein Geschichte mit mir." "Na und?" "Warte, ist es Lola?", fragte ich nach. Erschrocken blickte er zu mir. "Woher weißt du das?" "Sie sitzt in Geschichte neben mir und hat letztens ein paar Fragen über dich gestellt." "Oh. Und?" "Ich glaube sie mag dich auch.", verriet ich lachend. "Weißt du, sie dachte anfangs, wir beide wären zusammen." "Das wäre doch verrückt oder?" "Total." Wir fingen an zu lachen und ein paar Touristen, sahen uns verwirrt an. Calum und ich wurden schon öfter für ein Paar gehalten, jedoch war uns beiden klar, dass es niemals dazu kommen würde. Wir waren viel zu gute Freunde und eher wie Bruder und Schwester für einander. Selbst unsere Freunde wollten uns nicht glauben, dass wir noch nie Gefühle für einander hatten. Es lag sicher daran, dass wir so vertraut mir einander umgingen. "Wir sehen uns morgen, aber ich weiß nicht, was ich mit ihr machen soll.", gab er zu. "Ich denke Lola ist da nicht all zu anstrengend. Bei dem schönem Wetter könnt ihr doch nach Bondi Beach fahren? Nimm etwas zu essen und trinken mit und setzt dich mit ihr an den Strand? Oder lauft am Strand entlang." "Ja, dass könnten wir wirklich machen." "Dann könnt ihr abends auch was essen gehen oder ihr kocht zusammen." "Wieso hast du eigentlich immer so gute Ideen parat?" "Weil ich es einfach kann." Wieder begannen wir zu lachen. 

Plötzlich wieder ernster, schaute ich in die Ferne. Wenn Calum in einer Beziehung wäre, würden sich einige Dinge ändern. Er hätte dann nicht mehr so viel Zeit, aber er wäre auch endlich glücklich. "Calum? Ich hoffe das mit Lola und dir klappt, aber du musst mir etwas versprechen. Wenn du in einer Beziehung bist, darfst du nicht vergessen, dass ich auch noch da bin." "Ich würde dich niemals vergessen, Beth. Du bist eine der wichtigsten Menschen, in meinem Leben." Gerührt und glücklich umarmte ich meinen besten Freund. Mir wurde bewusst, dass sich niemals etwas zwischen uns stellen könnte. Nichts und niemand könnte uns je auseinander bringen. 

*Flashback Ende*

Mali war schon vor einiger Zeit gegangen, aber die Tränen liefen mir noch immer über die Wange. Damals hatte ich wirklich geglaubt, dass uns nichts auseinander bringen könnte. Heute war ich mir da nicht mehr so sicher. Natürlich war es schön, dass Calum mich vermisste, aber hieß das auch, er könnte mir verzeihen? Nur weil man eine Person vermisste, musste das nicht bedeuten, dass man ihr komplett verzeihen konnte. Außerdem konnte man jemanden auch vermissen, ohne ihn jemals wiedersehen zu wollen. Trotzdem würde ich mit Calum reden. Mich erneut bei ihm entschuldigen und einfach hoffen, dass er mich verzeihen konnte. Ohne ihn, war alles komisch. Ich wusste gar nicht, ob ich mir mein restliches Leben ohne ihn vorstellen könnte. Schließlich hatte ich es schon mit ihm geplant. Seine Schwester hatte recht, ich hatte alles vermasselt, also musste ich mich auch entschuldigen. 

In der Hoffnung, dass Calum wirklich mit mir reden wollte, ging ich zu ihm rüber. Seine Mum, Joy, ließ mich rein. Sie war überrascht mich zu sehen, aber freute sich auch, dass ich Calum wieder besuchen kam. Sie wusste, dass wir uns gestritten hatten, aber den Grund dafür, schien sie nicht zu kennen. "Er ist in seinem Zimmer, meine Liebe. Ich hoffe ihr könnt das klären. Ich habe es schon vermisst, dich hier zu sehen." "Danke, Joy. Ich hoffe es auch." Damit ging ich zu seinem Zimmer und nach ein paar Sekunden des Zögerns, klopfte ich an. Ich hörte ihn vom Bett aufstehen und zur Tür gehen. Gleich würde ich ihm gegenüberstehen. Würde er sich freuen? Würde er mich wegschicken oder gar die Tür wieder zu machen? Ich schloss die Augen und wollte nicht sehen, wie er mich anschauen würde. Die Tür ging auf und ich hörte ihn überrascht die Luft anhalten. Zaghaft öffnete ich meine Augen und schaute zu ihm rauf. "Können wir reden?", wollte ich wissen. Nickend ließ er mich rein. Nervös stand ich in der Mitte des Raumes und wusste nicht so recht, was ich jetzt machen sollte. Calum blieb auch stehen und sah mich abwartend an.

"Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich Ashton so verletzt habe und dir damit wehgetan habe. Das ich dir nicht viel eher von der Wette erzählt habe. Das ich da mitgemacht habe und sie überhaupt erst angenommen habe. Ich hätte mich nie auf Lexi einlassen sollen und vor allem nie glauben dürfen, dass ich gegen sie gewinnen könnte. Es tut mir so leid, Calum. Ich hatte nie geglaubt, dass unsere Freundschaft darunter leiden würde oder gar daran kaputt gehen könnte. Ich war so naiv und habe nicht über mögliche Konsequenzen nachgedacht. Ich hatte nie geglaubt, dass ich mich in Ashton verlieben würde und mir selbst am Ende wehtun würde oder das man einmal so in der Schule sprechen würde. Am meisten hatte ich aber nicht damit gerechnet, die wichtigste Person in meinem Leben zu verlieren - dich zu verlieren." Ich schaute ihn, mit tränenden Augen, an. Auch er schien sich die Tränen zu verkneifen. Wir schweigen uns an und hatten alles gesagt, was gesagt werden musste. Es schien, als würde sich keiner trauen, etwas zu sagen. Auch wenn sie die Welt weiterdrehte, kam es mir so vor, als wäre sie stehen geblieben. 

"Ich vermisse dich, Calum. Ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen. Ich will einfach nur meinen besten Freund zurück. Ich weiß, dass ich nicht von dir verlangen kann, mir zu verzeihen, aber ich hoffe, du kannst darüber nachdenken." Seufzend ließ er den Tränen freien Lauf und schaute auf den Boden. Ich wusste, dass die Sache ernst war, da Calum nie weinte. Ich hatte ihn erst zweimal weinen sehen. Einmal, als sein Hund gestorben war und das andere mal, als seine erste Freundin Schluss gemacht hatte. Auch ich musste wieder vollends weinen. "Ich vermisse dich auch. Es ist nur so schwer, dir zu verzeihen. Ich weiß, dass dir die anderen verziehen haben, aber ich bin nicht die anderen. Trotzdem will ich dich auch nicht verlieren, Beth. Du bist immer noch eine der wichtigsten Personen für mich. Versprich mir, dass du so etwas nie wieder machen wirst." "Wie könnte ich?" Calum kam auf mich zu und umarmte mich. Es fühlte sich so an, als würde er mich nie wieder loslassen wollen. Mir wäre es egal. So könnte ich für immer stehen bleiben. "Es tut mir wirklich leid." "Ich weiß."


*


Mittlerweile lagen wir auf Calums Bett und redeten über alles, was in der Zwischenzeit passiert war. "Ich hab Lexi gestern getroffen. Zusammen mit Ashton. Die beiden hatten ein Date." "Ach wirklich? Ashton hatte mir nämlich erzählt, dass er sich rein freundschaftlich mit ihr getroffen hatte. Er wollte ihr sagen, dass es auch nur bei einer Freundschaft bleibt und er ihr auch noch nicht verziehen hat, dass sie dich überhaupt erst, in diese ganze Wette mit reingezogen hat." Verwirrt schaute ich Calum an. "Er will nichts von Lexi, Beth." "Warum hat er mir dann aber gesagt, dass er ein Date hat?", fragte ich verletzt nach. "Ich weiß es nicht." Calum schaute mich mitleidig an. "Vielleicht war es seine Art, dir zu sagen, dass er auch nichts mehr von dir will." Diese Worte von Calum zu hören, tat nochmal weh. Ich wusste, dass ich Ashton nichts mehr bedeutete, aber es von seinem besten Freund zu hören, war noch einmal schlimmer. "Ich weiß. Ich wünschte nur, er würde anders fühlen. Ich dachte, diese eine Nacht, auf Jamies Party, hätte ihm etwas bedeutet." "Das hat es sicher auch. Aber vielleicht reicht das einfach nicht aus? Schließlich hast du ihm auch wehgetan. Das vergisst sich nicht einfach." Ich nickte, obwohl ich am liebsten einfach nur geweint hätte. Warum tat es so weh, zurückgewiesen zu werden? Warum hatte ich mich auch in Ashton verliebt?

Ich hätte doch ahnen können, dass es schief gehen würde. "Hör auf, dir die Schuld zu geben. Gegen Gefühle kann man nichts machen, Beth. Wenn Ashton noch etwas für dich empfindet, wird er sich das auch früher oder später eingestehen. Und wenn er keine Gefühle für dich hat, kannst du es auch nicht ändern." Calum nahm mich in den Arm und ich wusste, dass ich ihm leid tat. Andererseits war das auch eine schwere Situation für ihn. Schließlich wollte er nur das beste, für seine beiden besten Freunde. Auch wenn beide etwas anderes wollten. 

"Ich bin eigentlich eh schon froh genug, dich wiederzuhaben. Das mit Ashton kann ich auch wann anders klären."

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Ta daaaa, ich lebe noch. Sorry das ich jetzt erst update, aber die Uni hatte letzten Montag angefangen und da hatte ich andere Dinge zu tun. Ich versuche jetzt aber wieder wöchentlich zu updaten. xx Außerdem haben sich Beth und Calum versöhnt. Wie findet ihr das? Und wieso hat Ashton Beth angelogen?

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