Prolog

Jungkook konnte den kalten Schaft des Metalls an seiner Schläfe spüren. Er wusste nicht, wo er war oder wie ihm geschah. Er saß, an einem Stuhl gefesselt, in völliger Dunkelheit. Das Tuch, welches in seinem Mund steckte und ihm das Sprechen unmöglich machte, tränkte sich immer mehr mit dem warmen Blut, welches aus seiner aufgeplatzten Lippe quoll. Der metallische Geschmack lief langsam seinen Gaumen herunter und er schluckte gezwungenermaßen. Sein rechtes Auge pochte stark und er versuchte, den von dort ausstrahlenden Schmerz zu ignorieren. Mühselig streckte er seine Wirbelsäule etwas mehr durch ehe er sich auch schon wieder vor Schmerzen krümmte. Ein unerträgliches Stechen zog durch seinen Bauch und in seine Eingeweide. Er verkrampfte sich gequält und stöhnte schwer gegen das blutgetränkte Tuch.

„Hör auf dich zu bewegen oder dein nutzloses Leben findet noch schneller ein Ende, du Abschaum!" Die grausige Stimme ging ihm durch Mark und Bein. Auf einmal fühlte er sich wie im tiefsten Winter. Eisig, einsam, verlassen. Er konnte quasi spüren wie die Temperatur um einiges abnahm. Eingehüllt in die Dunkelheit versuchte er zu verstehen, was hier gerade vor sich ging, aber das Einzige an was er sich erinnern konnte, war wie er durch eine kleine Gasse in Seoul lief, bevor er in ein pechschwarzes Nichts gezogen wurde.

Plötzlich wurde vor ihm eine Stehlampe angezündet. Der von ihr ausgehende Schein, blendete Jungkooks Augen und er kniff diese reflexartig zusammen. Vorsichtig kämpfte er gegen das fahle Strahlen an und versuchte sich daran zu gewöhnen. Die Lampe tauchte die Umgebung in ein kaltes, weißes Licht ein und Schatten verwandelten sich in Umrisse, Finsternis in Konturen. Nach einiger Zeit konnte der Junge eine Art Fabrikgebäude ausmachen. Vor ihm befand sich ein eckiger Holztisch mit der Lampe darauf. Links von ihm saß eine weitere Person. Ein korpulenter Kerl mittleren Alters, lehnte in einem grasgrünen Samtsessel. Jungkook blinzelte ein paar Mal. Hinter dem Mann konnte er noch weitere Personen erkennen. Es mochten vielleicht vier oder fünf sein. Sie alle standen im Schatten, weshalb der Junge nicht sicher sagen konnte, in welchem Alter sie sich befanden. Dann schweiften seine Augen langsam zu dem Gesicht des Mannes neben ihm.

Als sein verschwommener Blick den seines Gegenübers traf, legte sich von jetzt auf gleich eine Gänsehaut auf seinen gesamten Körper. Jedes einzelne Haar stellte sich auf und er fing unwillkürlich an zu Zittern. Die Augen des Kerls funkelten lüstern. Jungkook hatte keine Zweifel. Aus diesen schrecklichen Augen konnte er es ganz deutlich herauslesen: Hass, Abscheu und Mordlust. Als ihm dies klar wurde, nahm er wieder die Kälte an seiner Schläfe wahr. Das Gefühl, welches er zuvor gar nicht einordnen konnte, traf ihn nun mit solch einer Klarheit, dass er alles um sich herum für einen Moment vergaß. Er wusste es ganz genau und es traf ihn mit voller Wucht. An seinen Kopf drückte eine Pistole, geführt von dem Monster neben ihm.

Jungkook wusste nicht mehr wie ihm geschah. Tränen sammelten sich in seinen Augen und er begann zu verstehen, dass diese Situation hier für ihn mehr als aussichtslos war. Er war hilflos und gänzlich überfordert. Niemand würde ihn hier finden, geschweige denn es dann auch noch mit den Entführern aufnehmen. Er spürte wie die Dunkelheit langsam Besitz von ihm ergriff und sich über seinen Körper, sein Herz und seine Seele legte. Er wusste es. Gleich würde es mit ihm vorbei sein. Gleich würde der tödliche Schuss abgefeuert werden und das letzte bisschen Leben würde aus seinem wehrlosen Körper gezogen werden. Dabei wäre das doch alles nicht passiert, wenn er sich nicht darauf eingelassen hätte.

Und dennoch, egal wie stark sich seine Gedanken zudiesem Zeitpunkt auch überschlugen, immer wieder konnte er nur an eine Sachedenken. An eine Person. An seine Liebe. An sein Leben

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