9. Nervous


‚I get a little bit nervous around you

Get a little bit stressed out when I think about you

Get a little excited

Baby, when I think about you, yeah'


Taehyung

Sie alle, die ganze Band mit ihren 7 Mitgliedern, stand im Konfettiregen versammelt. Sie winkten, dankbar für die überwältigende Stimmung, ins Publikum. Dabei lag ein mehr als breites Grinsen in den erschöpften Gesichtern der Künstler. Auch Taehyung war dabei, diesen einzigartigen Moment mit jeder Faser seines Körpers aufzusaugen. Diese Momente, genau diese vor und nach dem Konzert, waren der Grund, warum er die ganzen Strapazen und all die Arbeit auf sich nahm. Die vor Freude weinenden Fans, das glückliche Lachen in den Gesichtern und diese gewaltige, von der Menschenmasse ausgehende Dankbarkeit – genau das waren die Dinge, die ihn von Grund auf erfüllten und ihm zeigten, dass es richtig war, was er tat. Das es richtig ist, sich jeden Tag aufs Neue zu verbessern und die Menschen mit ihrer Musik glücklich zu machen.

Langsam schlenderte er aus der Mitte der Gruppe heraus, in Richtung linkem Ende. Er mochte es noch nie im Mittelpunkt zu stehen, wo wirklich alle Augenpaare auf ihm lagen. Da war ihm der Rand doch etwas lieber. Während er nach kurzer Zeit also seinen neuen Platz eingenommen hatte, wollte er gerade Yoongis Hand neben ihm ergreifen, damit sie sich alle verbeugen konnten, doch plötzlich spürte er wie sich kalte Finger um sein Handgelenk schlossen. Er wollte seinen Blick nicht zu der Person drehen, welche sich nun zwischen die beiden gezwängt hatte, denn er hatte schon eine leise Vorahnung, um wen es ich dabei handelte. Doch was er wollte und was er dann letztendlich auch tat, war schon lange nicht mehr von ihm kontrollierbar.

Also linste er schüchtern zu der Person neben ihm, nur damit seine Vermutung bestätigt wurde. Neben ihm stand nun sein bester Freund und war immer noch dabei, fröhlich ins Publikum zu winken. Taehyungs Handgelenk hatte er inzwischen wieder losgelassen, sodass der Rothaarige etwas durchatmen konnte. Sein Herz pochte nämlich schon jetzt unaufhörlich gegen seine Brust. Doch dieses Gefühl von Entspannung währte nicht lange, denn auf der anderen Seite begannen die anderen schon sich festzuhalten und für die Verbeugung bereit zu machen.

Plötzlich ergriff auch Jungkook Taehyungs Hand. Er hatte das Mikrofon in die andere gewechselt und verschränkte nun seine Finger mit denen des Älteren. Bei der Berührung breitete sich ein angenehmes Kribbeln über Taehyungs Hände und Unterarme und weiter über seinen Rücken aus. Er wusste, dass bei dieser Geste eigentlich nichts dabei war, doch trotzdem löste es in ihm eine Welle an Gefühlen aus.

In dem Moment wurde er aber auch schon von Jungkook heruntergezogen und sie verbeugten sich zum ersten Mal. Der Händedruck seines Freundes wurde dabei fester und so schwoll auch das Kribbeln auf Taes Haut zu einem Schwarm von Millionen Ameisen an. Als sie sich wieder erhoben hatten, konnte er den Blick seines Nebenmanns quasi auf sich spüren. Der Drang, ebenfalls den Kopf zu ihm zu drehen und einmal Bekanntschaft mit den wunderschönen, dunklen Augen zu machen, ergriff ihn wie die Flut des Meeres.

Und dann passierte es. Braun traf Dunkelgrau. Taehyung war kurz davor sich in den Galaxien von Jungkooks Augen zu verlieren. Er hatte das Gefühl plötzlich nicht mehr auf der großen Bühne vor tausenden von Fans zu stehen. Er blendete das alles viel mehr aus und sah nur noch sie beide – Kookie und ihn. Alles wurde ruhig, keine Schreie mehr, keine laute Musik, keine brummenden Konfettibomben. Es wurde beinahe totenstill und Taehyung vernahm nur noch sein kleines, bebendes Herz, welches schon drohte zu zerspringen.

Plötzlich riss ihn ein mehr als leises, warm gehauchtes „Taehyung" aus seiner Starre. Jungkook blickte den Rotschopf schüchtern an. Taehyung konnte meinen auf seinen Wangen einen leichten rosa Schimmer zu erkennen, doch er kam nicht dazu, sich weiter darüber Gedanken zu machen, denn mit einem Mal ließ er sich schnell herunter gleiten und setzte zur nächsten Verbeugung an. Er konnte dem Blick einfach nicht standhalten. Auch ihm stieg nun die Röte ins Gesicht. Wie lange hatte er seinen besten Freund überhaupt angeschaut? Im Nachhinein kam es ihm wie eine halbe Ewigkeit vor.

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Wieder im Hotel wollte Taehyung einfach nur noch allein sein. Am liebsten hätte er das ganze Konzert aus seinen Erinnerungen gelöscht. Er betrat also müde und gleichzeitig vollkommen aufgewühlt, einen ruhigen Aufenthaltsraum am Ende des Korridors. Zuerst hatte er mit dem Gedanken gespielt, in seinem Zimmer zu verschwinden und dann schnell einzuschlafen, doch dann fiel ihm wieder ein, dass er hier ja gar kein Einzelzimmer bezog, sondern sich dieses mit besagter Person teilte. Das würde er zu diesem Zeitpunkt ganz sicher nicht aushalten. Er brauchte einfach Abstand, um seinen Schwall an Hormonen wieder in den Griff zu bekommen.

Neben einer kleinen Holzkommode befand sich eine Minibar und der Junge nahm sich dort ein Bier heraus. Eigentlich wollte er jetzt nicht trinken, aber vielleicht würde es ihn ja etwas beruhigen. Mit einem Satz ließ er sich auf das üppige Sofa sinken und nahm dann den ersten Schluck aus der Flasche. Dann entsperrte er sein Handy und begann, das Internet und einige soziale Netzwerke zu durchstöbern. Plötzlich traf ihn der Schlag.

Auf jeder Plattform, die er besuchte, schossen ihm die Beiträge nur so entgegen. Fotos von Jungkook und ihm. Egal, wo er auch stöberte, suchte und die Portale wechselte. Überall waren nur sie. Bilder wie sie sich tief in die Augen schauten, wie sie sich verbeugten und ihre verschränkten Hände in die Höhe hielten. Auf Twitter trendete sogar der Hashtag ‚Taekook'.

Von der Masse der Bilder vollkommen überwältigt, warf der Junge sein Handy hastig in die Kissen. Dann setzte er die Flasche an seinen Mund und leerte sie in einem Zug. Danach lief er wieder zum Kühlschrank und zog sich das nächste Bier heraus. Er nahm bereits den nächsten großen Schluck aus der Glasflasche, als hinter ihm plötzlich eine Stimme erklang: „Tae, hast du jetzt etwa vor, deine Gefühle in Alkohol zu ertränken?" Ein belustigter Jimin trottete langsam auf den Rothaarigen zu ehe er ihm die Flasche entschlossen aus der Hand nahm und auf der Kommode abstellte.

„Jimin...du...ich...hör auf dich in meine Angelegenheiten einzumischen!" Taehyung widmete seinem Bandkollegen einen finsteren Blick und streckte seine Hand wieder nach der Flasche aus. Doch der Kleine kam ihm zuvor und schloss seine Hand um die Flasche. Dann drückte er diese an seine Brust und rannte damit vor Taehyung davon. Der Größere schaute Jimin zunächst ziemlich verwirrt hinterher, doch dann nahm er seine beiden Beine in die Hand und rannte auf den Kleinen zu. „Jimin! Hör sofort auf damit!", raunte er ihm hinterher. „Ich denke gar nicht dran, du Griesgram!", konterte Jimin. Immer wieder rannte er von links nach rechts, sprang über die Möbel oder versteckte sich schützend hinter diesen. „Jimin! Es reicht jetzt. Hör auf!" Taehyung wurde mit jeder weiteren Minute, die er Jimin durch das Zimmer verfolgte, wütender.

Irgendwann blieb Jimin dann doch etwas aus der Puste stehen. Langsam drehte er sich zu seinem Freund herüber: „Tae...glaubst du ich will dich ärgern? Ich meine das nur gut." Seine Augen huschten mitleidig über den Größeren. „Wenn du es gut meinst, dann gib mir das verdammte Bier und verzieh dich aus diesem Raum!", motzte Taehyung weiter. Jimins Stirn legte sich nun auch in Falten. So langsam machte ihn Taehyung wirklich wütend. Doch er wollte noch nicht aufgeben, denn er wusste, dass es dem Rothaarigen eigentlich überhaupt nicht gut ging.

„Du kannst mich so viel anschreien wie du willst, aber ich sage dir, dass das bei mir zu nichts führen wird. Ich werde so lange hier warten, bis du mit der Sprache rausrückst und dann kannst du dein beschissenes Bier auch wiederhaben!" Jetzt war es Jimin, der durch den Raum schrie. Und plötzlich realisierte Taehyung wie er sich dem Jungen gegenüber zuvor eigentlich verhalten hatte. Er war ein riesen Arschloch gewesen, denn er realisierte jetzt, dass Jimin sich wirklich nur wieder Sorgen um ihn machte. „Jimin i-ich...", fing er nun an, ehe der durch Wut aufgebaute Schutzwall mit einem Mal über ihm zusammenbrach und sich langsam die Tränen in seinen Augen bildeten „Jimin, ich k-kann n-nicht m-mehr."

Jetzt schritt Jimin schnell auf den Jungen zu und fiel ihm um den Hals. „Taehyung, bitte fang jetzt nicht an zu weinen. Erklär mir doch erstmal was los ist", forderte Jimin in sanft auf. „Schau auf dein Handy", meinte Tae nur trocken, löste sich dann von dem Jungen und begab sich zur Fensterfront. Während Jimin der Aufforderung nachkam, blickte Taehyung stumm aus dem Glas in den Himmel.

Nach einiger Zeit spürte er wieder einmal die kleine Hand an seiner Schulter. Sich vom Fenster wegdrehend, schaute der Rotschopf den Blonden nun aus wässrigen Augen erwartungsvoll an. Er rechnete mit allem, aber nicht mit dem, was der Kleine ihm nun entgegenbrachte: „Tae, es sind doch nur Bilder. Sei doch froh, dass die Fans dich in allem unterstützen. Sie sind für dich da, egal was kommen mag. Und bitte schau es dir an." In dem Moment hielt er das Handy direkt vor Taehyungs Nase. „Schau mal! Schau in eure Gesichter. Du siehst so glücklich aus auf diesem Foto. Und auch Jungkook strahlt über das ganze Gesicht. Für so etwas musst du doch keine Träne vergießen, außer es sind Freudentränen. Das Taehyung, genau das hier, nenne ich Glück. Ihr beiden ward zu diesem Zeitpunkt einfach glücklich und das ist das was zählt. Nicht was andere Leute sagen oder denken, nicht was sie darüber schreiben oder hereininterpretieren. Taehyung, das ist das wichtigste! Du musst glücklich sein. Und das warst du da ganz bestimmt!"


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