8. Never Be The Same
‚It's you, babe
And I'm a sucker for the way that you move, babe
And I could try to run, but it would be useless
You're to blame
Just one hit of you, I knew I'll never be the same'
Jungkook
Die Sonnenstrahlen, welche durch die Lücken zwischen den noch zugezogenen Vorhängen schienen, kitzelten an Jungkooks Nase. Verschlafen drückte der Schwarzhaarige seine Augen etwas fester zusammen. Er wollte noch nicht aufstehen, sondern lieber noch den ganzen Tag in Taehyungs Armen liegen. Doch sofort, als ihm die Erinnerungen von letzter Nacht in den Sinn kamen, wanderte ein kalter Schauer seinen Rücken hinunter, welcher ihm jedes Haar zu Berge stehen ließ. Eine grausige Kälte legte sich über den Jungen und da bemerkte er auch, dass von dem Platz neben ihm gar keine Wärme mehr ausging. Mühsam drehte er sich etwas in Richtung andere Bettseite und sah nichts. Taehyung war weg und vor seinen enttäuschten Augen befand sich nur ein unordentlich zurückgeschlagenes Laken und ein plattgelegenes Kissen.
Wo war er hin? Jungkook hatte gehofft, dass sein bester Freund noch bis zum Aufwachen bei ihm geblieben wäre, aber wahrscheinlich war es besser so. Schließlich ist es ja keineswegs selbstverständlich, dass man so nebeneinander im Bett schläft. Je öfter sich Jungkook diese ganze Aktion durch den Kopf gehen ließ, desto unangenehmer wurde es ihm. In der Nacht noch, da fühlte es sich gut an und er fühlte sich absolut sicher in den Armen seines Freundes. Er hatte das Gefühl, dass nichts und niemand ihnen beiden so schaden könne. Doch jetzt ergriff ihn das ungute Gefühl, dass ER Taehyung schade. Schließlich hatte Tae sich letzte Woche schon von ihm entfernt und vielleicht wollte er solch eine Nähe nicht zulassen. Es war ihm bestimmt unangenehm. Enttäuscht von sich selbst, richtete Jungkook sich noch immer etwas verschlafen im Bett auf ehe er die wirren Gedanken über Bord warf und sich ins Badezimmer begab.
Unter der Dusche quälten ihn die gleichen Schuldgefühle und seine Wangen erröteten bei dem Gedanken daran wie sich Taehyungs Brust gegen seinen Rücken schmiegte. Welch warmes, kribbelndes Gefühl ihn doch dabei ergriff. Peinlich berührt, vergrub er das Gesicht in seinen Händen. Wieso hatte es sich so gut angefühlt? Das sollte so nicht sein!
Plötzlich klopfte es an der Tür und eine tiefe, ihm nur allzu vertraute Stimme, riss ihn aus seinen Gedanken: „Kookie? Du bist wach! Super, ich habe dir Frühstück hochgebracht, weil wir anderen alle schon gegessen haben." Augenblicklich verzogen sich die Mundwinkel des Jüngsten nach oben. Schnell drehte er das Wasser ab und hüpfte aus der Dusche. In seinen neuen Sachen betrat er nun wieder gut gelaunt das Hotelzimmer. Taehyung ging ihm also nicht erneut aus dem Weg, nein, er sorgte sich sogar um ihn und brachte ihm Frühstück ans Bett. Jetzt fragte er sich wie in ihm die vorherigen Zweifel überhaupt aufgekommen sind. Schließlich waren sie doch schon immer beste Freunde und konnten sich aufeinander verlassen. Wieso dann nicht auch nebeneinander, Arm in Arm, im Bett schlafen - ist doch nichts dabei.
„Geht's dir wieder besser?", fragte der Rothaarige sofort, als Jungkook das Zimmer betrat. Dabei legte sich seine Stirn in Falten und sein Blick wanderte besorgt zu seinem Zimmergenossen. „Ja, Tae! Mir geht es gut. Es war nur ein Traum, du hattest recht", gab der Jüngere mit einem aufgesetzten Lächeln von sich. Denn eigentlich plagten ihn die Erinnerungen immer noch. Wie die Kruste einer Wunde, juckten sie auf seiner Haut und er konnte dem Drang, die Wunde aufzukratzen, kaum widerstehen. Doch dann würde es nur noch schlimmer werden. Deshalb schüttelte er schnell den Kopf, setzte sich auf den kleinen Sessel neben dem Holztisch an der Fensterfront und biss herzhaft in das Croissant vor ihm. Essen war schon immer eine gute Ablenkung.
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Taehyung
Das erste Konzert in Amerika begann einfach bombastisch. Direkt zu Anfang riss die Band alle Fans mit dem Intro zu ‚Idol' von den Stühlen. Die Armybombs wippten nur so im Takt der Musik und das Gekreische übertönte sogar die eigenen Beats. Wow. Schnell schritt das Konzert voran, bis es schließlich zu den ersten Solo-Auftritten kam. Für Taehyung bedeutete das – Pause. Er lief also schnell von der Bühne, um etwas Luft zu holen und sein Make-up auffrischen zu lassen. Dann nahm er sich eine Banane und schlang diese schon fast herunter. Denn er wusste, dass J-Hopes Auftritt nicht mehr lange dauern würde und er wollte unbedingt Jungkooks Auftritt sehen. Die anderen ließen sich gerade in ein paar Stühle fallen, um ihren Puls herunter zu fahren und neue Kraft zu tanken. Auch wenn Taehyungs Körper ebenfalls danach schrie, sich hinzusetzen und die Beine ein wenig zu entlasten, sein Herz sagte ihm da etwas ganz anderes. Er musste ihn einfach sehen.
Mit den Bildern von letzter Nacht begab er sich also zum Rand der Bühne. Er lehnte sich etwas an der Wand, welche das Bühnenbild einrahmte, vor und ließ seinen Blick gespannt zur Mitte der Bühne gleiten. Noch lag eine alles einnehmende Dunkelheit über dieser. Doch langsam richteten sich die Scheinwerfer auf die Mitte und dann erklang er, der erste, zarte Ton aus Jungkooks Kehle. Von dieser ersten Sekunde an, platzierte sich eine Gänsehaut auf Taehyungs Körper. Er lauschte gespannt und konnte keinesfalls leugnen, dass er diese Stimme liebte. Er liebte das schmervolle, zerbrechliche und gleichzeitig so starke und kraftvolle in Jungkooks Stimme. Seine Augen verfolgten jede einzelne und noch so kleine Bewegung des Schwarzhaarigen. Jede Kurve, jeden Sprung, jede Anspannung der Muskeln an dem attraktiven Körper – nichts blieb dem Älteren verborgen. Es war keine einfache Choreografie und Taehyungs Mund klappte leicht auf. Vollkommen fasziniert von seinem Freund vergaß er einfach alles um sich herum, auch dass das nächste Lied ‚I Need U' wieder von der ganzen Band, also auch von ihm, performt werden würde.
Immer noch mit offenem Mund dastehend und den Sänger beobachtend, spürte er plötzlich eine kleine Hand auf seiner Schulter. Jimin stand nun grinsend hinter ihm und sobald er das heftige Zusammenzucken Taehyungs bemerkte, wurde sein hämisches Grinsen nur noch breiter. „Ich wollte dich nicht aus deinen Träumen reißen, aber du Spanner solltest dich mal bereit machen", höhnte der Kleine. Taehyung wandte sich nun gänzlich dem Blonden zu und erwiderte genervt: „Ich habe nicht gespannt. Ich wollte nur Jungkooks Auftritt sehen." Jimin fing daraufhin leise an zu kichern: „Ja klar, Kim Taehyung! Weil du ja auch noch nie die Gelegenheit dazu hattest, nicht wahr?" Taehyungs Miene verdunkelte sich automatisch und mit einem Mal schlug er Jimins Hand kräftig von seiner Schulter. „Du mich auch, Jimin!", raunte er ihm noch zu ehe er beleidigt davon stapfte.
Den ganzen Rest des Konzerts setzte er einfach nur seine gespielt fröhliche Miene auf und ignorierte sowohl den Schwarzhaarigen, als auch den Blonden. Dabei überschlugen sich seine Gedanken immer wieder wie ein Strudel, welcher ihn weiter in die Tiefe des Meeres zog. Er wusste, dass das zu viel war. Das alles. Er durfte den Jungen nicht so ansehen, er durfte ihn nicht in der Nacht an seinen warmen Körper ziehen, er durfte nicht so oft an ihn denken, er durfte einfach nicht so für ihn empfinden. Aber je mehr er sich in diese Bedenken hineinsteigerte, desto mehr wurde ihm auch bewusst, dass es bereits zu spät war. Er würde es nicht mehr ändern können. Er könnte davonrennen, aber es würde nichts nützen. Er würde es nicht mehr ändern können, dass er sich in seinen besten Freund verliebt hatte. Ja, es stimmte. Er, Kim Taehyung, war ein vollkommen hirnloser, holzköpfiger Idiot und hatte sich in seinen besten Freund verliebt. Und damit würde es nie mehr so sein wie früher.
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